Aktienanleihe kaufen – Vorteile, Risiken und Tipps

Ein Taschenrechner und ein roter Kugelschreiber liegen auf einem Dokument. Au dem Dokument sich Schaubilder und Tabellen mit der Aktienentwicklung zu sehen.
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Aktienanleihen zählen zu den Rentenpapieren und kombinieren Zinszahlungen mit einer eventuellen Rückzahlung in Aktien.
  • Die Zinsen liegen bei den Aktienanleihen oft oberhalb des Durchschnitts, weil Anleger ein Verlustrisiko bei Aktien eingehen.
  • Aktienanleihen eignen sich insbesondere in Zeiten, an denen die Kurse an den Aktienmärkten eher seitwärts verlaufen.
  • Der Emittent der Aktienanleihe kann frei entscheiden, ob er die Rückzahlung zum Nennwert oder in Form von Aktien an den Anleger vornimmt.

Aktienanleihen sind spezielle Wertpapiere, die nicht so vielen Anlegern geläufig sein dürften. Nicht zu verwechseln sind Sie mit Wandelanleihen oder Optionsanleihen, da die Konstruktion anders aussieht. Wir möchten uns im Beitrag näher mit der Aktienanleihe beschäftigen. Sie erfahren, wie diese Wertpapiere funktionieren, worin die Vor- und Nachteile bestehen sowie, wie Sie gute Aktienanleihen finden.

Was ist eine Aktienanleihe?

Aktienanleihen sind Wertpapiere, die mit Zinsen ausgestattet sind. Sie werden häufiger alternativ auch als Reverse Convertible Bonds oder als Equity Linked Bonds bezeichnet. Das wesentliche Merkmal der Aktienanleihen besteht darin, dass der Emittent bei Fälligkeit frei entscheiden kann, ob er die Anleihe mit Ihrem Nominalwert an den Anleger zurückgezahlt oder stattdessen eine bestimmte Anzahl festgelegte Aktien liefert.

Typisch für eine Aktienanleihe ist, dass diese stets an die Kursentwicklung einer bestimmten Aktie, also an den Aktienkurs, gekoppelt wird. Allerdings erhalten Anleger zuvor wie bei anderen Rentenpapiere ebenfalls Zinsen, meistens jährlich. Der entsprechende Kupon verbrieft einen festgelegten Zinssatz, der meistens bei Aktienanleihen oberhalb des Durchschnitts liegt.

Die relativ hohen Zinsen sind ein Ausgleich für das erhöhte Risiko, welches der Anleger eingeht. Er akzeptiert mit der Aktienanleihe nämlich, dass der Emittent die Rückzahlung zum dann aktuellen Aktienkurs vornimmt. Dieser kann multipliziert mit der Anzahl der Aktien geringer ausfallen, als wenn die Aktienanleihen zum Nennwert zurückgezahlt werden.

Wenn Sie sich für eine Aktienanleihen entscheiden möchten, sollten Sie zunächst einige Fachbegriffe kennen, die im Zusammenhang mit diesem Wertpapier stehen. Das sind insbesondere:

  • Basiswert: Dabei handelt es sich um die Aktie, auf die sich die Aktienanleihe bezieht, wie zum Beispiel Telekom Aktien.
  • Basispreis: Dabei handelt es sich um den Kurs der Aktie, meistens an dem Tag, an dem die Aktienanleihe emittiert wird.
  • Kupon: Der Kupon verbrieft die Höhe der Zinsen, die während der Laufzeit im Rahmen der Aktienanleihe an die Anleger gezahlt werden.
  • Nennwert: Beim Nennwert, auch Nominalwert, handelt es sich um den Wert der Aktienanleihen. Meistens liegt dieser bei 1.000 Euro.
  • Laufzeit: Die Laufzeiten bewegen sich bei einer Aktienanleihe meistens im Bereich zwischen wenigen Monaten und zwei Jahren.

Aktienanleihe nicht mit Wandel- oder Optionsanleihen verwechseln

Nicht verwechseln dürfen Sie eine Aktienanleihe mit einer Options- oder Wandelanleihe. Bei der Optionsanleihe haben Sie als Anleger das Recht, Aktien zu beziehen oder im Zuge einer Wandelanleihe zu tauschen. Im Unterschied dazu entscheidet bei der Aktienanleihe der Emittent, ob am Laufzeitende Aktien geliefert werden oder die Anleihe zum Nominalwert zurückgezahlt wird.

