Rebalancing: Wann? Wie oft? Wie funktioniert’s?

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Inhaltsverzeichnis

Wer sich als Anleger für die Zusammensetzung seines Portfolios entscheidet, der verfolgt eine bestimmte Anlagestrategie und somit einen Zweck. Im Laufe der Zeit verändert sich die Gewichtung jedoch, weil manche Anlageklassen erfolgreicher als andere sind. Vor diesem Hintergrund ist das Rebalancing eine gute Methode, um durch Umschichten die ursprüngliche Gewichtung des Portfolios wiederherzustellen.

In unserem Beitrag erfahren Sie, was man unter dem Rebalancing versteht und wie es funktioniert. Wir gehen unter anderem darauf ein, aus welchen Gründen die Wiederherstellung der ursprünglichen Zusammensetzung des Portfolios sinnvoll ist und wann das Rebalancing am besten stattfinden sollte.

Das Wichtigste zum Rebalancing in Kürze

  • Als Rebalancing bezeichnet man die Wiederherstellung des Portfolios, wie sie ursprünglich im Rahmen der Anlagestrategie bestand.
  • Für Anleger ist die Umschichtung ein wichtiges Hilfsmittel, um die originären Anlageziele zu erreichen.
  • Wie häufig das Rebalancing im Portfolio vorgenommen werden muss, ist von Anleger zu Anleger unterschiedlich.
  • Meistens werden übergewichtete Wertpapiere verkauft und untergewichtete Positionen nachgekauft.

Was versteht man unter Rebalancing?

Ins Deutsche übersetzt bedeutet Rebalancing so viel wie Ausbalancieren. Es handelt sich eine um eine Strategie und Taktik, die in engerer Verbindung mit dem sogenannten Buy-and-Hold Ansatz steht. Dieser besagt vor allem, dass Anleger ihre Strategie und die gewählten Geldanlagen für Jahre im Voraus festlegen. Gibt es jedoch in der Gewichtung durch eine Veränderung der Werte einzelner Positionen Verschiebungen, sollte das in bestimmten Abständen wieder ausgeglichen werden.

Exakt zu diesem Zweck findet das Rebalancing statt. Dies funktioniert meistens so, dass Positionen mit einem Wertverlust zugekauft werden, während andere Positionen, die deutlich an Wert gewonnen haben, zumindest teilweise verkauft werden. Auf diese Weise schafft es der Anleger, die ursprüngliche Zusammensetzung des Depots durch das Portfolio Rebalancing wiederherzustellen.

Was ist Portfolio Rebalancing?

Portfolio Rebalancing ist lediglich ein anderer Begriff für das Rebalancing, also das Umschichten innerhalb eines Portfolios. Damit ist also gemeint, dass die ursprüngliche Gewichtung durch verschiedene Aktionen wiederhergestellt wird.

Warum ist Rebalancing sinnvoll?

Im Wesentlichen gibt es die folgenden Gründe, warum das Rebalancing innerhalb einer Anlagestrategie für Anleger eine sinnvolle Maßnahme darstellen kann:

  • Ursprünglich kalkuliertes Risiko beibehalten
  • Optimieren der Rendite
  • Antizyklisches Handeln
  • Anlagedisziplin wird gefördert

Besonders interessant ist das antizyklische Handeln, welches im Rahmen des Rebalancing oft vollzogen wird. Sehr gut gelaufene Wertpapiere oder sonstige Geldanlagen werden durch das Rebalancing zu einem hohen Kurs verkauft, sodass Gewinne mitgenommen werden.

Auf der anderen Seite werden Anlageprodukte, die bisher keine gute Performance hatten, zugekauft, dann zu einem relativ günstigen Kurs. Das wird in der Summe als antizyklisches Handeln bezeichnet, was typisch für das Rebalancing eines Portfolios ist. Aber auch die Risikokontrolle und das Beibehalten des Risikoprofils sind wichtige Punkte.

Wie funktioniert das Rebalancing?

Das Rebalancing funktioniert auf der Basis, dass Anlageprodukte verkauft werden, die sich innerhalb des Portfolios überdurchschnittlich gut entwickelt haben. Im gleichen Schritt werden andere Anlageprodukte gekauft, deren Entwicklung deutlich schlechter war. Dadurch wird die ursprüngliche Zusammensetzung mit ihrer Gewichtung des Portfolios wiederhergestellt. Wie das in der Praxis funktioniert, möchten wir gerne am folgenden Beispiel erläutern:

Nehmen wir an, dass Ihr Portfolio ursprünglich aus folgenden Anlageformen mit der entsprechenden Gewichtung bestand:

  • Staatsanleihen: 25 Prozent
  • ETF: 25 Prozent
  • Aktien: 25 Prozent
  • Festgeld: 25 Prozent

