Behaviorismus: Kritik für seine Einseitigkeit

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Burrhus Frederic Skinner hat den Behaviorismus in den 1950er Jahren stark geprägt.

Behaviorismus ist eine Verhaltensforschung (behave = verhalten) und beobachtet die Reaktionen von Organismen auf Reize.

B. F. Skinner war der Bekannteste der Behavioristen und wurde posthum von der American Psychological Association als bedeutendster Psychologe des vergangenen Jahrhunderts bezeichnet – noch vor Freud und Watson.

Was ist Behaviorismus?

Im Behaviorismus wird das Verhalten von Menschen betrachtet. Der Kern der Annahme und Untersuchungen ist, dass auf jeden Reiz eine Reaktion folgt. Dieses Schema kann beobachtet und abstrahiert werden – aus ihm können Gesetzmäßigkeiten vorhergesagt und Verhalten modifiziert werden.

Dabei werden allerdings keine inneren, zentralnervösen oder physiologischen Aspekte beachtet. Das komplexe Wirken des Gehirns wird zwar nicht geleugnet, spielt im Behaviorismus aber keine Rolle.

Introspektion, eine Methode der Selbstbeobachtung, wird im Rahmen des Behaviorismus gänzlich abgelehnt, da die Ergebnisse verfälscht sein können und zu subjektiv sind.

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Weitere Vertreter des Behaviorismus sind Edward Lee Thorndike, John Watson, Iwan Pawlow und Clark Hull. Skinner ist dem radikalen Behaviorismus zuzuordnen.

Weshalb Kritik am Behaviorismus geübt wird

Seit seinen Anfängen steht der Behaviorismus in der Kritik, insbesondere der radikale Behaviorismus von Skinner. So kritisieren in erster Linie kognitive Psychologen die Reduktion von Verhalten als bloße beobachtbare Reaktion auf einen Reiz.

In der kognitiven Psychologie, die das komplette Gegenteil des Behaviorismus darstellt, wird das Verhalten eines Menschen durch komplexe kognitive Prozesse geleitet. Denkprozesse, Einordnung der Information in Bezug auf Gelerntes, Informationsverarbeitung, Anwendung des Verhaltens und die Konsequenzen, die auf ein Verhalten folgen, spielen hierbei eine Rolle.

Im Behaviorismus wird die Rolle des Gehirns völlig vernachlässigt. Es wird als Black Box bezeichnet, in der komplexe Prozesse ablaufen, auf die aber nicht weiter eingegangen wird.

Weitere Kritikpunkte im Rahmen des Behaviorismus

Des Weiteren steht der Behaviorismus in der Kritik, da Ergebnisse aus Versuchen mit Tieren analog auf den Menschen übertragen wurden und der Mensch somit auf ein niederes Lebewesen ohne komplexe Gedanken reduziert wird.

Der Gestalttheoretiker Kurt Goldstein hat schon früh (1934) während der Arbeit mit hirngeschädigten Soldaten des ersten Weltkriegs herausgefunden, dass im Organismus keine isolierten Reiz-Reaktions-Vorgänge passieren. Der Organismus reagiert immer als Ganzes.

Trotz dieser frühen Zweifel am Behaviorismus konnte sich diese Disziplin bis in die 1960er Jahre weiterentwickeln und wurde erst im Laufe der 1970er Jahre von immer stärker aufkeimenden kognitiven Ansätzen abgelöst.

Jedoch werden auch heute noch Erkenntnisse aus der behavioristischen Forschung in der Psychotherapie, insbesondere der Verhaltenstherapie, angewendet.