Private Equity & Venture Capital: Investments mit Chancen und Risiken

Private Equity & Venture Capital: Investments mit Chancen und Risiken
adobe stock - photon_photo
Inhaltsverzeichnis

Die große Mehrheit aller Privatanleger nutzt standardisierte Anlageformen, wie zum Beispiel Festgelder, Anleihen oder Aktien. Insbesondere Investoren mit etwas mehr Kapital wollen häufig jedoch alternative Investmentarten in Anspruch nehmen, um möglichst eine sehr gute Rendite zu erzielen, aber auch eine interessante Kapitalanlage zu haben. In dem Zusammenhang gibt es das sogenannte private Beteiligungskapital.

In dieser Rubrik werden in erster Linie zwei Varianten unterschieden, nämlich zum einen Private Equity und zum anderen Venture Capital. In unserem zum Beitrag möchten wir näher auf diese zwei äußerst interessanten Formen des Investments eingehen. Wir erläutern unter anderem, was Private Equity & Venture Capital sind, worin Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede existieren und welche Chancen und Risiken Sie bei dieser Form der Kapitalanlage beachten sollten.

Was bedeutet Private Equity?

Bei private Equity handelt es sich um privates Beteiligungskapital. Kennzeichnend ist vor allem, dass es um außerbörsliches Eigenkapital geht, welches in aller Regel von privaten Investoren stammt. Der jeweilige Kapitalgeber beteiligt sich also nicht über die Börse an dem Unternehmen, indem er zum Beispiel Anleihen oder Aktien erwirbt. Stattdessen verleiht er sein Geld in Form einer Beteiligung direkt an das entsprechende Unternehmen, in welches er investieren möchte.

Wichtig zu betonen ist, dass es beim Private Equity immer um privates Beteiligungskapital in Form von Eigenkapital geht. Der Investor behält dementsprechend oft bestimmte Rechte und ist kein Gläubiger, wie es zum Beispiel bei Banken nach dem Bereitstellen eines Darlehens der Fall wäre. Daraus resultiert auch, dass die entsprechenden Beteiligungen sehr individuell ausgestaltet sein können.

Was bedeutet Venture Capital?

Zwischen Private Equity und Venture Capital (VC) gibt es sowohl zahlreiche Gemeinsamkeiten als auch einige Unterschiede. Venture Capital ist ebenfalls privates Beteiligungskapital, welches außerhalb der Börse zur Verfügung gestellt wird. Im Unterschied zum Private Equity wird allerdings beim Venture Capital häufig vom sogenannten Risiko- oder Wagniskapital gesprochen. Das Venture Capital lässt sich durch einige Eigenschaften zum Investment mittels Private Equity abgrenzen, wie zum Beispiel:

  • Investitionen vorwiegend in neu gegründete und sehr junge Unternehmen
  • Hohes Risiko
  • Optional: Bereitstellung von Know-how durch Investor
  • Investoren nutzen eher selten Mitspracherecht und greifen oftmals nicht ins operative Geschäft ein

Wenn man so möchte, dann ist Venture Capital im Prinzip eine Unterform des Private Equity, weil sich die Investoren vor allem auf sehr junge und damit ebenfalls sehr riskante Unternehmen konzentrieren.

adobe stock - Genestro

Was sind die Ziele beim privaten Beteiligungskapital?

Sowohl im Bereich Private Equity als auch Venture Capital handelt es sich bei den Akteuren oftmals um sogenannte Finanzinvestoren. Das sind selten Einzelpersonen, es sei denn, es handelt sich um äußerst vermögende Privatpersonen mit einem Investitionskapital von mindestens 10 Millionen Euro. Darüber hinaus sind es in erster Linie Fonds und andere Institutionen, die als Finanzinvestoren auftreten. Bei den Zielen der Investoren gibt es ebenfalls Gemeinsamkeiten zwischen Private Equity und Venture Capital. In beiden Fällen möchten die Anleger nämlich ihre Beteiligung früher oder später wieder mit einem möglichst hohen Gewinn veräußern.

Es geht also sowohl beim Venture Capital als auch beim Private Equity nicht um eine sehr langfristige Investition und dass die Investoren eventuell sogar über Jahrzehnte hinweg am Unternehmen beteiligt bleiben. Stattdessen findet normalerweise der Verkauf der Beteiligung schon nach drei bis fünf Jahren statt, wenn das Unternehmen nämlich die erhofften Gewinne generiert. Etwas seltener sind die sogenannten strategischen Investoren. Dieses streben tatsächlich eine sehr lang anhaltende Beteiligung an dem jeweiligen Unternehmen an und planen manchmal sogar eine komplette Übernahme.

