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Welche Auswirkungen hat die Inflation auf Aktien?

Welche Auswirkungen hat die Inflation auf Aktien?
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Inflation bzw. Teuerung bezeichnet den allgemeinen Anstieg des Preisniveaus in einer Volkswirtschaft
  • Kurzfristig wirkt sich steigende Inflation negativ auf Aktienkurse aus, langfristig bieten Aktien einen guten Inflationsschutz
  • Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen, solider Kapitalstruktur und konstant nachgefragten Produkten erweisen sich als besonders inflationssicher
  • Aktien aus den Bereichen Rohstoffe, Lebensmittel und Hygiene, Gesundheit, Versorgung, Telekommunikation und Versicherungen gelten ebenfalls als inflationsrobust
  • Value-Aktien performen in Zeiten steigender Inflation besser als Growth-Aktien

Wie wirkt sich Inflation auf den Aktienmarkt aus?

Der Zusammenhang zwischen Inflation und dem Aktienmarkt ist komplex. Zudem muss zwischen kurzfristigen und langfristigen Auswirkungen unterschieden werden.

Die kurzfristige Dynamik ist für Aktien meist weniger günstig. Das Verhältnis zwischen Inflation und Aktienkursen verhält sich kurzfristig nämlich gegenläufig. Steigt die Inflation, so kommt es tendenziell zu sinkenden Aktienkursen. Sinkt die Inflation, so steigen die Aktienkurse eher an.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Befürchten Anleger restriktive Aktionen der Zentralbanken, so belastet dies die Aktienkurse. Geld wird in Zeiten hoher Inflation eher aus Aktienmärkten abgezogen und in weniger riskante Zinsanlagen wie Anleihen gesteckt, zumal die Zentralbanken auf eine steigende Inflation meist mit einer Anhebung der Zinsen reagieren. Auf diese kurzfristige Erhöhung der Zinsen folgt häufig eine konjunkturelle Abkühlung, die ebenfalls auf die Aktienkurse drückt. Kurzfristig sind Aktien also kein besonders guter Schutz vor Inflation.

Auf lange Sicht haben sich Aktien allerdings als extrem guter Inflationsschutz bewährt. Sie sind nämlich durchaus imstande, die inflationäre Geldentwertung durch eine höhere Rendite auszugleichen. Aktien gelingt dies tatsächlich deutlich besser, als allen anderen Anlageklassen.

Wie der Professor für Finanzwirtschaften Jeremy Siegel zeigt, liegen die inflationsbereinigten Realrenditen von US-amerikanischen Aktien bei 6,6 % p. a. Aktien sind Sachwerte, die langfristig im Gleichschritt mit der Inflation an Wert gewinnen, weshalb Veränderungen des Preisniveaus keine negativen Auswirkungen auf die realen Aktienrenditen haben.

Exkurs: Nominale Renditen vs. Reale Rendite

In der Finanzbranche und in den Medien ist es gang und gäbe, nominale Renditezahlen zu präsentieren. Nominale Renditen berücksichtigen jedoch die Inflationsrate nicht, weshalb sie letztlich nichts darüber aussagen, wie stark das Vermögen eines Anlegers durch die Rendite innerhalb eines Zeitraums tatsächlich zugenommen hat. Sie sind daher höchst irreführend und ermöglichen vor allem keine Renditevergleiche verschiedener Zeitperioden.Nur die tatsächlichen, inflationsbereinigten realen Renditen lassen vernünftige Aussagen über die Zunahme der Kaufkraft eines Vermögens zu und ermöglichen zudem Renditevergleiche über verschiedene Zeitperioden.

Welche Aktien profitieren in Zeiten hoher Inflation?

