Was sind die Kondratieff-Zyklen?

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Benannt wurden die Kondratieff-Zyklen – gelegentlich findet sich auch die Schreibweise Kondratjew – nach dem russischen Nationalökonom Nikolai Dimitrijewitsch Kondratieff (1892 – 1938).

Dieser entwickelte die Theorie der so genannten langen Konjunkturwellen.

Der Begriff Kondratieff-Zyklen wurde aber nicht von ihm, sondern erst später vom österreichischen Ökonomen Joseph Alois Schumpeter (1883 – 1950) geschaffen.

Ursprung der Kondratieff-Zyklen

Kondratieff kam nach der Analyse Nationalökonomischer Statistiken von kapitalistischen Staaten zu dem Schluss, dass deren wirtschaftliche Entwicklung seit dem 18. Jahrhundert zyklisch verläuft.

Da sich diese Entwicklungszyklen über einen Zeitraum von 45-60 Jahren erstrecken, sprach Kondratieff von langen Wellen.

Seine Erkenntnisse samt der von ihm entwickelten „Theorie der langen Wellen“ veröffentlichte er 1926 in einem wissenschaftlichen Aufsatz

Kondratieff stellt zum einen fest, dass kurze Konjunkturphasen von längeren – den langen Wellen – überlagert werden. Zum anderen bemerkt er, dass die langen Konjunkturphasen von einer anfänglichen Auf- und anschließenden Abschwungphase geprägt sind.

Eine Erklärung, warum diese langen Wellen entstehen oder durch was sie hervorgerufen werden, gibt Kondratieff aber nicht. Seine Ergebnisse beruhen allein auf volkswirtschaftlichen Daten.

Von den langen Wellen zu den Kondratieff-Zyklen

1939 publizierte Schumpeter seine Arbeit „Konjunkturzyklen“. Darin griff er Kondratieffs Idee auf, entwickelte sie weiter und prägte schließlich den Begriff der Kondratieff-Zyklen.

Für ihn ist der Auslöser einer langen Welle immer eine revolutionäre Innovation, die sowohl die Wirtschaft konjunkturell als auch das Leben und Miteinander der Menschen nachhaltig verändert.

Wichtig ist dabei nicht nur die Neuartigkeit einer Erfindung, sondern vor allem deren flächendeckende Anwendung.

In der Folge begriff man die Innovation aber nicht nur als Ursache, sondern auch als Resultat einer langen Welle. Nachdem eine Basisinnovation zunächst für konjunkturellen Aufschwung sorgt, setzt später eine Phase ein, in der sich das Angebot-Nachfrage-Verhältnis ändert.

Nun übersteigt das Angebot die Nachfrage und die Konjunktur sinkt. Auch wird es immer schwieriger, eine Kosten-Nutzen-Maximierung zu erwirken.

Hinzu kommt, dass die einstige Innovation für die Gesellschaft Normalität geworden ist. Die finanzielle Lage der Staaten verschlechtert sich aufgrund sinkender Steuereinnahmen, eine allgemeine Unzufriedenheit entsteht.

Dies alles fördert die Suche nach neuen, bahnbrechenden Erfindungen und entsprechende Forschungen werden vorangetrieben.

Am Ende dieser Abschwungphase steht schließlich eine neue revolutionäre Basisinnovation, die mit ihrer flächendeckenden Anwendung für einen konjunkturellen Aufschwung sorgt und den Beginn eines neuen Kondratieff-Zyklus markiert.

Allgemein herrscht in der Wissenschaft bis heute Unklarheit über die Richtigkeit der Kondratieff-Zyklen. Z.B.  wird kritisiert, dass die Einteilung in die Kondratieff-Zyklen beliebig sei und, dass grundsätzlich eine regelmäßige periodische Abfolge wirtschaftlicher Entwicklung angenommen wird.

Konkretes Beispiel für Kondratieff-Zyklen

Hier die von Leo A. Nefiodow, einem renommierten Forscher auf diesem Gebiet, vorgeschlagene Einteilung mitsamt fünftem und sechstem Zyklus.

Die ersten vier Zyklen werden allgemein so anerkannt, bei letzteren herrscht in der Wissenschaft Uneinigkeit.

  1. Kondratieff-Zyklus ca. 1780-1830/50: Dampfmaschine, Textilindustrie
  2. Kondratieff-Zyklus ca. 1830/50-1880/1900: Stahl, Eisenbahn
  3. Kondratieff-Zyklus ca. 1880/1900-1920/35: Elektrotechnik, Chemie
  4. Kondratieff-Zyklus ca. 1920/35-1950/80: Automobil, Petrochemie
  5. Kondratieff-Zyklus ca. 1950/80-2000/05: Informationstechnik
  6. Kondratieff-Zyklus ca. 2000/05-X: Biotechnologie, Psychosoziale Gesundheit