Fluggesellschaften: Bedeutung, Geschichte & Ausblick

Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste zu Fluggesellschaften

Definition: Unternehmen, das Personen oder Frachtgut mit Flugzeugen gegen Bezahlung befördert

Größte Airlines: American Airlines Group, Delta Airlines, Lufthansa

Flugpassagiere: In 2018 wurden weltweit mehr als vier Milliarden Passagiere befördert

2019: Erwarteter Gewinn kommerzieller Fluggesellschaften weltweit: 35,5 Milliarden US-Dollar (Umsatz: 885 Milliarden US-Dollar)

Problem: Ruinöser Wettbewerb; kleine Gesellschaften haben keine Chance

Aktien: Weltweite Schuldenkrise bereitet Sorgen; Anlage ist riskant


Fluggesellschaften aus Anlegersicht

Der Luftverkehr ist für die internationale Wirtschaft von großer Bedeutung – er ermöglicht nicht nur die schnelle Beförderung von Personal und Waren über weite Distanzen, sondern schafft durch den damit verbundenen Personalbedarf auch eine bedeutende Zahl von Arbeitsplätzen. Wegen der engen Verbindung mit der Weltwirtschaft ist er jedoch stark konjunkturabhängig. Wirtschaftliche und politische Krisen können sich drastisch auf den Luftverkehr auswirken. Nicht nur damit haben Fluggesellschaften zu kämpfen, sondern auch mit sehr hohen Fix- und variablen Kosten, die nicht selten zu Insolvenzen führen. Weitere wichtige Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg einer Fluglinie, Treibstoffpreise und Personalkosten, haben sich in Zeiten schwankender Ölpreise und wiederholter Streiks zudem als problematisch erwiesen. Ein weiterer Trend, der den Flugverkehr beeinflussen könnte, ist der Kampf der westlichen Länder gegen den Klimawandel. Fluggesellschaften gelten deshalb als risikobehaftete Investitionen.

Die Geschichte der Fluggesellschaften: Entstehung von Fluggesellschaften

Die erste Fluggesellschaft der Welt wurde im Jahr 1909 von Ferdinand Graf von Zeppelin in Frankfurt am Main gegründet. Die Gesellschaft DELAG (Deutsche Luftschiffahrt-Aktiengesellschaft) transportierte bis 1913 um die 34.000 Passagiere. In dieser Zeit entstand ein Flugnetz zwischen wichtigen deutschen Städten wie Frankfurt am Main, Düsseldorf, Berlin, Hamburg, Dresden und Gotha.

Mit Beendigung des Ersten Weltkriegs betrieb die Royal Air France Flugverkehr zwischen London und Paris.

Im Jahr 1919 führte die „Deutsche Luftreederei” einen dauerhaften Passagierverkehr zwischen Berlin und Weimar ein. Diese war der Vorläufer der heutigen Lufthansa.

In den nachfolgenden Jahren entstanden viele weitere europäische Fluggesellschaften.

Am 6. Januar 1926 wurde mit dem Zusammenschluss führender deutscher Luftverkehrsgesellschaften die „Deutsche Luft Hansa AG” gegründet. Dies war der Durchbruch im zivilen Luftverkehr in Deutschland.

Zunächst war die europäische zivile Luftfahrt den US-amerikanischen weit voraus. Durch den erfolgreichen Solo-Transatlantikflug von Charles Lindbergh im Jahr 1927 sollte sich das ändern. Nur drei Jahre später gab es in den USA doppelt so viele Flüge als in Europa.

Fluggesellschaften: Welche Arten von Fluggesellschaften gibt es?

Fluggesellschaften sind Unternehmen, welche Passagiere oder Güter in Flugzeugen zu verschiedenen Orten transportieren. Dabei gibt es verschiedene Arten von Fluggesellschaften, beispielsweise unterscheidet man unter anderem zwischen privaten und staatlichen Flügen, aber auch die Häufigkeit eines Fluges ist ein Merkmal für die Art der Gesellschaft.

Welche Typen von Fluggesellschaften gibt es?

Staatlich betriebene Fluggesellschaften

Bis vor einigen Jahren wurden die meisten Fluggesellschaften noch staatlich betrieben oder gefördert. Oft wurden negative Unternehmensergebnisse dieser „Flagship carrier” durch staatliche Zuwendungen ausgeglichen.