Manche Arten von Aktien erweisen sich als besonders inflationsresistent. Sie weisen häufig die folgenden Merkmale auf:

  • Sie verfügen über Alleinstellungsmerkmale
  • Sie weisen eine solide Kapitalstruktur auf
  • Sie verkaufen Produkte und Dienstleistungen mit wenig schwankender Nachfrage

Aktien mit Alleinstellungsmerkmalen erweisen sich häufig als besonders inflationsresistent. Sie werden gerne auch als „Burggraben-Aktien“ bezeichnet, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie sich von der Konkurrenz abheben und in ihrem Segment einen Wettbewerbsvorteil aufweisen. Diese Unternehmen können die steigenden Kosten sehr gut an die Konsumenten weitergeben, ohne signifikante Nachfrageeinbußen befürchten zu müssen.

Als besonders inflationssicher gelten außerdem Unternehmen, die eine solide Kapitalstruktur aufweisen. Da mit der Inflation üblicherweise nicht nur die Preise, sondern auch die Zinssätze steigen, bekommen höher verschuldete Unternehmen bzw. solche mit einer hohen Fremdkapitalquote die steigende Zinslast besonders zu spüren. Dies ist mit ein Grund, weshalb die Kurse sogenannter Growth-Aktien bzw. Wachstumsaktien in Zeiten hoher Inflation und Zinsen besonders in Mitleidenschaft gezogen werden, da sie meist stärker verschuldet sind.

Auch scheinen jene Unternehmen weniger stark von steigender Inflation betroffen zu sein, die Produkte verkaufen, deren Nachfrage konstant ist und die sich auch durch höhere Preise kaum ändert. Neben Unternehmen mit Alleinstellungsmerkmalen handelt es sich dabei mitunter um Unternehmen der Lebensmittel- und Pharmabranche. Auch diesen Unternehmen ist es gut möglich, die höheren inflationsbedingten Kosten an die Konsumenten weiterzugeben.

Welche Branchen sind inflationssicher?

Manche Branchen gelten als besonders inflationssicher. Dies trifft insbesondere auf Unternehmen aus den folgenden Bereichen zu:

  • Rohstoffe
  • Lebensmittel und Hygiene
  • Pharma und Gesundheit
  • Versorger
  • Telekommunikation
  • Versicherungen

Rohstoffwerte profitieren von steigenden Preisen, vor allem Öl- und Bergbau-Aktien. Insbesondere moderate Preissteigerungen schlagen sich direkt in höheren Umsätzen und Unternehmensgewinnen nieder.

Da Menschen nicht auf Nahrungsmittel verzichten können, sind Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie bei inflationären Marktentwicklungen ebenfalls gut aufgestellt. Dazu zählen etwa Supermärkte, Lieferanten, Produzenten sowie Agrarbetriebe. Für Hersteller aus dem Bereich der Körperpflege und Hygiene gilt dies ebenso.

Da die Gesundheitsversorgung essenziell ist und Medikamente jederzeit benötigt werden, sind auch Unternehmen des Pharma- und Gesundheitsbereichs besonders inflationssicher aufgestellt.

Wasser, Strom, Gas und Fernwärme sind ebenso unentbehrlich, weshalb weder Verbraucher noch die Industrie auf Versorgungsunternehmen verzichten können. Allerdings muss bei steigenden Preisen besonders in diesem Segment mit staatlichen Regulierungen gerechnet werden.

Auch Telekommunikationsunternehmen können in Zeiten steigender Kosten die Preise erhöhen. Versicherungsgesellschaften gelten ebenfalls als besonders krisenfest, da es sich häufig um zuverlässige Dividendenzahler handelt und deren Geschäftsmodelle äußerst robust sind.

Sollte man bei hoher Inflation lieber in Growth-Aktien oder Value-Aktien investieren?

Growth-Aktien (Wachstumsaktien) performen in Zeiten hoher Inflation deutlich schlechter als Value-Aktien (Substanzaktien). Wachstumsaktien werden daher völlig zurecht als Inflations-Verlierer bezeichnet.

