Ratingagenturen – Ablauf, Ratingfaktoren & Regularien
Ratingagenturen in der Übersicht
Definition: Beurteilen die Kreditwürdigkeit von Unternehmen & Staaten, um deren Bonität auf dem Finanzmarkt zu definieren
„Big Three“: Standard & Poor’s, Moody’s & FitchRatings sind die weltweit größten Ratingagenturen
Anforderungen an Ratingagenturen: Integrität, Transparenz, Unabhängigkeit, Objektivität, Qualität
Ratingcodes: Dienen zur internationalen Einstufung eines Unternehmens, von AAA bis D
Module eines Ratings: Quantitative/qualitative Faktoren, Branchendaten, individuelle Faktoren
Kritik: Oligopol, keine Unabhängigkeit, Problem des Interessenskonfliktes, mangelnde Transparenz
Ratingagenturen stehen seit der Finanzkrise 2007/2008 vermehrt in der Kritik. Trotz vieler Vorwürfe sind sie für die Wirtschaft unerlässlich. Sie geben Aufschluss über die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens oder Staates und beeinflussen somit die gesamte Volkswirtschaft. Wie genau die Bewertung abläuft und an welchen Maßstäben sie festgemacht wird, soll im Folgenden verdeutlicht werden.
Definition: Was sind Ratingagenturen?
Ratingunternehmen sind private Unternehmen, die die Kreditwürdigkeit anderer Unternehmen und Staaten beurteilen. Der mögliche Ausfall von bestimmten Finanzprodukten wird durch Ratingagenturen ebenfalls eingeschätzt. Das Ziel ist es, das Ausfallrisiko der Kredite bestmöglich einzuschätzen. Sie sind durch diese Bewertung mitverantwortlich für den Zugang von Unternehmen und Staaten zum Kapitalmarkt.
Hinweis Geldgeber stützen ihre Entscheidung für oder gegen eine Investition oftmals auf den Ratingcode. Zusätzlich hat der Ratingcode Einfluss auf die zu zahlenden Zinsen. Der Renditeaufschlag bei Anleihen basiert ebenfalls auf den Ratingcodes. |
Was sind Anleihen?
Bei Anleihen (Bonds) handelt es sich um festverzinsliche Wertpapiere. Neben dem Recht auf die Rückzahlung seiner Investition, hat der Käufer ein Recht auf die Zahlung der vereinbarten Zinsen. Die Laufzeit einer Anleihe sowie der Zeitpunkt der Zinsausschüttung ist von vornherein definiert. Ebenfalls definiert ist der festgeschriebene Zinssatz bzw. die Höhe des Zinses über die gesamte Laufzeit der Anleihe. Anleihen sind typische Instrumente für die Fremdfinanzierung von Unternehmen und Staaten. Zu der bekanntesten Form der Anleihe zählt die Staatsanleihe.
Die Zentralbank nutzt Staatsanleihen beispielsweise als Instrument, um Einfluss auf den Finanzmarkt zu nehmen. Durch den Ankauf von Staatsanleihen durch die Zentralbank am Finanzmarkt kann Einfluss auf den Wert der Währung genommen werden.
Hinweis Anleihen werden auch als Rentenpapier, Schuldverschreibung oder Obligation bezeichnet. Der englische Begriff Bonds ist vor allem im Börsenumfeld zu hören. |
Die größten Ratingagenturen weltweit
Die drei größten Ratingagenturen der Welt gelten als die drei Riesen („Big Three“). Der Grund hierfür liegt darin, dass sie weltweit die führenden Ratingagenturen sind. Aufgrund dessen sichern sie sich einen Marktanteil von rund 95 %. Dies führt dazu, dass sie hohe Gewinnmargen erzielen. Der Fokus der drei amerikanischen Ratingagenturen liegt auf der Bewertung von Großkonzernen und Ländern. Die folgende Tabelle stellt die „Big Three“ kurz vor.
Standard & Poor’s (S&P) | Diese Agentur war die erste Ratingagentur weltweit. Sie wurde von Henry Varnum Poor gegründet. Seit der Fusion mit Standard Statistics (1941) läuft sie unter dem Namen Standard&Poor’s. Der Hauptsitz der Agentur ist in New York. |
Moody’s Investor Service | Die Ratingagentur wurde 1909 gegründet. Seit 1975 ist sie von der US-amerikanischen Finanz- bzw. Börsenaufsicht SEC anerkannt. |
Fitch Ratings | Die Agentur Fitch wurde 1913 gegründet. Die Firmensitze sind in New York und London. In Deutschland ist sie in Frankfurt am Main als Fitch Deutschland GmbH vertreten. |
Was sind die Aufgaben der Ratingagenturen?
