Aktiensplit: Sind mehr Aktien im Depot gut für Anleger?

Aktiensplit: Sind mehr Aktien im Depot gut für Anleger?
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste zum Aktiensplit

  • Aktiensplit ist eine Möglichkeit, die Anzahl der handelbaren Aktien zu beeinflussen
  • Aktiensplits sind Kapitalmaßnahmen, bei der sich die Anzahl der Wertpapiere erhöht
  • Das Gegenteil eines Aktiensplits ist ein Reverse-Split, bei dem Aktien zusammengelegt werden
  • Grund des Aktiensplits ist oft: Wertpapiere sind optisch teuer und der Kurs dann durch die Teilung (optisch) deutlich niedriger

Der Aktiensplit zählt zu den Kapitalmaßnahmen, die eine Aktiengesellschaft veranlassen kann. Sichtbare Auswirkung nach einem Split ist, dass der Kurswert der einzelnen Wertpapiere (deutlich) geringer als zuvor ist. Aktionäre haben jedoch durch den Aktiensplit bietet keinen monetären Nachteil.

Was ist ein Aktiensplit?

Beim Aktiensplit handelt es sich um eine Kapitalmaßnahme, bei der die Anzahl der handelbaren erhöht wird. Dies geschieht auf Grundlage eines bestimmten Verhältnisses, welches von der AG festgelegt wird. Auswirkung dieser Kapitalmaßnahme ist, dass die Anzahl der handelbaren Aktien steigt und der Kurs sinkt.

Wird innerhalb eines Aktiensplits zum Beispiel festgelegt, dass Verhältnis bei 1:5 liegt, haben die Aktionäre nach der Kapitalmaßnahmen fünfmal so viele Aktien im Depot, als sie vor dem entsprechenden Split hatten. Damit die AG einen Aktiensplit durchführen darf, muss das er der Hauptversammlung mehrheitlich beschlossen werden. Zu beachten ist, dass sich der Anteil am Grundkapital nicht ändert und auch die Marktkapitalisierung davon nicht berührt wird. Das gilt auch unter der Voraussetzung, dass die Aktie einen bestimmten Nominalwert hat.

Was ist ein Reverse-Split?

Der Reverse-Split ist das Gegenteil eines Aktiensplits. Das bedeutet, dass sich die Anzahl der Aktien nicht vervielfältigt, sondern stattdessen findet eine Aktienzusammenlegung statt. Die Hauptintention eines Reverse-Splits besteht seitens der AG meistens darin, dass der Aktienkurs anschließend optisch höher ist und die Aktie damit teurer bzw. – aus Sicht der Aktiengesellschaft – auch wertvoller erscheint. Auch bei der Aktienzusammenlegung ist allerdings zu beachten, dass sich der Börsenwert für Kleinanleger und sonstige Aktionäre nach der Kapitalmaßnahme nicht verändert hat.

Was bewirkt ein Aktiensplit?

Meistens reicht alleine die Ankündigung einer AG, dass in naher Zukunft ein Aktiensplit durchgeführt wird, dafür aus, damit die Kurse (leicht) steigen. Meistens handelt es sich dabei allerdings nur um eine kurzfristige Reaktion, zumal ein solcher Kursanstieg ohnehin nicht garantiert werden kann. In den meisten Fällen reagiert der betreffende Kurs der Aktie jedoch kurzfristig positiv. 

In Erwartung der zukünftig optisch günstigeren Wertpapiere wird nämlich davon ausgegangen, dass dieser Effekt alleine dazu führt, dass viele Anleger die Wertpapiere als günstig und vielleicht sogar unterbewertet angesehen – und daher kaufen. Psychologisch ist der Effekt definitiv nachvollziehbar, dass Anleger eher ein optisch günstigeres Wertpapier als eine Aktie mit einem relativ hohen Kurs erwerben.

Welche Gründe gibt es für einen Aktiensplit?

Es gibt mehrere Gründe, warum eine Aktiengesellschaft einen Aktiensplit durchführen möchte, insbesondere:

  1. Sehr positive Kursentwicklung in der Vergangenheit
  2. Optisch relativ hoher Aktienkurs
  3. Größere Attraktivität für Anleger erreichen

Im Prinzip haben die genannten Gründe alle eine gemeinsame Intention, nämlich dass der Aktienkurs nach dem Split optisch günstiger wird. Das wiederum führt häufig dazu, dass sich tendenziell mehr Anleger dazu bereit erklären, das entsprechende Wertpapier zu kaufen. Es handelt sich demnach beim Aktiensplit im Grunde um eine rein psychologische Maßnahme, die jedoch keinerlei Auswirkungen auf das Grundkapital und damit das Eigenkapital der entsprechenden Aktiengesellschaft hat.

