Alternative Antriebe: nicht nur in E-Autos investieren
Glaubt man den Ankündigungen, könnte es in fünf bis zehn Jahren soweit sein: Autos mit herkömmlichem Verbrennungsmotor werden zunehmend von den Straßen verbannt. Gefragt sind Antriebssysteme, die umweltfreundlich sind, das Klima schonen und wenig bis keine Schadstoffe produzieren.
In alternative Antriebe investieren: Ideen neben der Elektromobilität
Der anstehende weltweite Systemwechsel erhöht den Innovationsdruck. Was liegt da näher als in alternative Antriebe zu investieren? Vor allem, wenn man den Umweltaspekt ernst nimmt. Seitdem das Thema um den Dieselskandal von VW befeuert wurde, scheint sich alle Welt auf E-Fahrzeuge zu stürzen. Doch wer in alternative Antriebe investieren will, sollte nicht nur auf die Entwicklung von leistungsfähigeren Batterien schielen. Die können nur eine Teillösung sein.
Batteriegetriebene Fahrzeuge sind mit mäßiger Reichweite und langen Nachladezeiten nur bedingt alltagstauglich. Zudem sind die Stromnetze nicht auf zig Millionen E-Autos vorbereitet. Abgesehen davon ist die gesamte Ökobilanz wegen des massiv erhöhten Stromverbrauchs und der energieintensiven Herstellung von Batterien mit Lithium und anderen Rohstoffen schlechter als der Hype um Tesla & Co. vermuten lässt.
Dabei gibt es etliche Antriebskonzepte, die teils vor Jahrzehnten angeschoben, dann aber nicht weiterverfolgt wurden. Etwa der legendäre Stirlingmotor als einfache Wärmekraftmaschine oder das Druckluftauto mit emissionsfreiem Gasexpansionsmotor. Auch um Biogasfahrzeuge ist es seltsamerweise ruhig geworden. Selbst das verbreitete Flüssiggas, mit dem herkömmliche Benziner auskommen, wird kaum noch erwähnt.
Neuer Anlauf für Gasfahrzeuge
Lediglich Audi hat sich jetzt beim Gasantrieb vorgewagt. Der A5 g-tron mit 170 PS ist ein neues Erdgasmodell, das sauberer als jeder Benziner oder Diesel ist: 25 % weniger CO2, kein Feinstaub, kaum messbare Stickoxide. Ergasantriebe machen derzeit ernorme Fortschritte. Während Daimler sich von dem Konzept verabschiedet, will der Mutterkonzern VW bis 2025 den Bestand an Ergasfahrzeugen verzehnfachen.
Gut vorstellbar, dass die Rechnung aufgeht. Das System ist ausgereift, langstreckentauglich und wird den Anforderungen etwa von Außendienstlern und Gewerbetreibenden besser gerecht als Batterien, die lange zum Nachladen benötigen.
Sauberer Zwitter von Mazda
Eine andere Kombination bringt nun Mazda auf die Straße: den Diesotto. Der Zwitter aus Diesel und Ottomotor soll deutlich sauberer und sparsamer sein. Das Beste aus zwei Welten sozusagen. Dank seiner homogenen Verbrennung ist er dem Diesel angeblich haushoch überlegen – gerade was Stickoxid- und Rußausstoß angeht. Und das ohne Abgasreinigung. VW und Daimler hatten vergleichbare Prototypen wegen technischer Probleme auf Eis gelegt. Die will Mazda mit einer neuen Technik, der Spark Controlled Ignition gelöst haben.
Brennstoffzelle macht Fortschritte
Daimler und BMW wiederum konzentrieren sich neben reinen E-Fahrzeugen lieber auf die Brennstoffzelle. Vor allem aber treiben Toyota und Hyundai die Entwicklung voran und verfügen als einzige über Fahrzeuge in Großserie. Bei Brennstoffzellen wird Wasserstoff getankt, das, mit Sauerstoff verbrannt, erzeugt Strom für seinen Elektromotor. Damit benötigt man keine großen Batteriespeicherkapazitäten, tankt in wenigen Minuten nach und hat viel höhere Reichweiten.
Die lange Zeit aufwändige und teure Herstellung von Wasserstoff wird zunehmend einfacher. Amazon rüstet seine Logistikzentren nun auf Gabelstapler mit Brennstoffzellen um, die von Plug Power geliefert werden. Die Aktie des US-Herstellers ist nach schwierigen Zeiten seit einem Jahr mit über 65 % im Aufwind. Doppelt so hoch ist mit 130 % die Performance des größten Brennstoffzellen-Produzenten Ballard Power. Die Kanadier zeigen eine solide Bilanz und sind wenig verschuldet.
Erwähnenswert sind noch Hydrogenics, ebenfalls aus Kanada, sowie das schwedische Unternehmen Powercell. Beide Aktien liegen auf Jahressicht mit 40 % bzw. 26,7 % im Plus. Unter den genannten Firmen erscheint derzeit Marktführer Ballard Power als die sicherste Adresse.
Batterie kann nicht alles
Brennstoffzellen dürften ihren Durchbruch wohl erst in einigen Jahren erleben. Für Kleinfahrzeuge werden derzeit Batterien in immer größeren Mengen und damit billiger hergestellt. Doch sie werden an Grenzen stoßen. Die Brennstoffzelle ist insgesamt umweltfreundlicher, belastet die Stromnetze nicht und kann auch größere Fahrzeuge mit großer Reichweite antreiben.
Nicht zuletzt funktioniert sie im Winter reibungslos. Akku-Autos hingegen verlieren bei starken Minusgraden mindestens ein Drittel ihrer Reichweite. Der Batterie-Hype könnte sich früher oder später abkühlen. Dazu passt im Übrigen eine neue Studie des Forschungszentrums Jülich: Ab einer Zahl von 10 Mio. Fahrzeugen ist ein Netz mit Wasserstoff-Tankstellen wesentlich günstiger und problemloser zu errichten als eine Infrastruktur mit Ladesäulen.