Eigenkapitalquoten in Deutschland: Banken und Unternehmen im Vergleich
Die Eigenkapitalquoten in Deutschland unterscheiden sich aus vielerlei Gründen sowohl zwischen Banken und Unternehmen als auch bei Kapital- und Personengesellschaften.
Im internationalen Vergleich können sie trotz Anstrengungen bei der Rekapitalisierung nicht mithalten.
Eigenkapitalquoten in Deutschland und international
Von vielen Stellen werden Eigenkapitalquoten in Deutschland erfasst, analysiert und publik gemacht.
Dazu gehören unter anderem der BDI (Bund Deutscher Industrieunternehmen) und der DSGV (Deutsche Sparkassen und Giroverband).
Der DSGV führt regelmäßig eine Analyse mittelständischer Betriebe durch.
Die Ergebnisse, in der “Diagnose Mittelstand 2013“ zusammengefasst, sind seit Februar 2013 beim Verband und Sparkassen abrufbar.
Die Eigenkapitalquote erfasster Unternehmen liegt demnach 2011 bei rund 20%.
Mehr zum Thema: Aussagekraft der Eigenkapitalquote
Der BDI hat in einer Befragung die Eigenkapitalquote für industrielle Familienunternehmen ermittelt.
Mit 38% ist diese im Vergleich mit anderen Unternehmen sehr hoch.
Angaben zur Eigenkapitalausstattung liefern auch veröffentlichte Jahresberichte von Personen- und Kapitalgesellschaften.
Sehr einfach sind die Eigenkapitalquoten einzelner börsennotierter Gesellschaften auf gängigen Finanzportalen abrufbar.
Im internationalen Maßstab schneiden die durchschnittlichen Eigenkapitalquoten in Deutschland nicht so gut ab.
Viele Unternehmen in den USA finanzieren sich zu mehr als 50% mit Eigenkapital.
Im europäischen Durchschnitt liegt die Eigenkapitalquote bei mindestens 35%. Unternehmen gelten als solide, wenn deren Eigenkapitalquote bei 30% und darüber liegt.
Banken in Deutschland – Eigenkapitalquote
Im Zuge der jüngsten Finanzkrise hat die Krisenanfälligkeit und Pleite von Banken zu verschärften Eigenkapitalregeln für Kreditinstitute zur EU-Richtlinie Basel-III geführt.
Europäische Banken sind Ende 2012 im Vergleich mit US-amerikanischen Finanzhäusern mit geringen Reserven ausgestattet, obwohl viele Kreditinstitute auf eine außerordentliche Rekapitalisierung verweisen.
Einige Finanzexperten bemängeln, dass sich Geldinstitute trotz strengerer Finanzregeln gesund rechnen können.
Banken würden mit nicht realisierten Gewinnen Vermögenswerte aufblähen, wodurch die Eigenkapitalquote in die Höhe schießt.
Die bilanzielle Eigenkapitalquote größerer deutscher Banken liege demnach nur bei etwa 2%.
Die harte Kernkapitalquote soll im Laufe des Jahres 2013 auf 4,5% steigen.
Verglichen mit den Zahlen nichtfinanzieller Unternehmen, ist dieser Wert sehr gering.
Deren Bilanzsumme weist oftmals das Zwei- bis Dreifache des Eigenkapitals auf.
In einigen Fällen erreicht beziehungsweise übersteigt die Eigenkapitalquote die Marke von 50%.
Basel III – Auswirkungen auf Eigenkapitalquoten
Für Banken ist die beschlossene Umsetzung mit einigen Änderungen der Anforderungen hinsichtlich der Eigenkapitalausstattung verbunden.
Von 2% Eigenkapital im Jahr 2012 soll die Quote bis 2019 auf 7% steigen.
Systemrelevante international aufgestellte Kreditinstitute müssen bis zu 10,5% Eigenkapital erreichen. In Deutschland betrifft das Deutsche Bank.
Die Commerzbank gilt als wichtig für das nationale Finanzsystem. Sie muss eine Eigenkapitalquote von 9% erreichen.
Mehr zum Thema: Basel III – Auswirkungen auf Bankaktien
Fazit: Nicht wenige Finanzexperten verweisen darauf, dass sich die Politik bei ihren Entscheidungen auf die Risikomodelle der Banken verlassen muss.
Die würden selbst ausrechnen, wie hoch das notwendige Eigenkapital ausfällt.
Die Eigenkapitalquoten in Deutschland sollten für Unternehmen 30 bis 35%, für Banken mindestens 20 bis 25% betragen.