In Kaffee investieren: So geht’s

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Wenn für weite Teile der Wirtschaft Rohstoffe die Nahrung sind und für den Menschen Lebensmittel, warum nicht zur Abwechslung etwas Geld in das anlegen, was in keinem Büro fehlen darf: Kaffee. Ohne das Genussmittel würden wohl die meisten Manager den Tag nicht überleben. Selbst Angela Merkel schenkt dauernd Kaffee nach – eigenhändig.

In Kaffee zu investieren ist natürlich, wie bei fast allen Rohstoffen, kaum direkt möglich. Erstens lohnt sich schon wegen der überschaubaren Investitionssumme weder die Anlieferung noch eine private Lagerung. Und zweitens sind auch die Bohnen nur begrenzt haltbar.

Vier Sorten, ein Durchschnittspreis

Gehandelt wird Kaffee über Warenterminkontrakte an der London International Financial Futures Exchange, am New York Board of Trade, an der Bolsa de Mercadorias & Futuros und an der Tokyo Grain Exchange. Wer als Privatanleger in Kaffee investieren will, greift zu Zertifikaten oder ETCs, die den Kaffeepreis auf Basis von Futures abbilden. Ratsam ist eine währungsbereinigte Version der Produkte, da Kaffee in Dollar gehandelt wird.

Der zusätzliche Vorteil für Anleger: Man muss sich nicht um die Unterschiede am Kaffeemarkt kümmern. Immerhin ist Kaffee nicht gleich Kaffee. Unter insgesamt vier Sorten dominieren der mildere aber empfindlichere Arabica mit 60 % und der stärkere, robustere Robusta mit 40 %. Arabica wird vorwiegend in New York gehandelt, in London hingegen Robusta. Die jeweiligen Futures unterscheiden sich auch noch bezüglich der Anzahl von Kaffee-Säcken à 60 kg, was eine Notierung pro Tonne ergibt.

Der generelle Kaffeepreis indes bezieht sich auf ein amerikanisches Pfund (0,45 kg) in US-Cent. Als Anleger findet man üblicherweise den Durchschnittspreis aller Sorten, wobei Robusta durchgehend ein gutes Stück billiger ist als die Arabica Varianten. Derzeit liegt der Preis bei knapp unter 130 US-Cent. Die letzten Tiefstände um die 110 US-Cent gab es vor zwei Jahren, 2015, 2013 und 2009.

Extreme Schwankungen einkalkulieren

Über die Jahre gesehen ist der Preis äußerst schwankend. 2011 erreichte er 299 US-Cent, 2014 noch rund 210 US-Cent und im Oktober 2016 kam er auf höchstens 165,5 US-Cent. Auf Zehnjahressicht ergibt sich somit ein Plus von lediglich 3,51 %. In Kaffee zu investieren, bedeutet, auf absehbare Preisschwankungen zu setzen. Insofern ist es ratsam, etwa mit einem Call-Zertifikat auf steigende und alternativ mit einem Put-Zertifikat auf fallende Preise zu spekulieren.

Die extremen Schwankungen ergeben sich vor allem durch Umweltbedingungen, sprich wetterbedingte Ernten. So trieb 1994 Frost in Brasilien den Preis auf gut 200 US-Cent, und 2001 wurde weltweit so viel geerntet, dass das Pfund nur noch 41 US-Cent kostete. Unabhängig davon gibt es im Jahresverlauf ein Auf und Ab in der Nachfrage, da im Sommer weniger und im Winter mehr Kaffee getrunken wird.

Dennoch: Kaffee ist nach Öl der wichtigste Exportrohstoff. Die Produktion stieg in den letzten zehn Jahren von 90 Mio. Sack auf über 100 Mio. Sack. Die Nachfrage steigt weltweit, da zunehmend auch asiatische Konsumenten auf traditionell unüblichen Geschmack kommen. Gleichzeitig aber sind die Anbauflächen begrenzt, weshalb ein Anstieg der Preise wohl nur eine Frage der Zeit ist. Auch derzeit ziehen sie wieder spürbar an.

Wenn Investment und Spot-Preis auseinander laufen

Wer in Kaffee investieren will, aber nicht gerade auf Wochensicht, sollte noch ein Weiteres beachten: Zertifikate oder ETCs beruhen auf Futures. Sobald die zeitlich begrenzten Kontrakte auslaufen, werden sie in den nächsten übertragen; gerollt. Der an sich erfreuliche Preisanstieg bedeutet in dem Fall leider, dass der nächste Kontrakt entsprechend teurer ist und die Rendite der Anlage sinkt – die bei Rohstoffen übliche Contango-Falle. Sind umgekehrt die neuen Kontrakte billiger als die verkauften, entsteht eine Backwardation-Situation und für den Anleger ein Gewinn.

Von daher können die Gesamterträge solcher Investments unterm Strich erheblich vom Spot-Preis abweichen. Indizes für Kaffee-Futures sind beispielsweise der Dow Jones–UBS Coffee Subindex, der UBS Bloomberg CMCI Coffee und der Barclays Capital Commodity Index Coffee. Es geht aber auch indirekt. Und zwar über Aktien von Unternehmen, die im Kaffeegeschäft engagiert sind wie Nestlé, zu dem Nespresso gehört, Starbucks oder Tata Coffee in Indien.