Resiliente Aktien: So finden Sie Unternehmen mit Stabilität

Person hält Grafiken vor Laptop mit Diagramm. Schreibtisch mit Zeitung, Kalender, Notizbuch, Stiften und Kaffee.
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Anleger fragen sich gerade in Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit, drohender Zölle und geopolitischen Krisen immer häufiger: Welche Unternehmen trotzen Turbulenzen an der Börse und bringen Stabilität ins Portfolio? Die Antwort: Resiliente Aktien. Doch was bedeutet das konkret? Und wie finden Privatanleger diese Aktien, um ihr Portfolio gegen Krisen zu wappnen?

Was sind resiliente Aktien?

Resilienz bedeutet Widerstandskraft. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Psychologie und beschreibt die Fähigkeit, Krisen und Rückschläge unbeschadet zu überstehen oder sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Übertragen auf den Aktienmarkt spricht man von resilienten Aktien, wenn es um Unternehmen geht, die wirtschaftliche Abschwünge, Marktschwankungen oder geopolitische Unsicherheiten vergleichsweise gut überstehen.

Wodurch zeichnen sich resiliente Unternehmen aus?

Resiliente Aktien sind Anteile an Unternehmen, die durch bestimmte Merkmale Stabilität ins Portfolio bringen. Solche Firmen verfügen meist über ein robustes Geschäftsmodell und eine starke Position am Markt. Wichtige Kriterien sind:

  • Nicht-zyklisches Geschäftsmodell: Produkte oder Dienstleistungen, die auch in einer Krise benötigt werden (z. B. Nahrungsmittel, Medikamente, Stromversorgung).
  • Starke Marktstellung: Ein hoher Marktanteil oder ein „Burggraben“, der vor Konkurrenz schützt.
  • Solide Kapitalrendite: Eine überdurchschnittliche Eigenkapitalrendite deutet auf effiziente Nutzung der Ressourcen hin.
  • Stabile EBIT- und EBITDA-Marge: Hohe Margen zeigen, dass das Unternehmen auch bei sinkendem Umsatz profitabel bleibt.
  • Solide Bilanz: Geringe Verschuldung und ein nachhaltiger Cashflow stärken die Resilienz.
  • Verlässliche Dividendenpolitik: Viele resiliente Unternehmen zahlen auch in Krisen stabile Dividenden aus.

Mit diesen Eigenschaften können resiliente Aktien helfen, ein Portfolio wetterfest zu machen – unabhängig davon, ob Handelskonflikte, Zölle oder andere Schocks die Börse unter Druck setzen.

Der Aktienmarkt als Ganzes ist resilient

Auch wenn einzelne Unternehmen in einer Krise schwächeln können – der Aktienmarkt insgesamt hat in der Vergangenheit immer wieder seine Resilienz bewiesen. Historische Daten zeigen: Wer breit gestreut investiert und langfristig anlegt, profitiert fast immer von der Erholung der Märkte nach wirtschaftlichen Abschwüngen.

Deshalb gilt: Auch wenn es sinnvoll ist, gezielt resiliente Aktien auszuwählen, bleibt eine breite Streuung über Branchen, Länder und verschiedene Unternehmen die wichtigste Säule einer robusten Anlagestrategie.

Top 5: Resiliente Unternehmen für ein stabiles Portfolio

Welche konkreten Aktien können ein Portfolio stabiler machen? Die folgende Tabelle zeigt eine Auswahl an Unternehmen, die sich gemäß den oben genannten Kriterien als resilient einstufen lassen.

Aktie Land Marktkapitalisierung

(in Mrd. EUR)
ISIN Tätigkeitsfeld
Johnson & Johnson USA 337,72 US4781601046 Gesundheit, Medizintechnik, Pharma
Nestlé Schweiz 216,49 CH0038863350 Basiskonsumgüter
Deutsche Telekom Deutschland 152,41 DE0005557508 Telekommunikation, Infrastruktur
Unilever Vereintes Königreich 124,91 GB00B10RZP78 Haushaltsprodukte, Basiskonsumgüter
Siemens Healthineers Deutschland 52,07 DE000SHL1006 Medizintechnik

 1. Johnson & Johnson

Johnson & Johnson ist einer der weltweit größten Gesundheitskonzerne und verbindet Pharmazeutika, Medizintechnik und Konsumgüter unter einem Dach. Diese breite Diversifikation sorgt dafür, dass das Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Phasen stabile Umsätze erwirtschaftet. Der Gesundheitsbereich gilt generell als krisenfest, da viele Produkte und Behandlungen unverzichtbar sind. Mit starken Marken, hohen Forschungsinvestitionen und einer konstanten Dividendenpolitik bietet Johnson & Johnson ein widerstandsfähiges Geschäftsmodell. Für Anleger, die Stabilität und Verlässlichkeit im Portfolio suchen, ist diese Aktie ein Klassiker unter den resilienten Unternehmen.

