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Januar-Effekt – eine Börsenweisheit verblasst

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Hurra – der Dax steigt wieder! Ist schon die Rally zum Jahresende 2018 ausgeblieben, so geht es doch seit Januar wieder bergauf. Beim Tiefpunkt von 10.381 Punkten nach Weihnachten hätte man auch Schlimmeres befürchten können. Gleiches gilt für den Dow Jones. Da ist er wohl wieder, der Januar-Effekt: Die Börse hat einen Auftakt, der als gutes Omen fürs laufende Jahr gilt – sofern man der Börsenweisheit glauben schenkt.

Immerhin hatten beide Indizes ab Mitte Januar letzten Jahres kräftig nachgegeben. Und im Ergebnis schloss der Dax mit einem Minus von über 17 %, der Dow Jones mit rund 7 % Verlust. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Januar-Effekt? Die Börse kennt ja auch andere Weisheiten wie zum Beispiel Sell in May and go away. Dass man die Sommermonate zwischen Mai und September aussetzen soll, hat sich aber längst als fragwürdig erwiesen. Viele dieser Sprüche gehen auf Zeiten zurück, in denen die Börsen noch weniger vom automatischen Handel geprägt waren.

Guter Auftakt als Indiz fürs ganze Jahr

Der Begriff Januar-Effekt machte erstmals ab 1980 die Runde, als der US-Ökonom Donald Kiem aufgrund der Beobachtung zurückliegender Daten zu folgendem Schluss kam: Gerade Titel mit geringerem Börsenwert, die im Vorjahr gefallen waren, können zu Beginn des nächsten Jahres deutliche Zuwächse verzeichnen. Schon bald interpretierte der Markt damit eher eine generelle Erholung der Börse. Investoren setzten auf eine Outperformance mit überdurchschnittlichen Renditen im Januar.

Dabei kann der Januar-Effekt aber auch als Nachbrenner der üblicherweise vorangegangenen Weihnachtsrally gesehen werden. Gleichzeitig ist nicht zu übersehen, dass zu Jahresbeginn ohnehin die Portfolios neu geordnet werden, womit eine Art Aufbruchstimmung entsteht: Die Weichen werden fürs neue Jahr gestellt. Und aus diesem Anfangsindiz will man eben den möglichen weiteren Verlauf herauslesen. Verfechter dieser Lesart zitieren gerne Statistiken, nach denen der Dow Jones nach einem guten Januar zu 83 % auch bis Dezember gut läuft.

Unterlegt wird das Ganze mit der Tatsache, dass zu Jahresende viele Anleger schlecht gelaufene Aktien verkaufen, um die Verluste mit Gewinnen gegenrechnen zu können. Ihr Ziel ist eine Steuerentlastung. Danach wird wieder neu investiert. Weniger um Steuern geht es beim Fondsmanagement. Hier werden Verlustbringer verkauft, um in der Jahresbilanz ein bereinigtes Depot präsentieren zu können. Im Januar wird dann wieder zugekauft.

Januar-Effekt lässt Börse zunehmend kalt

Zwar spricht einiges dafür, dass 2019 nach einem guten Auftakt besser werden könnte, als noch unlängst befürchtet, doch was etwa den Dax angeht, so sollte man sich nicht auf den Januar-Effekt verlassen – weder im negativen noch im positiven Sinn. Das zeigt allein der Blick auf dessen Performance ab dem Jahr 2000. Von den insgesamt 19 Jahren endeten drei nach einem Verlust-Januar auch mit einem  Jahresverlust. Sieben Mal deckte sich ein positiver Januar-Effekt mit dem Jahresergebnis. In neun Jahren allerdings passte die Januarperformance überhaupt nicht zur Jahresbilanz.

In der Mehrheit aller Fälle hatte der Januar-Effekt also keine Aussagekraft fürs restliche Jahr. Auffallend noch beim Rückblick: In den Zeiträumen vor der Jahrtausendwende hatten Vorhersagen aufgrund der Januar-Effekte wesentlich häufiger zugetroffen. Vieles spricht dafür, dass die Zunahme vollautomatischer Handelsprogramme an den Börsen zu einer veränderten Dynamik geführt hat.