Optionsschein: Funktionsweise einfach erklärt

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Die Funktionsweise eines Optionsscheins, für den auch häufig der englische Begriff „warrant“ benutzt wird, ist im Prinzip recht einfach.

Optionsscheine verbriefen das Recht, nicht aber die Pflicht, zu einem bestimmten Termin eine bestimmte Menge eines Guts zu einem zuvor festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen.

Wenn der Optionsschein bis zu diesem Zeitpunkt nicht verkauft wird oder das Optionsrecht nicht wahrgenommen wird (die sogenannte Ausübung), dann verfällt dieser Optionsschein wertlos.

Das Prinzip bei Optionsscheinen

Die Funktionsweise eines Optionsscheins lässt sich sehr leicht an einem Beispiels aus einem uns allen vertrauten Lebensbereich erklären.

Stellen Sie sich vor, in der Nähe Ihres Wohnsitzes gibt es ein hervorragendes spanisches Restaurant, in welchem Sie Stammkunde sind. Als Dank überreicht Ihnen der Lokalbesitzer eines Abends ein paar Gutscheine. Mit diesen erhalten Sie jeweils ein Abendessen für nur 5 Euro.

Allerdings sind die Gutscheine innerhalb von zwei Jahre einzulösen. Der Preis für ein Abendessen Ihrer Wahl beträgt 7 Euro. Bei Einsatz eines Gutscheins würden Sie demnach 2 Euro sparen und somit hat der Gutschein einen Wert von 2 Euro. Ein halbes Jahr später erhöht das Restaurant die Preise und das Abendessen Ihrer Wahl kostet nun 8 statt 7 Euro.

Der Preis wurde somit also um ca. 14 Prozent erhöht. Mit einem Ihrer Gutscheine können Sie das Abendessen jedoch weiterhin für 5 Euro bestellen. Demnach beträgt der Wert eines Gutscheins mindestens 3 Euro. Folglich hat sich der Wert des Gutscheins um rund 50 Prozent erhöht und ist damit deutlich stärker gestiegen als der Preis für das Abendessen.

Man kann sagen, dass der Gutschein mit einer Art „Hebelwirkung“ auf die Preisveränderung reagiert.

Wenn man sich jetzt vorstellt, dass das Abendessen plötzlich nur noch 5 Euro kosten würde, würde dies die Gutscheine für den Moment wertlos machen, da sie keinen Vorteil mehr gegenüber dem direkten Kauf bieten. Vermutlich würden Sie die Gutscheine trotzdem nicht einfach wegwerfen, denn es besteht die Möglichkeit, dass während der Gültigkeitsdauer der Preis für das Essen wieder steigt.

Mit einer solchen Preissteigerung würden die Gutscheine wieder einen Wert aufweisen. Also spielt nicht nur der Wert der Gutscheine eine wichtige Rolle, sondern auch ein sogenannter Zeitwert. Dieser Zeitwert drückt die Wahrscheinlichkeit aus, dass der Wert eines Gutscheins vor Ablauf der Gültigkeit steigt.

Dieses Beispiel lässt sich mit dem Grundprinzip und der Funktionsweise eines Call-Optionsscheins vergleichen.

Die Funktionsweise eines Call-Optionsscheins

Mit einem Call-Optionsschein haben Sie das Recht, einen bestimmten Basiswert zu einem festgelegten Preis in einer bestimmten Menge zu kaufen.

Der Basiswert ist natürlich nicht eine Mahlzeit in einem spanischen Restaurant, sondern zum Beispiel eine bestimmte Aktie, ein Aktienindex, eine Währung oder ein Rohstoff.

Bei einigen Optionsscheinen kann das Optionsrecht nur am Ende der Laufzeit ausgeübt werden. Dann spricht man von einem „europäischen Optionstyp“.

Beim „amerikanischen Optionstyp“ kann das Optionsrecht jederzeit bis zur Fälligkeit ausgeübt werden.

Diese Bezeichnungen haben allerdings nichts mit dem Handelsplatz der Optionsscheine oder der Herkunft des Basiswertes zu tun. Die Laufzeit von Optionsscheinen liegt zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren.

Wenn ein Anleger einen Optionsschein kauft, setzt er auf eine Preissteigerung des Optionsscheins und will den Optionsschein dann zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen. Es geht dem Anleger demnach selten darum, das Optionsrecht tatsächlich auszuüben und den Basiswert zu kaufen.

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Bezugsverhältnis: Wie viele Optionsscheine berechtigen zum Kauf/Verkauf?

