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So hoch sollte die Aktienquote im Portfolio sein

So hoch sollte die Aktienquote im Portfolio sein
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Investmentportfolio beinhaltet idealerweise einen risikobehafteten und einen risikoarmen Portfolioanteil
  • Der risikobehaftete Portfolioanteil ist der Aktienanteil und bringt die Rendite, während der risikoarme Portfolioanteil aus Zinsanlagen besteht und dem Portfolio Stabilität verleiht
  • Zur Bestimmung der Aktienquote werden Faktoren wie Lebensalter, Anlagehorizont, Finanzlage, Einkommenssituation, Risikobereitschaft und Renditeerwartung herangezogen
  • Es gibt risikofreudige, risikoaverse und ausgewogene Anlegertypen
  • Der Aktienanteil für ein Weltportfolio lässt sich am einfachsten mit ETFs abbilden

Es ist eine der Fragen, die sich Privatanleger häufig stellen: „Wie hoch sollte die Aktienquote in meinem Portfolio sein?“ Die Bestimmung der Aktienquote hängt dabei von sehr vielen Faktoren ab. Zwar gibt es bestimmte Faustregeln, dennoch sollte der Aktienanteil im Portfolio stets individuell bestimmt werden. Welche Faktoren man dabei berücksichtigen sollte und wie sich die Aktienquote bestimmen lässt, erläutern wir in diesem Beitrag.

Welche Bestandteile sollte ein Investmentportfolio haben?

Ein Investmentportfolio sollte sich idealerweise aus zwei Bausteinen zusammensetzen: einem risikobehafteten Portfolioanteil und einem risikoarmen Portfolioanteil. Diese beiden Bausteine bestehen aus unterschiedlichen Anlageklassen und erfüllen verschiedene Zwecke.

Während der risikobehaftete Portfolioanteil als Renditebringer dient, soll der risikoarme Portfolioanteil dem Portfolio die nötige Stabilität verleihen und vor zu großen Schwankungen schützen.

Möchte man sich an dem Konzept des Weltportfolios orientieren, wie es beispielsweise von Gerd Kommer empfohlen wird, so sollte der risikobehaftete Portfolioanteil – also jener, der die Rendite bringen soll – aus global diversifizierten Aktien bestehen. Dieser Portfolioanteil stellt quasi den Aktienanteil des Portfolios dar.

Der risikoarme Anteil – also jener Portfoliobaustein, der die nötige Stabilität ins Portfolio bringt – soll hingegen aus verzinslichen Bankkontoanlagen (z. B. Tagesgeld, Festgeld oder Sparbucheinlagen) innerhalb der staatlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Kontoinhaber und Bankinstitut bestehen oder alternativ aus Anleihen bzw. Anleihen-ETFs, wenn sich das Vermögen bereits in einer Größenordnung oberhalb der staatlichen Einlagensicherung bewegt. Es sollte sich dabei um Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen mit höchster bzw. möglichst hoher Bonität und möglichst kurzer Laufzeit handeln.

Risikoarm ist allerdings nicht zu verwechseln mit risikofrei. Eine komplett risikofreie Geldanlage gibt es nicht und wenn, dann bringt sie keine Rendite – ein Umstand, auf den wir noch etwas weiter unten zu sprechen kommen werden. Der risikoarme Portfoliobestandteil soll ein möglichst geringes Volatilitäts- und Ausfallrisiko haben, zudem kein Wechselkursrisiko und maximale Liquidität aufweisen.

Wie ermittle ich meine Aktienquote? 6 wichtige Faktoren zur Bestimmung

Gerne wird für die Ermittlung der Aktienquote die folgende Faustformel genannt:

Aktienquote = 100 – Lebensalter

Die Ermittlung der idealen Aktienquote hängt jedoch von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab, sodass derartige Faustregeln nur als grobe Richtlinien dienen können. Wir wollen 6 wichtige Faktoren zur Bestimmung der Aktienquote im Folgenden näher beleuchten:

  1. Lebensalter
  2. Anlagehorizont
  3. Finanzlage
  4. Einkommenssituation
  5. Risikobereitschaft
  6. Renditeerwartung

1. Lebensalter

Wie in der allgemeinen Faustformel weiter oben bereits ersichtlich ist, spielt das Lebensalter bei der Geldanlage eine wichtige Rolle. Es geht letztlich darum, wie viel Zeit ein Anleger zur Verfügung hat, um starke Schwankungen im Portfolio wie beispielsweise einen starken Wertverlust im Zuge eines Börsencrashs auszusitzen. Der risikoarme Portfolioanteil sollte mit zunehmendem Alter daher immer größer werden, um das Portfolio im Alter vor zu großen Wertschwankungen zu schützen. Generell gilt:

Je älter man ist, umso niedriger sollte die Aktienquote sein. Je jünger man ist, umso höher sollte die Aktienquote ausfallen.

