4 Kriterien, wie Sie einen Jahresbericht richtig lesen
Für Anleger, die bereits in Aktien investieren, sind Jahresberichte ebenso interessant wie für Neu-Aktionäre. Jahresberichte geben Aufschluss darüber, wie es um ein Unternehmen bestellt ist. Dadurch können im Vergleich zu den Vorjahren Tendenzen und Quoten zum Wachstum berechnet und auch mögliche Zukunftstrends abgelesen werden.
Allerdings sind Jahresberichte häufig so umfangreich und intransparent, so dass die wenigsten Aktionäre wissen, wie sie einen Jahresbericht richtig lesen. Zudem werden sie oft von den Unternehmen geschönt, damit diese besser dastehen.
Um die für das eigene Anlageverhalten wichtigen Kennzahlen herauszulesen, muss nicht der komplette Jahresbericht durchgearbeitet werden. Schon wenige Zahlen verraten Anlegern, wie die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens wirklich aussieht.
Dazu gehören neben der Bilanzsumme unter anderem auch die Eigenkapitalquote eines Unternehmens und der Cash-Flow, denn diese Zahlen können im Gegensatz beispielsweise zum Gewinn nicht manipuliert werden.
1. Schon wenige Zahlen reichen aus, um einen Jahresbericht richtig zu lesen
EBIT (der Gewinn vor Zinsen und Steuern) oder EBITDA (der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) sind zwei Begriffe, die im Zusammenhang mit Unternehmenskennzahlen häufig auftauchen. Viele Experten halten diese Zahlen als Erfolgsindikator für ein Unternehmen für überbewertet, da die Unternehmen selbst bestimmen können, wie sie diese Größen berechnen.
So können beispielsweise die Auflösung von Rückstellungen oder Ab- und Zuschreibungen für ein verfälschtes Bild sorgen. Dennoch ist der Gewinn eine wichtige Größe, die Anleger beachten sollten.
Entscheidend ist aber zunächst die Eigenkapitalquote, die aussagt, ob ein Unternehmen ausreichend durch Eigenkapital finanziert ist. In Relation zur Bilanzsumme sagt das Eigenkapital etwas darüber aus, wie wirtschaftlich stabil eine Firma arbeitet. Liegt bei Unternehmen die Eigenkapitalquote über Jahre unter 20%, kann ein Investment als riskant gelten.
2. Durch Einbezug des Börsenwertes können Sie die Aktienrendite herauslesen
Das Eigenkapital in Relation zum Börsenwert zu setzen ist ein weiterer Weg, um die Rentabilität eines Unternehmens festzustellen. Die Zahl, die bei dieser Berechnung herauskommt, entspricht der Rendite einer Aktie.
Schafft es ein Unternehmen nicht, über mehrere Jahre eine Rendite von 10 % zu erwirtschaften, dann können Investitionen als risikoreich angesehen werden. Allerdings tragen auch dazu noch andere Faktoren bei, weshalb ein Unternehmen immer im Gesamtkontext betrachtet werden sollte.
3. Der Cash-Flow sagt etwas über die Liquidität eines Unternehmens aus
Auch der Cash-Flow eines Konzerns kann ein Zeichen für wirtschaftliche Stabilität sein. Für Privatanleger ist besonders der Cash-Flow aus dem laufenden Geschäft interessant, der zeigt wie viel ein Unternehmen in seinem operativen Geschäft verdient hat. Er spiegelt die Differenz zwischen betrieblichen Einzahlungen und Auszahlungen wider und kann vom Unternehmen nicht geschönt werden.
Sind die Ausgaben höher als die Einnahmen, ist der Cash-Flow negativ. Hat ein Unternehmen langfristig einen negativen Cash-Flow, führt das zu Zahlungsunfähigkeit. Bei Unternehmen mit einem negativen Cash-Flow sollten Anleger daher besonders vorsichtig sein.
4. Vergleichen Sie den Cash-Flow mit dem Unternehmensgewinn
Den Cash-Flow nun mit dem reinen Gewinn eines Unternehmens zu vergleichen macht beim Lesen eines Jahresberichts ebenfalls Sinn. Steigt beispielsweise der Gewinn eines Unternehmens im Vergleich zum Vorjahr an, der Cash-Flow bleibt aber gleich, so kann das für eine progressive Bilanzpolitik sprechen. Das bedeutet, dass Unternehmen ihre Vermögenslage tendenziell besser darstellen als sie in Wirklichkeit ist, was Anleger zu falschen Schlussfolgerungen bringen kann.
Entstehen kann diese wachsende Differenz zwischen Gewinn und Cash-Flow dadurch, dass der Gewinn durch verminderte Abschreibungen oder die Auflösung von Rückstellungen künstlich erhöht wird, aber keine tatsächliche Erhöhung liquider Mittel stattgefunden hat. Privatanleger sehen anhand dieser Relation, wie viel ein Unternehmen gewonnen und wie viel davon tatsächlich in die Kassen geflossen ist. Entwickeln sich diese beiden Beträge über einen langen Zeitraum unterschiedlich voneinander, sollte dies ein Warnsignal sein.
Was Anleger beim Lesen eines Jahresberichts beachten sollten
Um einen Jahresbericht richtig zu lesen, dürfen sich Anleger nicht von Intransparenz täuschen und von geschönten Zahlen blenden lassen. Den Cash-Flow zu betrachten ist zur Bewertung eines Unternehmens beispielsweise besonders wichtig, da dieser Wert nicht durch Bilanzpolitik beeinflusst werden kann. Auch die Eigenkapitalquote trifft eine Aussage darüber, wie es um ein Unternehmen bestellt ist. Dafür werden Eigenkapital und Bilanzsumme in Relation gesetzt.
Anhand dieser wenigen Werte können Anleger bereits feststellen, ob ein Aktienkauf risikobehaftet sein könnte. Natürlich lohnt auch ein Blick auf Gewinne und Umsätze, allerdings sind diese Zahlen insofern manipulierbar, dass sie für sich alleine stehend wenig Aussagekraft haben. Unveränderliche Werte wie der Cash-Flow sollten unbedingt berücksichtigt werden, um Fehlinvestitionen zu vermeiden.