Seltene Erden: Investmentmöglichkeiten und Vorkommen

Wenn von einer Anlage in Sachwerte, insbesondere in Metalle und andere Elemente aus der Natur gesprochen wird, dann denken die meisten Anleger vorwiegend an Gold oder Silber. Darüber hinaus gibt es allerdings noch einige andere Metalle, in die ein Investment möglich ist. Einige Elemente werden unter der Bezeichnung Seltene Erden zusammengefasst.
In unserem Beitrag erfahren Sie, was Seltene Erden sind und wofür diese in der Praxis genutzt werden. Ferner gehen wir darauf ein, in welchen Ländern es besonders große Vorkommen Seltener Erden gibt, auf welchem Weg Anleger investieren können und ob auch ein direktes Investment möglich ist.
Was sind Seltene Erden?
Bei Seltenen Erden handelt es sich um eine bestimmte Gruppe von Metallen. Der Name kam deshalb zustande, weil zu früheren Zeiten davon ausgegangen wurde, dass diese Elemente relativ selten auf der Erde vorkommen. Dabei steht der Namensteil „Erden“ als etwas veraltete Bezeichnung für Oxide. Diese Oxide wurden zu früheren Zeiten aus bestimmten Materialien gewonnen. In der Praxis allerdings sind die entsprechenden Metalle oft gar nicht so selten, sondern kommen sogar in größerem Umfang auf der Erde vor.
Kennzeichnend für Seltene Erden ist unter anderem, dass diese stets miteinander kombiniert vorkommen. Es treten also immer mindestens zwei der Seltenen Erden, die zu den chemischen Elementen der 3. Gruppe des Periodensystems zählen, in Kombination miteinander auf. Zu den Seltenen Erden zählen unter anderem die folgenden Metalle:
- Scandium
- Lanthan
- Praseodym
- Neodym
- Promethium
- Gadolinium
- Dysprosium
- Thulium
- Lutetium
Insgesamt gibt es 17 Seltene Erden, die in der Wissenschaft aufgeführt werden. Ein weiteres Merkmal der Seltenen Erden besteht darin, dass diese nahezu ausnahmslos eine silberne Farbe haben und es sich um vergleichsweise weiche Metalle handelt. Sie laufen an der Luft relativ schnell an und gelten als reaktionsfähig. Weitere Eigenschaften der Seltenen Erden sind:
- Stark elektropositiv
- Geringe Leitfähigkeit
- Reaktion unter Wasserstoffbildung mit Wasser und verdünnten Säuren
- Verbrennung beim Entzünden an der Luft
Wofür werden Seltene Erden genutzt?
Seltene Erden werden heutzutage in vielen Bereichen der Wirtschaft eingesetzt, insbesondere im Rahmen mehrerer, sogenannter Schlüsseltechnologien. Zur Produktion von Dauermagneten werden beispielsweise einige Seltenen Erden benötigt, die eine Legierung mit Eisen eingehen. Entsprechende Metalle werden dann zum Beispiel in Elektromotoren oder Generatoren für Windkraftanlagen eingesetzt.
Ein großer Teil der Seltenen Erden, nämlich über zehn Prozent, werden für Elektromotoren eingesetzt, aber auch im Bereich der Spezialgläser und Leuchtmittel kommen einige Metalle in größerem Umfang zum Einsatz. Unter anderem sind es die folgenden Verwendungsmöglichkeiten im industriellen Bereich, die typisch für den Einsatz der Seltenen Erden sind:
- Brennstoffzellen
- Elektro- und Hybrid-Autos
- LEDs
- Laptops
- Dauermagnete
- Kernspintomographie
- Windkraftanlagen
- Rußpartikelfilter
- Katalysatoren
Scandium wird zum Beispiel in mehreren, heute sehr wichtigen Bereichen eingesetzt, nämlich zur Produktion von Brennstoffzellen, der Röntgentechnik und im Laser-Bereich. Von ähnlich großer Bedeutung ist unter anderem Neodym, denn dies kommt unter anderem bei der Herstellung von Festplatten, Elektromotoren, Dauermagneten und im Bereich Laser zum Einsatz.
Welche Länder besitzen die größten Vorkommen an Seltenen Erden?
Es gibt auf unserem Planeten einige Länder, in denen es ein besonders großes Vorkommen an Seltenen Erden gibt. Mit Abstand Spitzenreiter, sowohl bei den Reserven als auch der weltweiten Förderung pro Jahr, ist China. Im Jahre 2020 wurden dort ca. 140.000 Tonnen an Seltenen Erden gefördert. Darüber hinaus verfügt China über Reserven in Höhe von 44 Millionen Tonnen.
Die meisten dieser Vorkommen im größten asiatischen Land finden sich in der Inneren Mongolei. Vor wenigen Jahren hatte China einen Anteil an der globalen Produktion in Höhe von über 70 Prozent. Auf dem zweiten Platz folgte Australien, wo es auch das größte Vorkommen weltweit außerhalb von China gibt. Dieses beläuft sich auf mindestens 1,4 Millionen Tonnen und befindet sich in Westaustralien, nämlich Mount Weld. Neben China und Australien gibt es weitere Staaten, in denen überproportional hohe Vorkommen von Seltenen Erden zu finden sind, nämlich:
- Vereinigte Staaten: 38.000 Tonnen weltweite Förderung in 2020 sowie 1,4 Millionen Tonnen an Reserven
- Indien: 3.000 Tonnen weltweite Förderung in 2020 sowie 6,9 Millionen Tonnen an Reserven
- Russland: 2.700 Tonnen weltweite Förderung in 2020 sowie 18 Millionen Tonnen an Reserven
- Malaysia: 30.000 Tonnen an Reserven
- Brasilien: 1.000 Tonnen weltweite Förderung in 2020 sowie 22 Millionen Tonnen an Reserven
Interessant an den Vorkommen ist, dass es in der Natur keine reinen Seltenen Erden gibt, sondern stets eine Mischung mit anderen Metallen aus dieser Kategorie existiert.
