Rüstungsaktien im Fokus: Blase oder nachhaltiger Trend?

Silhouette von Soldaten und Hubschraubern vor einem orangefarbenen Himmel.
Inhaltsverzeichnis

Seit Jahresbeginn 2025 kennt die Rally bei Rüstungsaktien fast kein Halten mehr. Titel wie Rheinmetall, Hensoldt oder Renk haben sich innerhalb weniger Monate stark verteuert und gehören damit zu den auffälligsten Gewinnern am europäischen Aktienmarkt. Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten, dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, Spannungen in Ostasien sowie einer massiv gestiegenen Nachfrage nach Waffen und Verteidigungstechnologie, fragen sich immer mehr Anleger: Handelt es sich bereits um eine Rüstungsaktien-Blase – oder steckt hinter den Kursanstiegen nachhaltiges Wachstum?

Das Wichtigste in Kürze

  • Rally seit Januar 2025: Rüstungsaktien wie Rheinmetall, Hensoldt und Renk haben stark zugelegt – die Rally beeindruckt, ist aber volatil.
  • Blase oder Fundament? Während ein Teil der Kursgewinne spekulativ sein dürfte, stützen hohe Verteidigungsausgaben in Europa, den USA und Asien das langfristige Wachstum.
  • Drohnenmarkt im Fokus: Rheinmetall-CEO Armin Papperger warnt vor Überhitzung bei einfachen Drohnenmodellen; Hightech- und Abwehrsysteme bleiben dagegen solide Wachstumstreiber.
  • Aktienauswahl für Anleger: Neben deutschen Titeln sind auch europäische Werte (Leonardo, Thales, Saab) und US-Konzerne (Lockheed Martin, Northrop Grumman) sowie Rüstungs-ETFs interessant.
  • Anlagestrategie: Langfristiger Horizont, gestaffelte Käufe, Diversifikation und die Prüfung fundamentaler Daten helfen, Chancen zu nutzen und Risiken abzufedern.

Der jüngste Kommentar von Rheinmetall-CEO Armin Papperger, der speziell im Drohnen-Geschäft eine mögliche Blasenbildung sieht, hat die Diskussion weiter angeheizt. Doch wie sollten Privatanleger diese Aussagen einordnen? Und welche Aktien sind derzeit überhaupt einen Blick wert?

Rüstungsaktien-Blase – Realität oder Schlagwort?

Eine „Blase“ entsteht an den Märkten immer dann, wenn Bewertungen und Kurse sich von der tatsächlichen Geschäftsentwicklung abkoppeln. Historische Beispiele reichen von der Tulpenmanie bis zur Dotcom-Phase um die Jahrtausendwende. Bei Rüstungsaktien ist die Situation jedoch komplexer.

Einerseits ist klar, dass die Auftragsbücher vieler Unternehmen in den kommenden Jahren prall gefüllt sein werden. Europäische Staaten haben seit 2022 ihre Verteidigungsausgaben deutlich erhöht, die USA forcieren ebenfalls neue Rüstungsprogramme und im Mittleren Osten wächst die Nachfrage nach Drohnenabwehr und moderner Panzertechnologie. Andererseits haben die Kurse von Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, Hensoldt und Renk seit Januar 2025 so stark zugelegt, dass selbst optimistische Analysten inzwischen vorsichtiger werden.

Ein Beispiel: Rheinmetall ist als DAX-Mitglied mittlerweile höher bewertet als traditionsreiche Industriegrößen – trotz eines vergleichsweisen volatilen Geschäfts. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) spiegelt dabei bereits große Teile des erwarteten Wachstums wider. Das nährt die Sorge, dass ein Teil der Rally eher von FOMO (Fear of Missing Out) getrieben wird als von nüchterner Analyse.

Drohnen im Fokus: Die Warnung von Rheinmetall-Chef Papperger

Besondere Aufmerksamkeit erhielt zuletzt die Aussage von Rheinmetall-Chef Papperger, der von einer „großen Blase“ im Drohnen-Markt sprach. Er verwies auf den Preisverfall einfacher UAVs (Unmanned Aerial Vehicles) und betonte, dass Rheinmetall sich auf Hightech-Lösungen konzentrieren wolle.

