Inflationsgeschützte Anleihen: So funktionieren die Rentenpapiere

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Bei Anleihen haben Anleger eine große Auswahl am Markt. Die Papiere unterscheiden sich nach Sicherheit, Rendite und vor allem Konstruktion. Eine nicht ganz so bekannte Variante ist die inflationsgeschützte Anleihe. Diese Rentenpapiere als Anlageform sind an einen Inflationsindex gekoppelt und sorgen so für einen stabilen Wert.

In unserem Beitrag gehen wir darauf ein, was inflationsgeschützte Anleihen sind und wie sie funktioniert. Wir nennen die Chancen sowie Risiken der Rentenpapiere sowie, für wen sie sich eignen und wo Sie als Anleger solche Renten erwerben können.

Das Wichtigste zu inflationsgeschützten Anleihen

  • Seit knapp 20 Jahren gibt unter anderem in Deutschland der Bund inflationsindexierte Anleihen aus.
  • Zwar werden ab 2024 keine neuen Bundeswertpapiere dieser Art emittiert, jedoch können Anleger in noch existierende Anleihen investieren.
  • Merkmal einer inflationsgeschützten Anleihe ist, dass Rückzahlungswert und Zinsen an einen Inflationsindex gekoppelt sind.
  • Rentabel sind inflationsgeschützte Anleihen vor allem, sollte die reale Inflation höher als die erwartete Preissteigerungsrate ausfallen.
  • Emittenten der inflationsindexierten Anleihen sind vorwiegend Staaten, selten Unternehmen.

Was sind inflationsgeschützte Anleihen?

Emittenten inflationsgeschützter Anleihen sind in erster Linie Staaten. In Deutschland gibt der Bund diese Wertpapiere mittlerweile fast 20 Jahre aus, wobei er die Neuemission ab diesem Jahr einstellt. Kennzeichnend für inflationsgeschützte Anleihen ist, dass in der Regel sowohl die Zahlung der Zinsen als auch der Betrag, den der Kunde am Ende der Laufzeit zurückerhält, an die Entwicklung der Inflation gekoppelt sind.

Inflationsgeschützte Anleihen haben somit den Vorteil, dass Sie als Anleger einen höheren Zins erhalten, sollte die Inflation steigen. Das führt dazu, dass der reale Ertrag von Beginn an feststeht und sich nicht durch Preissteigerungen in Form der Inflation verringert. Auf diese Weise trägt die inflationsindexierte Anleihe dazu bei, dass Anleger sich über die Zinsen eine bestimmte Rendite sichern, auch bei einer steigenden Inflationsrate. Ebenfalls sicher ist der Kapitalerhalt, denn die Inflation führt nicht dazu, dass Anleger reale Kapitalverluste erleiden, wie es bei „gewöhnlichen“ Anleihen nach Einberechnen der Inflation der Fall ist.

Inflationsindexierte Anleihen als Ausnahme bei den Rentenpapieren

Normalerweise werden Rentenpapiere als Anlage nicht empfohlen, wenn sich Anleger gegen eine steigende Inflationsrate schützen möchten. In dem Fall raten die Experten eher zu Sachwerten wie Immobilien, Edelmetallen oder Aktien. Die inflationsgeschützte Anleihe ist demgegenüber eine Ausnahme, denn der Ertrag für Anleger wird durch die gestiegene Inflationsrate nicht negativ beeinflusst.

Wie funktioniert eine inflationsgeschützte Anleihe?

Hauptzweck einer inflationsindexierten Anleihe ist es, die Inflation bei Waren und Dienstleistungen während der Laufzeit der Anleihe im Hinblick auf die Zinsen sowie den Rückzahlungswert des Wertpapiers für den Anleger auszugleichen. Deshalb funktioniert die inflationsgeschützte Anleihe so, dass deren Wertentwicklung von einem Inflationsindex abhängig ist. In der Regel gilt das sowohl für die Zinsen als auch für den späteren Rückzahlungsbetrag, die beide an die Inflationsrate angepasst werden.