Wie können Anleger in Seltene Erden investieren?
Für Anleger stellt sich zunächst die Frage, auf welchem Weg diese überhaupt in Seltene Erden investieren können. Hier muss – wie zum Beispiel auch beim Investment in Gold und Silber – zwischen der indirekten und der direkten Anlage differenziert werden. Für ein indirektes Investment gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, insbesondere über die folgenden Produkte:
- Fonds
- ETFs
- Aktien
- Zertifikate
- Derivate
Bei den Fonds gibt es zwei Grundvarianten, nämlich zum einen offene und zum anderen geschlossene Fonds. Bei den offenen Fonds handelt es sich in der Regel und Aktienfonds, die dann Wertpapiere von Unternehmen im Portfolio haben, die etwas mit der Förderung oder Verwertung von Seltenen Erden zu tun haben. Geschlossene Fonds sind in dem Bereich oft sogenannte Edelmetallfonds, bei denen es zum Beispiel um ein bestimmtes Förderprojekt geht. Bei dieser indirekten Anlage müssen Anleger beachten, dass ein Investment mittels geschlossener Fonds relativ riskant ist.
Wer hingegen eher langfristig in Seltene Erden investieren oder einen Vermögensaufbau betreiben möchte, für den sind insbesondere Exchange Traded Funds (ETFs) sehr gut geeignet. Dies gilt in Teilen mit Einschränkungen für Zertifikate, obwohl diese auf der anderen Seite – je nach Struktur – auch schon in den Bereich der riskanteren Anlageprodukte fallen können. Das trifft erst recht für Derivate wie Optionen, CFDs oder Futures zu, mittels derer Sie insbesondere auf die Preisentwicklung der Seltenen Erden spekulieren können.
Eine sehr konkrete Möglichkeit, wie Sie indirekt in Seltene Erden investieren können, sind die Aktien der Förderunternehmen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Minengesellschaften aus Australien, den USA oder auch Madagaskar sowie China. Zu beachten ist lediglich, dass es hier natürlich – wie bei jedem indirekten Investment in Rohstoffe – einen gewissen Verwässerungseffekt gibt. Das bedeutet, dass die Kursentwicklung der entsprechenden Aktien keineswegs 1:1 identisch im Hinblick auf die Preisentwicklung bei den Seltenen Erden ist. Stattdessen gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die sich auf die Aktiengesellschaft und damit auch auf den Kurs des jeweiligen Wertpapiers auswirken.
Eine zweite, ebenfalls sehr konkrete Investitionstätigkeit, wie Sie indirekt in Seltene Erden Geld anlegen können, ist der Kauf von Aktien solcher Unternehmen, die sich auf das Recyceln der Metalle spezialisiert haben. Vom Grundprinzip her ist die Anlage identisch mit der in die zuvor erwähnten Fördergesellschaften, nämlich über den Kauf entsprechender Aktien. Da das Recyceln von Seltenen Erden mittlerweile in der Weltwirtschaft eine enorme Bedeutung hat, ist ein derartiges, indirektes Investment durchaus aussichtsreich.
Gibt es die Möglichkeit eines Direktinvestments in Seltene Erden?
Bei Seltenen Erden ist es alternativ zur indirekten Geldanlage auch möglich, ein Direktinvestment vorzunehmen. Allerdings ist dies aus mehreren Gründen für Privatanleger nicht empfehlenswert. Gegen ein Direktinvestment in die Metalle sprechen insbesondere die folgenden Aspekte:
- Hohes Risiko
- Hohe Volatilität
- Keine Börsenaufsicht für den Handel
- Keine fest gehandelten Börsenpreise
- Kein Handel an den weltweit wichtigsten Terminmärkten
- Hohe Lagerkosten
- Gesundheitsrisiken bei falscher Lagerung
Es gibt also eine Reihe von negativen Aspekten, die eindeutig gegen ein Direktinvestment sprechen. Dazu gehört unter anderem das hohe Risiko, was in erster Linie damit zu tun hat, dass die Preise für Seltenen Erden nicht über die Börsen festgelegt werden, sondern nahezu ausnahmslos von den Metallhändlern untereinander. Hinzu kommt, dass es keinen Handel an den Terminmärkten gibt und bei einem eventuellen, physischen Investment enorm hohe Lagerkosten entstehen würden. Darüber hinaus ist die Lagerung nicht ganz so einfach, wie zum Beispiel bei Gold und Silber. Sollten dort Fehler passieren, kann dies bei einigen Seltenen Erden sogar zu gesundheitlichen Risiken führen.
Ein weiterer Aspekt spricht für viele Privatanleger ebenfalls gegen ein Direktinvestment in Seltene Erden, nämlich die für gewöhnlich recht hohe Mindestanlagesumme in Höhe von 50.000 Euro. Zwar arbeiten manche Anbieter mit Vertriebspartnern zusammen, sodass manchmal auch mit geringeren Beträgen investiert werden kann. Dann allerdings muss beachtet werden, dass zum Beispiel im Gegensatz zum physischen Investment in Gold noch eine Mehrwertsteuer hinzukommt und die Lagerung Zuhause oft sehr aufwendig und manchmal sogar unmöglich ist. Unter anderem bei Gallium als Seltene Erde handelt es sich sogar um ein Gefahrgut, da dies schon bei 29 Grad schmilzt. Zusammenfassend ist es also bei Seltenen Erden definitiv nicht ratsam, dass gewöhnliche Privatanleger hier ein Direktinvestment vornehmen.