In Wasserstoff investieren: Die wichtigsten Aktien & ETFs

In Wasserstoff investieren: Die wichtigsten Aktien & ETFs
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Inhaltsverzeichnis

Wasserstoff gilt als Zukunftstrend und als einer der wichtigsten potenziellen Energieträger der kommenden Jahrzehnte, der zudem sehr vielseitig eingesetzt werden kann. Allerdings ist die umweltfreundlichste Herstellung („grüner Wasserstoff“) derzeit noch sehr aufwendig und teuer. Auch die Speicherung und der Transport von Wasserstoff stellen die Branche noch vor große Herausforderungen.

Welche Möglichkeiten Anleger haben, um in Wasserstoff zu investieren, welche Wasserstoff Aktien und ETFs besonders interessant sind, ob grüner Wasserstoff tatsächlich die Energiequelle der Zukunft sein wird und welche Chancen und Risiken mit einer Investition in Wasserstoff verbunden sind, klären wir in diesem Beitrag.

Wie kann man in Wasserstoff investieren?

Es gibt verschiedene Arten von Wasserstoff Aktien, darunter Aktien von Unternehmen, die Wasserstoff produzieren, Unternehmen, die Ausrüstung für die Wasserstoffproduktion herstellen und Unternehmen, die in entsprechenden Infrastrukturprojekten tätig sind.

Zudem gibt es einige Wasserstoff ETFs und Wasserstoff Fonds, die sich auf rein auf Wasserstoff Aktien fokussieren, die Risiken eines Investments jedoch im Vergleich zu einzelnen Aktien reduzieren können.

In Wasserstoff investieren: Was sind die besten Wasserstoff Aktien?

Eine Auswahl der besten Wasserstoff Aktien zu treffen, ist sehr spekulativ und hängt von individuellen Präferenzen und Anlagezielen ab. Der Wasserstoffmarkt ist noch relativ jung, die Aktien bergen Risiken, sind volatil und die langfristige Rentabilität von Wasserstoff Aktien aus heutiger Sicht noch ungewiss.

Privatanleger sollten sich auf Wasserstoff Aktien fokussieren, die gut positioniert sind, um von einer wachsenden Wasserstoffwirtschaft zu profitieren. Die folgenden drei Wasserstoff Aktien könnten für Anleger besonders interessant sein:

  1. Linde
  2. Ballard Power Systems
  3. Nel ASA

1. Linde

Linde (ISIN: IE000S9YS762) ist ein führender Anbieter von Industriegasen und Dienstleistungen und ein weltweit führender Produzent von Wasserstoff. Als erfahrender Gasspezialist kann das Unternehmen bereits mehr als hundert Jahre Erfahrung im Einsatz von Wasserstoff in vielfältigen Anwendungsbereichen vorweisen.

Linde deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Erzeugung und Verflüssigung von Wasserstoff, über Transport- und Speicherlösungen, bis hin zum Betanken wasserstoffbetriebener Fahrzeuge.

Das Unternehmen hat in der Vergangenheit mit verschiedensten Akteuren der Industrie sowie mit nationalen Regierungen (z. B. USA, Japan, Deutschland) und mit Finanzmitteln der EU viele innovative Entwicklungen vorangetrieben. Gemeinsam mit Daimler Trucks hat Linde eine Wasserstoff-Betankungstechnologie namens „sLH2“ entwickelt.

2. Ballard Power Systems

Das kanadische Unternehmen Ballard Power Systems (ISIN: CA0585861085) ist ein führender Hersteller von Brennstoffzellen für verschiedene Anwendungen (darunter Busse, Lkws, Gabelstapler, Schienenfahrzeuge und Schiffe) und gilt als Pionier im Wasserstoffmarkt.

Mit über 40 Jahren Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von Brennstoffzellen verfügt das Unternehmen über tiefgreifendes Know-how und genießt hohes Ansehen in der Branche.

