So viel Öl bunkert Deutschland für den Notfall

Die anhaltenden Hitze in Deutschland im Jahr 2018 und die wenigen Regenfälle haben für Niedrigwasser im Rhein gesorgt. Selbst in den Herbstmonaten konnte der Pegel bisher nicht wieder den Normalstand erreichen. Der Schiffsverkehr funktioniert daher nur noch eingeschränkt und die Schiffe fahren nicht mehr vollständig beladen über den Fluss. Für die Industrie ist dieser Umstand fatal – die Belieferung mit Kraftstoff ist nicht mehr ausreichend gewährleistet.
Freigabe von Ölreserven: So will Deutschland Schäden an der Wirtschaft vermeiden
Normalerweise werden die benötigten Treibstoffmengen vom Hafen in Rotterdam aus bis in den Südwesten Deutschlands gebracht. Dies ist bei Niedrigwasser nicht möglich. Der durch die Trockenheit entstandene Kraftstoff-Engpass wird nun mit Reserven ausgeglichen. Die Bundesregierung hat dafür Teile der Erdölreserven der Bundesrepublik Deutschland freigegeben, um die Industrie vor wirtschaftlichen Schäden zu schützen.
Diesel, Benzin und Kerosin werden von einigen Regionen nun aus den Reserven entnommen. Der Zugriff ist aber streng beschränkt. So dürfen nur Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, der Regierungsbezirk Unterfranken und Köln auf die Diesel- und Benzinreserven zurückgreifen. Kerosin bekommen Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Speyer.
Über welche Ölreserven verfügt Deutschland?
Deutschland hat rund 32 Mio. Tonnen Erdöl als Reserven gebunkert. Eine Reserve ist per Gesetz vorgeschrieben und soll bei Engpässen und in Krisenfällen die Versorgung für mindestens 90 Tage garantieren. Die Reserven liegen in sogenannten Kavernenspeichern in Niedersachsen, zum Teil in 1.000 bis 1.500 Metern Tiefe unter der Erde und zum Teil oberirdisch in Tankbehältern. Die Kosten, die durch die Lagerung von Erdöl entstehen, werden direkt auf die Verbraucher umgelegt. 0,5 Cent pro Liter Benzin, Diesel oder Heizöl entfallen auf die Lagerkosten der Reserven.
Zuletzt wurden Teile der Ölreserven im Jahr 1991 während der Irak-Kuwait-Krise und im Jahr 2005 nach dem Hurrican Katrina und dem starken Fall der Ölpreise freigegeben. Auch als Lybien als Erdöl-Exporteuer im Jahr 2011 ausfiel, beteiligte sich die Bundesregierung. Zuständig für die Freigabe von Erdölreserven ist das Wirtschaftsministerium. Sie dürfen Vorräte freigeben, um Störungen in der Versorgung entweder zu beheben oder zu vermeiden. Für die Verwaltung und Lagerung der Ölreserven der Bundesrepublik ist der Erdölbevorratungsverband EBV zuständig.
Deutschland verbraucht viel und fördert wenig
Deutschland liegt auf dem neunten Platz der Länder, die weltweit am meisten Erdöl verbrauchen. Im internationalen Vergleich sind die eigenen Erdölvorkommen in Deutschland jedoch nahezu zu vernachlässigen. So wurden beispielsweise im Jahr 2016 nur 2,36 Mio. Tonnen Erdöl gefördert, während die USA 563 Mio. Tonnen, Saudi-Arabien 560 Mio. Tonnen und Russland 548 Mio. Tonnen Erdöl produziert haben. Deutschland ist dadurch weiterhin stark abhängig von anderen Ölförderstaaten.