Erdöl-Verwendung: Schmiermittel der modernen Industriegesellschaft
Zwischen den Jahren 2000 und 2009 wurden weltweit etwa 242 Milliarden Barrel Erdöl gefördert.
Transportwege wie die Ostseepipeline sind die Grundlage für weitreichende Wirtschaftsentwicklungen und nicht selten Gegenstand politischer Streitigkeiten.
Erdöl findet in der modernen Industriegesellschaft umfassend Verwendung, daher sind die Ölpreise ein gewichtiger Wirtschaftsindikator.
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Erdöl: Gegenstand des Alltags
Vielleicht ist es nicht allen bewusst, doch ohne das „Schwarze Gold“ wäre der moderne Alltag – so wie wir ihn kennen – nicht denkbar.
Wenn Sie heute Morgen zur Arbeit gefahren oder geflogen sind, wurde das bereits durch Erdöl ermöglicht, denn: Zwei Drittel der weltweiten Fördermenge wird als Kraftstoff gebraucht.
Ob Diesel oder Kerosin, Kraftstoff zur Stromerzeugung oder Heizöl zur Raumheizung und Warmwasserbereitung – ein Großteil des Erdöls wird schlicht verfeuert.
Nebenprodukte der Raffination
Das geförderte Öl liegt zunächst als Rohöl vor und muss dann durch Raffination in das eigentliche Erdöl aufbereitet werden, um dann als Kraftstoff seine Verwendung zu finden.
Da die Ressource ein Stoffgemisch aus mehr als 500 Komponenten ist, fallen hierbei auch zahlreiche Nebenprodukte an.
So werden etwa Bitumen im Straßenbau als Bindemittel für Asphalt verwendet, aber auch als Schmiermittel wie Motor- oder Getriebeöl findet Erdöl umfassende Verwendung.
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An jeder Ecke: Kunststoffe aus Erdöl
Vielen Dingen sieht man jedoch gar nicht an, dass sie auf Erdöl zurückgehen.
Etwa 15 Prozent des Verbrauchs von Erdöl dient der Herstellung von Kunststoffen, die fester Bestandteil des modernen Alltages sind.
PVC steckt etwa in Fußbodenbelägen, medizinischen Geräten oder Fensterrahmen. Schaumstoffe finden sich in Matratzen und Polstermöbeln. Acrylfasern machen einen Großteil der heutigen Alltagskleidung aus.
Joghurtbecher, Lichtschalter, Cremedosen und DVDs – ohne Erdöl kämen sie nicht zur Verwendung.
Auch sogenannte thermoplastische Kunststoffe gehen darauf zurück – ohne Erdöl also keine Gießkannen, Eimer, Fernsehgehäuse, Wasserrohre, Kabelummantelungen oder Einkaufstüten.
Waschmittel enthalten Tenside, Dünger Ammoniumsalze, Medikamente beispielsweise Ammoniak. All diese Stoffe werden aus Erdöl gemacht – und die meisten Klebstoffe, Farben und Lacke sind ebenfalls synthetische Erdölprodukte.
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Die lange Geschichte des Erdöls
Bei Rohöl handelt es sich im Grunde um ein biologisches Produkt, das im Laufe von Millionen Jahren in einem sehr langsam ablaufenden Prozess entsteht. Das gegenwärtig geförderte Rohöl entstand vor 400 bis 100 Millionen Jahren.
Voraussetzung hierfür sind kleinste Meereslebewesen, die absterben und auf den Meeresboden absinken.
Fehlt der für die normalerweise stattfindende Verwesung notwendige Sauerstoff, so entsteht ein Faulschlamm – hauptsächlich bestehend aus Kohlenwasserstoffen. Diese Schlammschicht wird nach und nach von weiteren überlagert, so dass eine dickere Sedimentschicht entsteht.
Durch die Einwirkung von Druck und Wärme, die in tieferen Erdschichten natürlich vorkommen, werden die langen Kohlenwasserstoffketten aufgebrochen und kürzere entstehen.
Diese kurzkettigen Kohlenwasserstoffe können sich abschließend leichter durch Gesteinsschichten bewegen. Da die Kohlenwasserstoffe durch die Aufspaltung „leichter“ werden, wandern sie nach oben Richtung Erdoberfläche – bis sie sich schließlich als Erdöl und Erdgas anlagern.
Erdöl war zunächst als günstiger Lampenbrennstoff gefragt, ehe mit dem Siegeszug des Verbrennungsmotors das Automobil die Welt eroberte – und der Treibstoff Erdöl mit ihm.
Förderung des Rohöls
In der Regel wird Rohöl „unter Tage“ mit Hilfe von Bohrungen gefördert. Dies geschiehtentweder an Land oder im Meer.
Grundsätzlich wird soweit gebohrt, bis die unterirdische Lagerstätte des Rohöls erreicht ist. Diese kann bis zu mehreren tausend Metern weit unter der Erdoberfläche liegen.
Steht die Lagerstätte unter Druck, so schießt das Rohöl nun von alleine nach oben. Herrscht zu wenig Druck, so muss es mit Hilfe von Pumpen nach oben befördert werden.
Die Förderung erfolgt in drei Phasen. In der ersten wird das Rohöl ohne weitere Hilfsmittel gefördert. In der zweiten wird zum Beispiel Wasser in das Lager gepumpt, um somit weiteres Rohöl fördern zu können. In der dritten Phase werden dann oft Chemikalien eingesetzt, um auch noch die letzten förderbaren Reste des Rohöl an die Oberfläche zu holen.
Grundsätzlich kann eine Lagerstätte aber nicht zu 100% ausgeschöpft werden, da immer eine gewisse Menge in dem darum liegenden Gestein eingeschlossen bleibt.
Erdöl-Verschwendung: Rohstoff auf Zeit
Die Ermessung der bestehenden Erdölreserven schwankt je nach Quelle – unter anderem deswegen, da die meisten Vorkommen aus Nicht-OECD Ländern keiner unabhängigen Kontrolle unterliegen.
So liegen Förderdaten und Angaben zu staatlichen Reserven etwa in Saudi-Arabien dem Staatsgeheimnis.
Die Schätzung der weltweiten Erdölreserven liegt laut BP Statistical Review 2009 bei 172,3 Milliarden, laut Oeldorado 2009 von ExxonMobil bei 182 Milliarden Tonnen.
Dies würde den Weltverbrauch nach heutigem Stand noch für etwa 50 Jahre decken.
Für viele Erdölprodukte gibt es Alternativen: Statt Plastik- lieber Holzspielzeug, statt Plastik- lieber Stofftüten. Das Problem hierbei ist das sogenannte virtuelle Öl, das sie enthalten.
Denn: Für ihre Herstellung war wiederum meist Energie nötig, die auf Erdöl zurück zurückgeht und für ihren Transport fand Öl Verwendung.