Auch die Lufthansa war vor der Privatisierung in öffentlicher Hand. Ähnlich verhielt es sich mit der British Airways in Großbritannien und der Air France in Frankreich.

Heute enthält das EU-Recht ein generelles Beihilfeverbot.

Charterfluggesellschaften

Charterfluggesellschaften kennt man unter dem Begriff „Ferienflieger”. Diese Gesellschaften bieten in der Regel keine eigenen Flüge an. Sie dienen mit ihrem Markennamen und ihren Flugzeugen beispielsweise für Touristikunternehmen. Charterflüge werden oftmals als Bedarfsflüge eingesetzt, um das bestehende Linienflugnetz zu ergänzen. Diese kommen oftmals bei erhöhtem Bedarf in der Ferienzeit oder bei politischen Veränderungen zum Einsatz.

Billigfluggesellschaften

Neben den herkömmlichen staatlichen und privaten Fluggesellschaften etablieren sich immer mehr die „Low Cost Carrier”. Diese Billigfluggesellschaften bedienen zu günstigen Preisen Kurz- und Mittelstreckenflüge.

Die Profitabilität trotz der niedrigen Preise resultiert aus der hohen Auslastung und dem kurzen Umlauf der Flieger. Allerdings hat der Fluggast mit Einschränkungen zu rechnen: Abstriche bezüglich der Flexibilität, dem Service und Komfort sind der Preis für den Billigflug. Kostenlose Umbuchungen sind nicht möglich. Verpflegung an Bord gibt es nur gegen einen Aufpreis. Auch werden oft Flughäfen abseits der großen Hauptverkehrsflughäfen angeflogen.

Passagiere müssen bei den meisten Billigfliegern mit Zusatzgebühren rechnen, wie beispielsweise bei zusätzlichem Gepäck.

Frachtfluggesellschaften

Frachtfluggesellschaften (Englisch: Cargo Carrier) arbeiten mit ihren speziellen Frachtflugzeugen im reinen Frachttransport (Linien- oder Charterverkehr).

Aufgrund der Globalisierung hat dieser Markt immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die Flotten im Paket- und Kurierdienst sind teilweise größer als die der Passagierfluggesellschaften. So betreiben beispielsweise Kuriertransportunternehmen wie die Federal-Express, DHL oder UPS über 600 Flugzeuge. Fluggesellschaften mit Passagiertransport haben selten mehr als 400 Flugzeuge.

Einige Passagierfluggesellschaften betreiben gleichzeitig eigene Frachtfluggesellschaften. Ein Beispiel ist die Lufthansa Cargo, die zu 100 % zum Lufthansa-Konzern gehört.

Die zehn größten Airlines nach Umsatz in 2018

Seit der Gründung der ersten Fluggesellschaft ist die Anzahl der beförderten Passagiere weltweit von Jahr zu Jahr angestiegen. Die Globalisierung hat dies stetig verstärkt. Fliegen ist nach wie vor die schnellste Transportmöglichkeit.

Fluggesellschaften Statistiken

Im Folgenden wollen wir für das Jahr 2018 die umsatzstärksten zehn Fluggesellschaften der Welt aufzeigen (Quelle: Statista):

1. Delta Airlines (44,9 Milliarden US-Dollar)

2018 stand das 1929 gegründete US-Unternehmen Delta Airlines mit einem Umsatz von 44,9 Milliarden US-Dollar an der Spitze der Rangliste.

2. American Airlines Group (44,5 Milliarden US-Dollar)

Knapp auf Platz zwei fand sich die American Airlines Group, die im Jahre 1930 gegründet wurde. Sie erwirtschaftete 2018 einen Umsatz in der Höhe von 44,5 Milliarden US-$.

3. Lufthansa (42,3 Milliarden US-Dollar)

Die Lufthansa, deren Geschichte sich in das Jahr 1926 zurückverfolgen lässt, erreichte 2018 mit 42,3 Milliarden US-$ im internationalen Vergleich Rang 3.

