Die 10 reichsten russischen Oligarchen

Die 10 reichsten russischen Oligarchen
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Inhaltsverzeichnis

Nur einige wenige Russen besitzen genug Geld, um wirklich Macht ausüben zu können. Russische Oligarchen bestimmen häufig die wirtschaftlichen und politischen Geschicke in ihrem Land, jedoch dürfen sie eines nie vergessen: Ihre Macht steht oft im direkten Zusammenhang mit Präsident Putins Wohlwollen.

Seit Ausbruch der Ukranie-Krise im Jahr 2014 mussten einige russische Oligarchen zeitweise herbe Verluste verzeichnen, doch seitdem ging ihr Reichzum wieder steil bergauf. Was die neuen Sanktionen jetzt am Vermögen der reichsten russischen Milliardäre ändern werden, wird sich wohl erst in einigen Monaten abzeichnen.

Alle Angaben in unserer Top 10-Liste basieren auf Recherchen des Forbes Magazins aus dem Sommer 2021.

Platz 10: Suleiman Kerimow (15,8 Mrd. US-Dollar)

Der in der Region Dagestan geborene Kerimow übernahm ab den späten 1990er-Jahren eine Mehrheit an der Ölhandelsfirma Nafta Moskva und wandelte diese in eine Investmentgesellschaft um.

Anschließend erwarb er Anteile an Gazprom und der russischen Sberbank. 2005 übernahm er die Kontrolle über Russlands größten Gold- und Silberproduzenten JSC Polymetal. Die Anteile an allen drei Unternehmen verkaufte er im Zuge der Weltwirtschaftskrise 2008 und stieg stattdessen bei zahlreichen westlichen Unternehmen ein. Zwischen 2010 und 2013 hielt Kerimow eine Mehrheit am russischen Kalisalzgiganten Urakali.

Bereits seit über anderthalb Jahrzehnten gilt Kerimow als einer der reichsten Russen – und gleichzeitig als einer der geheimnisvollsten: Seit mehr als 20 Jahren hat Kerimow kein einziges Interview gegeben.

Platz 9: Pavel Durov (17,2 Mrd. US-Dollar)

Pavel Durow wurde 1984 in Leningrad geboren, besitzt jedoch nebender russischen auch die französische und die Staatsbürgerschaft der Saint Kitts and Nevis-Inseln. In Russland bekannt wurde er als Gründer des sozialen Netzwerks VKontakte, später VK. Im Westen bekannter wurde er durch seinen Messenger-Service Telegram, der inzwischen aus einer Briefkastenfirma in Dubai aus agiert.

Im Gegensatz zu vielen anderen russischen Milliardären stellte sich Durov bereits mehrmals gegen die Regierung des Kremls. So verweigerte er die Herausgabe von Daten ukrainischer Demonstranten an russische Geheimdienste und setzte sich öffentlich gegen Zensur und Internetüberwachung ein. In der Folge wurde er als Vorstand von VK ersetzt. In einem Interview gab Durov damals an, er habe keinerlei Pläne, zurück nach Russland zu gehen.

Platz 8: Andrei Melnitschenko (17,9 Mrd. US-Dollar)

Andrei Melnitschenko wurde 1972 in Homel, Weißrussland geboren und gründete Anfang der 1990er-Jahre die MDM-Bank, die wenige Jahre später durch den Einstieg in Industrie- und Mining-Unternehmen weiter expandierte. 2007 verkaufte Melnitschenko seine Anteile der Bank und stieg stärker in den Rohstoffmarkt ein.

Dabei konzentrierte er sich vor allem auf Industriebereiche, die – anders als beispielsweise Gold, Gas und Öl – unter geringer politischer Einflussname leiden mussten. Über die Jahre baute er so Mehrheiten am Düngemittelhersteller Eurochem und dem Kohle- und Stromkonzern SUEK auf.

Melnitschenko lebt heute im schweizerischen St. Moritz.

Platz 7: Alischer Usmanov (18,4 Mrd. US-Dollar)

Der in Usbekistan geborene Usmanov gilt als enger Verbündeter Putins. Sein Vermögen erzielte Usmanov unter anderem als Generaldirektor des Gazprom-Tochterunternehmens Gazprominvestholding. Zudem ist er Mitbesitzer des Stahlkonzerns Metalloinvest und Eigentümer eines russischen Verlagshauses.