Was bringt ein Aktiensplit Anlegern?

Anleger bekommen häufig von einem Aktiensplit gar nichts mit und merken vielleicht erst nach einigen Monaten oder sogar Jahren, warum der Kurs ihrer Aktien (plötzlich) gesunken ist. Manchmal fällt es auch gar nicht auf, weil die historischen Kurse nämlich nach einem Aktiensplit angepasst und faktisch auf den neuen Kurs nach dem Split umgerechnet werden. Auf keinen Fall haben Anleger finanzielle Nachteile, denn der nach dem Split geringere Aktienkurs wird dadurch ausgeglichen, dass Sie entsprechend mehr Aktien als vorher im Depot haben. 

In den meisten Fällen ist es daher sehr so, dass der Aktiensplit den Anlegern effektiv nichts bringen wird, bis auf eine vielleicht kurzfristig positivere Kursentwicklung, die allerdings meistens nur wenige Tage oder maximal Wochen anhält. Einen möglichen Vorteil gibt es allerdings, der etwas langfristiger Natur sein kann. Dieser besteht darin, dass die Aktien nach dem Split nicht nur optisch günstiger sind, sondern aufgrund dieser Tatsache mehr Anleger die Möglichkeit haben, die Wertpapiere zu kaufen. Warum ist das so? 

Stellen sich vor, die Aktie hat vor dem Aktiensplit einen Kurs von 480 Euro. Vielleicht werden Sie gerne in die Wertpapiere investieren, haben aber derzeit keine Möglichkeit, knapp 500 Euro an Kapital aufzubringen. Nach dem Split im Verhältnis 10:1 läge der Kurs nur noch bei 48 Euro und Sie könnten sich dann sogar mehrere Aktien leisten. Auf diese Weise kann es durch den Aktiensplit passieren, dass die Wertpapiere einer breiteren Masse von Anlegern zugänglich werden und sich das – auch nachhaltig – positiv auf die Kursentwicklung auswirken kann. 

In steuerlicher Hinsicht hat der Aktiensplit keinerlei Konsequenzen. Es ist demnach nicht so, dass Sie in irgendeiner Form für das Mehr an Aktien, welches Sie nach der Kapitalmaßnahme im Depot haben, Abgeltungssteuer oder eine sonstige Steuer zahlen müssten. 

Beispiele für Aktiensplits

Um den Aktiensplit etwas deutlicher zu machen, möchten wir gerne im Folgenden ein Praxisbeispiel nennen. Sie erkennen daran, welche konkreten Auswirkungen eine derartige Kapitalmaßnahme auf den Kurs der Aktie hat. Dazu gehen wir folgenden Daten und Zahlen aus:

Praxisbeispiel Aktiensplit

  • Aktienkurs vor dem Split: 380 Euro
  • Split-Verhältnis: 10:1
  • Rechnerischer Aktienkurs nach dem Split: 38 Euro
  • Realer Börsenkurs nach dem Split: 40 Euro

Rein rechnerisch ist der Aktienkurs also aufgrund des Split-Verhältnisses von 10:1 nur noch ein Zehntel so hoch wie vor der Kapitalmaßnahme. Aufgrund der Tatsache, dass die Aktie rein optisch jetzt deutlich günstiger ist, haben Anleger das Wertpapier vermehrt gekauft, sodass der Kurs zumindest vorübergehend auf 40 Euro und damit um mehr als fünf Prozent angestiegen ist.

Aktiensplits in 2022

In 2022 gab es eine Reihe bekannter und international tätiger Aktiengesellschaften, die einen Aktiensplit durchgeführt haben. Dazu gehören unter anderem:

  • Alphabet
  • Amazon
  • Nintendo
  • Tesla

Bei Amazon fand zum Beispiel im Juni ein Split im Verhältnis 1:20 statt. Das bedeutet, dass auch die Amazon Aktien damals von heute auf morgen durch die Kapitalmaßnahme rein optisch nur noch ein Zwanzigstel vom vorherigen Kurswert hatten. Die Kapitalmaßnahme scheint allerdings ihr Ziel erreicht zu haben, denn nach dem Split stiegt der Kurs der Amazon Aktien (bereinigt) um über 30 Euro (ca. 25 Prozent) an.

Etwas andere Auswirkungen zeigten sich nach dem Aktiensplit Ende August bei Tesla, der allerdings lediglich ein Splitverhältnis von 1:3 hatte. Dort war es so, dass der Kurs nach dem Aktiensplit nur geringfügig über den reinen rechnerischen, gefallenen Kurs nach dem Split gestiegen ist, der ausschließlich durch die entsprechende Kapitalmaßnahme bedingt war. Seit dem Split ist der Kurs deutlich gefallen, was aber nicht mit dem Split damals zu tun haben dürfte.