4. United Continental Holdings (41,9 Milliarden US-Dollar)

Die United Continental entstand im Jahr 2010 aus der Fusion der Continental Airlines und United Airlines sowie einigen Tochterunternehmen. Sie hat ihren Firmensitz in Chicago. Die Fluggesellschaft nimmt mit etwa 88.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 41,9 Milliarden US-$ den dritten Platz ein.

5. Air France-KLM (31,3 Milliarden US-Dollar)

Die seit 2004 die beiden Fluggesellschaften Air France und KLM umfassende Holding, die 2018 etwa 88’800 Vollzeitbeschäftigte aufwies, konnte einen Umsatz von 31,3 Milliarden US-$ verbuchen.

6. International Airlines (28,8 Milliarden US-Dollar)

Die IAG entstand im Jahr 2011 durch die Fusion von British Airways und der spanischen Fluggesellschaft Iberia. Sie kam 2018 auf einen Jahresumsatz von 28,8 Milliarden US-$.

7. Southwest Airlines (22 Milliarden US-Dollar)

Die Billigfluglinie Southwest Airlines hat ihren Sitz in Dallas, Texas. Sie erreichte 20 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz.

8. China Southern Airlines (21,7 Milliarden US-Dollar)

China Southern Airlines gehört neben China Eastern Airlines und der staatlichen Air China zu den Big Three der chinesischen Luftfahrtunternehmen. Mit einem Umsatz von 21,7 Milliarden US-Dollar schaffte das Unternehmen auf Platz 8.

9. All Nippon Airways (18,6 Milliarden US-Dollar)

Die im Nikkei 225 gelistete All Nippon Airways hat ihren Firmensitz in Tokio. Die Airline fliegt zahlreiche Flughäfen in Asien, Europa und Amerika an. Sie erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von 18,6 Milliarden US-Dollar.

10. China Eastern Airlines (17,3 Milliarden US-Dollar)

China Eastern Airlines mit Hauptsitz in Shanghai schaffte es im internationalen Ranking auf Platz 10 mit 17,3 Milliarden US-Dollar, und liegt damit im chinesischen Vergleich auf Platz 2.

Die wichtigsten Fluggesellschaften in Deutschland

Die Deutschen sind bekannt für ihre Reiselust. Dies beschert den deutschen Fluggesellschaften Jahr für Jahr hohe Passagierzahlen. Davon profitieren vor allem die vier größten Fluggesellschaften, wie die Passagierzahlen für das Jahr 2017 zeigen.

Es gibt in Deutschland 64 größere und kleinere Fluggesellschaften, die sowohl im innerdeutschen als auch im internationalen Flugverkehr tätig sind. Die größte und wichtigste davon ist die Lufthansa.

Die Lufthansa Gruppe ist der klare Überflieger unter den deutschen Fluggesellschaften. Zusammen mit den Tochterunternehmen Swiss, Austrian Airlines, Eurowings und Brussels Airlines beförderte die Airline im Jahr die meisten Passagiere.

Der Firmensitz ist in Köln. Der Flughafen in Frankfurt am Main ist der Heimatflughafen und wichtigstes Drehkreuz der Gesellschaft.

Fluggesellschaften in Deutschland

Lufthansa (Gesamtkonzern)

  • IATA-Code: LH
  • Gründung: 1926
  • Fluggäste 2017: 130 Millionen

TUIfly

  • IATA-Code: X3
  • Gründung: 1972
  • Fluggäste 2017: 7,9 Millionen

Condor

  • IATA-Code: DD
  • Gründung: 1955
  • Fluggäste 2017: 7,5 Millionen

Germania

  • IATA-Code: ST
  • Gründung: 1986 / Einstellung Betrieb aufgrund von Insolvenz: Februar 2019
  • Fluggäste 2017: 3,2 Millionen

Preiskampf der Fluggesellschaften am Himmel

Immer mehr Reisende nutzen das Flugzeug. Von 2001 bis 2018 ist die Anzahl der Passagiere auf deutschen Flughäfen von 140 Millionen Fluggästen auf 222,5 Millionen Flugreisende gestiegen.

Entsprechend deutlich zog der Umsatz der Branche in den letzten Jahren an. Setzte die Branche mit der Beförderung von Passagieren in 2005 noch rund 323 Milliarden US-Dollar weltweit um, stieg der weltweite Umsatz der Fluggesellschaften in 2018 auf über 812 Milliarden US-Dollar. Eine Übersicht der wichtigsten Fluggesellschaften-Aktien zeigen wir im Folgenden.

