Der Weg in den Börsencrash: 1929 und Heute
Die Entwicklung der Finanzmärkte bis zum Börsencrash von 1929 zeigt tatsächlich erstaunliche Parallelen mit unserer heutigen Entwicklung. So stieg beispielsweise das amerikanische Volksvermögen zwischen 1912 und 1920 von 188 auf 375 Mrd. Dollar.
Trotz einer Bevölkerungszunahme steigerte sich damit das Volksvermögen pro Kopf von 2.000 auf gut 3.600 Dollar. Allerdings war dieser Vermögenszuwachs zu einem großen Teil von der Entwicklung an den Börsen abhängig. Damals verfiel die Bevölkerung dem Irrglauben an einen ewig währenden Wohlstand.
Große Dynamik an der Börse
Die Börsen gaben auch allen Anlass dazu. Ab 1924 legten die Kurse kräftig zu. Ab 1927 nahm Dynamik noch einmal zu. Spätestens ab da erfasste das Spekulationsfieber weite Teile der Bevölkerung.
Und dann unterstütze die Fed das Treiben auch noch durch ein Absinken des Diskontsatzes von 4 auf 3,5%. Auch die Politik versuchte Warnungen vor einem Crash zu zerstreuen. So erklärte der US-Präsident im Januar 1928, dass kein Anlass zur Sorge bestehe, da die Börsenkredite nicht zu hoch seien.
Enorme Nachfrage beflügelt durch Kredite
Ein deutliches Zeichen für das Börsenfieber waren einige Schließungen der Börse im Jahresverlauf 1928. Diese waren notwendig geworden, um auch tatsächlich alle ausstehenden Aufträge bearbeiten zu können. Kritisch war zu dieser Zeit auch der stetig wachsende Anteil, der auf Kredit getätigten Börsengeschäfte. Aber die Politik verkannte die Signale einer Blasenbildung.
So erklärte der republikanische Präsidentschaftskandidat Herbert Hoover im Jahr 1928, dass „die USA kurz vor dem endgültigen Sieg über die Armut steht. Damit wird das Armenhaus verschwinden.“
Höhere Zinsen als Renditen
Nach strengeren Auflagen bei der Kreditvergabe für Aktienkäufe beruhigte sich die Lage in den ersten Monaten 1929. Doch schon im Sommer nahm die Dynamik an den Aktienmärkten wieder deutlich zu.
Viele Anleger stiegen nun auf kurzfristigere Kredite um, bei denen die Zinsen dann schnell von 12 auf enorme 20 Prozent stiegen. Wenn man bedenkt, dass Aktien im langjährigen Durchschnitt eine Rendite von knapp 8 Prozent bringen, dann wird deutlich, dass die damaligen Aktienkurse nicht nachhaltig waren.
Grundlose Kurseinbrüche – Erster Schritt in den Börsencrash von 1929
Doch die meisten Spekulanten schrieben die ersten Warnungen in den Wind und so kam es zu einem Rekordstand von 6,8 Mrd. Dollar bei den Maklerkrediten im Oktober 1929. Am 22. Oktober 1929 fielen die Kurse, ohne erkennbaren Grund und leiteten so den Börsencrash ein.
Schon am nächsten Tag wurde 6 Mio. Aktien verkauft. Dabei handelte es sich um Zwangsverkäufe der auf Kredit gekauften Aktien. Dieser Abwärtsspirale gewann sehr schnell an Dynamik und am 29. Oktober 1929 stürzte der Dow Jones Index ab. Im weiteren Verlauf der Weltwirtschaftskrise brach der wichtigste Börsenindex der Welt um rund 90 Prozent ein.