Viele Medien griffen die Schlagzeile von der „Blase“ auf, ohne den Kontext zu würdigen, denn die Schlagzeilen rund um eine mögliche Blasenbildung bezogen sich vor allem auf Pappergers Einschätzung des Drohnenmarkts. Dabei ist wichtig zu betonen: Seine Kritik zielte nicht auf den gesamten Rüstungssektor, sondern vor allem auf einfache Drohnenmodelle mit sinkenden Margen.

Für Anleger bedeutet das: Die Warnung sollte nicht pauschal auf alle Rüstungsaktien übertragen werden, sondern vor allem als Hinweis auf Risiken in Teilsegmenten verstanden werden. Wer sich ausführlicher mit dem Markt für militärische Drohnen und den Chancen einzelner Unternehmen beschäftigen möchte, findet weiterführende Informationen in unserem Artikel zu Drohnen-Aktien.

Welche Rüstungsaktien sind interessant?

Für Privatanleger ist die Auswahl an Rüstungswerten groß. In Deutschland stehen vor allem drei Titel im Fokus:

  • Rheinmetall: Marktführer in Deutschland, Mitglied im DAX und Profiteur zahlreicher Großaufträge. Chancen liegen im Panzer- und Munitionsgeschäft sowie in Hightech-Systemen. Risiken sind die hohen Erwartungen und die bereits sportlichen Bewertungen.
  • Hensoldt: Spezialist für Sensorik und Elektronik. Das Unternehmen profitiert vom Trend zu vernetzten Systemen und moderner Aufklärung. Die Aktie gilt als volatil, bietet aber Potenzial für risikobereite Anleger.
  • Renk: Der Panzergetriebe-Spezialist hat seit dem Börsengang eine beeindruckende Rally hingelegt. Mit steigenden Rüstungsbudgets in Europa wächst die Nachfrage. Allerdings sind die Erwartungen inzwischen hoch, was Rückschläge wahrscheinlicher macht.

Darüber hinaus gibt es weitere spannende europäische Aktien:

  • Leonardo S.p.A. (Italien): Ein breit aufgestellter Konzern mit Stärken in Luftfahrt, Drohnen und Hubschraubern. Die Aktie bietet Diversifikation für Anleger, die nicht nur auf den deutschen Markt setzen wollen.
  • Thales (Frankreich): Stark positioniert in Elektronik, Cyberabwehr und Drohnenabwehr. Das Unternehmen gilt als stabiler Wachstumswert und ist weniger volatil als Rheinmetall.
  • Saab (Schweden): Bekannt für das Kampfflugzeug Gripen und Marine-Technologien. Profitierte stark von den gestiegenen Verteidigungsausgaben in Skandinavien.

Auf internationaler Ebene spielen zudem US-Konzerne wie Lockheed Martin, Northrop Grumman oder General Dynamics eine Schlüsselrolle. Die USA sind nach wie vor der größte Rüstungsmarkt weltweit – und viele dieser Aktien gelten als weniger volatil, da sie über ein breites Portfolio verfügen. Ergänzend sind auch Raytheon Technologies (Raketen- und Abwehrsysteme) sowie L3Harris Technologies(Kommunikations- und Drohnentechnologien) einen Blick wert.

Hinweis

Lesen Sie unsere Artikel über Rüstungsaktien in Europa und die größten Rüstungskonzerne der Welt für weitere spannende Anlageoptionen und interessante Informationen über die europäische und globale Rüstungsindustrie.

Ist jetzt ein guter Zeitpunkt für den Einstieg in Rüstungsaktien?

Ob ein Einstieg sinnvoll ist, hängt stark vom Ziel der Anleger ab. Kurzfristig sind die Kurse nach der starken Rally recht hoch, Rücksetzer sind jederzeit möglich. Mittel- bis langfristig bestehen zwar fundamentale Argumente für den Sektor – etwa hohe Verteidigungsausgaben in Europa, den USA und Asien –, dennoch bleibt die weitere Entwicklung von geopolitischen Ereignissen und Auftragsvergaben abhängig.