Fluggesellschaft easyJet: Brexit bremst den Billigflieger aus Großbritannien aus

Die von Stelios Haji-Ioannou im Jahre 1995 gegründete easyJet mit Sitz in Luton/Großbritannien gilt als die zweitgrößte Billig-Fluggesellschaft in Europa. Im Jahr 2018 beförderte easyJet rund 89 Millionen Passagiere und liegt damit vor vielen klassischen Airlines wie Alitalia oder der Turkish Airlines.

Der Aufstieg der Billig-Fluglinie mit dem auffälligen EasyJet-Orange hat ihre Aktionäre glücklich gemacht. Von 2012 bis 2018 hat sich der easyJet-Kurs mehr als vervierfacht.

Im Zuge des Brexits ist die Aktie jedoch unter die Räder geraten und verlor binnen weniger Tage knapp 30 %. Dennoch gibt sich easyJet-Chefin Carolyn McCall weiter kämpferisch. Die Managerin will die Airline binnen 20 Jahren zur zweitgrößten Fluggesellschaft in Europa aufbauen.

Air France-KLM: Frankreichs größte Airline will profitabler werden

Die in Paris ansässige Air France KLM ist die größte französische Airline. Mit den Marken Air France, der niederländischen KLM, HOP! Und Transavia beförderte die Fluglinie in 2018 rund 101,4 Millionen Passagiere.

In den vergangenen Jahren wurde die Air France von Streiks gebeutelt – dies bekamen die Aktionäre zu spüren. Während Air France-KLM Aktien im Jahr 2014 noch bei über 11 € notierten, fiel der Aktienkurs zuletzt unter die Marke von 6 €.

Um die Kosten zu senken, will Air France-KLM vor allem Kurz- und Mittelstrecken auf die Billigflug-Tochter Transavia übertragen. So sollen die jährlichen Kosten um mehr als 500 Millionen Euro sinken.

International Airlines Group (IAG) will Marktkonsolidierung nutzen

Die International Airlines Group (IAG) entstand im Jahr 2011 durch die Fusion von British Airways und Iberia. Zur Holding gehören die Marken Vueling und Aer Lingus. Insgesamt beförderte die International Airlines Group (IAG) im Jahr 2018 rund 112,9 Millionen Passagiere und ist damit die Nummer drei in Europa.

Die Aktien der IAG haben sich zwar seit 2012 auf über 8 € vervierfacht. Zuletzt stürzten die Papiere aber unter die Marke von 5 €.

Im Zuge der Konsolidierungswelle in der Luftfahrindustrie will auch die IAG eine führende Rolle einnehmen. Dazu passt die Übernahme von Aer Lingus.

Ryanair nach Höhenflug wieder im Abstieg

Die irische Billigfluglinie Ryanair mit Hauptsitz in Dublin erlebte zwischen Mitte 2017 und 2018 einen Höhenflug. Setzte das Unternehmen in 2011 noch 3,6 Milliarden Euro um, lag der Umsatz im Jahr 2018 bei 7,7 Milliarden Euro. Dabei hat die Fluggesellschaft 139 Millionen Fluggäste befördert.

Geht es nach den Vorstellungen von Ryanair-Chef Michael O’Leary, soll bis 2025 jeder vierte Fluggast in Europa mit Ryanair fliegen. Der Marktanteil soll in zehn Jahren auf 25 % steigen, nachdem die irische Fluggesellschaft zuletzt 14 % des Marktes in Europa kontrollierte. Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, will Ryanair insbesondere in Deutschland weiterwachsen und auf größeren Flughäfen aktiv werden. Hierfür haben die Iren jüngst weitere Boeing-Jets bestellt.

Der Kurs der Rynair-Aktie ist jedoch seit etwa Mitte 2018 fallend. Grund hierfür sind unteranderem die Brexit-Problematik und wiederholte Streiks unter der Belegschaft.

Lufthansa kämpft mit steigenden Kosten

Die Lufthansa AG gehört zu den weltweit größten Airlines und damit zu den führenden Fluggesellschafts-Aktien. Zuletzt wurden bei der Anzahl der beförderten Passagiere die 140 Millionen geknackt, womit die Lufthansa als die Nummer eins in Europa gilt.

