Renditeaufschlag – Definition, Berechnung & Faktoren

Inhaltsverzeichnis

Alles über den Renditeaufschlag

Definition: Zuschlag für Investoren, die in risikobehaftete Anleihen investieren

Festlegung des Renditeaufschlages: Richtet sich nach der Bonität, welche von Ratingagenturen bestimmt wird

Einflussnehmende Faktoren: Veränderungen von Zinsstrukturen, Konjunktur, Aktienmarkt & Liquidität

Risiken von Unternehmensanleihen: Migrations-, Ausfall- & Kursrisiko


Für Anleger spielen viele unterschiedliche Faktoren bei Entscheidungen zum Kauf möglicher Wertpapiere eine Rolle. Gelegentlich hört oder liest man als Anleger von sogenannten Renditeaufschlägen, mit denen Wertpapiere attraktiver gemacht werden sollen. Bevor man sich zum Kauf dieser Wertpapiere entscheidet, gilt es verschiedene Fragen zu klären.

Worum handelt sich bei den Renditeaufschlägen genau und wie funktionieren diese Risikoaufschläge? Was bedeuten Renditeaufschläge im Zusammenhang mit Unternehmensanleihen und welche Risiken bergen sie? Außerdem sind Fragen danach, wie Renditeaufschläge berechnet werden und welche Faktoren sie beeinflussen von Interesse.

Definition: Was ist ein Renditeaufschlag?

Unter dem Renditeaufschlag versteht man einen Zuschlag, welcher bei Anlagen in Anleihen, die als ausfallrisikobehaftet gelten, von den Emittenten an die Investoren geht. Dieser Bonus wird auch als Risikoaufschlag bezeichnet und meint, dass der Emittent dem Anleger höhere Zinsen zahlen muss. Dies bedeutet, dass der Renditeaufschlag den Anlegern die mögliche Geldanlage attraktiver gestaltet.

Statt einer Absicherung wie bei Pfandbriefen soll der Risikoaufschlag die Erträge steigern. Pfandbriefe unterscheiden sich von den Anleihen dadurch, dass sie beispielsweise durch Immobilien gedeckt sind. Bei Anleihen und insbesondere Hochzinsanleihen sorgt primär die Bonität für Vertrauen.

Die Renditeaufschläge beziehen sich stets auf einen Basiswert, der als sicher gilt. Dabei wird der Credit Spread (Kreditaufschlag) in Basispunkten angegeben. Dieser bedeutet in Bezug auf die Anleihen, dass ein besseres Rating der Anleihe einen niedrigeren Credit Spread mit sich bringt. Hochzinsanleihen versprechen die besten Erträge, benötigen aber den höchsten Credit Spread, um interessant für Investoren zu sein.

Renditeaufschläge bei Unternehmensanleihen

Bei der Höhe des Zinssatzes einer Unternehmensanleihe kommt der Renditeaufschlag ins Spiel. Die Verzinsung einer Anleihe setzt sich aus dem sogenannten Basiswert (beispielsweise der Rendite einer Bundesanleihe mit gleicher oder nahezu identischer Laufzeit) und dem Renditeaufschlag, welcher der entsprechenden Gesellschaft zugeordnet wird, zusammen. Schwankungen der Rendite zeigen bestimmte Veränderungen auf, wie zum Beispiel Veränderungen des Zinssatzes oder der Bonität des Unternehmens.

Ein Großteil der Unternehmensanleihen ist begleitet von einem tendenziell höheren Kreditrisiko und beinhaltet höhere Renditen als andere Anleihen, wie beispielsweise Staatsanleihen. Dies bedeutet einen Credit Spread (Kreditaufschlag) zwischen Staats- und Unternehmensanleihen, weshalb die Rendite für Unternehmensanleihen, welche risikobehafteter ist, höher ausfällt.

Was sind Unternehmensanleihen?