Die grundlegende Aufgabe von Ratingagenturen liegt darin, Unternehmen und Länder hinsichtlich ihrer Bonität zu bewerten. Ferner bewerten sie die Sicherheit von Wertpapieren im Ratingprozess. Diese Bewertung dient potenziellen Kreditgebern als Maßstab der zu erwartenden Sicherheit bezüglich zu leistender Rückzahlungen.
Hinweis Ratingagenturen signalisieren dem Kapitalmarkt, wie es um die finanzielle Stabilität eines Unternehmens oder eines Staates bestellt ist. Sie geben einen Eindruck darüber, wie groß das Ausfallrisiko für ein Wertpapier ist. Eine Herabstufung im Ratingprozess führt zu einer verschlechterten Bonität. |
Was bewerten Ratingagenturen?
Im Grunde genommen bewerten Ratingagenturen Unternehmen und Länder hinsichtlich ihrer Kreditwürdigkeit. Die Note bzw. der Ratingscore haben einen erheblichen Einfluss darauf, ob und zu welchen Bedingungen sich Unternehmen und Länder Geld am Kapitalmarkt leihen können. Auf das ausgeliehene Geld sind sie in der Regel im dauerhaften Zyklus angewiesen.
Diese Note ist das Ratingergebnis, mit dem der Kunde einer Ratingklasse zugeteilt wird. Die Ratingstufen besagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Schuldner während des kommenden Jahres ausfällt. Im Einzelfall können sich Ratingurteile unterscheiden, meist jedoch nur in Nuancen.
Fällt das Rating mit einer hohen Bonitätsstufe aus, finden sich schnell viele Gläubiger, die bereit sind, Kapital zu niedrigen Zinsen zu verleihen. Ein gutes Rating sagt aus, dass die Wahrscheinlichkeit, das geliehene Geld wieder zurückzubekommen und Zinszahlungen zu erhalten, hoch ist. Fällt das Rating schlecht aus, sind weniger Gläubiger zu Krediten bereit. In einem solchen Fall kann der Emittent eines Darlehens höhere Zinsen anbieten, um Interesse zu wecken.
Wann bewerten Ratingagenturen?
Ratingagenturen starten mit der Bewertung eines Unternehmens oder Landes, wenn sie den Auftrag dazu erhalten. Ein solcher Auftrag kann beispielsweise dadurch entstehen, weil ein Unternehmen plant, sich über eine Anleihe am Kapitalmarkt Geld zu beschaffen. Ein weiterer Grund könnte in dem Umstand liegen, dass es private Investoren überzeugen möchte.
Hinweis Der Preis eines Ratings startet in der Regel bei 15.000 € und richtet sich nach der Größe des Unternehmens. Die Erstellung von Ratings auf Basis eines Auftrages mit verbundenen Kosten ist einer der größten Kritikpunkte an den Ratingagenturen. |
Daneben sind alle Banken zu solch einer Bonitätsbewertung verpflichtet, bevor sie Kredite gewähren. Die Kreditinstitute bewerten nicht nur Unternehmen, sondern ebenfalls Private Kreditnehmer. Anhand der Bewertungen bemisst sich die Höhe des Eigenkapitals, das sie selbst für ihre Kreditengagements hinterlegen müssen. Die von den Banken erstellten Ratings werden mit Berufung auf das Bankgeheimnis nicht veröffentlicht.
Ratingfaktoren: Wie bewerten Ratingagenturen?
Für jedes Modul werden von den Agenturen Daten gesammelt, die unterschiedlich stark gewichtet in eine statistisch-mathematische Ratingfunktion eingehen. Über diese wird die Ratingnote berechnet. Das Besondere ist hierbei, dass über den genauen Ablauf des Ratings in der Regel nur wenige Informationen veröffentlicht werden. Über die exakten Berechnungs- und Gewichtungsfaktoren wird keine Auskunft gegeben. Die Unternehmen berufen sich auf die Wahrung ihres Geschäftsbetriebes, Kritiker bemängeln die fehlende Transparenz.