Trotz der steigenden Passagierzahlen hatten Aktionäre zuletzt nicht viel Freude an dieser Fluggesellschafter-Aktie. Zum einen kämpft die Lufthansa immer wieder mit Streiks, zum anderen sorgen steigende Kosten für Druck auf der Ertragsseite.

Notierte der Wert Anfang 2014 noch bei etwa 20 €, notiert die Aktie aktuell noch 15,12 € (Juli 2019). Um diesen Herausforderungen zu begegnen, will die Lufthansa die Kosten senken und gleichzeitig die Servicequalität erhöhen.

American Airlines: Fliegt an der Spitze mit

Durch die Fusion von American Airlines und US Airways entstand im Jahr 2014 die weltweit größte Fluggesellschaft.

Im Jahr 2011 war die Airline beinahe pleite. Inzwischen ist die Fluggesellschaft wieder profitabel und befördert mit mehr als 1.500 Flugzeugen mehr als 200 Millionen Passagiere pro Jahr. Der Jahresumsatz liegt bei ~42 Milliarden US-Dollar.

American Airlines investiert kräftig in die Erneuerung seiner Flugzeugflotte und will in Zukunft die jüngste und treibstoffeffizienteste Flugzeugflotte am Himmel haben. Gleichzeitig will American Airlines im asiatisch-pazifischen Raum weiterwachsen.

Für die Aktionäre haben sich diese Pläne noch nicht ausgezahlt. Seit 2017 hat die Aktie 12 % an Wert verloren.

Konsolidierung des Marktes: Kleine Fluggesellschaften haben keine Chance

Wie in jeder Branche muss sich bei Airlines das passende Maß an Wettbewerb immer wieder neu einpendeln. Zu wenig Wettbewerb erzeugt behäbige Riesenkonzerne, zu viel kann im ruinösen Preiskampf enden.

Deshalb hatte Warren Buffett lange keine Aktien von Fluggesellschaften angefasst, bis er vor rund zwei Jahren im großen Stil zugriff. Die Branche hatte sich in den USA konsolidiert. Viele kleine Fluggesellschaften sind verschwunden oder wurden aufgekauft. Geblieben ist ein Oligopol mit wenigen Anbietern.

Die Herausforderung der Branche sind die extrem hohen Kosten, um in der Luft mitmischen zu können. Im teuren Geschäft sind Schwankungen wie gestiegene Kerosinpreise oder Streiks gerade für kleinere Fluggesellschaften existenzgefährdend. Hierzulande scheint die Pleitewelle nicht abzureißen.

Attraktive Nischen reichen nicht aus

Nach Air Berlin sorgt die Insolvenz von Germania für Aufsehen. Die kleine Fluggesellschaft mit 34 Maschinen legt damit neben hausgemachten zugleich strukturelle Probleme offen: Einerseits werden Nischen und Zeiten bedient, die für Größen wie Lufthansa erst gar nicht infrage kommen. Dennoch scheint es für ein rentables Geschäft nicht zu reichen.

Das Dilemma ist sogar bei der Deutschen Bahn bekannt, wo Nebenstrecken und Bahnhöfe einfach gestrichen wurden. Umso schwerer tut sich die Luftfahrt mit gefragten Routen und Regionalflughäfen, denen ebenfalls die Luft auszugehen droht.

Europaweit kämpfen kleinere und mittelgroße Fluggesellschaften ums Überleben. VLM, Small Planet, Cobalt und Primera sowie Azur Air und Skywork sind mittlerweile am Boden.

Obwohl das Luftverkehrsaufkommen unverändert steigt, wächst bei ebenfalls steigenden Kosten für neue Auflagen, Personal und Technik der Druck auf die Margen. Hohe Effizienz mit dichter Taktung schaffen nur Größen wie Lufthansa, Easyjet, Ryanair, British Airways oder Iberia.

Die Krux der Kleineren: Bei jeder Pleite eines Mitbewerbers zahlen sie indirekt mit, nicht zuletzt bei neuen Auflagen wie die einer Insolvenzversicherung. In Verhandlungen mit Versicherungskonzernen sind sie schwächer und werden entsprechend höhere Prämien berappen.

