Wie sich mit Basiswerten spekulieren lässt

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Gleich ob Aktien, Rohstoffe, Devisen oder ganze Indizes, nach dem Prinzip von Termingeschäften kann man mit Optionen auf die Entwicklung von Basiswerten spekulieren.

Das Praktische: Bei ungewünschter Kursentwicklung des Basiswertes besteht kein Ausübungszwang. Genauso funktionieren Optionsscheine. Ihr Vorteil: Über Banken und Broker sind sie leichter zugänglich und handelbar als Optionen.

Bezugsverhältnis macht Optionsscheine interessant

Das Bezugsverhältnis macht das Optionsscheine interessant. Sie können auch in kleinen Mengen gekauft und verkauft werden, was einen problemlosen Handel ermöglicht. Bezugsverhältnis bedeutet: Optionsscheine beziehen sich nur auf bestimmte Einheiten des Basiswerts. Mit Call-Optionsscheinen können diese gekauft, mit Put-Optionsscheinen verkauft werden.

Ein Optionsschein berechtigt also zum Kauf bzw. Verkauf von Bruchteilen einer Aktie oder eines Index zu einem festgelegten Ausübungspreis. Mit gestückelten Basiswerten ist die Spekulation zum kleinen Preis möglich.

Wie viele Einheiten ein Optionsschein berechtigt zu kaufen oder zu verkaufen, darüber gibt das Bezugsverhältnis Auskunft – Beispiel Call-Optionsschein zum Kauf einer Aktie: Ein Bezugsverhältnis von 1 bedeutet, dass man ihn auf genau eine Aktie kaufen kann, und zwar zum vorab vereinbarten Basispreis und nach Ende der Laufzeit.

Hat sich der jeweilige Basiswert bis dahin gut entwickelt, profitiert man von der Preisdifferenz. In der Regel wird das Geschäft über einen Barausgleich abgewickelt. Die Aktie oder andere Basiswerte werden dann nicht direkt geliefert, sondern einfach die Preisdifferenz aufs eigene Konto gutgeschrieben.

Eine Zehntel-Aktie für einen Optionsschein

Natürlich ist der Gewinn entsprechend geringer, wenn sich der Optionsschein nur auf ein Zehntel oder Hundertstel des Basiswerts bezieht. Im ersten Fall ist das Bezugsverhältnis 0,1, im zweiten Fall 0,01. Umgekehrt betrachtet wären für einen kompletten, ungestückelten Basiswert 10 bzw. 100 Optionsscheine nötig.

Beträgt etwa das Bezugsverhältnis 0,1 und der Basispreis für eine Aktie 25 €, würden 0,5 € gutgeschrieben, wenn das Papier am Laufzeitende bei 30 € notiert – also ein Zehntel der Preisdifferenz.

Gewinnschwelle im Auge behalten

Doch das ist nur ein Teil der Betrachtung. Ein kleines Bezugsverhältnis macht Optionsscheine zwar günstig, doch wer Gewinn machen will, muss auch den Preis für den Optionsschein einbeziehen. Um mindestens diesen Wert muss also die Aktie zulegen. Je kleiner das Bezugsverhältnis ist, desto stärker wirkt sich der Optionsscheinkurs auf die Gewinnschwelle aus, die man erreichen muss.

Das wird an folgenden fiktiven Größen deutlich: Bei einem Basispreis bzw. Bezugskurs von 1.000, einem Optionsscheinkurs von 2 und einem Bezugsverhältnis von 1 liegt die Gewinnschwelle bei 1.002. Beträgt das Bezugsverhältnis 0,1, liegt die Schwelle bei 1.020. Bei einem Bezugsverhältnis von 0,01 sogar bei 1.200. Immer unter der Annahme, dass der Preis des Optionsscheines bei 2 ist.

Innerer Wert des Optionsscheins

Der sogenannte „innere Wert“ eines Optionsscheines gibt den Unterschied zwischen dem vereinbarten Ausübungspreis (z.B.: 100 Euro) und dem aktuellen Kurs des Basiswertes (z.B. 120 Euro) an. In diesem Fall läge der innere Wert eines Call-Optionsscheines bei 20 Euro.

In der Realität wird der Schein aber nicht zu 20 Euro gehandelt, sondern sein Preis liegt höher. Diese Differenz wird als Aufgeld bezeichnet. Das Aufgeld ist umso höher, je länger die Restlaufzeit des Optionsscheines ist und je größer die Preisschwankungen des Basiswertes sind. Im Beispiel kann es auch sein, dass der Basiswert auf 95 Euro fällt. Trotzdem hat gleichzeitig auch der Optionsschein noch einen Marktpreis, obwohl sein innerer Wert sogar negativ ist.

Tipp: achten Sie darauf, dass das Aufgeld nicht zu hoch ist. Sollte der Kurs des Basiswertes während der Laufzeit nahezu unverändert bleiben, so verlieren Sie als Käufer des Optionsscheines im Laufe der Zeit das gesamte Aufgeld. Am letzten Tag der Optionsfrist ist das Aufgeld schließlich auf 0 gefallen.

Der Hebeleffekt macht´s

Der hauptsächliche Anreiz, Optionsscheine zu kaufen, ist der Hebeleffekt, den das Bezugsverhältnis entfaltet. Um vom Basiswert zu profitieren, muss nur ein Bruchteil des Geldes eingesetzt werden, das bei einem direkten Investment nötig wäre. Der Hebel errechnet sich, indem man den Basiswertkurs mit dem Bezugsverhältnis multipliziert und durch den Optionsscheinkurs teilt. Ein Hebel von beispielsweise 6 bedeutet, dass sich der Wert des Optionsscheins 6 Mal stärker bewegt als der Basiswert.

Beachten Sie: verändert sich der Preis des Optionsscheines im Zeitablauf, so ändert sich auch der Hebel.

Somit lassen sich mit niedrigen Summen hohe Renditen erzielen. Wenn aber der Kurs sich schlechter entwickelt als erhofft, entfaltet sich dieselbe Wirkung ins Negative. Der Kurs des Optionsscheins fällt stärker ab als der Kurs des Basiswerts.

Vorteilhaft ist wiederum, dass man im Vergleich zu einem Direktinvestment nicht von der Liquidität im Markt angewiesen ist. Die Emittenten, die Optionsscheine herausgeben, stellen fortlaufend Kurse für ihre eigenen Papiere. Das allerdings ist ein Nachteil gegenüber echten Optionen, bei denen man nicht von Emittenten abhängt. Hier entscheidet der Markt über Angebot und Nachfrage über den Kurs.

Allerdings werden die Preisstellungen der Emittenten nicht von einer Börse reguliert. Als Investor sind Sie auf eine faire Preisstellung angewiesen. Das gilt auch für die von den jeweiligen Emittenten verlangten sogenannten Geld-/Brief-Spannen. In der Praxis können Sie beobachten, dass jeder Emittent gleichzeitig zu einem höheren Preis die Scheine verkauft als er diese gleichzeitig wieder zurücknimmt. Diese Preisspannen sind von Emittent zu Emittent oft sehr unterschiedlich. Je größer diese sind, desto ungünstiger für Sie als Investor.