Anforderungen an Ratings
Für Kreditgeber ist es wichtig, dass das Urteil über die Bonität ihrer Schuldner von fachkundigem Personal gefällt wird. Aufgrund dessen stehen Kreditgeber einer Ratingagentur und ihrer Arbeit mit einer entsprechenden Erwartungshaltung gegenüber. Die Ratingaktivitäten der Agenturen müssen im Einklang mit diversen Grundsätzen stehen.
Zu diesen Grundsätzen gehören:
- Integrität
- Transparenz
- Rechenschaftspflicht
- Verlässlichkeit
- Unabhängigkeit
- Objektivität
- Qualität
Ratingstufen in der Übersicht: von Aaa bis D
Die Skalen für die Ratings unterscheiden sich hinsichtlich der jeweiligen Agentur. Das folgende Beispiel gilt für die amerikanische Agentur S&P. Zwischen den Buchstaben gibt es diverse Abstufungen. Wichtig ist nicht nur die endgültige Ratingnote, sondern auch der Ausblick. Steht hinter einem Buchstaben ein Minus, heißt das, dass die Agentur das Land, Unternehmen oder das Produkt unter Beobachtung gestellt hat. In diesem Fall wird eine Abwertung in der nächsten Zeit für möglich gehalten.
Hinweis Die jeweiligen Abstufungen und Ausfallwahrscheinlichkeit innerhalb des Ratings haben bei allen Agenturen dieselbe Bedeutung. Einzig die Bezeichnung der Bonitätsnote unterscheidet sich teilweise. |
Abkürzung der Note | Englische Bezeichnung | Beschreibung |
Aaa | Prime (Triple A) | Schuldner höchster Bonität, Ausfallrisiko längerfristig quasi nicht vorhanden. |
Aa1-Aa3 | High Grade | Sichere Anlage: Ausfallrisiko kann vernachlässigt werden; auf lange Sicht ist es etwas schwerer einzuschätzen. |
A1-A3 | Upper Medium Grade | Sichere Anlage, sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse die Gesamtwirtschaft oder die Branche beeinträchtigen. |
Baa1-Baa3 | Lower Medium Grade | Durchschnittlich gute Anlage: Bei Verschlechterung der Gesamtwirtschaft ist mit Problemen zu rechnen. |
Ba1-Ba3 | Non-Investment Grade Speculative | Spekulative Anlage: Verschlechtert sich die Lage, ist mit Ausfällen zu rechnen. |
B1-B3 | Highly Speculative | Hochspekulative Anlage: Verschlechtert sich die Lage, sind Ausfälle wahrscheinlich. |
Caa1-Caa3 | Substantial Risks – Extremely Speculative | Ausschließlich bei günstiger Entwicklung sind keine Ausfälle zu erwarten. |
Ca | In default with little prospect for recovery. | Hohe Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalles / Insolvenzverfahren bereits beantragt; Schuldner ist noch nicht in Zahlungsverzug. |
C (wird in den meisten anderen Agenturen unter der Bezeichnung „D“ gelistet) | Selective/Restricted default – In default. | Teilweiser, begrenzter oder vollständiger Zahlungsausfall. |
Ablauf von Ratingagenturen: Wie entsteht ein Rating?
Grundsätzlich gilt ein Rating für ein Jahr und besteht aus vier verschiedenen Modulen. Berücksichtigung finden quantitative sowie qualitative Faktoren. Branchendaten und individuelle Faktoren werden bei der Bewertung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens oder Landes zusätzlich in den Blick genommen.
Die vier Module eines Rankings:
- Die quantitativen Faktoren: Dazu gehören beispielsweise Geschäftszahlen aus der Bilanz oder der Gewinn-und-Verlust-Rechnung eines Unternehmens.
- Die qualitativen Faktoren: Risikofaktoren, die nicht ohne Weiteres messbar sind. Beispielsweise die Qualität des Managements, die Unternehmensstrategie, die Qualität der Planung und Steuerung oder ob es bereits eine Nachfolgeregelung gibt.
- Die Branchendaten: Wirken auf alle Unternehmen einer Branche gleichermaßen und können Aussagen über die mittelfristige Entwicklung dieser Branche treffen. Gut aufgestellte Unternehmen können bei einer negativen Entwicklung ihrer Branche in Schwierigkeiten geraten.
- Die individuelle Komponente: Kreditinstitute wollen laufend über die wirtschaftliche Situation des Schuldners informiert sein. Aus diesem Grund werden neben vergangenheitsbezogenen Aspekten wie dem letzten Jahresabschluss ebenfalls zukunftsgerichtete Faktoren wie Zwischenzahlen oder Marktaussichten berücksichtigt.