Im Laufe der Anlagedauer haben sich die Werte allerdings verändert. Die Aktien konnten im Beispiel eine sehr gute Performance erzielen und deutlichen im Kurs steigen. Demgegenüber gab es bei der Position ETF Verluste, während das Festgeld sowie die Staatsanleihen vom Wert her identisch geblieben sind. Nach dieser Veränderung ergibt sich die folgende Zusammensetzung des Portfolios:

  • Staatsanleihen: 20 Prozent
  • Aktien: 45 Prozent
  • ETF: 15 Prozent
  • Festgeld: 20 Prozent

Der Anteil der Aktien ist nun mit 45 Prozent deutlich höher als zuvor. Ein Rebalancing würde so aussehen, dass Sie so viele der Aktien verkaufen, dass der Anteil anschließend wieder 25 Prozent – so wie ursprünglich – ausmacht.

Zudem kaufen Sie ETFs nach, damit auch dort der Anteil der ETFs von zwischenzeitlich 15 wieder auf 25 Prozent steigt. Die Position ETF besteht meistens ohnehin aus mehreren ETFs, sodass Sie einzelne Anteile zukaufen.

Neben dieser Methode gibt es für das Rebalancing eine zweite Variante. Das sogenannte Cash-Rebalancing funktioniert etwas anders. Es werden in dem Fall keine Verkäufe veränderter Positionen getätigt. Stattdessen nehmen Sie eine Einzahlung vor, kaufen also ausschließlich Werte, die unterdurchschnittlich performt haben. Ein Vorteil dieser Methode besteht darin, dass keine zu versteuernden Gewinne realisiert werden, weil kein Verkauf stattfindet.

In der Praxis wird allerdings die erste Methode deutlich häufiger genutzt.

Welche Rendite bringt Rebalancing?

Das vorrangige Ziel besteht beim Rebalancing nicht darin, die Rendite zu steigern, sondern das ursprüngliche Risiko in Form der originären Gewichtung der einzelnen Anlageprodukte wiederherzustellen. Dennoch ist es möglich, aufgrund des antizyklischen Handelns die Rendite zu optimieren. Das passiert dadurch, dass zum Beispiel Aktien zu einem höheren Kurs verkauft und zu einem niedrigen Kurs gekauft werden.

Wie oft sollte man Rebalancing machen?

Es gibt keine pauschale Größe, in welchen Abständen das Rebalancing zu tätigen ist. Stattdessen hängt es von der Strategie und dem Ziel der Anleger ab, in welcher Frequenz die Wiederherstellung der ursprünglichen Gewichtung und Zusammensetzung des Portfolios sinnvoll ist. Grundsätzlich lassen sich folgende Methoden unterscheiden, wie häufig das Rebalancing der Praxis vorgenommen wird:

  • Kalendermethode: Die Kalendermethode ist einfach. Dabei wird das Rebalancing in einer festen Frequenz durchgeführt, beispielsweise einmal im Halbjahr.
  • Bandmethode: Bei der Bandmethode hingegen findet unter der Voraussetzung ein Umschichten statt, dass sich eine Position oberhalb eines von Ihnen festgelegten Schwellenwertes verändert. Sie können beispielsweise definieren, dass Sie ein Rebalancing vornehmen, sollte sich der Wert einer Position um mindestens fünf Prozent nach oben oder unten bewegt haben. Ist das der Fall, nehmen Sie entsprechend das Umschichten vor.

Kombination aus Band- und Kalendermethode als dritte Methode des Rebalancing

Als dritte Methode wird eine Kombination zwischen Kalender- und Bandmethode genutzt. Das beinhaltet, dass innerhalb einer bestimmten Periode ausschließlich unter der Voraussetzung umgeschichtet wird, dass ein Schwellenwert unter- bzw. überschritten wird. Ist das nicht der Fall, prüfen Sie zum nächsten Stichtag erneut, ob das Umschichten sinnvoll ist.

5 Tipps: Beste Strategien für das Rebalancing

Das Rebalancing ist kein einheitlicher Prozess, sondern wird teilweise von einem zum anderen Anleger abweichend ausgeführt. Damit soll gewährleistet werden, dass das Umschichten generell den gewünschten Erfolg bringt.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige Tipps geben, wie eine gute Strategie für das Rebalancing aussehen kann.

