Kontokorrentkredit: Zinsen berechnen mit Formel – so geht’s

Kontokorrentkredit: Zinsen berechnen mit Formel – so geht’s
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Inhaltsverzeichnis

Jeden Monat müssen sowohl Privatpersonen wie Geschäftsleute mit vielen Unkosten kalkulieren. Monatliche Ausgaben für Nahrungsmittel, Versicherungsbeiträge, KFZ-Kosten, die Miete der Wohnung oder die Ausgaben für den Hauskredit sowie ungeplante Kosten für Reparaturen sind für jeden Privathaushalt Alltag. Kommt eine Rechnung zur anderen, kann es schnell zu einem Engpass kommen. Gut, wenn in einem solchen Fall die Möglichkeit besteht, das Girokonto temporär zu überziehen.

Ähnliches gilt für Unternehmen und Geschäftsleute. Trotz konjunktureller Herausforderungen oder einer temporären Auftragsflaute laufen die monatlichen Kosten für Gehälter, Mieten und den Wareneinkauf weiter. Auch Unternehmen sind in einer solchen Situation darauf angewiesen, kurzfristig auf externe Gelder zurückgreifen zu können. In einem solchen Fall kann ein Kontokorrentkredit praktisch sein, um unerwartete Zahlungsengpässe abzufedern.

Ein Kontokorrent- oder Dispositionskredit ist zweckmäßig und vor allem in Situationen zielführend, in denen Geld für einige Tage oder Wochen benötigt wird. Wird er langfristig genutzt, kann er aufgrund seiner meist zweistelligen Zinssätze hohe Kosten verursachen.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, wie Kontokorrentkredite grundsätzlich funktionieren, wann ihre Nutzung sinnvoll ist und wie man mit einer einfachen Formel berechnen kann, welche Tageszinsen für das Abrufen des Kontokorrentkredites anfallen.

Kontokorrentkredit – Bedeutung und gesetzliche Vorgaben

Als Kontokorrentkredit bezeichnet man einen Bankkredit für Geschäftskundenkunden, der flexibel bis zur vereinbarten Höhe beansprucht werden kann. In manchen Fällen wird der Begriff Kontokorrentkredit ebenso für Privatkunden genutzt. Abweichend bezeichnet man einen Überziehungskredit im Privatkundengeschäft auch als Dispositionskredit.

In den meisten Fällen wird der Kontokorrentkredit bei der Eröffnung des Girokontos oder auf Antrag zu einem späteren Zeitpunkt eingerichtet. Der Kreditrahmen oder das Kreditlimit sind an die persönliche Kreditwürdigkeit des Kontoinhabers geknüpft. Dieser wird zum Beispiel von privatrechtlichen Wirtschaftsauskunfteien wie der SCHUFA ermittelt.

Der Begriff Kontokorrent stammt aus dem Italienischen und wird aus den beiden Wörtern Conto (Rechnung) und Corrente (laufend) zusammengesetzt. Ein Kontokorrent bezeichnet somit ein laufendes Konto bei einer Bank. Mit dem Kontokorrent wird die übliche Form der Leistungsabwicklung zwischen Gläubiger und Schuldner verbunden. Auf einem Konto, beispielsweise einem geschäftlichen Girokonto, werden Habensalden und Forderungen verbucht. Ein Blick ins Onlinebanking zeigt den Saldo, der kenntlichmacht, ob auf dem Konto Guthaben oder Verbindlichkeiten vorhanden sind.

Der § 355 des Handelsgesetzbuches (HGB) beschreibt aus gesetzlicher Sicht, wie ein Kontokorrent in der Praxis funktioniert:

  • Steht jemand mit einem Kaufmanne derart in Geschäftsverbindung, dass die aus der Verbindung entspringenden beiderseitigen Ansprüche und Leistungen nebst Zinsen in Rechnung gestellt und in regelmäßigen Zeitabschnitten durch Verrechnung und Feststellung des für den einen oder anderen Teil sich ergebenden Überschusses ausgeglichen werden (laufende Rechnung, Kontokorrent), so kann derjenige, welchem bei dem Rechnungsabschluss ein Überschuss gebührt, von dem Tage des Abschlusses an Zinsen von dem Überschuss verlangen, auch soweit in der Rechnung Zinsen enthalten sind.

Was im HGB in blumigen Worten beschrieben wird, ist nichts anderes als ein Kontokorrentkredit oder Zinszahlungen einer Bank bei einem Guthaben auf dem Konto.

Wie funktioniert Kontokorrentkredit in der Praxis?