Auswirkungen der Ratings für Unternehmen & Staaten
Ratings geben Ausschlag darüber, inwiefern Kreditgeber gewillt sind, in ein Finanzprodukt zu investieren. Sie haben große Auswirkungen für Unternehmen und Staaten und nehmen unmittelbaren Einfluss auf die Konditionen der Geldleihe. Bei einem guten Ranking können die Kreditnehmer mit einem niedrigen Zinssatz hinsichtlich des Kredites für ihre finanziellen Anleihen rechnen. Ist das Ranking schlecht, wirkt sich dies auf die Höhe der Zinsen aus.
Hinweis Es ist im Interesse jedes Unternehmens, ein möglichst gutes Ranking zugesprochen zu bekommen. Eine Herabstufung der Bonitätsnote hat große Auswirkungen auf die Fähigkeit der Kapitalbeschaffung. Abgesehen von Einflüssen auf etwaige Anleihen ist eine hohe Bonität von Relevanz in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit von Unternehmen. |
Regularien für Ratingagenturen in der EU
Die EU-Länder und das europäische Parlament sind, unter anderem durch die enorme Kritik an Ratingagenturen, 2013 zu dem Entschluss gekommen, die Vorschriften europäischer Ratingagenturen zu verschärfen. Das damit verfolgte Ziel liegt darin, die Agenturen stärker zur Verantwortung ziehen zu können. Insbesondere das Ziel erhöhter Transparenz wird durch die neuen Regularien verfolgt. Es soll durch die Agenturen offengelegt werden, anhand welcher Maßstäbe die Bewertung des Unternehmens vorgenommen wurde.
Investoren und Anleger können Ratingagenturen auf Schadensersatz verklagen, falls sie einen Schuldner fahrlässig oder absichtlich falsch bewertet haben. Ratingagenturen sind für Fehler bei ihren Einschätzungen haftbar. Ferner sollen bei der Bewertung komplexer Papiere unterschiedliche Bonitätsprüfer tätig werden. Somit soll eine Bewertung auf Grundlage von Sympathie oder Eigennutz verhindert werden.
Eine weitere Regel besagt, dass Ratingagenturen an mindestens zwei und maximal an drei zuvor bekannt gegebenen Terminen pro Jahr ohne Aufforderung EU-Staaten bewerten dürfen. Die Termine müssen immer am Ende des Jahres für das neue Jahr bestimmt werden.
Die Bewertungen der Ratingagenturen dürfen nur bekanntgegeben werden, wenn die EU-Börsen geschlossen sind und es noch mindestens eine Stunde bis zur nächsten Eröffnung dauert. Die zuvor nicht bekannten Bewertungskriterien für die Beurteilung der Unternehmen und Staaten müssen seit Anfang 2013 preisgegeben werden.
Ratingagenturen in Deutschland
Die im Folgenden gelisteten Ratingagenturen legen ihren Fokus insbesondere auf Mittelständler. Die vier dargestellten Ratingagenturen zählen zu den bekanntesten Deutschlands.
Creditreform |
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Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) |
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Corface |
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Euler Hermes Raing GmbH |
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Historie & Entstehung von Ratingagenturen
Der Beginn der Ratingagenturen geht zurück ins 19. Jahrhundert. Die Eisenbahngesellschaft war auf einen Kredit angewiesen, um ein Schienennetz quer durch die USA zu verlegen. Geldgeber waren kritisch und nicht sicher, inwiefern eine Investition in Eisenbahngesellschaften eine gute Möglichkeit sei. Da sie keine Informationen über das Unternehmen selber oder die Verantwortlichen hatten, standen sie dem Ganzen nur mit mangelndem Vertrauen gegenüber. Eine Bewertung des Emittenten oder deren Ausfallwahrscheinlichkeit war nicht möglich.
Um die Geldgeber mit Informationen zu versorgen, entschloss sich Henry Varnum Poor, Gründer des späteren S&P, das Unternehmen zu bewerten. Hierfür sammelte er Informationen über das Unternehmen und seine Manager. Seine Bewertungen veröffentlichte er in einem Buch. Anhand dessen fällten die potenziellen Investoren ihre Entscheidung für oder gegen eine Investition.
