Langfristiges Fremdkapital: 5 Jahre als Grenzmarke

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Ein Unternehmen arbeitet in der Regel hauptsächlich mit eigenem Kapital bzw. Eigenkapital. Allerdings besteht zum Beispiel auch die Möglichkeit, das Geld von Anlegern zu nutzen, die in das Unternehmen investieren. In diesem Fall spricht man vom sogenannten Fremdkapital. Dieses Kapital steht dem Unternehmen allerdings nicht unbegrenzt zur Verfügung, sondern nur über einen bestimmten Zeitraum – entweder kurz-, mittel- oder langfristig.

Besonders als Anleger, aber auch als Unternehmer lohnt es sich daher zu wissen, ab wann Fremdkapital langfristig ist und welche Besonderheiten damit – für Geldgeber und Unternehmen – einhergehen.

Fremdkapital: Definition und Merkmale

Das Fremdkapital wird im Rahmen der Bilanz auf der Passivseite angegeben (Passiva). Es umfasst also die Schulden des Unternehmens bzw. die Mittel, die nicht vom Unternehmen oder dessen Inhabern bereitgestellt worden sind, sondern von fremden Geldgebern. Dabei gibt es verschiedene Arten von Schulden, namentlich die Verbindlichkeiten und die Rückstellungen.

Zu den Verbindlichkeiten zählen zum Beispiel Lieferantenkredite oder Darlehen von Banken und von Aktionären. Während dabei die genaue finanzielle Belastung und der Eintrittszeitpunkt bekannt sind, ist dies bei den Rückstellungen nicht der Fall.

Zu den Rückstellungen zählen beispielsweise Steuerzahlungen für das ablaufende Geschäftsjahr oder Pensionsrückstellungen, also Kosten für spätere Pensionszahlungen an die Beschäftigten.

Im Allgemeinen gibt es verschiedene Merkmale für Fremdkapital. So muss die Überlassung des Kapitals befristet, also eine bestimmte Laufzeit von Darlehen oder Kredit vorgegeben sein.  Außerdem haben die Kapitalgeber bzw. Gläubiger Anspruch auf die Tilgung der Schulden und in der Regel zusätzlich noch auf Zinsen (z.B. bei einer Anleihe). Allerdings räumt dieser Anspruch den Gläubigern keine Mitwirkungsrechte bei der Leitung des Unternehmens ein, im Gegenzug übernehmen die Gläubiger keine Haftung.

Langfristiges Fremdkapital im Vergleich

Die Unterscheidung in kurz-, mittel- und langfristiges Fremdkapital ist relativ simpel. Unter kurzfristigem Fremdkapital versteht man alle Mittel, die innerhalb eines Jahres ausgeglichen werden müssen. Dazu zählen zum Beispiel offene Lieferantenrechnungen. Innerhalb von 1 bis 5 Jahren muss dann das mittelfristige Fremdkapital zurückgezahlt werden, wie etwa ein Fälligkeitskredit mit einer Laufzeit von 4 Jahren.

Die Laufzeit von langfristigem Fremdkapital schließlich beträgt mehr als 5 Jahre und umfasst damit Pensionsrückstellungen, Anleihen oder auch Bankdarlehen. Diese Art von Fremdkapital wird meistens von größeren Unternehmen aufgenommen, da insbesondere hohe Bankdarlehen lediglich an Schuldner mit sehr guter Bonität vergeben werden.

Oftmals wird dieses Kapital nicht nur für größere Unternehmensprojekte, sondern auch für Investitionen in Werte des Anlagevermögens genutzt. So versucht das Unternehmen, mithilfe der Abschreibungen dieser Werte die Schulden zu tilgen.

Im Falle einer Insolvenz gilt: Fremd- vor Eigenkapital. Das bedeutet, dass zunächst das Fremdkapital bzw. die Gläubiger und danach erst das Eigenkapital bzw. die Eigentümer bedient werden – eine wichtige Information für alle Anleger, die auch Gläubiger eines Unternehmens sind.