Bei einem Kontokorrentkredit wird dem Kontoinhaber vom kontoführenden Kreditinstitut, zum Beispiel von einer Sparkasse oder einer Privatbank erlaubt, sein Konto bis zu einem gewissen Betrag zu überziehen. Bei Dispositionskrediten im Privatbereich bestimmt der monatliche Gehaltseingang die Höhe der Kreditlinie. In der Regel erhalten solvente Privatkunden einen Dispositionskredit in Höhe von zwei bis drei Monatsgehältern. Der Dispositionskredit dient zur Überbrückung finanzieller Engpässe bis zum nächsten Gehaltseingang. Manche Kreditinstitute bieten Privatkunden zusätzlich eine überschaubare Freigrenze von 200 Euro oder 300 Euro an, die komplett zinsfrei gewährt wird.

Im Gegensatz zum Dispositionskredit wird der Kontokorrentkredit in den meisten Fällen Unternehmen gewährt. Hauptsächlich wird ein Kontokorrentkredit eingerichtet, um die monatlichen Lohn- und Gehaltszahlungen des Betriebs zu sichern. Vor allem vor dem Hintergrund einer nachlässigen Zahlungsmoral bietet der Kontokorrentkredit Unternehmern eine zusätzliche Sicherheit, dass Löhne und Gehälter pünktlich und vereinbarungsgemäß gezahlt werden können, selbst wenn Kunden ihre Rechnungen nicht wie vereinbart überweisen.

Ein Kontokorrentkredit wird nach umfassender Kreditprüfung freigegeben. Möglich ist ebenfalls, dass das Kreditinstitut Sicherheiten für die Vergabe einer Kreditlinie als Kontokorrentkredit anfordert. Zusammenfassend bietet ein Kontokorrentkredit Unternehmen bei kurzfristigen Zahlungsengpässen finanziellen Spielraum, um den laufenden Geschäftsbetrieb zu sichern.

Kontokorrentkredit: Diese Formel nutzen Sie für die Berechnung?

Um die täglichen Zinsen bei einem Kontokorrentkredit zu berechnen, hilft ein konkretes Beispiel:

Ein Geschäftskonto wird für 10 Tage um 500 € überzogen. Der Zinssatz für den Kontokorrentkredit liegt in dieser Beispielkalkulation bei 10 %.

Bei der Berechnung werden zunächst Guthaben (500 €), Zinssatz (10) und Tage (10) miteinander multipliziert. Anschließend wird die Zahl der Jahrestage (360) mit 100 malgenommen.

In einem letzten Schritt wird das erste Produkt durch das Zweite geteilt.

Es ergibt sich die folgende Formel:

Zinsbetrag = (Guthaben * Zinssatz * Tage) / (360*100) = 50.000 / 36.000 = 1,38888

Für einen Kontokorrentkredit zu genannten Konditionen und Bedingungen nach der deutschen oder europäischen Zinsmethode ergäbe sich nach dieser Formel ein Betrag von 1,39 € pro Tag. Eventuelle Zinsschwankungen in der Überziehungsphase sind in dieser Rechnung nicht mit einbezogen.

Info: Es gibt unterschiedliche Methoden der Zinsberechnung. Bei der Deutschen und der europäischen Zinsmethode wird jeder Monat mit 30 Tagen berechnet. Es ergibt sich die Zinsberechnung nach der Formel 30/360. Die englische Zinsmethode rechnet abweichend mit 365 Taten. Dies gilt ebenfalls für ein Schaltjahr, dass 366 Tage hat. Bei der taggenauen Zinsmethode werden die einzelnen Monate tagesgenau kalkuliert. Ein Februar wird beispielsweise mit 28 Tagen und ein Dezember mit 31 Tagen berechnet.

Kontokorrentkredit und Zinsen – wann bei Überziehung Vorsicht geboten ist

Wurde Unternehmen ein Kontokorrentkredit eingeräumt, ist es problemlos möglich, die neue Kreditlinie in Anspruch zu nehmen. Der Überziehungsrahmen kann wie ein Guthaben genutzt und flexibel abgerufen werden. Gleichzeit werden für die Nutzung des Kontokorrentkredites hohe Zinsen fällig, die täglich berechnet werden. Das kann bei langfristiger Nutzung zu hohen Zinskosten führen, die zu weiteren Zahlungsengpässen führen können. Aus diesem Grund ist es wichtig, einen Kontokorrentkredit von einem langfristigen Darlehen zu unterscheiden.

KontokorrentkreditLangfristiges Unternehmensdarlehen
·         Wird fortlaufend als Überziehungslinie gewährt·         Wird auf Antrag und zweckgebunden gewährt, zum Beispiel zum Kauf einer Maschine
·         Kann in mehreren Einzelbeträgen revolvierend genutzt werden. Rückzahlung erfolgt im Rahmen der Kreditlinie flexibel·         Wird einmalig ausgezahlt und monatlich zurückgezahlt
·         Hoher, teilweise zweistelliger Zinssatz, der nicht bonitätsabhängig ist·         Höhe des Zinssatzes abhängig von individueller Bonität
·         Kann sofort nach Beantragung genutzt werden·         Wird nach Genehmigung zum festgesetzten Zeitpunkt zweckgebunden ausgezahlt

Vergleicht man einen Kontokorrentkredit mit einem langfristigen Unternehmensdarlehen fällt vor allem auf, dass die Zinssätze sich erheblich unterscheiden. Dies hat Einfluss auf die Höhe der Raten und die Zinsbelastung.