  1. Market-Timing verhindern: Durch das regelmäßige Umschichten des Portfolios, falls einige Werte sich positiv oder negativ verändert haben, wird das sogenannte Market-Timing verhindert. Das beinhaltet, dass zum Beispiel eine Aktie trotz einer Übergewichtung nicht veräußert wird, weil Sie mit weiterhin steigenden Kursen rechnen. In der Praxis funktioniert das allerdings meistens nicht, sodass Gewinne verschenkt oder sogar Verluste generiert werden.
  2. Legen Sie feste Intervalle für das Rebalancing fest: Sinnvoll ist es, dass Sie für Ihr Portfolio feste Intervalle festlegen, um zu prüfen, ob ein Umschichten notwendig ist. Das hilft Ihnen dabei, Disziplin zu bewahren und Ihr ursprünglich einkalkuliertes Risiko beizubehalten.
  3. Schwellenwerte für das Rebalancing festlegen: Ebenfalls sinnvoll ist, dass Sie nicht aus dem Bauch heraus entscheiden, wann ein Umschichten von Werten vorgenommen werden soll, die sich besonders positiv oder negativ entwickelt haben. Legen Sie stattdessen einen Schwellenwert fest, wann Sie das Rebalancing vornehmen, zum Beispiel ab einer Veränderung der Gewichtung einer Position im Portfolio von mindestens zehn Prozent.
  4. Rebalancing konsequent durchführen: Manche Anleger neigen dazu, eigentlich notwendiges Rebalancing nicht durchzuführen, um auf dadurch Steuern oder Transaktionskosten, die durch die Umschichtung entstehen, zu vermeiden. Das kann sich allerdings später rächen, sollten die Kurse deutlich fallen. Aus dem Grund sollten Sie das Rebalancing weiterverfolgen, wenn Sie sich grundsätzlich für diese Strategie entschieden haben.
  5. Achten Sie beim Rebalancing auf die Uhrzeit: Es ist nicht unwichtig, zu welcher Uhrzeit Sie das Rebalancing vornehmen. Bei ETFs zum Beispiel sind die Handelsgebühren oft am geringsten, wenn größerer Umsatz am Markt ist. Das ist vornehmlich zwischen 10:30 Uhr und 12:30 Uhr der Fall.

Wann und für wen empfiehlt sich das Rebalancing?

Rebalancing ist für Anleger sinnvoll, die vor allem die Buy-and-Hold Strategie nutzen. Das Hauptziel ist es, dass die ursprüngliche Zusammensetzung des Portfolios möglichst durchgängig beibehalten wird. Aber auch für Anleger, die höhere Gewinne erzielen und zumindest teilweise Steuern sparen möchten, kann sich das Umschichten in bestimmten Fällen rentieren.

Auf jeden Fall sollten Anleger das Rebalancing nutzen, die ihr ursprüngliches Risikoprofil stetig beibehalten und zusätzlich die Option haben möchten, ihre Rendite zu optimieren.

Was kostet das Rebalancing?

Durch das Rebalancing häufig ihre Positionen umzuschichten, sollten Sie möglichst vermeiden. Der Grund besteht darin, dass sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf von Positionen stets Kosten anfallen. Je nachdem, welche Wertpapiere Sie umschichten, gibt es die folgenden Kosten, die im Zusammenhang mit dem Rebalancing entstehen:

  • Transaktionsgebühren
  • Ausgabeaufschläge (bei aktiv gemanagten Fonds)
  • Börsenplatzentgelte
  • Auf Gewinne fallen nach dem Verkauf Steuern an

Solche Kosten vermeiden Sie, wenn Sie nur dann umschichten, wenn es notwendig ist. Die Kosten mindern die Rendite sonst unnötig.

Kann das Rebalancing auch automatisch erfolgen?

Grundsätzlich können Sie die Umschichtung von Positionen manuell durchführen. Es gibt allerdings ebenfalls ein automatisches Wiederherstellen der ursprünglichen Gewichtung Ihres Portfolios. Dieses birgt Einsparpotenzial an Zeit und Kosten. Andererseits haben Sie durch das automatische Rebalancing weniger Kontrolle über Ihr Portfolio. Demnach gilt es abzuwägen.

Automatisches oder manuelles Rebalancing: Was ist besser?

Ein Vorteil dieses Automatismus besteht darin, dass Sie deutlich an Zeit einsparen, als wenn Sie manuell tätig werden. Das wiederum führt zu geringeren Kosten, die gerade bei einem größeren Portfolio ins Gewicht fallen können. Zudem verlieren Sie bei relativ vielen Positionen leicht den Überblick, sodass in dem Fall ebenfalls das automatische Rebalancing vorteilhaft ist.

Demgegenüber ist das manuelle Umschichten vor allem dann die bessere Lösung, wenn Sie gerne individuell entscheiden und die volle Kontrolle behalten möchten, zu welchem Zeitpunkt was im Detail an Ihrem Portfolio verändert wird.

Bei kleineren Depots mit fünf bis zehn Positionen ist es noch problemlos möglich, die ursprüngliche Gewichtung selbst durch manuelles Rebalancing wiederherzustellen.

Vielleicht erwarten Sie bei einer Position im Portfolio trotz einer bereits sehr guten Performance weitere Kursanstiege, sodass Sie kein Rebalancing durch den Verkauf vornehmen möchten, auch wenn dieses eigentlich vorgesehen wäre.