Für Privatanleger bedeutet das: Wer langfristig investieren möchte, kann auch nach der jüngsten Rally noch eine Position aufbauen – allerdings besser in Tranchen, um mögliche Kurskorrekturen abzufedern. Wer kurzfristige Gewinne sucht, sollte sich der erhöhten Volatilität und den teils sehr hohen Bewertungsniveaus einzelner Aktien im Rüstungssektor bewusst sein.

Eine interessante Alternative sind zudem Rüstungs-ETFs, die den gesamten Sektor abbilden. Wie wir in unserem Artikel zu Rüstungs-ETFs gezeigt haben, gibt es aktuell 16 Produkte am Markt, von denen zehn allein im Jahr 2025 neu aufgelegt wurden. Das verdeutlicht, dass das Anlegerinteresse groß ist – aber gleichzeitig auch, dass der Sektor bereits sehr intensiv und „heiß“ gehandelt wird.

Anlegerstrategie: Chancen nutzen, aber Risiken im Blick behalten

Für Privatanleger stellt sich die Frage, wie sie sich in einem stark steigenden Markt für Rüstungsaktien positionieren können, ohne unverhältnismäßige Risiken einzugehen. Einige grundlegende Überlegungen sind:

  1. Diversifikation: Nicht ausschließlich auf einzelne Aktien setzen, sondern das Portfolio über mehrere Unternehmen oder einen ETF streuen. Dadurch lassen sich Schwankungen einzelner Werte abmildern.
  2. Langfristiger Horizont: Rüstungsaktien eignen sich besonders für Anleger mit einem mehrjährigen Anlagehorizont. Der Sektor profitiert strukturell von hohen Verteidigungsausgaben, die tendenziell stabil bleiben. Gleichzeitig können diese Werte als stabilisierende Beimischung im Portfolio dienen, da sie weniger stark von konjunkturellen Schwankungen abhängen.
  3. Rückschläge einkalkulieren: Nach einer starken Rally sind Korrekturen üblich und sehr wahrscheinlich. Anleger sollten diese Phasen als mögliche Einstiegsgelegenheiten betrachten, anstatt ausschließlich auf steigende Kurse zu setzen und in Euphorie zu kaufen.
  4. Fundamentaldaten prüfen: Hohe Bewertungen können ein Warnsignal sein. Vor einer Investition lohnt sich ein genauer Blick auf Auftragsbestände, Margen, Geschäftsmodelle und Dividendenpolitik, um ein realistisches Bild der Chancen und Risiken zu erhalten.
  5. Gestaffelter Einstieg: Um das Timing-Risiko zu reduzieren, empfiehlt es sich, Investitionen in Tranchen zu tätigen, statt den gesamten Betrag auf einmal zu investieren.

Fazit: Blase im Rüstungssektor oder nachhaltiger Trend?

Ob man bereits von einer Rüstungsaktien-Blase sprechen kann, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Die Rally seit Anfang 2025 ist außergewöhnlich – ein Teil der Kursgewinne dürfte durch spekulative Faktoren und die FOMO-Mentalität der Anleger getrieben sein. Gleichzeitig stützen fundamentale Faktoren das Interesse: hohe Verteidigungsausgaben in Europa, den USA und Asien, volle Auftragsbücher und strukturelles Wachstum bei Hightech- und Abwehrsystemen.

Für Anleger bedeutet das: Vorsicht ist geboten, Panik nicht. Deutsche Titel wie Rheinmetall, Hensoldtund Renk bleiben interessant, ebenso ausgewählte europäische Werte wie Leonardo, Thales und Saab, oder US-Konzerne wie Lockheed Martin und Northrop Grumman. Wer langfristig denkt, sein Portfolio breit streut und gestaffelt einsteigt, kann vom Trend profitieren – sollte aber die Volatilität und mögliche Korrekturen im Blick behalten.

Rüstungs-ETFs bieten eine zusätzliche Möglichkeit, den gesamten Sektor abzubilden und Risiken einzelner Aktien zu reduzieren. Insgesamt bleibt der Verteidigungssektor strukturell attraktiv, doch jede Rally kennt Pausen, und eine nüchterne Analyse ist unverzichtbar.