Beispiel: Ein Unternehmer beabsichtigt, eine neue Maschine zu kaufen. Die Maschine kostet 10.000 Euro. Vom Kreditinstitut erhält das Unternehmen zwei Angebote. Zum einen wird ihm eine flexible Kreditlinie von 15.000 Euro als Kontokorrentkredit eingeräumt. Auf der anderen Seite erhält das Unternehmen ein Angebot für einen langfristigen Unternehmenskredit mit einer Laufzeit von 48 Monaten.

KontokorrentkreditUnternehmenskredit /

Ratenkredit

Darlehenshöhe10.000 Euro10.000 Euro
Zinssatz10,5 %5,00 %
Zinsen2,92 Euro pro Tag
Zinsen für 4 Jahre

(1.440 Tage)

4.200 Euro1.250 Euro
TilgungFlexibelIn monatlichen Raten
Gesamtaufwand14.200 Euro11.250 Euro

Beispiel mit einheitlichem Zinssatz ohne Einberechnung von Zinsschwankungen

An der Beispielrechnung kann nachvollzogen werden, dass die langfristige Nutzung eines Kontokorrentkredits zu hohen Kosten führt. Ist absehbar, dass das Unternehmen die Maschine nicht kurzfristig bezahlen kann, ist ein individuell ausgehandelter Unternehmenskredit zielführender. Dieser zeichnet sich durch:

  • Einen einheitlichen Zinssatz,
  • Feste monatliche Raten mit Zinsen und Tilgung sowie
  • Erheblich niedrigere Zinsen über die gesamte Laufzeit aus.

Ist hingegen geplant, den Kontokorrentkredit kurzfristig, zum Beispiel für 30 Kalendertage zu nutzen und die Maschine dann vollständig zu bezahlen, ist der Zinsaufwand überschaubar. Für 30 Tage müsste das Unternehmen im Beispiel Zinskosten in Höhe von 87,60 Euro einkalkulieren.

Ein Kontokorrentkredit sollte zusammenfassend ausschließlich dann in Anspruch genommen werden, wenn ein finanzieller Engpass droht, der für wenige Tage oder maximal einige Wochen überbrückt werden muss. Wer nicht genau absehen kann, wie lange er den Kontokorrentkredit in Anspruch nehmen muss, sollte prüfen, ob eine Umschuldung auf einen Ratenkredit Sinn macht.

Die Zinsen hierfür fallen in der Regel um mindestens 3% bis 6 % geringer aus als die teuren Überziehungszinsen für einen Kontokorrentkredit.

Warum Zinssätze für Kontokorrentkredite höher ausfallen

Zinssätze für Kontokorrentkredite sind höher als Zinssätze für langfristige Darlehen, da Kreditinstitute bei Kontokorrentkrediten zu erheblicher Flexibilität verpflichtet sind. Sie müssen zu jeder Zeit die vereinbarten Gelder der Kreditlinie vorhalten, damit der Geschäftskunde seinen Kontokorrentkredit ausschöpfen kann. Da diese Gelder vom Kreditinstitut ebenfalls auf dem Kapitalmarkt beschafft werden müssen, werden die Kosten weitergegeben. Außerdem lassen sich die Kreditinstitute

  • Den Kundenservice,
  • Die Möglichkeit langfristiger Überziehung,
  • Das Kreditrisiko sowie
  • Die flexiblen Tilgungsbeträge

ebenfalls bezahlen.

Fazit: Ein Kontokorrentkredit hilft bei kurzfristigen Überziehungen, ist jedoch für langfristige Kredite zu kostenintensiv

Es macht sowohl im privaten wie im geschäftlichen Umfeld Sinn, einen Kontokorrent- oder Dispositionskredit zu nutzen. Unvorhergesehene Ausgaben, zum Beispiel durch eine Reparatur oder fehlende Geldeingänge durch die negative Zahlungsmoral von Kunden können die Liquidität mindern. In diesem Fall erhält ein genehmigter Kontokorrentkredit, der bis zur vereinbarten Maximalhöhe flexibel verwandt werden kann, den finanziellen Spielraum.

Entscheidend ist, dass der Kontokorrentkredit ausschließlich für kurzfristige Überziehungen genutzt wird, da seine meist zweistelligen Zinssätze bei langfristiger Überziehung schnell zu weiteren Zahlungsschwierigkeiten führen können. Ist absehbar, dass Gelder für eine Investition längerfristig benötigt werden, ist ein Ratenkredit in den meisten Fällen die bessere Wahl. Mit der Formel Zinsbetrag = (Guthaben * Zinssatz * Tage) / (360*100) kann einfach errechnet werden, wie hoch die täglichen Zinszahlungen für einen Kontokorrentkredit sind.