Vestas mit Gegenwind

Auf Grund der steigenden Öl- und Gaspreise sowie der Tendenz zahlreicher Regierungen, künftig den Schwerpunkt auf erneuerbare Energien zu setzen, gab es für das dänische Unternehmen Vestas Wind viele Vorschusslorbeeren. Doch leider wurden diese – mit der Bekanntgabe des Quartalsberichtes zu Beginn der Woche – nachhaltig gestört.
Sind die Perspektiven für Unternehmen wie Vestas etwa doch nicht so stark wie zuletzt geglaubt? Dieser Frage möchte ich in der heutigen Ausgabe nachgehen.
Kurzportrait
Mit knapp 30.000 Mitarbeitern weltweit ist die dänische Vestas Wind Systems der führende Hersteller von Windkraftanlagen und in zahlreichen Regionen erfolgreich. Das belegt der Blick auf die Umsätze der Regionen. So teilt sich die Geschäftstätigkeit wie folgt auf: Dänemark (5,6%), Europa/Mittlerer Osten/Afrika (30,2%), USA (39,1%), restliches Amerika (10,1%) und Asien/Pazifik (15%).
Deutliche Verluste
Es war schon eine unangenehme Überraschung, die der Quartalsbericht parat hatte: So war das Minus im bereinigten EBIT mit -329 Mio. Euro deutlich höher als die Erwartungen, die lediglich ein Minus von 89 Mio. Euro in Aussicht gestellt haben. Neben Inflation und Problemen in den Lieferketten gab es auch auf Grund von Abschreibungen diese tiefroten Zahlen. Allein durch das Russland-Geschäft des Konzerns fielen rund 400 Mio. Euro Verlust an.
Ausblick enttäuscht
Doch es kam noch schlimmer: Auch der Ausblick sorgte für Enttäuschung: In diesem Jahr erwartet das Unternehmen einen Umsatz zwischen 14,5 und 16 Mrd. Euro. Zwar lag diese Zahl noch im Rahmen der Erwartungen – bei den anderen Kennziffern sieht es da schon deutlich schlechter aus.
So wird beim Umsatz – bereinigt um Sondereinflüsse sowie vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) – kein positives Ergebnis mehr zu erwirtschaften sein. Im Gegenteil – sogar ein Verlust ist nicht auszuschließen. Es wird eine operative Marge inzwischen bei -5 bis 0% gesehen. Also alles Nachrichten, die nicht gerade zum Kauf der Aktie einladen.
Aktie rutschte ab
Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass es bei der Aktie zu Wochenbeginn nur eine Richtung gab – und die zeigte deutlich nach unten. Auch seitens der Charttechnik ist eine wichtige Unterstützungsmarke gefallen, so dass nun kurzfristig Kurse von rund 18 Euro vorstellbar sind. Immerhin konnte sich die Aktie in den Folgetagen wieder etwas erholen.
Ich möchte Sie, liebe Leser, aber darauf hinweisen, dass sich an der positiven Grundkonstellation für die Branche – trotz der enttäuschenden Zahlen – nichts geändert hat. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird sich auch in Zukunft weiter und wahrscheinlich auch schneller fortsetzen. Und als eine dieser Stützen gilt die Windkraft. Daher scheint der Kurs-Abschlag von einem Viertel bei Vestas Wind innerhalb der vergangenen 52 Wochen übertrieben.