Faktoren, die den Erdölpreis beeinflussen

Auch wenn längst bekannt ist, dass vor allem fossile Brennstoffe den Klimawandel bzw. die globale Erwärmung begünstigen, zählt Rohöl bzw. Erdöl weiterhin zu den wichtigsten Energielieferanten der Welt. Erneuerbare Energien sind zwar auf dem Vormarsch, aber es wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis der Energiebedarf ohne die Förderung von Erdöl gedeckt werden kann.
Was ist eigentlich Erdöl?
Rohöl bzw. Erdöl ist ein Stoffgemisch, das sich aus mehr als 500 Bestandteilen zusammensetzt und je nach Förderland sehr unterschiedliche Elemente enthält. So beinhaltet es beispielsweise Kohlenwasserstoffe, Napthensäuren, Phenole, Aldehyde, Harze und Schwefelverbindungen. Besonders der Schwefelgehalt unterscheidet sich teilweise stark.
Die Wortbezeichnung stammt aus Babylonien von dem Wort „naptu“ (zu Deutsch: leuchten). Dies weist darauf hin, dass Erdöl schon im babylonischen Reich zu Beleuchtungszwecken verwendet wurde.
Entstanden sind die fossilen Brennstoffe allerdings schon deutlich früher. Kohle, Erdöl und Erdgas entstanden im Laufe von mehreren Millionen Jahren durch die Umwandlung von Flora und Fauna. In der Kreidezeit und im Jura sickerten die abgestorbenen Pflanzen und Tiere in den Faulschlamm der urzeitlichen Meere. Durch Zutun verschiedener Bakterien wurden diese unter hohem Druck und hoher Temperatur umgewandelt – es bildeten sich Lagerstätten von Erdöl- und Erdgas. Erdöl dient vor allem als Kraftstoff für PKWs und andere Fortbewegungsmittel, zudem wird es auch zur Erzeugung elektrischer Energie verwendet.
Rohöl vs. Erdöl: Was ist der Unterschied?
Als Erdöl bezeichnet man den in der Erdoberfläche eingelagerten Rohstoff. Nach seiner Förderung und bevor der Rohstoff in Raffinerien behandelt wurde, wird das Öl als Rohöl bezeichnet. Das nicht gereinigte Erdöl, welches durch Förderung erst aus der Erde kam, wird als Rohöl bezeichnet.
Wovon wird der Ölpreis beeinflusst?
Der Ölpreis wird primär von Nachfragefaktoren und Angebotsfaktoren bestimmt. In der Folge sollen diese Faktoren für den Preis für Öl genauer beleuchtet werden.
Ölpreis: Das sind die Nachfragefaktoren
Wirtschaftswachstum
Der Ölpreis hängt zu einem großen Teil von den wirtschaftlichen Veränderungen sowie dem technischen Fortschritt ab. Die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in den Industrieländern beeinflusst den Ölpreis maßgeblich.
Ölreserven
Im volatilen Markt ist der Anreiz Ölreserven aufzubauen größer. Dies führt oft zu Preissteigerungen. So kann man beim Ölpreis eine gewisse saisonale Abhängigkeit beobachten. Im Winter sinkt der Ölpreis trotz des hohen Verbrauchs meist auf einen Tiefpunkt. Seinen Spitzenwert erlangt er meist im Frühjahr.
Einkommenselastizität
Steigt das verfügbare Einkommen der Verbraucher, steigt häufig auch der Verbrauch bzw. die Nachfrage nach Erdöl. In der Folge kommt es aufgrund gesteigerter Nachfrage meist zu einem Preisanstieg. Bleibt das Realeinkommen über einen längeren Zeitraum konstant, führt dies dazu, dass die höheren Preise aufgrund der fehlenden Kaufkraft die Nachfrage reduzieren.
Ölpreis: Angebotsfaktoren
Der Preis wird von Angebotsseite vor allem durch Verfügbarkeit, zukünftige Verfügbarkeitsprognosen sowie der Marktentwicklung beeinflusst.
Erdölreserven
Die tatsächlichen oder geschätzten aktuellen Erdölreserven sind wichtige Faktoren, welche den Ölpreis beeinflussen.
OPEC
Studien zeigen, dass OPEC-Mitgliedsstaaten sowie bestimmte Nicht-Mitglieder bei der Ölpreis-Festlegung bzw. bei Vereinbarungen, welche den Ölpreis beeinflussen (z.B. geplante Ölfördermengen usw.) zusammenarbeiten.
Die OPEC-Staaten haben sich bekanntlich im Jahr 2016 darauf verständigt ihre Produktion zu begrenzen, die Fördermenge zu verringern und somit den Ölpreis künstlich zu stabilisieren.