Durch diesen ersten Vorstoß entwickelten sich zahlreiche Ratingagenturen, die insbesondere zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den heute bekannten „Big Three“ fusionierten. Da gesteigerter Bedarf an Bewertungen bestand, etablierten sich diese schnell und konnten ihren Einfluss kontinuierlich vergrößern.
Kritik an Ratingagenturen: Einfluss & Macht
Seit der weltweiten Finanzkrise wächst die Kritik gegenüber den Ratingagenturen. Die Gründe sind vielfältig. In den Blick genommen wird vor allem der enorme Einfluss auf die Volkswirtschaft sowie die Bewertungsmethoden und die damit verbundene mangelhafte Transparenz.
Essenzielle Kritik an Ratingagenturen:
- Oligopol entscheidet über die gesamte Volkswirtschaft.
- Die gefällten Urteile sind im Grunde genommen nichts anderes als Meinungen.
- Desto mehr Ratings eine Agentur bereits durchgeführt hat, umso mehr zählt ihr Wort. Somit bekommen kleine Agenturen keine Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln bzw. sich Gehör zu verschaffen.
- Die drei wichtigsten Ratingagenturen kommen alle aus den USA, wodurch eine Unabhängigkeit nicht gegeben ist.
- Besonders vor der Finanzkrise haben die Agenturen falsch bewertet, indem sie Unternehmen bzw. Finanzprodukten zu lange ein gutes Ranking zugewiesen haben. Hierdurch haben die Agenturen einen erheblichen Beitrag zur Weltfinanzkrise geleistet.
- Die Erstellung der Bewertungen verläuft nicht transparent und ist teilweise fragwürdig.
Interessenskonflikte & Bezahl-Modell
Weiterhin nehmen Kritiker auf den Aspekt der Interessenkonflikte Bezug. Diese Interessenskonflikte ergeben sich daraus, dass Ratingagenturen von ihren Kunden selbst bezahlt werden. In Abhängigkeit der Größe des Unternehmens und dem damit verbundenen Aufwand, belaufen sich die Kosten eines Ratings teilweise im sechsstelligen Bereich.
Beispielsweise sind während der Finanzkrise reihenweise Wertpapiere ausgefallen, die zuvor mit guten Rankings versehen wurden. Kritiker führen dies darauf zurück, dass sich die Agenturen aus finanziellen Gründen dazu entschieden haben, bessere Bewertungen abzugeben als eigentlich angebracht waren. Aufgrund dessen werfen Kritiker den Ratingagenturen vor, eine Mitschuld an der Finanzkrise zu tragen und regelmäßig Interessenskonflikte im Ratingprozess auf Lasten der Investoren auszutragen.
Einschränkungsmöglichkeiten der Macht der „Big Three“
Es ist schwer, die Macht der größten Ratingagenturen einzuschränken. Im Laufe der letzten Jahre wurden unterschiedliche Möglichkeiten in den Raum geworfen, eine solche Einschränkung umzusetzen, um das Oligopol zu brechen. Das Europäische Parlament fordert beispielsweise eine unabhängige Ratingstiftung. Die Problematik liegt hier im Kostenfaktor. Würde sich die USA an den Kosten beteiligen, stünde die Unabhängigkeit als erneute Problematik im Raum.
Die FDP hat diesbezüglich vorgeschlagen, dass Unternehmen ein Zweitranking anfordern sollten. Dies sollte, um seinen Zweck zu erfüllen, nicht von S&P, Fitch Ratings oder Moody’s angefertigt werden, sondern von einer kleineren Ratingagentur, die von der Börsenaufsicht aber anerkannt ist. Somit wird den Unternehmen ein Vergleich ermöglicht und die durchgeführte Arbeit kann, wenigstens grob, hinsichtlich ihrer Akkuratesse untersucht werden.
Fazit zu Ratingagenturen
Wie durch die Finanzkrise deutlich geworden ist, spielen Ratingagenturen auf den globalen Finanz-, Wertpapier- und Bankenmärkten eine wichtige Rolle. Von Ratings hängen weltweit bedeutsame Entscheidungen ab. Sie werden genutzt, um Anlage- und Finanzentscheidungen zu treffen. Ratingagenturen sind für die Funktionsfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft von großer Bedeutung. Die Unternehmen sind im Zuge der Finanzkrise ebenfalls in die Kritik gekommen. Hintergrund ist vor allem die fehlende Transparenz und der unterschwellige Interessenkonflikt.