Richtwerte der Volkswirtschaft: Einfach erklärt

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Das Bruttoinlandsprodukt und das Bruttonationaleinkommen sind zwei wichtige Richtwerte für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft. In der Wirtschaftsstatistik wird meistens das Bruttoinlandsprodukt bevorzugt verwendet.

Um die Aussagekraft der beiden Maße zu verstehen, muss man sich die Unterschiede zwischen dem Bruttoinlandsprodukt und dem Bruttonationaleinkommen deutlich machen.

Das Bruttoinlandsprodukt: Ein Produktionsmaß

Das Bruttoinlandsprodukt ist ein Maß für die gesamte wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft innerhalb einer bestimmten Periode. Mit dem Bruttoinlandsprodukt wird der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen gemessen, die innerhalb eines Zeitraums und innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt wurden.

Zur Bemessung dieses Gesamtwertes werden nur Güter herangezogen, die dem Endverbrauch dienen. Fertig produzierte Güter, die nicht direkt weiterverwendet, sondern gelagert werden, werden als sogenannte Vorratsveränderung berücksichtigt.

Bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts folgt man dem Inlandsprinzip. Das bedeutet, dass die Leistungen von In- und Ausländern erfasst werden. Das Bruttoinlandsprodukt kann sich sowohl auf einzelne Staaten als auch auf andere geografische oder administrative Einheiten wie zum Beispiel die Europäische Union beziehen.

Man unterscheidet allgemein zwischen dem nominalen und dem realen Bruttoinlandsprodukt. Das nominale Bruttoinlandsprodukt gibt den Gesamtwert aller Güter in aktuellen Marktpreisen an. Dadurch ist das nominale Bruttoinlandsprodukt abhängig von Veränderungen des Preisindex und reagiert auf Inflation und Deflation.

Um das Bruttoinlandsprodukt unabhängig von den Veränderungen der Preise betrachten zu können, berechnet man das reale Bruttoinlandsprodukt. Bei dieser Rechnung werden alle Güter zu den Preisen eines Basisjahres bewertet. Daher nennt man das reale Bruttoinlandsprodukt auch Bruttoinlandsprodukt zu konstanten Preisen.

Das Bruttonationaleinkommen

Der ältere und bekanntere Begriff für das Bruttonationaleinkommen ist Bruttosozialprodukt. Das Bruttonationaleinkommen ist die Summe aller Waren und Dienstleistungen, die in einer Volkswirtschaft innerhalb eines Jahres hergestellt wurden.

Im Unterschied zum Bruttoinlandprodukt erfasst das Bruttonationaleinkommen alle Güter, die von Inländern eines Landes erzeugt wurden. Bei der Berechnung des Bruttonationaleinkommens wird vom Bruttoinlandsprodukt ausgegangen.

Vom Bruttoinlandsprodukt werden alle Erwerbs- und Vermögenseinkommen subtrahiert, die an das Ausland geflossen sind, und alle Einkommen hinzugefügt, die von Inländern aus dem Ausland bezogen worden sind. Das Bruttonationaleinkommen ist damit eine wichtige Kennzahl der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Bruttoinlandsprodukt und Bruttonationaleinkommen: Beispiele zum Verständnis

Anhand von Beispielen lässt sich der Unterschied zwischen den beiden Richtwerten Bruttoinlandsprodukt und Bruttonationaleinkommen leicht verdeutlichen. Wenn ein Bäcker seinen Wohnsitz in der Schweiz hat, seine Bäckerei allerdings in Deutschland ist und er dort täglich Brot produziert, dann zählt die Wertschöpfung dieser Brote zwar zum Schweizer Bruttonationaleinkommen, aber nicht zum Schweizer Bruttoinlandsprodukt.

Die Brote des Bäckers würden in das deutsche Bruttoinlandsprodukt gerechnet werden, da sie auf deutschem Boden hergestellt wurden. Andersrum verhält es sich, wenn ein Metzger in Deutschland wohnt, aber in der Schweiz seine Metzgerei betreibt. In diesem Fall zählen die Produkte des Metzgers zum Schweizer Bruttoinlandsprodukt, aber nicht zum Schweizer Bruttonationaleinkommen.

In beiden Beispielen ist dabei nicht von Bedeutung, ob der Bäcker und der Metzger das Schweizer bzw. das deutsche Bürgerrecht haben. Allein der Wohnsitz ist hierbei entscheidend.