Allerdings sind die Zinsen deutlich geringer als bei anderen Bundeswertpapieren oder sonstigen Rentenpapieren, die keinen Inflationsschutz beinhalten. Das ist ein Nachteil, den Anleger kennen sollten und auf den wir im Verlauf des Beitrages näher eingehen. Wichtig für Anleger im Hinblick auf die Anleihen mit Schutz vor Inflation ist in erster Linie zu verstehen, wie die Berechnung erfolgt. Deshalb möchten wir im Folgenden ein Beispiel aufführen, an dem Sie erkennen, wie eine inflationsgeschützte Anlage in der Praxis funktioniert und welchen Einfluss die Inflationsrate in dem Fall auf Ihr Geld hat.

Beispiel der Berechnung einer inflationsindexierten Anleihe

Nehmen wir an, dass Sie einen Betrag von 10.000 Euro (Nominalwert) in eine inflationsindexierte Anleihe investieren möchten. Der Zinssatz beläuft sich auf 0,2 Prozent, die Inflationsrate beträgt im Beispiel fünf Prozent. Nach Ablauf des ersten Jahres der Anlage erhalten Sie somit die folgenden Zinsen:

[10.000 Euro + (10.000 Euro * 0,05)] * 0,20/100

= 10.000 Euro * 1,05 * 0,20/100 = 21,00 Euro

Der Wert 0,20/100 stellt in dem Zusammenhang die Zinsen der Anleihe dar, also den Kupon, der sich auf 0,2 Prozent im Jahr beläuft.

Der Wert 1,05 ist eine Indexverhältniszahl, welche die Angabe macht, in welchem Verhältnis sich der Inflationsindex gegenüber dem Jahr zu vor entwickelt hat. Dieser Wert fällt umso größer aus, umso höher die Inflationsrate steigt.

Die Teilrechnung 10.000 * 0,05 ist in dem Fall der Ausgleich der Inflation, den der Inhaber der Anleihe im Hinblick auf sein Kapital nach dem ersten Jahr erhält.

Würde die inflationsgeschützte Anleihe in unserem Beispiel lediglich eine Laufzeit von einem Jahr haben, würden Sie in diesem Fall einen Betrag von 10.500 Euro zurückgezahlt bekommen, nämlich die 10.000 Euro Nominalbetrag plus dem Inflationsausgleich von fünf Prozent, also insgesamt 10.500 Euro. Hinzu kommen die um die Inflation „bereinigten“ Zinsen von 21 Euro, sodass Sie nach einem Jahr in der Summe 10.521 Euro erhalten.

Welche Vorteile und Chancen hat die inflationsindexierte Anleihe?

Um sich auf einer soliden Basis für oder gegen inflationsindexierte Anleihen entscheiden zu können, sollten Sie die Vorteile und Chancen der Bundeswertpapiere und anderer Anleihen dieser Art kennen. Im Überblick sind es die folgenden Vorzüge, durch die sich Staatsanleihen mit einem Inflationsschutz auszeichnen:

  • Reale Rendite steht bei Kauf der Anleihe fest
  • Sie profitieren von steigender Inflationsrate im Hinblick auf den Ertrag
  • Attraktives Investment bei hoher Inflationsrate
  • Relativ sicheres Investment in Anleihen

Grundsätzlich zählen inflationsgeschützte Anleihen zu den Rentenpapieren, meistens Staatsanleihen, und sind insbesondere in Form der Bundeswertpapiere relativ sicher. Hinzu kommt der besonderen Schutz bei einer steigenden Inflationsrate, sodass Sie als Anleger von Beginn an mit einer realen Rendite kalkulieren können und nicht nur mit einem Nominalbetrag, der bei anderen Rentenpapieren durch die Inflation letztendlich geringer ausfallen würde.

Besonders lohnenswert sind die Papiere, wenn die echte Inflationsrate höher ausfällt als die Preissteigerungsrate, die Experten für die Zukunft erwartet hatten.

Welche Nachteile und Risiken gibt es bei inflationsgeschützten Anleihen?

Neben den Vorteilen haben inflationsgeschützte Anleihen einige Nachteile und Risiken, die wir ebenfalls nennen möchten:

  • Zinsen im Vergleich eher gering
  • Emittentenrisiko
  • Relativ kompliziertes Finanzprodukt
  • Investment lohnt sich meistens sich nur Voraussetzung, dass die reale Inflation höher als die erwartete ausfällt

Das Emittentenrisiko ist kein spezielles Risiko inflationsgeschützter Anleihen, soll allerdings natürlich erwähnt werden. Zudem sind die Zinsen verhältnismäßig gering, wenn man einen Vergleich zu anderen Rentenpapieren mit ähnlicher Sicherheit zieht.