Bei Unternehmensanleihen handelt es sich um von Unternehmen herausgegebene Anleihen. Der Zweck von Unternehmensanleihen ist vor allem die Finanzierung der jeweiligen Unternehmen. Sie bieten die Chance auf höhere Renditen als beispielsweise Staatsanleihen, weshalb sie an Beliebtheit dazu gewonnen haben. Vor allem Hochzinsanleihen sind sehr spekulative Renditebringer.

Unternehmensanleihen zeichnen sich durch verschiedene Merkmale aus:

  • Sie bieten den Anlegern Erträge und attraktive Renditen.
  • Eine Investition ist in viele verschiedene Wirtschaftssektoren möglich.
  • Unternehmensanleihensind generell liquider als andere Wertpapiere.

Unternehmensanleihen unterscheiden sich von Aktien, weil sie keine Beteiligung am Eigentum des Unternehmens bedeuten. Stattdessen erhält der Anleger von den Unternehmen einen festgelegten Zinsbetrag. Im Falle einer Emission bekommt der Anleger den Kapitalbetrag zurück. Die Laufzeiten der Anleihen teilen sich in kurzfristige, mittelfristige und langfristige Zeitdauern auf.

Welche Risiken betreffen Unternehmensanleihen?

Unternehmensanleihen Risiken

Bei Unternehmensanleihen gibt es, anders als bei Aktien, ein reduziertes Kursrisiko. Werden Bonds vor Ablauf der Laufzeit veräußert, können diese im Kurs schwanken, wenn der Marktzins über den Normalzins steigt. Wird die Unternehmensanleihe bis zum vereinbarten Laufzeitende gehalten, erhält der Investor den vereinbarten Nennwert plus Zinsen und bleibt vom Kursrisiko verschont.

Bei Bonds besteht im schlechtesten Fall ein Ausfallrisiko, das einen Totalverlust bedeuten kann. Sollte die betreffende Gesellschaft Insolvenz anmelden, kann sie unter Umständen ihren Verpflichtungen aus den Anleihen nicht mehr nachkommen.

Ein weiteres Risiko der Unternehmensanleihen ist das sogenannte Migrationsrisiko. Es beschreibt die Gefahr einer sinkenden Bonität der Gesellschaft und eine damit zusammenhängende Verringerung des Marktpreises der jeweiligen Unternehmensanleihe. Tritt dies ein, müssen Anleger Verluste in Höhe der Änderung des Preises hinnehmen. Eine Preisminderung bei Unternehmensanleihen basiert in den meisten Fällen auf einer Herabstufung der Bonität der Gesellschaft durch eine Ratingagentur.

Obwohl die Kreditwürdigkeit eines Emittenten auf längere Sicht gleich bleibt, kann es zu Schwankungen des Renditeaufschlages kommen. Grundsätzlich führen die Strategien von Investoren zur Vermeidung von Risiken zu steigenden Renditeaufschlägen und dementsprechend zu zurückgehenden Kursen der Anleihen. Selbst dann, wenn alle anderen Faktoren gleich bleiben. In diesen Fällen sprechen Marktexperten vom Spreadrisiko.

TippEinsteiger bei der Geldanlage in Unternehmensanleihen sollten in besonderem Maße auf die Kreditwürdigkeit des Emittenten achten. Hierfür bieten sich beispielsweise DAX-Werte an. Auf diese Weise können die Anleger das Ausfallrisiko minimieren und böse Überraschungen vermeiden.

Kreditrisiko bei Unternehmensanleihen

Das Kreditrisiko lässt sich in das Migrations- und das Ausfallrisiko untergliedern:

  • Migrationsrisiko

Hierunter versteht man die Gefahr einer sinkenden Bonität der emittierenden Gesellschaft und eine damit zusammenhängende Verringerung des Marktpreises der jeweiligen Unternehmensanleihe. Tritt dies ein, erleiden Anleger Vermögensverluste in Höhe der Änderung des Preises. Eine Preisminderung bei Unternehmensanleihen basiert in den meisten Fällen auf einer Herabstufung der Gesellschaft durch eine Ratingagentur. Dementsprechend wird das Migrationsrisiko oftmals über einen Wechsel in eine andere Ratingklasse operationalisiert.