2. Nestlé

Nestlé steht wie kaum ein anderes Unternehmen für Stabilität im Basiskonsumgüter-Markt. Mit weltweit bekannten Marken wie Nescafé, Maggi oder KitKat deckt der Konzern Grundbedürfnisse ab, die auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten bestehen. Preissteigerungen lassen sich oft direkt an den Endkunden weitergeben – ein wichtiger Faktor für den Burggraben des Unternehmens. Die breite Produktpalette, globale Aufstellung und kontinuierliche Dividendenpolitik machen Nestlé zu einem verlässlichen Baustein für ein defensives Portfolio.

3. Deutsche Telekom

Die Deutsche Telekom betreibt eines der größten Telekommunikationsnetze Europas und bietet stabile Einnahmen aus Festnetz, Mobilfunk und Datendiensten. Telekommunikation zählt zur kritischen Infrastruktur – Internet und Telefon sind auch in Krisenzeiten unverzichtbar. Hohe Eintrittsbarrieren, starke Marktanteile und ein verlässlicher Cashflow machen die Deutsche Telekom zu einem typischen Beispiel für eine resiliente Aktie. Besonders für deutsche Anleger kann der Heimatbezug eine psychologische Stütze sein, um auch in unruhigen Marktphasen investiert zu bleiben.

Home-Bias – Fluch oder Segen?

Viele Anleger neigen dazu, einen Großteil ihres Portfolios im Heimatmarkt zu halten – den sogenannten Home Bias. Psychologisch kann dies helfen, auch in einer Krise investiert zu bleiben. Aus Diversifikationssicht ist ein zu starker Fokus auf deutsche oder europäische Aktien jedoch riskant. ETFs mit globalem Fokus können helfen, den Home Bias sinnvoll zu ergänzen.

4. Unilever

Unilever gehört zu den größten Herstellern von Konsumgütern des täglichen Bedarfs. Hygieneprodukte, Haushaltsartikel und Lebensmittel sichern eine stabile Nachfrage, unabhängig von Konjunktur oder geopolitischen Unsicherheiten. Das Unternehmen verfügt über eine starke Markenfamilie und eine weltweite Präsenz, die es vor Marktrisiken in einzelnen Regionen schützt. Die solide EBIT-Marge und eine nachhaltige Dividendenpolitik untermauern die Resilienz dieser Aktie – ideal für Anleger, die Stabilität und stetige Erträge suchen.

5. Siemens Healthineers

Siemens Healthineers ist ein führender Anbieter von Medizintechnik und Diagnostiklösungen. Das Unternehmen profitiert von einer alternden Weltbevölkerung und dem wachsenden Bedarf an moderner Medizintechnik. Der Zugang zu hochtechnologischen Lösungen, ein breites Produktportfolio und hohe technologische Eintrittsbarrieren sichern Siemens Healthineers eine starke Marktposition. Das Geschäftsmodell ist stark skalierbar und bietet auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stabile Umsätze. Für Anleger bedeutet das: Solide Kapitalrendite bei hoher Resilienz.

EBIT, EBITDA und Marge verstehen

Unternehmen mit resilientem Geschäftsmodell zeichnen sich oft durch eine nachhaltig hohe EBIT-Marge aus. Mehr dazu, was die EBIT-Marge aussagt und wie sie sich von EBITDA unterscheidet, lesen Sie in unserem Artikel zur EBIT-Marge.

Resilienz durch Diversifizierung: ETFs als Alternative

Nicht jeder Privatanleger möchte einzelne Aktien auswählen und regelmäßig beobachten. Wer dennoch von resilienten Branchen und Geschäftsmodellen profitieren möchte, kann auf ETFs setzen. ETFs bündeln viele Unternehmen in einem einzigen Wertpapier – das senkt das Risiko einzelner Ausfälle und erhöht die Stabilität im Portfolio.

Gerade defensive Sektoren wie Gesundheit, Basiskonsumgüter oder Versorger gelten seit jeher als verlässliche Pfeiler in turbulenten Marktphasen. Daneben gibt es auch thematische oder faktorbasierte ETFs, die gezielt auf bewährte Strategien setzen:

  • Burggraben-Strategie: Hier werden Unternehmen gebündelt, die über starke Marktstellungen, Marken oder technologische Vorteile verfügen – ihr „Burggraben“ schützt sie vor Konkurrenten.
  • Quality-Faktor: Diese Strategie konzentriert sich auf Unternehmen mit solider Kapitalrendite, stabiler Bilanz und nachhaltiger Gewinnentwicklung.
  • Minimum Volatility: Solche ETFs bündeln Aktien mit historisch geringen Kursschwankungen, was besonders in unsicheren Marktphasen Ruhe ins Depot bringen kann.
  • Dividenden-ETFs: Sie investieren in Unternehmen mit stabilen, überdurchschnittlichen Ausschüttungen – für Anleger ein regelmäßiger Einkommensstrom und ein Zeichen robuster Geschäftsmodelle.