Tatsächlich lohnenswert sind inflationsindexierte Anleihen nur dann, wenn die reale Inflation während der Laufzeit höher als die erwartete ausfällt. Sie spekulieren somit in gewisser Weise mit einer inflationsgeschützten Anleihe auf eine möglichst hohe Inflationsrate und ebenso in gewisser Weise gegen die Einschätzung von Experten.

Für wen und wann eignen sich inflationsgeschützte Anleihen?

Bevor Sie inflationsgeschützte Bundeswertpapiere oder andere Staatsanleihen dieser Art kaufen, sollten Sie überlegen, ob das Anlageprodukt zu Ihren Zielen passt. Grundsätzlich sind die Rentenpapiere für Anleger geeignet, die längerfristig und relativ sicher investieren möchten. Das Hauptargument ist der Schutz vor einer steigenden Inflationsrate, sodass Sie als Anleger einerseits in Rentenpapiere investieren, sich jedoch andererseits dem Infektionsrisiko nicht aussetzen müssen.

Ob eine inflationsindexierte Anleihe letztendlich rentabler als vergleichbare Rentenpapiere ohne Schutz vor einer Inflation sind, zeigt sich erst im Laufe der Zeit. Besonders geeignet sind die Rentenpapiere in Erwartung einer Inflation, die aus Sicht der Experten eher moderat ausfallen, wenn anschließend die reale Inflation (deutlich) stärker ausfällt.

Wo können Anleger inflationsgeschützte Anleihen kaufen?

Da die Finanzagentur des Bundes ab 2024 keine neuen inflationsindexierten Anleihen mehr ausgibt, können Sie zumindest diese Papiere nicht mehr zeichnen. Allerdings besteht weiterhin die Möglichkeit, inflationsgeschützte Anleihen an der Börse zu erwerben, denn dort werden beispielsweise die Bundeswertpapiere dieser Art längsten noch bis 2046 gehandelt.

Gibt es Alternativen zur inflationsgeschützte Anleihe?

Wenn es um den Inflationsschutz geht, dann gibt es einige Alternativen zum Kaufen der inflationsgeschützten Staatsanleihen. Am häufigsten genannt werden in dem Fall:

  • Edelmetalle
  • Immobilien
  • Aktien
  • Fonds

Diese Anlageprodukte haben einen integrierten Inflationsschutz, weil es sich zum überwiegenden Teil um Sachwerte handelt. Eine weitere Option sind spezielle ETFs, die vorwiegend oder ausnahmslos inflationsgeschützte Anleihen enthalten. Im letzten Abschnitt werden wir bei den Beispielen auch einige dieser Indexfonds nennen.

Beispiele für inflationsgeschützte Anleihen

Falls Sie inflationsgeschützte Anleihen kaufen möchten, gibt es zwar keine sehr große, aber dennoch meistens ausreichende Anzahl von Angeboten am Markt. Bei den inflationsgeschützten Bundeswertpapieren können Sie zum Beispiel nach wie vor die folgenden Papiere kaufen:

  • Bundesrepublik 0,121% 15/26 – DE0001030567
  • Bundesrepublik 0,607% 14/30 – DE0001030559
  • Bundesrepublik 0,122% 15/46 – DE0001030575

Möchten Sie sich alternativ oder zusätzlich für ETFs entscheiden, die sich wiederum auf inflationsgeschützte Anleihen beziehen, stehen unter anderem die folgenden Finanzprodukte zur Auswahl:

  • Xtrackers II Global Inflation-Linked Bond UCITS ETF 5C – LU0908508814
  • Amundi Index US Government Inflation-linked Bond UCITS ETF DR USD – LU1525419294

Ob Sie sich für den Kauf einer inflationsindexierten Anleihe entscheiden oder ETFs: Auf jeden Fall bieten diese Finanzprodukte eine gute Möglichkeit, sich außerhalb von Sachwerten gegen eine steigende Inflationsrate zu schützen, sowohl im Hinblick auf den Ertrag als auch das angelegte Kapital.