Palladium als Anlagemetall – es muss nicht immer Gold sein
Edelmetalle gelten als krisensicheres Anlageobjekt. Gold- und Silberbarren, Platin oder Goldmünzen wie der berühmte südafrikanische Krügerrand sind begehrte Anlageobjekte. Neben Platin, Gold und Silber gilt Palladium seit einigen Jahren als viertes wichtiges Anlagemetall. In den letzten Jahren hat Palladium vor allem aufgrund der umfangreichen Kursgewinne auf sich aufmerksam gemacht. Diese Entwicklung soll in den nächsten Jahren weiter anhalten.
Palladium wird überwiegend in Australien und in Russland sowie in Teilen von Kanada und Amerika gefördert. Das Edelmetall schimmert silberweiß und wurde anders als Gold oder Silber erst vor knapp zwei Jahrhunderten im Jahr 1803 entdeckt. Seinen Namen verdankt es dem Asteroiden Pallas, einem mit einem mittleren Durchmesser von 546 Kilometern überaus großen Asteroiden, der von Experten als Protoplanet beziffert wird. Palladium ist ein chemisches Element, das die Ordnungszahl 46 besitzt. Zusammen mit Rhodium, Platin, Ruthenium und Iridium sowie Osmium gehört es zur Gruppe der Platinmetalle.
Dieser Artikel geht darauf ein, wie Palladium in der Industrieproduktion genutzt wird und ob und wann es sich lohnt, Palladium als Anlagemetall zu kaufen. Ebenfalls beschäftigt sich der Artikel mit der Frage, wie sich gemäß Analysten die Kurse von Palladium im Laufe der nächsten Jahre entwickeln werden und welche Alternativen zu Palladium es auf dem Anlagemarkt gibt.
Palladium als Edelmetall – diesen Stellewert hat Palladium für die verarbeitende Industrie
Palladium gilt als das Platinmetall mit dem höchsten Vorkommen. Pro Tonne Gestein liegt der Anteil von Palladium bei 11 Milligramm. Da sich in der Natur alle Platinmetalle ähneln, war es zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein schwieriges Unterfangen, die einzelnen Platinmetalle wirksam voneinander zu trennen. Aus diesem Grund wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit viel Aufwand wenige Kilo Palladium pro Jahr gefördert.
Mit Fortschreiten der Industrialisierung ergaben sich neue Produktionswege, sodass Palladium heute als Nebenprodukt aus Nickel- und Kupfererzen gewonnen wird. Im Jahr 2019 wurden 227 Tonnen Palladium gefördert. Im Jahr 2020 kam es aufgrund der Corona-Pandemie und einem Einbrechen der Industrieproduktion zu einer Förderung von 210 Tonnen. Die größten Palladium-Produzenten sind Russland mit nahezu 100 Tonnen Fördermenge sowie Südafrika mit knapp 80 Tonnen pro Jahr. Weit abgeschlagen folgen Kanada, die USA und Simbabwe.
Palladium in der Industrieproduktion – essenziell und zukunftsorientiert
Palladium-Barren sind als Anlagemetall bislang exotisch, da vor allem Gold und Silber den meisten Anlegern als krisenbeständige Edelmetalle bekannt sind. Betrachtet man gleichzeitig den Kurszuwachs von Palladium in den letzten fünf Jahren, wird deutlich, wie einzigartig dieses Edelmetall und seine Wertentwicklung ist. Lag der Palladiumpreis für eine Unze (28,35 Gramm) im Jahre 2016 etwas oberhalb von 500 US-Dollar, liegt dieser im Jahr 2021 bereits bei knapp 2.500 US-Dollar. Zwischenzeitlich wurde der Verkaufspreis pro Unze Palladium mit bis zu 3.000 US-Dollar angegeben.
Diese fulminante Entwicklung von Palladium hat mit dem Einsatz des seltenen Edelmetalls in der weiterverarbeitenden Industrie zu tun. Im Jahr 2014 benötigte die Automobilindustrie als wichtigster Abnehmer über 200 Tonnen Palladium für Katalysatoren. In Katalysatoren von Ottomotoren beschleunigt Palladium chemische Reaktionen und führt auf diese Weise zu einer verbesserten Filterung der Abgase.
Für die Elektronikbranche ist Palladium ebenfalls ein wichtiger und wertvoller Rohstoff. Elektrische Kontakte enthalten beispielsweise Palladium-Kupfer-Legierungen oder Legierungen aus Palladium und Silber. Moderne Leiterplatten bedürfen im Produktionsprozess ebenfalls Palladium. In Keramikkondensatoren, die zum Beispiel bei Laptops oder Smartphones zum Standard gehören, wird Palladium ebenfalls benötigt.
Zusammenfassend werden mehr als 80 Prozent der weltweiten Fördermenge für die industrielle Produktion eingesetzt. Neben der Automobilindustrie und der Elektronikbranche verarbeitet die Schmuckindustrie Palladium ebenfalls für das begehrte und wunderschön anzusehende Weißgold, das aus einer Gold-Palladium-Legierung besteht.
