Auf einen Blick: Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus

Inhaltsverzeichnis

Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus sind drei der bekanntesten Lerntheorien.

Sie sind Teilbereiche der Psychologie, die sich mit den Verhaltensweisen und der Informationsverarbeitung von Menschen auseinandersetzen. Innerhalb dieser drei wissenschaftstheoretischen Konzepte gibt es zahlreiche Überschneidungen.

Heutige Lernmethoden beispielsweise im Umgang mit Tieren oder im schulischen Kontext stützen sich auf den Behaviorismus, Kognitivismus und den Konstruktivismus. Daher ist es interessant, sich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Lerntheorien zu verdeutlichen, um menschliche Verhaltensweisen nachvollziehen und Lehrmethoden besser verstehen zu können.

Behaviorismus: Naturwissenschaftliche Betrachtung des menschlichen Verhaltens

Der Behaviorismus beschäftigt sich auf rein naturwissenschaftlicher Ebene mit dem menschlichen, aber auch tierischen Verhalten.

Die psychologische Theorie wird im Behaviorismus auf die Untersuchung beobachtbaren Verhaltens beschränkt. Das bedeutet, dass innere menschliche Reaktionen wie Emotion, Motivation oder Absicht zwar nicht geleugnet, aber auch nicht berücksichtigt werden.

Begründet wird dies damit, dass diese inneren Prozesse weder beobachtbar, logisch nachvollziehbar oder präzise messbar sind. Gefühlsbetonte Reaktionen des Menschen, also sein Inneres, werden in behavioristischen Theorien als „Black Box“ bezeichnet.

Dem Behaviorismus liegt das Reiz-Reaktions-Schema zu Grunde. Demnach folgen auf bestimmte Reize bestimmte Reaktionen. Das Lernen wird in behavioristischen Modellen als Verstärkung und Abschwächung von Verhaltensweisen aufgefasst. So kann ein bestimmtes Verhalten durch Lob, beziehungsweise einen Lernerfolg, verstärkt werden.

Ruft ein Verhalten im Gegensatz dazu unangenehme Ereignisse oder negative Reize nach sich, dann wird dieses Verhalten abgeschwächt.

Kognitivismus: Die höheren kognitiven Funktionen des Menschen

Der Kognitivismus erklärt menschliches Verhalten nicht durch Bedingungen in der Umwelt, sondern über kognitive Prozesse.

Der Gegenstand des Kognitivismus und seiner Forschung ist daher die Art und Weise, wie Menschen Informationen aufnehmen, verstehen, verarbeiten und erinnern. Eine der Ausgangstheorien des Kognitivismus ist die Maschinen-Metapher. Im Sinne dieser Metapher wird der Mensch als biologische Maschine betrachtet.

Ziel des Kognitivismus ist es, die Funktions- und Verhaltensweisen dieser Maschine zu erforschen. Der Kognitivismus versucht also, die Prozesse, die im menschlichen Gehirn ablaufen wie zum Beispiel Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Entscheidungsfindung, Problemlösung und Sprache, zu verstehen.

Konstruktivismus: Lernen als aktiver Konstruktionsprozess

Die Kerntheorie des Konstruktivismus besteht darin, dass jedes Individuum nicht auf Reize einer objektiven Welt reagiert, sondern sich anhand von Sinneseindrücken eine subjektive Realität bildet. Diese subjektive Realität hängt stark von den bisherigen Erfahrungen, dem Wissensschatz und der Prägung des Individuums ab.

Der Konstruktivismus stützt sich grundlegend auf die Annahme, dass das menschliche Gehirn ein geschlossenes System ist, das Reize aus der Umwelt zwar aufnimmt, dieses aber nur zur Weiterverarbeitung verwendet.

Begreift man den Konstruktivismus als Lerntheorie, dann bedeutet dies, dass Wissen nicht einfach von einem Menschen auf den anderen übertragen werden kann. Wenn beispielsweise eine Person einer anderen etwas erklärt, werden diese Informationen vom jeweiligen Schüler nicht bloß abgespeichert. Der Schüler konstruiert sich anhand des aufgenommenen Wissens und seiner persönlichen Vorerfahrungen und seines Vorwissens sein eigenes Abbild der Realität.

Lernen an sich ist im Sinne des Konstruktivismus also kein passives Speichern von Wissen, sondern ein aktives Konstruieren.

Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus im Vergleich

Der Kognitivismus gilt als moderner Zweig der Psychologie, da sich der Gegenstand der kognitivistischen Forschung nicht extrem beschränkt.

Im Gegensatz zum Behaviorismus untersucht der Kognitivismus auch die innerpsychischen Prozesse des Menschen. Am Behaviorismus wird vor allem am Reiz-Reaktions-Schema Kritik geübt, da dieses nur eine unzureichende Erklärung des menschlichen Verhaltens gibt.

Kognitivismus und Konstruktivismus ähneln sich in vielen Ansätzen. Der größte Unterschied zwischen diesen beiden Wissenschaftstheorien besteht allerdings darin, dass im Konstruktivismus Menschen nicht auf eine objektive Umwelt reagieren, während das kognitivistische Konzept Reize und Wechselwirkungen aus der Umwelt mit einbezieht.