2. Anlagehorizont

Auch unabhängig vom Lebensalter sollte der Anlagehorizont eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Aktienquote spielen, denn Spar- und Anlageziele stehen nicht notwendigerweise im Zusammenhang mit dem Lebensalter. Die Geldanlage kann auch für größere Anschaffungen wie beispielsweise ein Auto oder gar eine Immobilie dienen. Auch kann es sein, dass ein Privatanleger plant, ab einem gewissen Alter regelmäßige Entnahmen aus dem Portfolio zu tätigen, wenn beispielsweise ein vorzeitiger Ruhestand angestrebt wird. Was auch immer das Anlagemotiv ist, generell gilt:

Je länger der Anlagehorizont, desto größer kann die Aktienquote im Portfolio sein.

3. Finanzlage

Wie steht es um die allgemeine Finanzlage und um die finanzielle Gesundheit? Sind Schulden vorhanden, so kann es in den meisten Fällen sinnvoll sein, zuerst von etwaigen Sondertilgungsrechten Gebrauch zu machen und Schulden abzubezahlen, bevor man überhaupt Geld in Aktien investiert.

Weiters sollte ein Finanzpolster in Form eines ausreichend hohen „Notgroschens“ vorhanden sein, um unvorhersehbare Ausgaben bedienen zu können, ohne dadurch in finanzielle Schieflage zu geraten und ungeplante Portfolioentnahmen vornehmen zu müssen.

Die Höhe dieses Finanzpolsters kann individuell unterschiedlich hoch ausfallen. Hier steht das subjektive Wohlbefinden im Vordergrund. Sicherheitsbedürftige Anleger werden sich hier mit einer größeren Summe wohlfühlen, als weniger sicherheitsorientierte Menschen.

Eine häufig empfohlene Faustregel lautet, zwischen 3 und 6 Monatsausgaben als Notgroschen zur Verfügung zu haben. Menschen mit einem größeren Sicherheitsbedürfnis wählen gerne auch 3 bis 6 Monatslöhne als Sicherheitspuffer.

Neben dem Notgroschen kann es zudem sinnvoll sein, ein eigenes Rücklagenkonto für bestimmte größere Anschaffungen zu führen, wie beispielsweise für Reisen, Reparaturen am Auto oder für Instandhaltungen im Eigenheim.

Sowohl was Rücklagen, als auch Notgroschen betrifft – diese finanziellen Posten sollten nicht als Portfoliobestandteil betrachtet werden! Das Investmentportfolio soll bestenfalls ein in sich geschlossenes System darstellen, das man nicht für laufende oder unvorhersehbare Ausgaben heranziehen muss. Erst wenn Schulden, Notgroschen und eventuelle Rücklagenkonten ausreichend bedient sind, sollte das überschüssige Geld investiert werden und erst dann dürfte sich die Frage nach der Aktienquote stellen.

4. Einkommenssituation

Ein wesentlicher Faktor bei der Bestimmung der Aktienquote ist die Lebenssituation bzw. die Einkommenssituation und insbesondere die Beständigkeit des Einkommens. Erzielt man regelmäßig Einkünfte in derselben Höhe, da man als Angestellter oder Beamter arbeitet? Oder unterliegen die Einkünfte Schwankungen, da man selbständig oder als Unternehmer tätig ist oder in einem Marktsegment arbeitet, das konjunkturellen Schwankungen ausgesetzt ist? Wie sicher ist man vor einem möglichen Arbeitsplatzverlust? Generell gilt:

Je stabiler die Einkommenssituation, desto größer kann der Aktienquote bzw. die Investitionsquote sein.

5. Risikobereitschaft

Aus den obigen Überlegungen können bereits Gedanken über die persönliche Risikobereitschaft angestellt werden. Neben diesen Faktoren spielt hier jedoch vor allem die eigene Persönlichkeit eine tragende Rolle. Es geht letztlich um die Frage, welche Wertverluste im Portfolio man bereit ist hinzunehmen und – vor allem – welche man auch mental ertragen kann. Generell gilt:

Je höher die Risikobereitschaft ist bzw. je höher der potenzielle Wertverlust des Portfolios, den man bereit ist, in Kauf zu nehmen, desto größer kann der Aktienanteil im Portfolio sein.

6. Renditeerwartung

Natürlich stellt sich auch die Frage nach der Rendite, die sich ein Anleger durch das Investieren erwartet. Je höher die Renditeerwartungen an das eigene Portfolio sind, desto größer sollte auch die Risikobereitschaft und damit verbunden auch die Höhe der Aktienquote sein.

Das Zusammenspiel von Rendite und Risiko

Ohne Risiko lassen sich keine Renditen erzielen. Unterliegen Sie jedoch nicht dem Trugschluss, dass Sie durch das Eingehen größerer Risiken automatisch mit höheren Renditen rechnen dürfen. Dies ist nämlich keineswegs der Fall, da nicht jedes Risiko durch Rendite belohnt wird. Risiken, die sich beispielsweise durch Diversifikation beseitigen lassen, werden von Anlegern unnötig getragen, da sie in der Regel keine höheren Renditen erbringen.

Generell gilt:

Je höher die Renditeerwartung, desto größer sollte der Aktienanteil im Portfolio sein.

Welcher Anlegertyp bin ich?