Das hat auch geklappt – zumindest teilweise: Die meiste Zeit bewegt sich der Ölpreis seither auf einem Niveau um die 50 Dollar je Barrel; manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger.
Im Frühjahr 2017 einigten sich das Ölkartell auf eine Verlängerung des Kompromisses der Fördermenge bis ins Jahr 2018 hinein.
Doch wer das Ölkartell OPEC kennt, weiß, dass der Beschluss auf tönernen Füßen steht und jederzeit bröckeln kann.
Fingen die ersten Länder an die Vereinbarung zu brechen und wieder mehr zu fördern, würden die anderen wohl schnell nachziehen, es gäbe eine erneute Ölflut und die Preise würden fallen.
Weitere Faktoren, von welchen der Ölpreis abhängt
Herding
Herding beschreibt das Phänomen, dass Anleger sich bei ihren Entscheidungen wie eine Herde verhalten. Dies führt dazu, dass diese mehrheitlich in bestimmte Anlageobjekte investieren oder desinvestieren. Herding-Effekte in Märkten mit großer Informationssicherheit sind deutlich wahrscheinlicher, weshalb dieses Phänomen im Ölmarkt und den Ölbörsen sehr häufig zu beobachten ist und so den Ölpreis stark beeinflusst.
Wechselkursfaktor
Im Ölmarkt hat sich schon vor länger Zeit der Dollar als Standardwährung etabliert. Daher ist dessen Wechselkurs zu anderen Währungen entscheidend für die Entwicklung des Ölpreises.
Zinssätze
Die Auswirkungen von Zinssätzen auf den Ölpreis können sehr unterschiedlich sein und können mit dem Preis für fossile Brennstoffe negativ und positiv zusammenhängen.
Manipulation
Die absichtliche oder unabsichtliche Verbreitung falscher Informationen oder Ankündigungen hat großen Einfluss auf die Ölpreisentwicklung.
Produktionskosten nach Herkunftsland
Die Kosten für die Förderung sind von Land zu Land aufgrund verschiedener (z.B. geologischer) Voraussetzungen unterschiedlich. Am billigsten produzierten in den letzten Jahren die Länder der arabischen Halbinsel wie beispielsweise Kuwait und Saudi-Arabien.
Die USA
Ein weiterer, nicht mehr wegzudenkender Faktor in Sachen Ölpreis sind die USA.Seit sich dort die umstrittene Fracking-Methode durchgesetzt hat, fördern die Vereinigten Staaten, was das Zeug hält und können so möglicherweise mühelos die steigenden Nachfragen nach Öl bedienen.
Allerdings gingen die über Monate hinweg prall gefüllten Lagerbestände zuletzt etwas zurück, was Beobachter als Anzeichen einer Stabilisierung im Verhältnis von Angebot und Nachfrage von Öl werteten.
Preisentwicklung von Erdöl
Höchststände des Ölpreises
Die wichtigsten Sorten Öl sind Brent und WTI. Die Sorte Brent ist auch als Nordseesorte bekannt. Die bisher höchsten Ölpreise für die Ölsorten Brent und WTI waren folgende:
Ölsorte | Preis/ Barrel | Datum |
Brent | 147,40 US Dollar | 11. Juli 2008 |
WTI | 147,16 US Dollar | 11. Juli 2008 |
Historische Ölpreisentwicklung der letzten Jahre
Wie bereits beschrieben, hängt die Entwicklung des Ölpreises bzw. vom Ölkurs von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab – besonders von Angebot und Nachfrage. Zu den Anbietern zählen Rohöllieferanten wie die OPEC-Mitglieder USA und Russland. Die Nachfrage kommt von Seiten der Industrie, welche auf das Rohöl angewiesen ist.
Die Preisentwicklung von Erdöl betrachtend, lässt sich ganz grob ein Trend feststellen: Die Preise für Erdöl steigen stetig an. Im Jahr 1976 lag der Preis pro Barrel noch bei 12,23 US-Dollar. Aktuell (Stand: 12.3.2019) liegt der Ölpreis bei 66,74 US-Dollar.
Allerdings gab es zwischenzeitlich auch immer wieder Phasen, in denen der Ölpreis gefallen ist. So beispielsweise im Jahr 2014. Dies hing in erster Linie daran, dass die USA zahlreiche Ölquellen über Fracking erschließen konnten und somit kurzfristige größere Mengen an Erdöl an den Markt bringen konnten. Gleichzeitig war der Wille neue Investitionen zu tätigen durch die Entwicklungen bzw. Krise im Nahen Osten gehemmt. So kam es zu dem Phänomen, dass es mehr Öl am Markt als Abnehmer gab.
