Interpretation der Eigenkapitalquote – Beruhigungspuffer für Anleger
Investoren suchen für ihre Kapitalanlagen Sicherheiten bzw. investieren nur in bonitätsstarke Unternehmen. Um diese herauszufinden, nutzen Investoren Kennzahlen der fundamentalen Marktanalyse, dazu zählt beispielsweise die Eigenkapitalquote.
Diese drückt die Finanzstärke und die Unabhängigkeit eines Unternehmens von Kreditinstituten aus. Die Eigenkapitalquote errechnet sich aus dem Verhältnis Eigenkapital zu Gesamtkapital. Damit wird der Teil der Bilanz dargestellt, der nicht vom Fremdkapital abgedeckt ist.
Auf diese Weise beschreibt die Kennzahl die Kapitalstruktur von Unternehmen. Im Allgemeinen ist daher festzuhalten: Je höher die Eigenkapitalquote ausfällt, umso höher ist auch die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu werten.
Eigenkapital – Teil der Gesamtbilanz
Eine Gesamtbilanz setzt sich aus dem Eigenkapital und dem Fremdkapital zusammen. Als Eigenkapital werden dabei sowohl das gezeichnete Kapital, ausstehende Einlagen auf gezeichnetes Kapital, Gewinnrücklagen, Kapitalrücklagen als auch Rücklagen für eigene Anteile bezeichnet.
Vereinfacht gesagt, stellt das Eigenkapital den Teil der Bilanz dar, der nach Abzug der Schulden übrig bleibt.
Die Eigentümer eines Unternehmens nutzen dieses Kapital, um eine Finanzierung mit Fremdkapital zu ermöglichen oder belassen es als erwirtschafteten Gewinn im Unternehmen. Demnach dient das Eigenkapital als Sicherheitspolster für Gläubiger oder für spätere Investitionen.
Wie hoch muss die Eigenkapitalquote sein?
Der Value-Investor Benjamin Graham (1894 – 1976) hielt seinerzeit eine Eigenkapitalquote von mehr als 50 Prozent für notwendig, um in ein Unternehmen zu investieren. Heutzutage erreicht eine Vielzahl großer Industriebetriebe diese Quote nicht mehr.
Mittlerweile bezeichnet man Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von größer als 30 Prozent bereits als sehr solide finanziert.
Aktiengesellschaften mit einer Quote von 20 bis 30 Prozent gelten ebenfalls noch als gut finanziert, während ein Unternehmen mit weniger als 20 Prozent als unterfinanziert deklariert wird. Investoren sollten daher von Gesellschaften mit einer Eigenkapitalquote von unter 20 Prozent absehen.
Hohe Eigenkapitalquote = Sicherheit
Wenn ein Unternehmen eine hohe Eigenkapitalquote hat, senkt dies das Insolvenzrisiko. Denn hat ein Unternehmen genügend eigenes Kapital, kann es Verluste, die in schwierigen Wirtschaftsphasen entstehen können, leichter kompensieren.
Zusätzlich stärkt eine hohe Eigenkapitalquote die Bonität eines Unternehmens. Dadurch können die Firmen bei Banken weitere Kredite zu niedrigen Konditionen aufnehmen und daraufhin Investitionen durchführen.
Niedrige Eigenkapitalquote = Risiko, aber höhere Rendite
Verzeichnen Gesellschaften eine sehr niedrige Eigenkapitalquote, so leidet die Bonität des Unternehmens deutlich. Sie erhalten dann seltener Kredite, um Investitionen tätigen zu können.
Gewähren Kreditinstitute doch einen Kredit, dann meist zu sehr schlechten Konditionen mit hohen Zinssätzen, sodass sich eine weitere Investition für das Unternehmen kaum rentiert.
Des Weiteren lassen sich schwache Marktphasen mit einer geringen Eigenkapitalquote viel schlechter bzw. gar nicht überbrücken. Letztendlich muss das Unternehmen möglicherweise Insolvenz anmelden.
Ein positiver Effekt einer Senkung der Eigenkapitalquote ist hingegen, dass sich die Eigenkapitalrendite erhöht – sofern die Gesamtkapitalrendite über den Fremdkapitalkosten liegt.
Eigenkapitalquote berechnen
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