Oftmals steckt das Ziel dahinter, Synergie-Effekte zu nutzen im Hinblick auf andere Unternehmen, an denen die Investoren ebenfalls beteiligt sind oder welche diesen gehören. Zusammengefasst ist es also sowohl beim Private Equity als auch dem Venture Capital das Hauptziel der Investoren, möglichst gute Renditen zu erzielen. Das bedeutet naturgemäß auch, dass es dem entsprechenden Unternehmen möglichst gut gehen sollte. Aufgrund dieser Tatsache stellen Investoren nicht selten eigenes Know-how im Bereich Marketing oder in sonstigen Bereichen zur Verfügung.

Welche Renditen gibt es beim Private Equity und Venture Capital?

Diese Frage lässt sich kaum seriös beantworten, weil die erzielbare Rendite schlichtweg von jedem einzelnen Unternehmen abhängig ist, in welches der Investor sein Kapital fließen lässt. Tatsächlich existieren kaum Durchschnittsrendite, die an dieser Stelle genannt werden könnten, wie es zum Beispiel bei der Anlage in Aktien oder Rentenfonds der Fall wäre. Bei einem Investment in Form des Beteiligungskapitals können die Renditen daher lediglich im Bereich von wenigen Prozent liegen, aber auch mehr als 50 Prozent im Jahr betragen.

Es gibt demnach bei Private Equity und Venture Capital weder die Garantie auf einen bestimmten Ertrag noch lässt sich oft von Beginn an abschätzen, mit welchen Gewinnen der jeweilige Investor zum Beispiel nach den ersten drei Jahren rechnen kann. Ohnehin sollten Investoren an der Stelle beachten, dass sich die ersten Renditen – gerade im Bereich Venture Capital – meistens erst nach drei oder fünf Jahren ergeben. Etwas früher kann dies beim Private Equity passieren, da nicht vorwiegend in junge und erst gerade gegründeten Unternehmen investiert wird, sondern meistens in Firmen, die schon einige Jahre am Markt existieren.

Was sind die Risiken bei Private Equity & Venture Capital?

Venture Capital wird nicht umsonst als Risiko- oder Wagniskapitals bezeichnet. Das hängt damit zusammen, dass das Risiko für den Investor durchschnittlich betrachtet noch einmal etwas höher als beim Private Equity ist. Beide Formen des Beteiligungskapitals haben allerdings gemeinsam, dass jederzeit ein Totalverlustrisiko existiert. Da es sich aus Sicht des Investoren um Eigenkapital handelt, kann die Insolvenz des Unternehmens dazu führen, dass das gesamte Beteiligungskapital verloren ist.

Beim Venture Capital ist dieses Totalverlustrisiko noch einmal deutlich höher als beim Private Equity. Der Grund besteht darin, dass Investoren mit Venture Capital gezielt in erster kürzlich gegründete und damit noch sehr junge Unternehmen investieren. Statistisch betrachtet besteht allerdings bei solchen Firmen ein Risiko zwischen 30 und 50 Prozent, dass diese spätestens nach dem dritten Jahr der Geschäftstätigkeit aufgeben müssen. Investoren erhalten dann nur selten einen größeren Teil ihres angelegten Geldes wieder zurück.

Private Equity & Venture Capital: Abweichende Ausgestaltung des Investments

Einen Unterschied zwischen Private Equity und Venture Capital gibt es unter anderem darin, wie die Ausgestaltung der Beteiligung im Detail erfolgt. Typisch für Private Equity ist, dass es sich bei der Anlage oft um eine einzelne und gleichzeitig einzige Transaktion handelt. Der Investor stellt also einmalig zum Beispiel einen Betrag von 200.000 Euro zur Verfügung, der dann von der entsprechenden Gesellschaft verwendet werden kann. Auf diese einmalige Beteiligung bezieht sich dann auch die Gewinnausschüttung bzw. der Anteil, den der Investor in Händen hält. Im Gegensatz dazu gibt es beim Venture Capital meistens mehrere, sogenannte Finanzierungs- oder Investitionsrunden. Das bedeutet, dass es Unternehmen oftmals mehrere Investoren sucht, die jeweils Eigenkapital zur Verfügung stellen.

In welche Art von Unternehmen wird investiert?

Eine weitere Unterscheidung zwischen Private Equity & Venture Capital gibt es im Hinblick auf die Unternehmen, in die jeweils investiert wird. Typisch für eine Private Equity Beteiligung ist, dass sich der Investor vorwiegend für solche Firmen entscheidet, die schon seit einigen Jahren am Markt sind und eine gewisse Marktposition innehaben. Auch handelt es sich in der Regel um etablierte Branchen und nicht um Wirtschaftszweige, die zum Beispiel erst vor wenigen Jahren entstanden sind. Die Zahlen der entsprechenden Unternehmen sind oftmals bereits relativ stabil, wie zum Beispiel der Cashflow, der Jahresgewinn oder auch die Eigenkapitalquote. Aus diesem Grund konzentrieren sich Private Equity Investoren insbesondere auf die folgenden Unternehmensformen und Situationen:

