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Privatisierung der Deutschen Bahn: Pro und Contra

Privatisierung der Deutschen Bahn: Pro und Contra
Leonid Andronov / shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Verspätungen, Zug-Ausfälle und Ärger auf der einen Seite. Schnelle, moderne Züge und eine gut ausgebaute Infrastruktur für alle auf der anderen Seite. Die Deutsche Bahn wird von vielen als Fluch und Segen zugleich empfunden. Besonders Pendler, die regelmäßigen mit Störungen im System konfrontiert sind, schimpfen mehr über die Bahn als dass sie ihre Vorteile sehen. Dabei ist ein gut ausgebautes Zugnetz im weltweiten Vergleich keine Selbstverständlichkeit und dass selbst kleine Städte und Dörfer an das Schienennetz angebunden sind, ist in vielen Teilen der Welt ein Wunschtraum.

Immer wieder steht die Deutsche Bahn im Fokus einer Privatisierungsdebatte, bisher ist es aber noch nie dazu gekommen. Versuche zu diesem Thema wurden schon einige unternommen. Sie sind jedoch aus verschiedenen Gründen immer wieder gescheitert.

So funktioniert die Deutsche Bahn

Aktuell ist die Deutsche Bahn zwar eine Aktiengesellschaft, deren Anteile besitzt aber zu 100 Prozent der deutsche Staat. Alle Gewinne laufen daher auch in die Staatskasse – ebenso die Verluste. Die Deutsche Bahn ist wie ein privates Unternehmen organisiert, mit einem Aufsichtrats und einem Vorstand. 1994 fand die Umwandlung in diese private Rechtsform statt, mit dem damaligen Ziel Unternehmensanteile auch an Privatpersonen verkaufen zu können. So könnte die Bahn teils staatlich und teils privat funktionieren oder sogar komplett privat organisiert sein.

2008 sollte der Börsengang erfolgen und die Bahn-Aktien wären für jeden zugänglich auf dem freien Aktienmarkt zu erwerben gewesen. Aufgrund der Finanzkrise wurde der Börsengang aber damals gestoppt und seitdem nicht wieder ernsthaft in Angriff genommen. Dabei fordern viele Politiker und Wirtschaftsgrößen immer wieder die Privatisierung der Deutschen Bahn.

Was spricht für die Privatisierung der Deutschen Bahn?

Eine private Deutsche Bahn könnte aufgrund des höheren Wettbewerbs andere Preismodelle gestalten und auch den Fahrgästen bessere Leistungen anbieten. Kritiker sehen einzig in der Privatisierung die Verbesserung des Angebots für die Kunden. Der staatliche Einfluss sorgt für starre Strukturen und zu wenig Effizienz.

Darüber hinaus würden die öffentlichen Haushalte entlastet werden, da sie nicht mehr für die Kosten für die Aufrechterhaltung der Infrastruktur aufkommen müssten. Das Geld könnte an anderer Stelle eingesetzt werden oder zum Schuldenabbau genutzt werden. Weitere Investitionen, die für eine Verbesserung des Angebots der Bahn nötig sind, könnten durch Investoren finanziert werden.

Deutsche Bahn: Diese Argumente sprechen gegen eine Privatisierung

Gegen die Privatisierung der Deutschen Bahn spricht, dass die Organisation des Schienenverkehrs schwieriger wird, wenn sie nicht mehr aus einer Hand erfolgt. Sind plötzlich viele Unternehmen an der Koordination der Infrastruktur beteiligt, könnte es zu Abstimmungsfehlern bei den Fahrplänen und anderen Ineffizienzen kommen.

Auch könnten staatliche Subventionen nicht mehr ausreichend gelenkt werden und mit einer Privatisierung würde der Einfluss der Politik deutlich kleiner werden oder sogar wegfallen. Dies könnte sich besonders auf den Regionalverkehr auswirken, der für die Bahn wenig profitabel, aber essentiell für viele Teile der deutschen Bevölkerung ist.

Privatisierung: Ja oder Nein?

Mehr als 300.000 Menschen arbeiten weltweit für die Deutsche Bahn, alleine in Deutschland hängen rund 195.00 Arbeitsplätze an dem Unternehmen. Eine Privatisierung des Unternehmens würde nur Sinn machen, wenn es nach wie vor ein zentrales Kontrollorgan gäbe, dass die verschiedenen Bereiche Güterverkehr, Personennah- und Personenfernverkehr regelt.

Mehr Wettbewerb könnte sich aber durchaus positiv auf die Verbraucher auswirken, die von besseren Leistungen oder günstigeren Preisen profitieren könnten. Da im neuen Koalitionsvertrag von Union und SPD aber steht, dass die Privatisierung der Bahn erst einmal auf Eis gelegt ist, wird sich in den nächsten Jahren am aktuellen Status Quo voraussichtlich nichts ändern.