Ballard Power Systems unterhält einige enge Partnerschaften mit führenden Unternehmen aus der Automobil-, Energie- und Transportindustrie, unter anderem auch mit dem chinesischen Unternehmen Weichai Power, die dem Unternehmen einen guten Zugang zum chinesischen Markt ermöglicht.

3. Nel ASA

Das norwegische Unternehmen Nel ASA (ISIN: NO0010081235) hat sich auf Lösungen für die Herstellung von Wasserstoff aus elektrischer Energie, sowie auf die Speicherung und Verteilung spezialisiert. Nel ASA gilt als führender Anbieter von Wasserstoff-Betankungsanlagen und Elektrolyseuren bzw. technischen Einrichtungen zur Spaltung von Wasser mithilfe von elektrischem Strom.

Das Unternehmen gilt ebenfalls alswichtiger Player in der Branche, der auf ein Jahrhundert an Erfahrung zurückblicken kann. So installierte das Unternehmen im Jahr 1927 seinen ersten Elektrolyseur in einer norwegischen Fabrik.

Auch Nel ASA unterhält zahlreiche Partnerschaften mit führenden Unternehmen der Energie- und Transportindustrie und ist in mehreren Ländern aktiv.

Welche Wasserstoff ETFs und Wasserstoff Fonds gibt es?

Aktuell stehen 7 verschiedene Wasserstoff ETFs zur Verfügung, die ein Investment in Wasserstoff Aktien auf Fondsbasis ermöglichen. Bei all diesen ETFs handelt es sich um thesaurierende Fonds, welche die zugrunde liegenden Indizes mittels vollständiger physischer Replikation abbilden:

ETFIndexAnzahl

Aktien
TERFondsvolumen

in Mio. EUR
L&G Hydrogen Economy UCITS ETF USD Acc(ISIN: IE00BMYDM794)Solactive Hydrogen Economy Index260,49 % p. a.396
VanEck Hydrogen Economy UCITS ETF(ISIN: IE00BMDH1538)MVIS Global Hydrogen Economy ESG Index240,55 % p. a.69
Amundi Global Hydrogen ESG Screened UCITS ETF EUR Acc(ISIN: FR0010930644)Bloomberg Hydrogen ESG Index420,45 % p. a.35
BNP Paribas Easy ECPI Global ESG Hydrogen Economy UCITS ETF EUR(ISIN: LU2365458145)ECPI Global ESG Hydrogen Economy Index400,30 % p. a.16
Global X Hydrogen UCITS ETF USD Accumulating(ISIN: IE0002RPS3K2)Solactive Global Hydrogen Index200,50 % p. a.4
Invesco Hydrogen Economy UCITS ETF Acc(ISIN: IE00053WDH64)WilderHill Hydrogen Economy Index590,60 % p. a.2
BNP Paribas Easy ECPI Global ESG Hydrogen Economy UCITS ETF USD(ISIN: LU2533813023)ECPI Global ESG Hydrogen Economy Index400,30 %1

Neben inhaltlichen Auswahlkriterien sollten Anleger bei der ETF-Auswahl auch möglichst auf die Erfüllung der folgenden Kriterien achten:

  • hohes Fondsvolumen (bestenfalls > 100 Mio. Euro)
  • Mindestalter > drei Jahre
  • möglichst geringe Fondskosten (TER)

Die ersten beiden Kriterien betreffend Fondsvolumen und Mindestalter werden nur von dem L&G Hydrogen Economy UCITS ETF erfüllt. Zwei weitere Fonds erfüllen das Kriterium des Mindestalters, und zwar derVanEck Hydrogen Economy UCITS ETF und der Amundi Global Hydrogen ESG Screened UCITS ETF. Diese drei ETFs sollen daher etwas näher erläutert werden.

1. L&G Hydrogen Economy UCITS ETF

Der L&G Hydrogen Economy UCITS ETF bildet denSolactive Hydrogen Economy Index nach und investiert in 26 Unternehmen weltweit, die aktiv in der Wertschöpfungskette der Wasserstoff-Industrie tätig sind.