Mittlere & kleine Fluggesellschaften bedroht: Was heißt das für Anleger?

Zum Überleben brauchen Fluggesellschaften klare Größenvorteile. Das beginnt beim Flugzeugeinkauf und den Wartungskosten, die bei wenigen Maschinen umso höher sind.

Nach Branchenangaben sind rund 100 Flugzeuge die Mindestmasse für ein Überleben in Europa. Einer der die Voraussetzung erfüllt, ist die Airline-Sparte des Reisekonzerns Thomas Cook mit dem beliebten Ferien-Carrier Condor. Die Fluggesellschaft hat alles was man braucht: Einen hervorragenden Ruf, ein ebensolches Personal und attraktive Lizenzen. Doch die Flotte ist veraltet.

Condor soll verkauft werden. Bezeichnenderweise findet sich kein Interessent. Zwar würde es das Geschäft der Lufthansa-Tochter Eurowings ergänzen, doch die ist einstweilen mit der holprigen Eingliederung von Air Berlin-Anteilen beschäftigt. Auch TUI winkt ab, der Touristiker hat mit seiner eigenen Airline Probleme. Das Problem zieht sich durch eine ganze Reihe von Fluggesellschaften in Europa. Am Ende könnte es – wie in den USA – auf eine noch stärkere Dominanz der großen Airlines hinauslaufen.

Wer als Anleger an die Branche glaubt, ist mit einem ETF-MSCI World Airlines oder den MSCI Europe Airlines gut bedient. Die Performance der beiden ist nahezu identisch. Lediglich auf Jahressicht liegt sie im roten Bereich. Über zehn Jahre beträgt das Plus über 145 %.

Klimakrise und alternative Antriebe

Die vermehrte Aufmerksamkeit auf den ökologischen Fußabdruck und die Umweltbelastung, die mit Flugreisen verbunden ist, führt dazu, dass die Zahl der Fluggäste, die mit schlechtem Gewissen reisen, zunimmt. Für dieses Gefühl wurde in Schweden der Begriff flygskam geprägt, der als Flugscham Eingang in die deutsche Sprache gefunden hat.

Deshalb wird auch in der Luftfahrt an alternativen Antriebsmöglichkeiten geforscht. Projekte zur Entwicklung von Elektro- und Hybridantrieben gibt es weltweit, teilweise in Form von Start-Ups, aber auch von Branchengrößen wie Airbus in Zusammenarbeit mit Siemens und dem Triebwerkshersteller Rolls-Royce. Der Fortschritt ist auf diesem Gebiet jedoch noch nicht so weit gediehen wie im Straßenverkehr. Experten schätzen, dass größere Personenflugzeuge erst Mitte der 2030er Jahre Realität werden. In Norwegen, das auf dem Gebiet alternativer Antriebe im Straßenverkehr zur Weltspitze gehört, peilt die staatliche Fluggesellschaft Avinor bis 2040 die Elektrifizierung des gesamten Inlandsflugverkehrs an.

Fazit zu Fluggesellschaften: Luftfahrtbranche erwartet ungewisse Jahre

Hohe Treibstoffkosten, Rezessionsgefahr in Europa und den USA sowie die Schuldenkrise im Euroland zehren an der Substanz der Airlines.

Die Transportunternehmen könnten in den nächsten Jahren Verluste erleiden, wenn Europas Politiker die Schuldenkrise nicht lösen. Davor hat jetzt der Weltverband der Branche, die IATA gewarnt. Das wäre der größte Rückschlag seit der Finanzkrise im Jahr 2008.

Der Himmel in dieser Industrie ist strikt geteilt. Asiens Airlines leben von expandierenden Märkten, steigendem Wohlstand und wachsender Mobilität in den Schwellenmärkten. Selbst wenn diese bei einem globalen Wirtschaftsabschwung vorübergehend langsamer wachsen. In Nordamerika haben die Fluggesellschaften drastisch ihre Kapazitäten verringert, um die Preise zu verteidigen.

Doch die Aktien vieler Gesellschaften haben mehrjährige Tiefs erreicht. In Europa dürften die Fluggesellschaften von einem Einbruch in Folge der eskalierenden Schuldenkrise schwer getroffen werden.