Nicht immer berechtigt ein Optionsschein zum Kauf oder Verkauf einer Aktie oder eines sonstigen Basiswerts in vorher definierter Menge zum vereinbarten Preis. Manchmal brauchen Anleger auch 10 oder 100 Optionsscheine, um dieses Recht auszuüben. Wie viele Sie brauchen, drückt das Bezugsverhältnis aus:

  • Ein Bezugsverhältnis von 1:10 (0,1) bedeutet: Sie brauchen am Fälligkeitstag 10 Optionsscheine für eine Aktie.
  • Ein Bezugsverhältnis von 1:100 (0,01) bedeutet: Sie brauchen am Fälligkeitstag 100 Optionsscheine für eine Aktie.

Laufzeit/Fälligkeit: Wann können Sie die Option ausüben?

Die Laufzeit beziehungsweise das Fälligkeitsdatum sagt Ihnen, wann Sie die Option ausüben können, sprich wann Sie den Basiswert zum vorher vereinbarten Preis kaufen oder verkaufen können. Üblich sind bei Optionsscheinen Laufzeiten zwischen 1 zu 3 Jahren.

Hierbei gilt: Je länger die Laufzeit, desto besser. 2 bis 3 Jahre sollten es sein, Optionsscheine mit kürzerer Laufzeit empfehlen wir in der Regel nicht. Das hat gute Gründe: Im Laufe von 2 oder 3 Jahren kann sich ein Kurs, der sich zunächst nicht so entwickelt, wie Sie es vermutet haben, auch wieder erholen.

Mehr zum Thema: Das sollten Sie außerdem bei Optionsscheinen berücksichtigen

Sie als Anleger haben – bei Fehlinvestments – die Möglichkeit, noch rechtzeitig auszusteigen, bevor Sie sich riesige Verluste einhandeln. Hinweis: Sie müssen den Optionsschein nicht bis zum Laufzeitende (Fälligkeit) halten.

Wenn der Optionsschein vorzeitig Ihr Gewinnziel erreicht hat, oder wenn der Optionsschein in die falsche Richtung läuft, können Sie dieses Wertpapier so einfach wie eine Aktie über die Börse verkaufen.

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Basispreis: Welcher Kurs gilt bei Fälligkeit?

Der Basispreis ist der Kurs des Basiswerts bei Fälligkeit, auf den die Wette abzielt. Es handelt sich dabei um den Basiswert-Kurs, zu dem die Option ausgeübt werden kann. Der Basispreis ist somit bei Calls die Kursschwelle, die der Basiswert überschreiten muss, damit Sie Gewinne machen. Bei Puts machen Sie nur dann Gewinne, wenn der Kurs bei Fälligkeit unter dem Basispreis liegt.

Aufgeld: Ab wann kommen Sie in die Gewinnzone?

Das Aufgeld sagt Ihnen, um wie viel Prozent der Basiswert (bei Calls) steigen oder (bei Puts) fallen muss, damit Sie in die Gewinnzone kommen. Üblich ist es auch, diesen Wert als „Aufgeld pro Jahr“ anzugeben, das Aufgeld also durch die Restlaufzeit in Jahren zu teilen. Damit ist klar: Das Aufgeld ändert sich ständig mit den Kursbewegungen, die der Basiswert vollzieht.

Beträgt beispielsweise das Aufgeld eines Optionsscheins mit 3-jähriger Restlaufzeit aktuell 10 %, heißt das: Wenn der Basiswert binnen 3 Jahren noch um 10 % oder mehr steigt, machen Sie bei Fälligkeit Gewinne. Das Aufgeld pro Jahr liegt in diesem Fall bei 3,33 %.

Omega-Hebel: Wie sehr wird die Kursbewegung des Basiswerts verstärkt?

Je höher der Omega-Hebel, desto mehr verstärkt der Optionsschein die Kursbewegungen des Basiswerts. Ein Omega-Hebel von 2,5 bedeutet:

  • Bei Calls wird ein Kursanstieg oder -verfall um das 2,5-fache verstärkt.
  • Bei Puts geschieht das Gleiche, nur dass sich der Wert des Optionsscheins entgegen dem Kursverlauf des Basiswerts entwickelt.

Der Omega-Hebel ist nicht fix, sondern schwankt ständig. Allerdings wird aus einem Omega-Hebel von 2,5 nicht plötzlich ein Omega-Hebel von 10, das brauchen Sie nicht zu befürchten. Die Größenordnung bleibt in etwa gleich.