Wie funktioniert eine Aktienanleihe?

Zunächst einmal funktioniert eine Aktienanleihe wie die meisten, anderen Schuldverschreibungen ebenfalls. Das bedeutet, dass der Anleger das Wertpapier für einen bestimmten Nominalbetrag erwirbt, beispielsweise 1.000 Euro beim Kurs von 100 Prozent. Während der Laufzeit wird in der Regel jährlich ein Zins ausgezahlt, wobei die Zinsen meistens oberhalb des Durchschnitts am Markt liegen. Interessant wird es bei der Funktionsweise der Aktienanleihen, wenn das Wertpapier fällig ist. In diesem Fall gibt es seitens des Emittenten die folgenden zwei Optionen:

  1. Rückzahlung der Aktienanleihe zum Nennwert
  2. Lieferung einer festgelegten Anzahl von Aktien

Für die erste Variante wird sich der Emittent immer dann entscheiden, wenn der aktuelle Kurs der Aktien entweder identisch mit dem Basispreis ist oder darüber liegt. Ist der Kurs der Aktie bei Fälligkeit der Aktienanleihe jedoch geringer als der Basispreis, wird der Emittent stattdessen die festgelegte Anzahl von Aktien an den Anleger liefern.

Der Zinssatz bleibt allerdings unberührt, weil dieser normalerweise jährlich gezahlt wird oder bei Fälligkeit. Das ist allerdings unabhängig davon, ob der Emittent die Aktien liefert oder die Anleihe zum Nominalbetrag zurückzahlt.

Beispiel – Funktionsweise einer Aktienanleihe

Zum besseren Verständnis, wie eine Aktienanleihe funktioniert, möchten wir im Folgenden ein Beispiel geben. Dazu nehmen wir an, dass Sie sich für eine Aktienanleihe der Telekom entscheiden. Sie erwerben das Rentenpapier zu einem Nominalbetrag in Höhe von 1.000 Euro mit einer Laufzeit von einem Jahr. Dabei ist die Aktienanleihe mit Zinsen in Höhe von 7,5 Prozent jährlich ausgestattet. Weil der Kurs der Aktienanleihe bei der Ausgabe 100 Prozent beträgt, zahlen Sie entsprechend einen Kaufpreis in Höhe von 1.00 Euro.

Sollte es bei Fälligkeit der Anleihe zur Lieferung der Aktien kommen, würden Sie 50 Telekom Aktien statt der Rückzahlung des Nennwertes erhalten. Der Basispreis beläuft sich im Beispiel auf 20 Euro je Aktie. Diese Zahlen noch einmal zusammengefasst in der Übersicht:

  • Nennwert der Aktienanleihe: 1.000 Euro
  • Kurs bei Ausgabe: 100 Prozent
  • Laufzeit: 1 Jahr
  • Zinssatz: 7,5 Prozent
  • Lieferung Aktien: 50 Stück
  • Basispreis: 20 Euro

Im Beispiel gehen wir davon aus, dass der aktuelle Kurs der Telekom Aktien bei Fälligkeit der Aktienanleihe bei 18,50 Euro liegt. Er notiert demzufolge unter dem Basispreis, sodass sich der Emittent mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür entscheiden wird, die Aktien zu liefern. Die festgelegten 50 Telekom Aktien hätten einen Gesamtwert von 925 Euro. Für den Anleger bedeutet das, dass er einen Verlust von 75 Euro macht, da er beim Kauf den Nennwert von 1.000 Euro gezahlt hat.

Allerdings hat er natürlich die Chance, dass der Kurs der Aktien wieder steigt und er die Wertpapiere später mit Gewinn veräußern kann. Läge der aktuelle Kurs der Telekom Aktien bei Fälligkeit der Aktienanleihe zum Beispiel bei 21,50 Euro, würde der Emittent stattdessen die Rückzahlung zum Nennwert vornehmen. Sonst würde er nämlich einen Gegenwert von 1.075 Euro transferieren, also 75 Euro mehr, als er nach Emission der Anleihe erhalten hat.