Eine Mischung aus Branchen- und Faktor-ETFs kann Privatanlegern helfen, die Vorteile resilienter Geschäftsmodelle zu nutzen, ohne sich auf einzelne Unternehmen festlegen zu müssen. Die folgende Tabelle zeigt einige konkrete ETF-Beispiele, die diese Strategien abdecken und sich für eine langfristig widerstandsfähige Anlagestruktur eignen:

ETF Investmentfokus Fondsgröße

(in Mio. EUR)
Anzahl Aktien TER
Xtrackers MSCI World Health Care UCITS ETF(ISIN: IE00BM67HK77) Gesundheitswesen

(Industrieländer)
2.176 130 0,25 % p. a.
Xtrackers MSCI World Consumer Staples UCITS ETF(ISIN: IE00BM67HN09) Basiskonsumgüter

(Industrieländer)
819 101 0,25 % p. a.
SPDR MSCI Europe Utilities UCITS ETF(ISIN: IE00BKWQ0P07) Versorger

(Europa)
168 23 0,18 %
VanEck Morningstar Global Wide Moat UCITS ETF(ISIN: IE00BL0BMZ89) Burggraben-Unternehmen („Wide Moat“)

(weltweit)
101 74 0,52 % p. a.
iShares Edge MSCI World Quality Factor UCITS ETF(ISIN: IE00BP3QZ601) Qualitätsunternehmen mit Merkmalen wie starke Bilanzen und Gewinnmargen

(weltweit)
3.670 296 0,25 % p. a.
iShares Edge MSCI Europe Minimum Volatility UCITS ETF(ISIN: IE00B86MWN23) Aktien mit geringen Kursschwankungen

(Europa)
979 175 0,25 % p. a.
SPDR S&P US Dividend Aristocrats UCITS ETF(ISIN: IE00B6YX5D40) Dividendenstarke Aktien

(USA)
2.977 149 0,35 % p. a.

Was sind die Vorteile & Nachteile resilienter Aktien für Anleger?

Wer in resiliente Aktien oder ETFs investiert, sollte die wichtigsten Vor- und Nachteile kennen, um die richtige Entscheidung für das eigene Portfolio zu treffen.

Vorteile:

  • Hohe Stabilität auch bei Marktkrisen.
  • Es handelt sich meist um Unternehmen mit robustem Geschäftsmodell, starkem Burggraben und solider Kapitalrendite, die Schwankungen an der Börse besser abfedern können.
  • Viele dieser Unternehmen zahlen regelmäßige Dividenden, was für Anleger planbare Erträge bedeutet.
  • Wer breit diversifiziert – z. B. über ETFs – reduziert zusätzlich das Einzelwertrisiko.
  • Psychologischer Rückhalt für Anleger in turbulenten Börsenzeiten.

Nachteile:

  • Resiliente Unternehmen sind sie an der Börse oftmals höher bewertet.
  • Wachstumschancen sind moderater.
  • Manche Sektoren, wie Gesundheit oder Basiskonsumgüter, unterliegen regulatorischen Risiken (z. B. Preiskontrollen im Gesundheitswesen).
  • Auch defensive Aktien sind keine Garantie gegen Kursverluste – jede Krise wirkt anders und kann selbst stabile Unternehmen belasten.
  • Durch zu starken Fokus auf defensive Branchen können dynamische Marktphasen verpasst werden.

Fazit: Für wen eignen sich resiliente Aktien?

Resiliente Aktien sind ideal für Anleger, die langfristig investieren, Schwankungen am Markt nicht scheuen, aber ihr Risiko bewusst steuern wollen. Wer stabile Dividenden, starke Geschäftsmodelle und eine solide Kapitalrendite schätzt, wird mit defensiven Aktien oder breit aufgestellten ETFs gut bedient sein.

Gerade in unsicheren Zeiten, in denen drohende Zölle, geopolitische Spannungen oder eine neue Krise die Börse belasten, können Unternehmen mit robustem Burggraben und defensivem Geschäftsmodell ein stabiles Fundament im Portfolio bilden. Wer sich nicht auf einzelne Unternehmen festlegen möchte, setzt auf ETFs und profitiert von Diversifizierung ohne großen Aufwand.

Ob Einzelaktie oder ETF: Wichtig bleibt eine langfristige Perspektive – denn Resilienz am Aktienmarkt bedeutet auch, nicht bei jedem Sturm von Bord zu gehen.