Bilanzgewinn: Definition und Berechnung leicht erklärt

Inhaltsverzeichnis

Eine Bilanz, die den wirtschaftlichen Erfolg einer Aktiengesellschaft (AG) dokumentiert, enthält viele trockene, aber auch spannende Zahlen. Darunter findet sich beispielsweise der Bilanzgewinn.

Dieser ist vor allem für die Anteilseigner wichtig. Denn der Bilanzgewinn ist laut Definition der Betrag, den die Aktionäre von der Gesellschaft maximal ausgeschüttet bekommen.

Das heißt aber nun nicht, dass die Aktiengesellschaft den gesamten Gewinn an die Aktionäre weitergibt.

Der Bilanzgewinn wird nämlich lediglich vom Jahresüberschuss abgeleitet, dem Ertrag, der nach sämtlichen Aufwendungen den tatsächlichen Gewinn einer AG darstellt.

Beschließt nun beispielsweise eine AG, einen Teil des Jahresüberschusses zur Eigenkapitalerhöhung in Rücklagen einzustellen, schmälert dies automatisch die mögliche Ausschüttung. Damit ist der Bilanzgewinn geringer als der Jahresüberschuss.

Wie wird der Bilanzgewinn berechnet?

Wenn eine Aktiengesellschaft einen Bilanzgewinn ausweist, hat das wenig mit dem tatsächlichen Gewinn des Unternehmens gemein.

Der Bilanzgewinn ist lediglich der letzte Posten, der übrig bleibt, nachdem vom Jahresüberschuss noch einige Posten abgezogen oder sogar dazu addiert wurden.

Der Bilanzgewinn ergibt sich daher erst, nachdem diese Werte berücksichtigt wurden: der Gewinn- oder Verlustvortrag, Entnahmen aus Kapitalrücklagen, Entnahmen aus Gewinnrücklagen und Einstellungen in Gewinnrücklagen.

Damit ergibt sich folgende Übersicht:

Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag

_________________________________________

+/- Gewinn- oder Verlustvortrag aus dem Vorjahr

+ Entnahme aus Kapitalrücklage

+ Entnahme aus Gewinnrücklage

– Einstellung in Gewinnrücklage

_________________________________________

= Bilanzgewinn / Bilanzverlust

Ist der Bilanzgewinn höher als der eigentliche Gewinn des Unternehmens (Jahresüberschuss), wurden lediglich die Gewinne aus den vorhergehenden Perioden herangezogen, um so ein attraktiveres Ergebnis für die Aktionäre zu schaffen.

Denn die Aktionäre können dadurch eine höhere Dividende erhalten. Gleichzeitig kann eine AG mit einem höheren Bilanzgewinn auch die Schwächen eines erfolglosen Geschäftsjahres kaschieren.

Fällt der Bilanzgewinn hingegen niedriger aus als der Jahresüberschuss, so wurden die Verluste aus der vergangenen Periode gedeckt oder die AG nahm einen Teil des Gewinns, um Rücklagen zu bilden.

Beispielrechnung eines Bilanzgewinns   

Die Aktiengesellschaft „Glück gehabt“ erwirtschaftete in der abgelaufenen Geschäftsperiode beispielsweise einen Jahresüberschuss von 20.000.000 €. Dabei muss es aber einen Verlust aus der Vorperiode von 3.000.000 € ausgleichen.

Damit die Aktionäre diesen Verlust über eine niedrigere Dividende nicht zu spüren bekommen, entnimmt der Vorstand noch 5.000.000 € aus den Kapitalrücklagen und 3.000.000 € aus den Gewinnrücklagen.

Daher ergibt sich folgender Bilanzgewinn:

20.000.000   €

_________________________________________

–  3.000.000  €

+ 5.000.000  €

+ 3.000.000  €

–  0                €

_________________________________________

= 25.000.000 €

Der Bilanzgewinn der „Glück gehabt AG“ von 25.000.000 € liegt deutlich über dem Jahresüberschuss von 20.000.000 €. Der Vorstand kann nun auf der Hauptversammlung einen Bilanzgewinn von 25.000.000 € vorweisen.

Bei dieser Zusammenkunft der Aktionäre wird über die Verwendung des Bilanzgewinns entschieden. In der Regel erhalten die Aktionäre diesen als Dividende.

Die Krux mit dem Bilanzgewinn

Der Bilanzgewinn ist einerseits für den Aktionär bedeutend, da er die Höhe seiner Dividende bestimmt. Andererseits sagt der Bilanzgewinn nichts über die Stärke des Unternehmens aus.

Denn der Bilanzgewinn kann beispielsweise über den Posten „Entnahme aus Kapitalrücklagen“ ein schwaches Jahresergebnis gut kaschieren, um so Aktionäre bei Laune zu halten.

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Deutsche Telekom. Sie zahlt ihren Aktionären jährlich hohe Dividenden.

Doch dies geschieht nicht, weil das Jahresergebnis überaus gut ist, sondern weil sich das Unternehmen aus den Rücklagen des Konzerns bedient und so die Aktionäre befriedigt.