2013 übernahm Ushamov Pavel Durovs Anteile am sozialen Netzwerk VK. Diese Anteile verkaufte er im Dezember 2021 an die Versicherungsgesellschaft Sogaz.

1980 wurde Usmanov wegen Erpressung zu 8 Jahren Gefängnisaufenthalt verurteilt. 1986 wurde er vorzeitig entlassen, im Jahr 2000 sogar durch Usbekistans oberstes Gericht rehabilitiert. Einige Politiker sehen diese Rehabilitation sehr kritisch.

Usmanov besitzt mehrere Villen in England, Moskau und Sardinien. Am 28. Februar 2022 belegte die EU Usmanov mit einem Einreiseverbot und fror seine Besitztümer in Europa ein.

Platz 6: Gennadi Timtschenko (22,0 Mrd. US-Dollar)

Auf Platz 6: Gennadi Timchenko, seines Zeichens Oligarch im Ölhandel und enger Vertrauter Putins, lebte in seiner Kindheit für einige Zeit in der DDR, bevor seine Familie in die Ukranie zog.

Er ist Mitbegründer von Gunvor International, einem in Zypern eingetragenen Unternehmen mit Fokus auf den internationalen Energiemarkt. Gunvors Handelspartner umfassen 17 der 20 größten Öl- und Energieunternehmen weltweit. Bezogen auf den Rohölhandel ist das Unternehmen der viertgrößte Händler der Welt.

Daneben ist Timtschenko Gründer des Volga Fonds, Anteilseigner an der Gasfördergesellschaft Novatek und wohl Mehrheitsbesitzer an Stroytransneftegaz, einem Auftragnehmer von Gazprom.

Bereits 2014 landete Timtschenko nach der feindlichen Übernahme der Krim auf US-Sanktionslisten. Zu Beginn des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 wurden diese Sanktionen weiter ausgedehnt. Seit 2022 lebt Gennadi Timtschenko wieder in Moskau.

Platz 5: Leonid Michelson (24,9 Mrd. US-Dollar)

Der ebenfalls in Moskau wohnhafte Milliardär Michelson ist CEO (Geschäftsführer) und Vorsitzender des privaten Erdöl- und Erdgasunternehmens Novatek. Nach Gazprom gilt Novatek als zweitgrößtes Erdgasunternehmen Russlands.

Außerdem kooperiert Michelson oftmals mit Gennady Timschenko (Platz 6). Sie sind Partner und Hauptanteilseigner von Novatek und Sibur, einem russischen Unternehmen zur Verarbeitung von Gas und Petrochemikalien, uns die beiden Hauptsponsoren des Russischen Fußballverbands. Mit einem geschätzten Vermögen von heute 24,9 Mrd. US-Dollar führte Michelson die Liste der reichsten russischen Oligarchen noch vor wenigen Jahren mühelos an – inzwischen schafft er es nur noch knapp in die Top 5.

Platz 4: Wagit Alekperow (24,9 Mrd. US-Dollar)

Geboren in Baku, Aserbaidschan, arbeitete Wagit Alekperow Anfang der 1980er zunächst für das Öl- und Gasunternehmen Surgutneftegas, bevor er 1985 als Generaldirektor zum Ölgiganten Bashneft wechselte.

1987 setzte er den Grundstein seines heutigen Reichtums. Als Generaldirektor der neuen Fördergesellschaft Kogalymneftegaz saß er an der Spitze eines Unternehmens, das später zur zweitgrößten Firma Russlands werden sollte. 1993 folgte der Namenswechsel hin zu LUKOIL, unter dem das Unternehmen auch heute noch bekannt ist. Seit 2008 ist Alekperow größter Anteilseigner an LUKOIL.

1990 wurde er zeitweise zum stellvertretenden Energieminister der Sowjetunion ernannt und führte dort unter anderem erste Austauschgespräche mit dem westlichen Ölförderer British Petroleum.

Platz 3: Vladimir Lissin (26,2 Mrd. US-Dollar)

Wladimir Lissin ist laut aktuellen Berechnungen der drittreichste Mann Russlands. Seit 1998 ist Lissin Vorsitzender des Stahlproduzentens Novolipetsk Steel, eines der vier größten Stahlunternehmens Russlands.

Als einer von wenigen Oligarchen Russlands basiert sein Reichtum nicht auf den Privatisierungen staatlicher Unternehmen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Mitte der 1990er-Jahre. Stattdessen gilt Lissin als wahrer Experte auf dem Gebiet der Metalle, der selbst mehrere Patente in diesem Bereich hält.