Mögliche Rendite bei der Aktienanleihen stets gedeckelt

Am Beispiel erkennen Sie, dass die mögliche Rendite der Aktienanleihen stets auf den Zinssatz gedeckelt. Sollte der Kurs der Aktie bei Fälligkeit oberhalb des Basispreises liegen, hat der Anleger davon nichts, weil der Emittent die Rückzahlung aller Wahrscheinlichkeit zum Nennwert vornimmt und nicht die entsprechenden Aktien liefern würde.

Welche Vorteile haben Aktienanleihen?

Bevor Sie sich als Anleger für oder gegen Aktienanleihen entscheiden, sollten Sie sich mit den Vor- und Nachteilen sowie dem Risiko des Investments auseinandersetzen. Die wesentlichen Vorzüge, von denen Sie bei Aktienanleihen profitieren, sind:

  • Feste Zinsen während der Laufzeit oder bei Fälligkeit
  • Überdurchschnittlicher Zinssatz
  • Positive Rendite trotz Seitwärtsbewegung am Aktienmarkt
  • Gut kalkulierbare Rendite
  • Flexibilität durch jederzeitige Verkaufsmöglichkeit an der Börse

Der Hauptvorteil eine Aktienanleihe ist für die meisten Anleger die überdurchschnittliche Rendite. Diese kommt aufgrund höherer Zinsen zustande, die eine Aktienanleihe für gewöhnlich im Vergleich zu anderen Rentenpapieren hat.

Zudem sind Aktienanleihen für Anleger flexibel, weil der Verkauf jederzeit an der Börse möglich ist. Welchen Kurs der Anleger dann allerdings erhält, ist vom jeweils aktuellen Kurs der Aktienanleihen abhängig.

Welche Nachteile haben Aktienanleihen?

Neben den Vorteilen sollten Sie ebenfalls die Nachteile und auch das Risiko einer Aktienanleihen kennen. Zu den negativen Punkten, die es bei einer Aktienanlage zu berücksichtigen gilt, zählen insbesondere:

  • Totalverlust des investierten Kapitals möglich
  • Begrenzte Gewinnmöglichkeiten im Vergleich zu Aktien
  • Emittentenrisiko
  • Verlustrisiko (der Aktien)

Ein durchaus größeres Risiko einer Aktienanleihe ist das Kursrisiko der Aktien. Sollte der Aktienkurs nämlich während der Laufzeit der Aktienanleihen deutlich sinken, wird der Emittent die Rückzahlung nicht zum Nennbetrag vornehmen, sondern die Aktien liefern. Für Sie als Anleger bedeutet das, dass Sie einen größeren Verlust erleiden wurden. Mehr noch: Selbst ein Totalverlust ist bei Aktienanleihen nicht ausgeschlossen.

Zum einen gibt es das Emittentenrisiko, dass also der Ausgeber der Aktienanleihen insolvent werden könnte. Aber selbst dann, wenn zum Beispiel eine solide Bank das Wertpapier emittiert und nicht selbst von der Insolvenz betroffen ist, kann ein Totalverlust entstehen.

Das wäre der Fall, sollte die Aktiengesellschaft insolvent werden, sodass die Aktien bei Fälligkeit der Anleihe zwar geliefert werden, diese nach einem Kurseinbruch aufgrund der Insolvenz jedoch (nahezu) wertlos sind.

Wo kauft man Aktienanleihen?

Tatsächlich gibt es mehrere Wege, wo Sie Aktienanleihen kaufen und ebenfalls verkaufen können, insbesondere:

  • Klassische Banken
  • Direktbanken
  • Direkthändler
  • Broker
  • Börse

In den meisten Fällen werden Sie Aktienanleihen an der Börse erwerben können und sie dort ebenfalls verkaufen. Alternativ gibt es die Möglichkeit, die Wertpapiere bei der Bank zu erwerben oder bei einem Direkthändler, über den Sie Rentenpapiere online kaufen können. Wenn Sie eine Aktienanleihen erwerben möchten, benötigen Sie allerdings ein Wertpapierdepot. Dieses können Sie bei einer Bank oder einem Broker eröffnen.

Wie und wo kauft man Aktienanleihen?

Es sind nur wenige Schritte notwendig, falls Sie Aktienanleihen erwerben möchten, nämlich:

  1. Wertpapierdepot eröffnen (falls noch nicht vorhanden)
  2. Für ausreichendes Guthaben auf dem Verrechnungskonto sorgen
  3. Aktienanleihen auswählen
  4. Kauforder erteilen
  5. Einbuchung der Wertpapiere in Ihr Depot

Auf der Kauforder, die Sie zum Beispiel über das System Ihrer Bank oder Ihres Brokers eingeben, müssen Sie lediglich den Namen und die ISIN der Aktienanleihe erfassen, zu welchem Nominalbetrag Sie diese kaufen möchten und ob eventuell beim Erwerb ein Limit vorgegeben werden soll.