Growth-Unternehmen müssen sich erst am Markt etablieren und sind meist deutlich höher verschuldet, als etablierte Value-Unternehmen, die bereits über ein profitables und kalkulierbares Geschäftsmodell verfügen. Durch die höhere Fremdkapitalquote tragen Wachstumsunternehmen in der Regel eine größere Zinslast, da auch die Kreditzinsen in Zeiten hoher Inflation angehoben werden.

Wachstumsunternehmen konzentrieren sich zudem meist auf ein hohes Umsatzwachstum, wirtschaften jedoch häufig defizitär und werben mit hohen Gewinnerwartungen in der Zukunft, während Value-Unternehmen bereits aktuell Gewinne erzielen.

Da sich nur Unternehmen mit einem soliden Geschäftsmodell und beständigen Gewinnen Dividenden leisten können, sind regelmäßige und steigende Dividenden für viele Investoren gerade in Zeiten steigender Inflation ein besonders wichtiges Qualitätsmerkmal, das sich häufig bei Value-Aktien finden lässt.

Es sind meist auch die Substanzaktien, welche die sogenannten Burggräben aufweisen und die durch ihr Alleinstellungsmerkmal besser imstande sind, erhöhte Preise an die Kunden weiterzugeben, ohne dramatische Auswirkungen auf die Nachfrage befürchten zu müssen.

Beispiele für attraktive Aktien bei steigender Inflation

Anhand der oben beschriebenen Merkmale lassen sich die interessantesten Aktiensegmente deutlich eingrenzen. Im Folgenden betrachten wir drei Beispiele für Aktien, die besonders attraktive Investments zur Inflationsabsicherung sein könnten.

1. Chevron Corporation

Chevron ist ein sehr stark aufgestellter Ölkonzern und zudem einer der weltgrößten. Das Unternehmen deckt die komplette Wertschöpfungskette im Bereich Erdöl ab, von der Erschließung, der Gewinnung und dem Transport von Rohöl bis zur chemischen Aufbereitung von Produkten. Chevron ist in allen wichtigen Erdöl- und Gasregionen der Welt aktiv und betreibt auch eine eigene Schiffsflotte.

Das Unternehmen wappnet sich außerdem für die Zukunft, indem sie sich dem Thema erneuerbare Energien widmet und sich bereits in entsprechende Unternehmen eingekauft hat.

Chevron gilt als zuverlässiger Dividendenzahler und hat – allen starken Ölpreisschwankungen der Vergangenheit zum Trotz – die Dividendenausschüttungen kontinuierlich von Jahr zu Jahr erhöht. Aktuell ergibt sich eine Dividendenrendite von ca. 3,9 %. Chevron könnte daher ein sehr attraktives Investment zur Inflationsabsicherung sein.

2. Nestlé

Für viele Anleger ist Nestlé der „sichere Hafen“ unter den Aktien schlechthin. Man sagt, Nestlé ernährt die Welt und gegessen und getrunken werde schließlich immer. Der Konzern steht zwar immer wieder in der Kritik, dennoch handelt es sich um eines der umsatzstärksten Unternehmen weltweit und um den größten Lebensmittelkonzern der Welt.

Der Konzern betreibt etwa 450 Produktionsstätten, ist in über 190 Ländern aktiv und beschäftigt weltweit mehr als 300.000 Mitarbeiter. Die Vielzahl an Marken, die zu Nestlé gehören, ist gewaltig, sodass man davon ausgehen kann, dass ein Großteil der Menschen die Produkte von Nestlé weiterhin konsumieren wird, auch wenn die Preise steigen.

Betrachtet man die langfristige Wertentwicklung der Nestlé Aktie, so vermittelt sie vor allem eines: Stabilität. Genau diese suchen Investoren in Zeiten steigender Inflation und steigenden Zinsen. Dies macht die Aktie ebenfalls zu einem interessanten Investment zur Inflationsabsicherung.