  • Familienunternehmen
  • Mittelständische Unternehmen
  • Unternehmensnachfolge
  • Aussichtsreiche Unternehmen

Im Gegensatz zu Private Equity Investoren konzentrieren sich Anleger beim Venture Capital vorwiegend auf Unternehmen, die sich entweder noch in der Gründungsphase befinden oder deren Gründung erst kurze Zeit zurückliegt. Selten wird dabei in Firmen investiert, die schon mehr als zwei oder drei Jahre am Markt vertreten sind. Gerade das ist nämlich für die Investoren äußerst spannend, da das größte Wachstumspotenzial meistens innerhalb der ersten zwei Jahre besteht. Dafür ist die Investition mittels Venture Capital allerdings auch äußerst riskant, auch im direkten Vergleich mit Private Equity Beteiligungen.

Welchen Einfluss möchten Investoren nehmen?

Weiterhin lässt sich zwischen Private Equity & Venture Capital als Investments differenzieren, in welcher Form und in welchem Umfang die jeweiligen Investoren Einfluss auf das Unternehmen haben möchten. Bei Private Equity Investoren ist es nicht selten so, dass diese eine sogenannte Mehrheitsbeteiligung anstreben. Je nachdem, welche Beschlüsse gefasst werden soll, handelt es sich um folgende, durchaus typische Beteiligungsquoten im Bereich Private Equity:

  • 25,1 %
  • 33,4 %
  • 50,1 %

Die Beteiligung in Höhe von 25,1 Prozent ist dann von Bedeutung, wenn bestimmte Beschlüsse mit einer mehr als zu einem Viertel bestehenden Mehrheit zum Beispiel blockiert werden können. Ähnliches gilt bei der Quote von 33,4 Prozent, die eben geringfügig über einem Drittel liegt. Klassisch ist auch die normale Mehrheitsbeteiligung, bei welcher der Investor mehr als die Hälfte der Anteile besitzt, also eine Beteiligung von mindestens 50,1 Prozent hat.

Bei den Venture Capital Investoren sehen die Beteiligungen in der Regel etwas anders aus. Das liegt vor allem daran, dass deutlich weniger Einflussnahme gewollt ist, sodass das Unternehmen wichtige Entscheidungen meistens eigenständig trifft. Mitspracherechte sind den Venture Capital Investoren daher meistens deutlich weniger wichtig, als es bei Private Equity Investoren der Fall ist. Aus dem Grund ist es durchaus typisch, dass es bei Venture Capital Investoren meistens nur um eine Minderheitsbeteiligung geht, weil der Investor zum Beispiel 10, 15 oder 20 Prozent der Anteile am Unternehmen hält.

Für wen sind Private Equity & Venture Capital geeignet?

Fangen wir damit an, für welche Investoren weder Private Equity noch Venture Capital Investments geeignet sind, nämlich:

  • Sparer
  • Kleinanleger
  • Privatanleger mit Vermögen im maximal mittleren, fünfstelligen Bereich

Für Sparer und Kleinanleger sind Private Equity & Venture Capital völlig ungeeignet, weil es um einmalige Investitionen geht, die in der Regel erst bei höheren, fünfstelligen Beträgen überhaupt beginnen. Das wiederum führt dazu, dass selbst Privatanleger mit Vermögen im mittleren fünfstelligen Bereich kaum ein passendes Investment finden dürften.

Besonders geeignet sind Investitionen mittels Private Equity & Venture Capital somit für vermögende Privatanleger, die in der Regel Investitionskapital von mindestens 500.000 Euro zur Verfügung haben. Darüber hinaus sind Private Equity & Venture Capital ebenso für institutionelle Investoren sehr interessant, die zum Beispiel für die Anlage spezielle Gesellschaften gründen.

Wer die Bereiche Private Equity & Venture Capital als „normaler“ Anleger dennoch interessant findet, für den gibt es immerhin mögliche Alternativen. Zum einen sind hier sogenannte Private Equity und Venture Capital Fonds zu nennen. Dabei handelt es sich i.d.R. um geschlossene Fonds, bei denen die Mindestbeteiligung jedoch oft nur im Bereich zwischen 10.000 und 20.000 Euro liegt. Sie müssen sich allerdings darüber im Klaren sein, dass diese Investition äußerst riskant ist und mit einem Totalverlust verbunden sein kann.

Eine weitere Option besteht unter Umständen darin, sich für bestimmte Aktienfonds zu entscheiden. Diese gibt es bisher allerdings nur in einer recht kleinen Auswahl. Die Fondsgesellschaft konzentriert sich dann auf Aktien von Unternehmen, die ihrerseits als Private Equity oder Venture Capital Investoren auftreten. Eine dritte Option besteht heutzutage im sogenannten Crowdinvesting. Mittels dessen Sie über spezielle Plattformen in bestimmte Unternehmen und Projekte investieren können.