Mit einem Fondsvolumen von 396 Mio. Euro ist der L&G Hydrogen Economy UCITS ETF der größte in Deutschland verfügbare Wasserstoff-ETF. Der Fonds wurde am 10. Februar 2021 in Irland aufgelegt und seine laufenden Kosten (TER) belaufen sich auf 0,49 % p. a.

Die folgenden Top-10-Aktien-Positionen repräsentieren 60,5 % des gesamten ETFs: Siemens Energy, Ørsted, Toyota Motor, Cummins, Hyundai, Johnson Matthey, Weichai Power, Linde, Air Liquide, Nippon Sanso.

Die Ländergewichtung verteilt sich wie folgt: USA (26,4 %), Japan (15,9 %), Südkorea (11,6 %), Deutschland (9,7 %), Großbritannien (6,6 %), Dänemark (6,4 %), China (5,4 %), Irland (5,4 %), Frankreich (5,4 %) und Sonstige (7,4 %).

2. VanEck Hydrogen Economy UCITS ETF

Der VanEck Hydrogen Economy UCITS ETF bildet denMVIS Global Hydrogen Economy ESG Index nach und bietet Zugang zu den 24 größten und liquidesten Unternehmen weltweit, die in der Wasserstoff-Industrie tätig sind. Die enthaltenen Aktien werden außerdem nach ESG-Kriterien gefiltert.

Mit einem Fondsvolumen von 69 Mio. Euro ist der VanEck Hydrogen Economy UCITS ETF der zweitgrößte verfügbare Wasserstoff-ETF. Der Fonds wurde am 26. März 2021 in Irland aufgelegt, die TER beläuft sich auf 0,55 % p. a.

Die folgenden Top-10-Aktien-Positionen repräsentieren 81,14 % des gesamten ETFs: Nikola, Bloom Energy, Plug Power, Mitsubishi Chemical Holdings, Linde, Air Products and Chemicals, Nel ASA, Ballard Power Systems, Doosan Fuel Cell, Thysenkrupp Nucera.

Die Ländergewichtung verteilt sich wie folgt: USA (42 %), Großbritannien (14,3 %), Südkorea (9,4 %), Norwegen (8,5 %), Japan (8 %), Kanada (7,2 %), Deutschland (7 %), Sonstige (3,5 %).

3. Amundi Global Hydrogen ESG Screened UCITS ETF

Der Amundi Global Hydrogen ESG Screened UCITS ETF bildet denBloomberg Hydrogen ESG Indexnach und investiert in 42 Unternehmen weltweit, die in der Wasserstoff-Industrie tätig sind. Die enthaltenen Aktien werden zusätzlich nach ESG-Kriterien gefiltert.

Mit einem Fondsvolumen von 35 Mio. Euro ist der Amundi Global Hydrogen ESG Screened UCITS ETF der drittgrößte verfügbare Wasserstoff-ETF. Der Fonds wurde am 5. Oktober 2010 in Frankreich aufgelegt. Es handelt sich somit um den ältesten in Deutschland verfügbaren Wasserstoff-ETF. Die TER des ETFs beläuft sich auf 0,45 % p. a.

Die folgenden Top-10-Aktien-Positionen repräsentieren 51,53 % des gesamten ETFs: Mitsubishi Heavy, Cummins, Engie, Air Products and Chemicals, Linde, Iberdrola, Air Liquide, Fortescue Metals, LG Chem, Ørsted.

Die Ländergewichtung verteilt sich wie folgt: USA (24,7 %), Frankreich (13,5 %), Japan (10,4 %), Spanien (7,3 %), China (7,2 %), Schweden (5 %), Norwegen (5 %), Australien (4,8 %), Südkorea (4,7 %), Großbritannien (4,2 %), Dänemark (3,9 %), Deutschland (3,8 %), Italien (2,8 %), Kanada (1,5 %), Sonstige (1 %).