Die PKW-Nachfrage steuert den Preis von Palladium
Gerade in Nordamerika und Asien sind Fahrzeuge mit Ottomotor weiterhin gefragt und höher frequentiert als Diesel-Fahrzeuge. Dies gilt trotz der Tatsache, dass der Klimawandel ein Ende von Verbrennungsmotoren absehbar macht. Die jährlichen Verkaufsstatistiken zeigen, dass jedes Jahr Millionen von Diesel- und Benzinfahrzeugen produziert und weltweit verkauft werden.
Alle Ottomotoren, die mit herkömmlichem Super-Benzin betankt werden, benötigen zur Abgasreinigung einen Katalysator, in dem knapp 3 Gramm Platin, Palladium und Rhodium verbaut werden. Alle drei Edelmetalle zerlegen Stickoxide in Stickstoff und Wasser und reinigen auf diese Weise die Abgase, bevor sie die Atemluft belasten können.
Der Klimawandel wird kurzfristig nicht zum Abflauen der Kurse beitragen
Sollte die industrielle Nachfrage von Palladium aufgrund der stärkeren Produktion von Elektrofahrzeugen in den nächsten Jahren stagnieren, ist kurzfristig kein Wertverfall zu befürchten. Durch den Dieselskandal in Deutschland sind viele Verbraucher geneigt, so lange auf ein Fahrzeug mit Benzinmotor umzusteigen, bis die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge flächendeckend aufgebaut ist und diese über eine größere Reichweite verfügen.
Weltweit werden wichtige Wachstumsmärkte wie China in den nächsten Jahren ebenfalls weiterhin auf Verbrennungsmotoren setzen, um die steigende Nachfrage nach Fahrzeugen befriedigen zu können. Autos „Made in Germany“ stehen vor allem in China, den USA, Russland und Indien hoch im Kurs und gelten als Statussymbol. Die fortlaufend strengeren Grenzwerte für Emissionen aus Verbrennungsmotoren tragen zusätzlich dazu bei, dass Palladium für die Automobilindustrie essenziell bleibt. Man schätzt, dass in hochwertigen, modernen Katalysatoren bis zu 30 Prozent mehr Palladium verbaut wird als in herkömmlichen Abgasreinigungsanlagen.
Produktionsengpässe treiben Preise proaktiv in die Höhe
Darüber hinaus ist es allgemein bekannt und nachvollziehbar, dass die großen Palladiumförderer ihre Produktion kontinuierlich zurückgefahren haben, was das Angebot begrenzt und den Preis antreibt. Eine Analyse der UBS aus dem Jahr 2017 und viele weitere renommierte Analysten kommen zu dem Schluss, dass bei Palladium weiterhin ein Angebotsdefizit bestehen könnte.
In den nächsten Jahrzehnten wird das faktische Zulassungsverbot des Verbrennungsmotors in Europa und in vielen anderen Teilen der Erde dazu beitragen, dass Palladium weniger häufig im Automobilbau eingesetzt wird. Gleichzeitig wird der Elektroniksektor auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einen hohen Bedarf an Palladium haben, sodass weiterhin anständige Wachstumsraten bei gedeckelter Fördermenge möglich sind.
Palladium – bessere Aussichten für Anleger als bei Gold
Analysten schätzen die Wachstumsprognosen für Palladium für die nächsten Jahre ähnlich hoch ein wie in den letzten fünf Jahren. Bis 2025 werden Kurse über 4.000 Dollar pro Feinunze Palladium prognostiziert. Durch die Corona-Pandemie und das Wiedererstarken der Wirtschaft ab dem Jahr 2021 erwarten Wirtschaftswissenschaftler Nachholeffekt, eine verstärkte Nachfrage und höhere Umsätze, die sich vor allem im Automobilmarkt und im Bereich der Elektronik niederschlagen werden.
Generell ist die Preisentwicklung von Palladium mit der von Platin vergleichbar, wobei bei Palladium deutlich höhere Wachstumsraten nachgewiesen werden können. Platin wird vor allem zur Herstellung von Dieselkatalysatoren gebraucht. Weltweit ist der Marktanteil von Benzinfahrzeugen wesentlich höher.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Palladium und Gold liegt in seiner Verfügbarkeit. Obwohl Palladium ein höheres Vorkommen als Gold aufweist, gilt Palladium als knappes Spekulationsobjekt, zumal es ausschließlich von vier Ländern gefördert wird. Der Goldpreis ist im Gegensatz fest an den Dollar und an die Zinspolitik der Notenbanken geknüpft. Kommt es nicht zu größeren Krisen, werden Kurspotenziale von Gold durch Zinsanstiege in den USA und einen stärkeren Dollar gedrückt. Dies ist bei Palladium nicht der Fall.
Wie Anleger vom Palladiumpreis profitieren können
Analysten sehen kurz- und mittelfristig eine hohe Chance, dass sich der Kurs von Palladium weiterhin positiv entwickelt. Sollte der Bedarf der Automobilindustrie sinken wird, wird Palladium als Edelmetall ein wichtiges Spekulationsobjekt bleiben. Anleger können von den steigenden Palladiumkursen auf verschiedene Weise profitieren. Zum einen ist es möglich, Palladium äquivalent zu Gold oder Silber physisch in Form von Barren oder Münzen einzukaufen.
