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Fibonacci-Retracements erkennen und berechnen

Inhaltsverzeichnis

Ein Italiener namens Leonardo Fibonacci aus dem 12. Jahrhundert beeinflusst noch heute die Börsenkurse. Genau deshalb ist dieses Wissen auch für Investoren von Bedeutung. Doch zuerst zum Hintergrund: Fibonacci wird die gleichnamige Zahlenreihe zugeschrieben.

Diese kann man selbst leicht herleiten, in dem man bei 0 und 1 anfängt, und jeweils die letzten 2 Zahlen der Reihe addiert. Somit ergibt sich die Zahlenreihe 0, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55 usw.

Teilt man nun eine der Zahlen durch die nächstgrößere, erhält man in etwa 0,618. Das Ergebnis nähert sich diesem Wert an, je größer die Zahlen sind. Das ist übrigens auch derselbe Betrag, wenn es um den goldenen Schnitt geht. 0,618 ist die Länge des größeren Teils beim goldenen Schnitt. 0,382 stellt dementsprechend den kleineren Teil dar.

Fibonacci-Zahlenreihe und die Börse

Das Fibonacci-Retracement ist ein Begriff aus der technischen Chartanalyse und kann dem Benutzer zeigen, wie weit eine Konsolidierung gehen kann. In der Regel ist ein Wert über einen gewissen Zeitraum angestiegen und fällt nun wieder. Mit Hilfe vom Fibonacci-Retracement ist es möglich, Bereiche zu erkennen, die einen Widerstand bilden können.

Da kommen wir wieder zurück zur obigen Berechnung. Der Wert von 0,618 spielt dabei die entscheidende Rolle. Er wird jedoch in Prozent angegeben, also mit 61,8%. Ist ein Wert an der Börse um einen bestimmten Betrag gestiegen, kann es durchaus vorkommen, dass dieser erst wieder ein bisschen fällt, bevor die Kurse weiter steigen.

Genau darum geht es beim Fibonacci-Retracement: Der Investor berechnet, ab wann die Kurse wieder steigen können, bzw. wie weit sie fallen können, bevor sie auf einen Widerstand treffen.

Fibonacci-Retracement: Berechnung

Das Fibonacci-Retracement zeigt allerdings nicht nur eine 61,8 %-Bewegung im Chart an, sondern auch noch andere Werte. Dazu zählen meist 50% 38,2% und selten auch 76,4% oder 23,6%. Während 38,2% sich als 1 – 61,8% herleiten lässt, gilt für die anderen beiden Zahlen eine andere Berechnung.

Hierbei nimmt man eine Zahl aus der Reihe und teilt sie durch die Zahl, die sich 3 Stellen hinter ihr befindet. Im obigen Fall wäre das zum Beispiel 13 : 55 = 0,236. Zieht man die von 1 ab, erhält man 0,764 oder 76,4%.

So gesehen, kann man die 38,2% auch berechnen, indem man eine Zahl nimmt und sie durch die Zahl, die 2 Stellen hinter ihr ist, teilt. Letztlich sind die genannten 61,8%, 50%, 38,2% und 23,6% die häufig verwendeten Berechnungen in der Chartanalyse.

Fibonacci-Retracement in der Praxis

Der DAX ist zuletzt von 8.984 Punkte auf 9.795 Punkte angestiegen und droht jetzt mit einer rückläufigen Tendenz. In Bullenmärkten ist es üblich, dass ein Wert zwischendurch konsolidiert und etwas von seinem Gewinn abgibt. Danach steigt er meist weiter.

Diese Erholungsbewegung wird bei Analysten gerne als „Ausatmen“ bezeichnet. Der Wert macht eine Pause, um wieder Luft zu holen, d.h. weiter steigen zu können.

Bei jeder Rallye gibt es auch Verlusttage, nach denen die Kurse wieder steigen und neue Höhepunkte erklimmen. Der DAX hat also rund 800 Punkte gutgemacht und bröckelt.

Also legen wir das Fibonacci-Retracement im Chart am Hochpunkt an und ziehen es zum letzten Tief. Damit signalisieren wir dem Tool, welchen Bereich es zu berechnen und anzuzeigen hat.

Das Ergebnis zeigt das folgende Bild.

Fibonacci-Retracement.jpg

Nun werden im Chart bei den obigen Punkten Linien eingezeichnet. Also bei einem 38,2%-Rücklauf, bei 50% und bei 61,8%. Die 50%-Linie war zumindest für einen Tag ein Widerstand, doch die Kurse fallen weiter. Ein mögliches Tief ist im Chart bei 61,8% eingezeichnet. Das entspricht Kursen von etwa 9.294 Punkten.

Fibonacci-Retracement als Ausgangspunkt für Tradingideen

An diesem Punkten ist es nun möglich, dass der DAX wieder nach oben dreht. Häufig verwenden Analysten nur die 61,8%, weil sie damit offenbar die besten Resultate erzielt haben. Eine Garantie ist dies allerdings nicht. Das bedeutet, der DAX kann durchaus weiter fallen, was ein sehr bärisches Zeichen sein würde.

Anleger können diesen Punkt natürlich als Einstieg für einen Trade nutzen. Solange darauf geachtet wird, den Trade schnell zu schließen, falls die Kurse weiter fallen und sich 61,8% doch nicht als Widerstand zeigt.

In unserem Beispiel wählt man etwa 9.300 Punkte im DAX als Einstieg für einen Long Trade aus. Sobald nun das 61,8%-Retracement erreicht ist, wird unsere Position geöffnet, und wir partizipieren an steigenden Kursen.

Sollten die Kurse weiter fallen, muss der Investor entscheiden, wann er die Reißleine zieht. Üblicherweise wird das 61,8%-Retracement – wenn es eingehalten wird – recht präzise erfüllt. Somit könnten Anleger auch manuell die Kurse verfolgen und kaufen, sobald der Wert wieder steigt, nachdem er das Fibonacci-Retracement erreicht hat.

Man sieht also: Mit Hilfe des Fibonacci-Retracements können Spekulanten eigene Tradingideen entwickeln und mögliche Punkte für einen Einstieg identifizieren.