Es gibt auch einige aktiv gemanagte Wasserstoff Fonds, wie zum Beispiel den CPR Invest – Hydrogen – A2 EUR – Acc (ISIN: LU2389405163), den GG Wasserstoff R (ISIN: DE000A2QDR59) oder den DNB Fund – Renewable Energy Retail A (ISIN: LU0302296149). Die fachliche Expertise eines aktiven Fondsmanagements macht sich aufgrund der deutlich höheren Fondskosten – vor allem für langfristig orientierte Anleger – jedoch selten bezahlt.

Wasserstoff: Investieren in die Energiequelle der Zukunft?

Ob Wasserstoff, insbesondere grüner Wasserstoff, die Energiequelle der Zukunft wird, lässt sich nicht einfach beantworten. Es gibt zahlreiche Potenziale und Herausforderungen, die dabei zu berücksichtigen sind.

Das größte Potenzial von grünem Wasserstoff liegt in der Klimaneutralität. Bei der Verbrennung von grünem Wasserstoff entstehen keine klimaschädlichen Emissionen, was ihn zu einer attraktiven Option für die Dekarbonisierung von Sektoren wie Industrie, Verkehr und Wärmeversorgung macht.

Wasserstoff kann zudem vielseitig eingesetzt werden. Er kann als Brennstoff für Fahrzeuge, zur Stromerzeugung, als Rohstoff in der Industrie und zur Speicherung von Energie genutzt werden.

Wasserstoff hat eine sehr hohe Energiedichte, d.h. er kann viel Energie auf kleinem Raum speichern. Dies macht ihn interessant für Anwendungen, bei denen Gewicht und Volumen eine Rolle spielen, wie zum Beispiel in der Luftfahrt oder Schifffahrt.

Wasserstofftechnologien erfahren außerdem politische Unterstützung und werden in mehreren Ländern gefördert.

Nichts desto trotz muss die Branche noch einige Hürden überwinden. Die Herstellung von grünem Wasserstoff mithilfe von Elektrolyse ist derzeit noch sehr aufwendig und teuer. Die Produktion von grünem Wasserstoff ist außerdem stark von der Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien abhängig.

Auch die Speicherung und der Transport von Wasserstoff sind aufgrund seiner geringen Dichte in gasförmigem Zustand komplex und erfordern spezielle Infrastrukturlösungen.

Was sind die Risiken einer Investition in Wasserstoff?

Aus Anlegersicht sind vor allem die folgenden Risiken zu bedenken:

  • Die Wasserstoffbranche ist nur ein spezieller Wirtschaftszweig innerhalb des Aktienmarkts und stellt als Investition somit ein konzentrierteres Risiko dar.
  • Die Chance, dass sich Sektorwetten für Anleger rentieren, sinkt mit zunehmender Anlagedauer.
  • Wasserstoff könnte ein überbewerteter Hype sein, dem Investoren anhängen und somit die Bildung einer Investitionsblase begünstigen.
  • Wasserstoff Aktien weisen eine hohe Volatilität auf.
  • Der Wasserstoffmarkt ist noch relativ jung. Wie sich die Branche weiter entwickeln wird, bleibt vorerst Spekulation, ebenso, welche Unternehmen der Branche in Zukunft marktführende Positionen einnehmen werden.
  • Viele Unternehmen der Wasserstoffbranche sind Wachstumsunternehmen, die bis dato noch keine Gewinne erzielen.

Wasserstoff, insbesondere grüner Wasserstoff, hat das Potenzial, eine wichtige Rolle in der Energielandschaft der Zukunft zu spielen. Ob er sich jedoch tatsächlich zu einer dominanten Energiequelle entwickeln wird, hängt von der Lösung der technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sowie von den politischen Rahmenbedingungen ab.

Wer sich für ein Investment in Wasserstoff interessiert, sollte dieses allenfalls als Beimischung zu einem breit diversifizierten Portfolio in Erwägung ziehen. Da die Entwicklung des Marktes selbst noch sehr unsicher ist, ist eine Direktinvestition in einzelne Aktien der Wasserstoffbranche mit besonders hohen Risiken verbunden, weshalb für die meisten Privatanleger ein Wasserstoff ETF am sinnvollsten sein dürfte.