Anhand dieser sechs Faktoren lassen sich Anlegertypen mit unterschiedlichem Risikoprofil ableiten. Für Anleger bleibt also die Frage zu klären, zu welchem Anlegertyp man sich selbst zählt.

Der Einfachheit halber konstruieren wir exemplarisch drei Anlegertypen:

  • Risikofreudiger Anlegertyp
  • Risikoaverser Anlegertyp
  • Ausgewogener Anlegertyp

Risikofreudige Anleger zeichnen sich durch ihre Bereitschaft aus, höhere Risiken zu tragen, um potenziell höhere Renditen zu erzielen. Sie sind in der Regel optimistisch hinsichtlich der Marktaussichten und investieren mit einem langfristigen Anlagehorizont. Daher sind sie bereit, kurzfristige Marktschwankungen in Kauf zu nehmen, auch wenn diese vorübergehend sehr starke Auswirkungen auf die Wertentwicklung des Portfolios haben können.

Der risikofreudige Anlegertyp sollte einen großen Teil seines Portfolios in Aktien halten. Ein Weltportfolio für risikofreudige Anleger könnte etwa einen Aktienanteil von 80 bis 100 Prozent aufweisen, während der Rest des Portfolios in risikoarmen Anlagen gehalten wird.

Konträr zum risikofreudigen Anleger gelten risikoaverse Anleger als konservative Investoren, die durch eine vorsichtige und zurückhaltende Herangehensweise beim Investieren charakterisiert sind. Sie haben in der Regel eine niedrigere Toleranz für Verluste und bevorzugen Sicherheit und Kapitalerhalt vor potenziell höheren Renditen. Der Anlagehorizont ist häufig eher kurz- und mittelfristig.

Das Portfolio des risikoaversen Anlegers sollte zu großen Teilen aus risikoarmen Anlagen bestehen, um die erwünschte Stabilität im Portfolio zu gewährleisten. Dennoch sollten auch weniger risikobereite Anleger in Erwägung ziehen, zumindest einen kleinen Portfolioanteil an Aktien zu halten, um den Wertverlust durch Inflation wenigstens abzumildern.

Der ausgewogene Anlegertyp befindet sich irgendwo in der Mitte zwischen dem risikofreudigen und risikoaversen Anleger und versucht, ein Gleichgewicht zwischen Risiko und Sicherheit in seinem Portfolio zu finden. Er ist zwar bereit, ein gewisses Maß an Risiko einzugehen, um höhere Renditen zu erzielen, achtet jedoch darauf, ein ausgewogenes und annähernd gleichmäßiges Verhältnis an risikobehafteten und risikoarmen Anlagen im Portfolio zu halten. Das Ziel ist es, von den Chancen des Marktes zu profitieren, ohne gleichzeitig zu starken Schwankungen ausgesetzt zu sein.

Viele Anleger, vor allem mit mittel- und langfristigen Anlagehorizont, dürften sich in dieser Kategorie wiederfinden. Ausgangsbasis könnte ein 50/50-Portfolio sein, das jeweils zur Hälfte aus einem risikobehafteten und risikoarmen Portfolioanteil besteht. Je nachdem, ob man sich anhand der oben beschriebenen Faktoren tendenziell eher mehr auf der risikobereiten oder risikovermeidenden Seite sieht, kann der jeweilige Portfolioanteil entsprechend übergewichtet werden. Ein seit vielen Jahrzehnten sehr beliebtes Portfolio ist etwa das 60/40-Portfolio, das sich zu 60 Prozent aus Aktien und zu 40 Prozent aus Anleihen zusammensetzt.

Welche Aktien sollte man im Portfolio haben?

Natürlich werden sich viele Anleger nun fragen, wie sich der Aktienanteil im Portfolio zusammensetzen soll. Für die meisten Privatanleger dürfte sich eine möglichst simple Anlagestrategie bewähren, bei der sie den Aktienanteil durch einen oder zwei ETFs abbilden und auf Einzeltitel weitgehend oder komplett verzichten.

Um ein Weltportfolio mit globaler Diversifikation zu gestalten, kann man beispielsweise in einen ETF auf den MSCI All Country World Index oder auf den FTSE All-World Index investieren. Diese globalen Indizes gewichten die enthaltenen Unternehmen nach Marktkapitalisierung, weshalb etwa 90 Prozent der enthaltenen Aktien aus Industrieländern und nur etwa 10 Prozent aus Schwellenländern stammen.

Wer diese Aufteilung etwas anders gestalten bzw. einen höheren Schwellenländeranteil im Portfolio haben möchte, könnte daher in Erwägung ziehen, in zwei ETFs zu investieren. Der Industrieländeranteil könnte mit einem ETF auf den MSCI World Index abgebildet werden und der Schwellenländeranteil mit einem ETF auf den MSCI Emerging Markets Index. Eine gängige und beliebte Aufteilung dieser beiden Regionen ist beispielsweise 70/30. Damit lässt sich ein Portfolio umsetzen, das zu 70 Prozent Industrieländeraktien (MSCI World) und zu 30 Prozent Schwellenländeraktien (MSCI Emerging Markets) besteht.