  • Ausfallrisiko

Dieses stellt einen Sonderfall des Migrationsrisikos dar. Es besteht im schlechtesten Fall das Ausfallrisiko, das einen Totalverlust bedeuten kann. Die Anleihe migriert in die schlechteste Ratingklasse, die Ausfallklasse. Sollte die betreffende Gesellschaft Insolvenz anmelden, kann sie unter Umständen ihren Verpflichtungen aus den Anleihen nicht mehr nachkommen. Die Anleihe fällt aus und der Anleger erhält von den noch ausstehenden Zins– und Tilgungszahlungen einen Anteil.

Risikozuschlag bei schlechter Bonität von Unternehmensanleihen

Die beste Bewertung der Bonität lautet AAA und steht für die höchste Kreditwürdigkeit. Liegt die Bonität eines Emittenten unterhalb des AAA-Ratings, muss er einen Renditeaufschlag zahlen. In Deutschland wird fast grundsätzlich die Umlaufrendite sicherer Anleihen als Basiswert herangezogen. Je geringer die Bonität desto höher die Risikoaufschläge und damit auch die zu zahlenden Zinsen.

Der Renditeaufschlag kompensiert also den Anleger für die mit der Investition verbundenen Risiken und wird in Basispunkten angegeben. Ein Basispunkt entspricht dabei einem Renditeunterschied von 0,01 %. Als Basiswert für den Vergleich wird üblicherweise eine sogenannte „Benchmark” genommen. Diese ist zum Beispiel die Rendite einer Bundesanleihe mit gleicher oder ähnlicher Laufzeit.

Ein Beispiel:

Für eine noch bis zum 08.03.2023 laufende Unternehmensanleihe von Daimler (ISIN: DE000A1R0691) mit einem Nominalzinssatz von 2,375 % und einem aktuellen Kurs (Basis: 12.12.2019) von 107,33 % errechnet sich eine Rendite von ca. 0,098 %.

Zum Vergleich:

Die Bundesanleihe mit der ISIN: DE0001102309, einer Restlaufzeit bis zum 15.02.2023 und einen Nominalzinssatz von 1,50 % errechnet sich bei einem aktuellen Kurs (Basis: 12.12.2019) von 106,94 % eine Rendite von rund -0,654 %. Der Renditeaufschlag der Daimler Anleihe beträgt somit rund 0,752 % bzw. 75 Basispunkte.

Weil die Bonität von Daimler als relativ stark eingeschätzt wird, ist im vorliegenden Fall der Spread relativ gering, aber deutlich erkennbar. Spreads von weit über 100 Basispunkten sind in der Realität ebenfalls anzutreffen. Je schlechter das Kapitalmarktrating einer Anleihe ist, desto höher ist der Renditezuschlag.

Berechnung des Renditeaufschlages: Wie wird der Credit Spread (Kreditaufschlag) ermittelt?

Anleihen haben normalerweise einen festen Zinssatz und eine festgelegte Laufzeit. Die Höhe des Zinssatzes wird nach der Kreditwürdigkeit des Schuldners ausgerichtet, also nach der Bonität des Emittenten der Anleihen. Um die „richtige” Höhe des Zinssatzes und der Rendite zu erhalten, müssen Anleger die Bonität (die „Kreditqualität”) des jeweiligen Unternehmens einschätzen. Dazu bedient man sich oft Dritter.

Zu besonderer (und berüchtigter) Bekanntheit sind die Bonitäts-Ratings der großen internationalen Ratingagenturen gelangt. Sie analysieren und bewerten das Kreditrisiko der Emittenten nach einem standardisierten Prozess.

Den Renditeaufschlag berechnen

Referenzanleihen: Die Rolle der Staatsanleihen

Abgesehen von Unternehmen, Banken und Versicherungen gehören Staaten zu möglichen Schuldnern. Bei Staatsanleihen handelt es sich um Schuldverschreibungen, deren Emission von der Regierung bestimmter Staaten erfolgt. Da die Ausgaben einer Regierung oft die Beträge, die sie haben, übersteigen, sind Staatsanleihen bei souveränen Staaten gang und gäbe. Das Besondere an Staatsanleihen ist, dass sie, im Gegensatz zu anderen, bereits genannten Schuldnern, nicht insolvenzfähig sind.