Wichtig: Schauen Sie nur auf den Omega-Hebel

Verwechseln Sie den Omega-Hebel nicht mit dem theoretischen Hebel. Der theoretische Hebel ist eine Kennzahl für Fachleute, sie ist aber fast wertlos, wenn es darum geht zu beurteilen, wie stark ein Optionsschein die prozentuale Kursbewegung des Basiswerts tatsächlich hebelt.

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Was Wort Straddle kommt aus dem englischen und kann mit „Spagat“ oder „grätschen, spreizen“ übersetzt werden.

Der Optionsschein Straddle

So wird bildlich eine Investmentidee beschrieben, bei der gleichzeitig ein „Call“ Optionsschein und ein „Put“ Optionsschein auf denselben Basiswert gekauft werden.

Hierbei werden beide Scheine in gleicher Anzahl und mit gleichen Eigenschaften erworben.

Das bedeutet Basiswert, Basispreis, Hebel, Laufzeit und Delta sind identisch, lediglich die Ausrichtung ist gegensätzlich.

Anleger nutzen diesen Straddle, um ihre Erwartung einer zukünftig hohen Volatilität gewinnbringend einzusetzen.

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Welche Chancen und Risiken verbergen sich hinter dem Optionsschein Straddle?

Das maximale Risiko des Optionsschein Straddle beschränkt sich auf den für beide Optionsscheine gezahlten Preis.

Dieser Verlust tritt dann auf, wenn der Kurs des Basiswertes zum Verfallstermin derselbe ist wie zum Kaufzeitpunkt. Hier würden beide Scheine dann bei 0 EUR liegen und verfallen.

Sobald sich der Kurs des Basiswertes jedoch vom Basispreis entfernt – egal in welche Richtung –bekommt einer der beiden Optionsscheine einen Wertzuwachs.

Der andere verliert entsprechend an Wert.

Damit sich diese Strategie lohnt, muss der Wertzuwachs eines der beiden Optionsscheine zum Verkaufszeitpunkt mindestens so groß sein wie der Preis, den man am Anfang für den Kauf beider Optionsscheine bezahlt hat.

Die gängigste Strategie an einem Beispiel

Eine AG, deren Aktienkurs derzeit bei 50 Euro liegt, steht kurz vor der Verkündung der Quartalszahlen.

Sie haben keine Ahnung, ob das, was die Gesellschaft melden will, gut oder schlecht sein wird.

Nur in einem Punkt sind Sie sicher: Die Meldung wird einen relativ großen Kurssprung in die eine oder die andere Richtung auslösen.

Sie entschließen sich zu einer Straddle-Strategie und kaufen 1000 Call- und 1000 Put-Optionsscheine.

Diese haben jeweils einen Basispreis von 50 Euro, ein Bezugsverhältnis von 1:1 und eine Restlaufzeit von 3 Monaten zu einem Kurs von jeweils 3 Euro pro Stück

Sie bezahlen also insgesamt 6.000 Euro.

Damit Ihre Straddle-Strategie erfolgreich wird, müssen entweder die Put- oder die Call-Optionsscheine zum Verkaufszeitpunkt mehr als 6.000 Euro (das heißt 6 Euro pro Schein) wert sein, während die anderen Optionsscheine wertlos verfallen.

Angenommen, Sie hielten die Scheine bis zum Ende ihrer Laufzeit. Ihr Wert bestünde nun aus dem „Inneren Wert“.

Um mit der Straddle-Strategie noch einen Gewinn erzielen zu können, müsste in diesem Fall der „Innere Wert“ einer der beiden Optionsscheine über 6 EUR liegen.

Die zugrunde liegende Aktie müsste dazu entweder auf mehr als 56 Euro steigen oder unter 44 Euro fallen. Im ersten Fall würde der Call-Optionsschein einen Wert von mehr als 6 Euro haben, während der Put-Optionsschein wertlos verfiele, im zweiten Fall wäre es genau umgekehrt.

Theoretisch ist das Verlustrisiko also begrenzt, wohingegen die Gewinnchance unbegrenzt ist.

Sollte der Kurs der Aktie auf beispielsweise 70 Euro ansteigen, so läge der Gewinn – abzüglich des gezahlten Kaufpreises von 6 Euro pro Schein – bei 14 Euro je Call-Optionsschein.

Somit hätte Ihnen dieser Optionsschein Straddle einen Gewinn von 14.000 EUR eingebracht.