Palladium-Barren sind problemlos bei Banken und verschiedenen Edelmetallhändlern zu kaufen. Die geläufigen Größen sind:
- 10 Gramm,
- 20 Gramm,
- eine Unze,
- 100 Gramm,
- 500 Gramm,
- 1.000 Gramm.
Grundsätzlich sind Palladium-Barren als Wertanlage gut handelbar. Es ist vorteilhaft, Palladium in kleineren Ausführungen zu kaufen, wenn man die physischen Barren kurzfristig erneut verkaufen möchte. Zu kleine Einheiten haben den Nachteil, dass die Preisaufschläge beim Kauf höher sind. Dies liegt an den anteiligen Produktionskosten, die auf den Ausgabepreis aufgerechnet werden. Desto größer die Einheit, desto geringer die Kosten der Herstellung. Diese Tatsache macht Palladium-Barren mit 100 Gramm oder 500 Gramm deutlich attraktiver als Münzen.
Beim Kauf von Palladium-Barren auf Echtheit achten
Wer Palladium-Barren bei seiner Hausbank kaufen möchte, muss einige Tage bis zur Lieferung einplanen, da Barren oder Münzen zunächst bei der Zentralbank bestellt werden müssen. Edelmetallhändlern im Internet bieten Palladium-Barren oder Münzen ebenfalls an. Bei einem Kauf sollten grundsätzlich auf ein Echtheitszertifikat und die Seriennummer geachtet werden.
Wie bei anderen Edelmetallen ist der Barkauf seit 2020 anonym bis zu einer Grenze von 2.000 Euro möglich. Geschäfte über diesem Wert sind meldepflichtig und erfordern die sogenannte Identitätsprüfung im Rahmen des Geldwäschegesetzes (GWG). Im Gegensatz zu Gold muss beim Erwerb von Palladium die gesetzliche Mehrwertsteuer von 19 Prozent hinzugerechnet werden, da Silber, Platin und Palladium gemäß § 25a Umsatzsteuergesetz (UstG) nicht steuerfrei erworben werden können.
Zusammenfassend sind der Kauf von Palladium und die zu erwartende Wertentwicklung lukrativ. Palladium hat in den nächsten Jahren ein hohes Potenzial auf Kurssteigerungen. Sollten sich die Analysten-Prognosen bewahrheiten und Palladium weiter im Wert steigen, fällt die Mehrwertsteuer angesichts der zu erwartenden Kurssprünge weniger ins Gewicht.
Palladium-Derivate als Alternative zu physischem Palladium
Da beim Kauf und Verkauf der Barren oder Münzen hohe Auf- und Abschläge gezahlt werden müssen, scheuen viele Anleger den Erwerb von physischem Palladium.
Alternativ haben diese Anleger die Möglichkeit, in Palladium-Derivate, Optionen, Zertifikate oder ETFs bzw. ETCs zu investieren, die die Marktentwicklung des Edelmetalls abbilden. Mit diesen Wertpapieren kann neben dem Kursanstieg ebenfalls auf fallende Kurse gewettet werden.
Zusammenfassung: Palladium – mehr als ein schön anzusehendes Edelmetall
Palladium gehört zusammen mit Rhodium, Platin, Ruthenium und Iridium sowie Osmium zur Gruppe der Platinmetalle. Platinmetalle kommen in der Erdkruste in Relation zu anderen Edelmetallen häufig vor. Trotz dieser Tatsache wurde Palladium erst im 19. Jahrhundert entdeckt und nach einem der größten Asteroiden in unserem Sonnensystem benannt.
In den letzten fünf Jahren konnte Palladium sehr hohe Kursgewinne erzielen und wurde im Jahr 2020 zeitweise mit bis zu 3.000 Dollar pro Feinunze gehandelt. Vor allem zwei Hauptgründe für diese Entwicklung können genannt werden. Zum einen ist Palladium vor allem für die Automobilindustrie essenziell. In modernen Katalysatoren wird Palladium aufgrund seiner katalytischen Wirkung eingesetzt, um die klima- und gesundheitsschädlichen Stickoxide weitestgehend unschädlich zu machen. Weitere Einsatzgebiete bestehen in der Elektronikindustrie, in der Pharmaindustrie oder beim Design von Schmuck.
Analysten erwarten, dass der Kurs von Palladium in den nächsten Jahren die Schallmauer von 4.000 Dollar pro Feinunze durchbrechen wird. Anleger, die von den zu erwartenden Kursgewinnen profitieren möchten, können zum einen auf physisches Palladium in Form von Barren oder Münzen setzen. Ebenfalls möglich ist ein Investment in Palladium-Derivate oder Optionen, mit denen ebenfalls auf fallende Kurse gesetzt werden kann. Zusammenfassend ist Palladium ein für die Industrieproduktion essenzielles Edelmetall, dass Anlegern hohe Wachstumsaussichten anbietet und gleichzeitig eine langfristige, krisensichere und wertstabile Anlageform darstellt.