Für wen eignet sich der Kauf von Aktienanleihen?

Ob sich der Kauf einer Aktienanleihe gut eignet oder nicht, ist vor allem davon abhängig, mit welcher Kursentwicklung bei den Aktien als Basiswert zu rechnen ist. Aktienanleihen eignen sich zum Kauf, wenn Sie von einer zukünftigen Seitwärtsbewegung oder sogar einem leicht steigenden Aktienmarkt ausgehen möchten. Möchten Sie zudem regelmäßig feste Zinszahlungen erhalten, wäre in dem Fall die Aktienanleihe für Sie ein geeignetes Investment.

Weniger geeignet sind Aktienanleihen allerdings unter der Voraussetzung, dass Sie eher von sinkenden Kursen bei den zugrundeliegenden Aktien ausgehen. Dann würde der Emittent bei Fälligkeit nämlich die Aktien liefern statt die Anleihe zum Nennwert zurückzuzahlen.

Für Sie als Anleger bedeutet das in der Regel einen Kapitalverlust. Sie würden zwar die Zinsen erhalten, aber Sie bekommen umgerechnet weniger Geld zurück, als Sie beim Kauf investiert haben. Es besteht allerdings zumindest die Möglichkeit, dass der Aktienkurs zukünftig steigt und Sie letztendlich doch noch neben den Zinsen einen zusätzlichen Kursgewinn erzielen.

Tipps: Wie findet man gute Aktienanleihen?

Wie bei vielen festverzinslichen Wertpapieren, gibt es auch bei Aktienanleihen am Markt eine große Auswahl. Eine Reihe von Emittenten, meistens entweder eine Bank oder die Aktiengesellschaft selbst, geben diese Wertpapiere aus. Daher ist es eine berechtigte Frage, wie Sie eine gute Selektion vornehmen und die für Sie am besten geeignete Aktienanleihe finden. Wir möchten Ihnen dabei helfen, sodass Sie sich unter anderem an den folgenden Tipps orientieren können, wie Sie gute Aktienanleihen finden.

  • Bonität des Emittenten: Achten Sie bei der Auswahl der Aktienanleihen auf eine möglichst gute Bonität des Emittenten, da es stets ein Emittentenrisiko gibt. Ein gutes Hilfsmittel sind Rating-Agenturen mit ihrer Bewertung, die etwas zur Kreditwürdigkeit der Emittenten aussagt.
  • Basispreis: Wenn Sie sich nicht für eine Aktienanleihe entscheiden, die gerade erst emittiert wurde, sollten Sie unbedingt näher analysieren, wie weit der aktuelle Kurs der Aktie vom Basispreis entfernt ist. Liegt der momentane Aktienkurs bereits unter dem Basispreis, ist das Risiko erhöht, dass die später einen Verlust erleiden.
  • Liquidität des Wertpapiers: Falls Sie eventuell planen, die Aktienanleihe später vorzeitig an der Börse zu veräußern, sollten Sie auf deren Liquidität achten. Damit ist gemeint, dass täglich ausreichende Umsätze vorhanden sind, damit Sie die Aktienanleihe später wie gewünscht möglichst schnell an der Börse veräußern können.
  • Mit der Aktie als Basiswert beschäftigen: Sie sollten sich bei der Auswahl der Aktienanleihe mit dem Basiswert beschäftigen. Ratsam ist, dass Sie sich für eine möglichst große und stabile Aktiengesellschaft entscheiden. Eine mögliche Insolvenz der AG würde für Sie bei Fälligkeit der Aktienanleihen unter Umständen sonst einen Totalverlust bedeuten.
  • Zinsvergleich vornehmen: Natürlich möchten Sie mit einer Aktienanleihe einen möglichst guten Zins erhalten. Deshalb ist es ratsam, die Wertpapiere auch im Hinblick auf die Höhe des verbrieften Zinssatz gegenüberzustellen. Denken Sie allerdings daran, dass ein besonders hoher Zins meistens mit einem erhöhten Emittentenrisiko verbunden ist.