Über die Fletcher Group Holdings hält Lissin weitere Unternehmensanteile in verschiedenen Branchen, darunter Logistik (u.a. North-Western Shipping Company), Energie (u.a. Severneftegaz) und Energieversorgung (u.a. Federal Grid Company).

Über die Online-Zeitung Gaseta wollte Lissin eine Alternative zu den staatlich kontrollierten Medien Russlands aufrecht erhalten. Seit 2020 wurden auf dem Portal jedoch keine neuen Nachrichten mehr veröffentlicht.

Platz 2: Wladimir Potanin (27,0 Mrd. US-Dollar)

Wladimir Potanin hat einen bemerkenswerten Aufstieg geschafft: Er war in von 1996 bis 1997 Vize-Ministerpräsident der russischen Regierung und konnte binnen weniger Jahre sein Vermögen vervielfachen, vor allem als Nutznießer der Privatisierung vormals staatlicher Unternehmen. Dabei übernahm Potanin gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Mikhail Prokhorov den Nickel- und Palladium-Förderer Norilsk Nickel.

In den vergangenen Jahrzehnten stand Norilsk Nickel oftmals in der Kritik von Umweltschützern. Laut Recherchen von Journalisten ist eine Fläche von „fast der Fläche Deutschlands durch starke Umweltverschmutzung verseucht“.

2016 wurde Potanin zum ersten großen russischen Investor in den Iran und ist ein Verfechter von Kryptowährungen.

Platz 1: Alexei Mordaschow (29,1 Mrd. US-Dollar)

Alexei Mordaschow ist aktuell der reichste Mann Russlands und damit der mächtigste Oligarch im Staat. Als Vorstandsvorsitzender von Severstal steht er dem zweitgrößten Stahlproduzenten Russlands vor. Wichtigste Kunden des Unternehmens sind BMW, Ford und Mercedes. 1992 erlangte er als 27-Jähriger im Zuge der beginnenden Privatisierung staatlicher Unternehmen eine Anteilsmehrheit des Metallurgiewerkes.

Seit Anfang der 2000er ist Mordaschow ein wichtiger Teil der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen und arbeitete unter anderem eng mit der Siemens AG zusammen. Seit Anfang 2008 investiert Mordaschow in den deutschen Touristikkonzern TUI. Seit 2012 ist er dort größter Einzelaktionär, seit 2016 sitzt er im Aufsichtsrat.

Seit dem 28. Februar 2022 steht auch Mordaschw auf der Sanktionsliste der Europäischen Union.

Weitere berühmte russische Oligarchen

Einige berühmte russische Oligarchen sucht man vergebens unter den 10 reichsten. Hierzu zählen unter anderem der FC Chelsea-Besitzer Roman Abramovitsch, der es mit einem Vermögen von etwa 14,5 Mrd. US-Dollar knapp nicht in die Rangliste der reichsten russischen Oligarchen geschafft hat.

Dies gilt auch für den Putin-Gegner Michail Chodorkowski, einst einer der reichsten Männer Russlands. 10 Jahre nach Chodorkowskis Verurteilung wegen Steuerhinterziehung und Betruges ist von dem 5,9 Mrd. € Vermögen nicht mehr viel übrig. Auch heute noch scheint zu gelten: Wer es sich mit dem Kreml verscherzt, gehört schnell nicht mehr zum exklusiven Club der russischen Oligarchen.

Das Vermögen von Wladimir Putin

Sichwort Kreml: Das Vermögen von Präsident Wladimir Putin ist ein großes Geheimnis. So ist zwar bekannt, dass er im Kreml rund 284.000 Euro im Jahr verdient und größere Anteile an verschiedenen Ölfirmen hält, doch sein wahrer Reichtum ist weiter Gegenstand von wilden Spekulationen.

Schätzungen gehen meist von einem Vermögen von rund 40 Mrd. US-Dollar aus. Schon damit wäre Putin reichster Russe. 2017 schätzte Investmentbanker Bill Browder jedoch weitaus höhere Summen: Rund 200 Milliarden US-Dollar sollte Putin angeblich besitzen, verstreut in Aktienbesitz und in Einlagen auf diversen anonymen Konten. Somit wäre Putin sogar einer der reichsten Menschen der Welt.

Was auch immer die Wahrheit ist: Inoffiziell ist Wladimir Putin wohl der reichte Mensch Russlands. Doch auch die Macht der Oligarchen sollte nicht unterschätzt werden.