3. Allianz

Versicherungen verfügen über ein krisensicheres und solides Geschäftsmodell, was die Allianz Aktie ebenfalls zu einem attraktiven Kandidaten für ein inflationssicheres Investment macht. Mit über 150.000 Mitarbeitern zählt das Unternehmen zu den weltweit größten und führenden Versicherungs- und Finanzdienstleistern.

Die Erträge von Versicherungen sind zwar durchaus schwankungsanfällig, auf lange Sicht ist ihr Geschäftsmodell allerdings kaum zu erschüttern. Für Anleger ist die Allianz außerdem ein sehr zuverlässiger Dividendenzahler. Das Ziel des Unternehmens ist es, mindestens 50 % des Jahresüberschusses an die Aktionäre in Form von Dividenden auszuschütten.

Gibt es Alternativen zu Aktien bei steigender Inflation?

Anleihen vs. Aktien

Da in Zeiten steigender Inflation üblicherweise die Zinsen angehoben werden, erachten es viele Anleger als sinnvoll, ihr Vermögen in weniger riskante Anlagen wie Anleihen umzuschichten. Wie Jeremy Siegel allerdings zeigt, haben Aktien im Gegensatz zu lang- und kurzfristigen Anleihen bei Haltezeiträumen von 20 Jahren und mehr nie eine negative Realrendite erzielt. Auch wenn Aktien kurz- und mittelfristig die riskanteren Geldanlagen sind, so zeigt sich bei einer langfristigen Betrachtung offensichtlich ein anderes Bild.

Gold vs. Aktien

In jeder Krise flüchten viele Anleger in den vermeintlich „sicheren Hafen“ Gold. So auch in Zeiten hoher Inflation. Gold weist verschiedene Vorteile auf. Das Edelmetall ist ein international anerkanntes Zahlungsmittel und hat sich in der Vergangenheit tatsächlich als Inflationsschutz bewährt.

Gold hat jedoch im Vergleich zu Aktien einen gravierenden Nachteil – es produziert keine Güter und Dienstleistungen, die von Konsumenten aktiv genutzt werden könnten. Gold generiert keinen Mehrwert und erzeugt keinen Cashflow. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Nachteil besteht in der Lagerung von physischem Gold bzw. in der damit verbundenen Diebstahlsgefahr.

Immobilien vs. Aktien

Auch Immobilien gelten für viele Anleger als guter Schutz gegen steigende Inflation. Allerdings ist es gerade privaten Kleinanlegern nicht immer möglich, eine Immobilie zu kaufen. Immobilienkredite für den Erwerb einer Immobilie werden in Zeiten steigender Zinsen außerdem zunehmend unattraktiv, was wiederum zu einer sinkenden Nachfrage von fremdkapitalfinanzierten Immobilien führt, wodurch letztlich auch die Immobilienpreise fallen.

Immobilienkäufer müssen außerdem die anfallenden Kosten eines Immobilienkaufs berücksichtigen und wenn die Immobilie vermietet werden soll, auch die laufenden Kosten für die Instandhaltung und Verwaltung sowie die Versteuerung der Mieteinnahmen mit der Einkommenssteuer. Der mit der Vermietung von Immobilien verbundene zeitliche (und oftmals auch nervlich fordernde) Aufwand lässt sich nur schwer pauschal quantifizieren, sollte jedoch keinesfalls unterschätzt werden.

Seriöse und verlässliche Berechnungen zu historischen Renditen von Vermietungsimmobilien gibt es kaum, man kann jedoch in etwa eine Nettorendite nach Steuern von 1,5 % bis 2,0 % p. a. annehmen. Wird von dieser nominalen Rendite noch die Inflationsrate abgezogen, so schneiden Vermietungsimmobilien im Vergleich zu einem diversifizierten Aktienportfolio sehr bescheiden ab. Aktien-Investoren übertreffen diese Renditen deutlich, und das mit geringerem Risiko und mit deutlich weniger Aufwand.