Wie der Ölpreis Benzin- und Heizölpreise beeinflusst
Man könnte glauben, dass sich die Änderungen des Ölpreises direkt bzw. in gleichem Maße auch auf den Benzinpreis auswirken. Dem ist allerdings nicht so. Warum dies so ist, wollen wir in der Folge erläutern.
Um besser verstehen zu können, weshalb der Benzinpreis nicht ausschließlich vom Ölpreis abhängt, hier ein Überblick der Preiskomponenten, welche den Preis für 1 Liter Benzin (angenommener Preis 1,30 €/ Liter) bestimmen.
- Börse: Die Tankstellen kaufen Benzin für ca. 33 Cent pro Liter.
- Transport und Vertrieb: Die Kosten hierfür betragen für die Tankstelle etwa 11 Cent pro Liter.
- Energiesteuer: Sie wird in der Höhe von 65,45 Cent von jedem verkauften Liter Benzin erhoben.
- Mehrwertsteuer: Zu den verschiedenen Preiskomponenten wird noch die Mehrwertsteuer von 19 % hinzugerechnet.
Sinkt der Preis für Öl auf die Hälfte, sinkt auch der Benzinpreis um die Hälfte? Nein!
Denn die Senkung des Ölpreises wirkt sich nur auf den Börsenpreis für den Benzin aus, die Kosten für die Tankstelle bleiben gleich hoch.
In unserem Beispiel würde der Liter Benzin demnach nicht mehr 1,3 Euro pro Liter kosten, sondern 1,11 Euro pro Liter.
Dies entspricht einer Kostenersparnis von 15 % für den Endkonsumenten, obwohl der Ölpreis um 50 % gesunken ist.
Ähnlich verhält es sich übrigens auch beim Heizölpreis. Auch hier zeigen sich Senkungen oder Erhöhungen im Preis nicht im gleichen Verhältnis für den Endkunden von Heizöl. Da der Heizölbedarf – anders als beim Benzin – oft nicht in gleichem Maße akut ist, haben Verbraucher hier die Möglichkeit, die Entwicklung am Markt über einen längeren Zeitraum zu beobachten und Heizöl dann zu kaufen, wenn die Preise günstig erscheinen.
Mit dem folgenden Preisrechner lassen sich die aktuellen Heizölpreise für jede Lieferadresse in Deutschland kalkulieren und beobachten:
In der Tabelle zeigen sich die kurzfristigen sowie langfristigen Heizöltrends:
Rohöl vor dem Aus?
Erst sollten Diesel-Fahrzeuge aus deutschen Innenstädten verbannt werden, dann war die Rede vom Aus des Verbrennungsmotors insgesamt. Sollte es nach der Politik gehen, kommt diese Aus am liebsten schon im Jahr 2030.
Zumindest sollte dies so sein, wenn es nach den Grünen geht, die wohl recht gute Chancen auf eine Regierungs-Beteiligung haben.
Doch ganz so einfach ist das nicht. Zwar sind die technologischen Möglichkeiten durchaus vorhanden und die Tendenz geht in diese Richtung.
Bereits jetzt gibt es einige rein elektrisch betriebene Fahrzeuge, auch von deutschen Herstellern. In den kommenden Jahren werden zahlreiche weitere Modelle hinzukommen.
Doch fehlt es noch an einer flächendeckenden Infrastruktur, welche viele Autokäufer von der elektrischen Variante des PKWs abkommen lässt. Auch die fehlende Konkurrenzfähigkeit in Sachen Preis ist hinderlich, um Elektrofahrzeuge auch für niedrigere Einkommens-Schichten interessant zu machen. Alles in allem steht der Fahrzeugindustrie in Kooperation mit der Politik noch ein weiter Weg bevor.
Die Übergangs-Phase dürfte erheblich länger dauern als das angestrebte Idealziel 2030.
Erdöl: Weltweit besteht hohe Nachfrage
Jenseits von Deutschland sieht die Lage ohnehin ganz anders aus:
Zwar haben auch andere europäische Länder in letzter Zeit angekündigt, bereits in relativ naher Zukunft keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr neu zulassen zu wollen und folgen somit dem Trend und der Nachfrage nach nachhaltig betriebenen Fahrzeugen.
Doch in anderen Teilen der Welt geht der Trend bzw. die Tendenz in eine ganz andere Richtung. Hier ist das Umweltbewusstsein noch nicht soweit ausgeprägt bzw. gibt es hier keine bzw. deutlich geringere Bestrebungen Erdöl und Öl ablösen zu wollen.
Insofern ist davon auszugehen, dass – Energiewende hin, Diesel-Skandal her – die Nachfrage nach Öl auch in Zukunft nicht nachlassen, sondern, im Gegenteil, sogar eher noch steigen wird.