HinweisStaatsanleihen erfüllen für die Berechnung des Renditeaufschlages eine relevante Rolle. Anhand der Referenzanleihe als Basiswert wird die Differenz zur jeweiligen Unternehmensanleihe in Basispunkten ermittelt. Diese Anzahl bestimmt anschließend den Renditeaufschlag.

Wer legt den Renditeaufschlag fest?

Die Bonität eines Unternehmens – die Kreditwürdigkeit – bestimmt den Renditeaufschlag. Die Bestimmung der Bonität erfolgt von Ratingagenturen wie beispielsweise Moody’s, Fitch oder Standard & Poor’s. Als Basiswert wird generell der Zinssatz einer Bundesanleihe mit gleicher oder ähnlicher Laufzeit herangezogen. Für Anleger kompensiert der Renditeaufschlag de facto die mit der Investition verbundenen Risiken. Dieser Renditeaufschlag wird in Basispunkten angegeben. Dabei entspricht ein Basispunkt dem Unterschied bei der Rendite von 0,01 %.

Um dies zu verdeutlichen, eignet sich folgendes Beispiel: Eine vor einigen Jahren ausgelaufene Anleihe der Deutschen Telekom mit einer Laufzeit von fünf Jahren bot eine Rendite von 2,8 %. Damit lag sie 0,22 %, beziehungsweise 22 Basispunkte über der Rendite der entsprechenden Bundesanleihe.

Welche Faktoren beeinflussen den Renditeaufschlag?

Es gibt verschiedene Faktoren, die einen Einfluss auf den Renditeaufschlag haben können. Darunter fallen unter anderem die variable Zinsstrukturkurve und die Konjunktur sowie Veränderungen des Aktienmarktes und der Liquidität. Diese Faktoren werden im Folgenden genauer erklärt.

Faktoren mit Einfluss auf den Renditeaufschlag:

  • Variabilität der Zinsstrukturkurve

Die Schwankungen der Zinssätze kann auf verschiedene Handhabungen der Geldpolitik der Zentralbanken zurückgeführt werden. Sinkt das Kapitalangebot, steigen die Zinssätze, und umgekehrt. Somit besteht ein Zusammenhang zwischen diesen Zinssätzen der Zentralbanken und dem Renditeaufschlag.

  • Variabilität der Konjunktur

Da sich bei einem Aufschwung der Wirtschaft die Zukunftserwartungen der Unternehmen verbessern, verringert dies das Kreditrisiko und führt zu einem sinkenden Renditeaufschlag.

  • Veränderungen des Aktienmarktes

Um einen besseren Überblick über die Zukunftserwartungen der Unternehmen zu bekommen, werfen viele Anleger einen Blick auf die Aktienkurse ebendieser Unternehmen. Bei sinkenden Aktienkursen bedeutet das ein steigendes Kreditrisiko.

  • Liquidität

Eine steigende Liquidität einer Anleihe bedeutet einen sinkenden Renditeaufschlag. Es besteht dementsprechend ein Zusammenhang zwischen dem Wert der Anleihe und der Liquidität.

Schwankende Risikozuschläge

Die Weltwirtschaft wird regelmäßig von Hiobsbotschaften erschüttert. Dazu gehören sich regelmäßig verändernde Bonitätsratings. Dies hat zusätzliche Auswirkungen auf die Risikozuschläge. Sollte eine Ratingagentur ein überraschend verändertes Rating eines Unternehmens veröffentlichen, wirkt sich das direkt auf die entsprechenden Aktienkurse, die Anleihenkurse und somit auf die Spreads aus.

Egal ob man Aktionär oder Anleiheninvestor ist, bei einer Verschlechterung des Ratings sinkt der Kurswert der Investition. Ob sich die Kurse dann wieder erholen, hängt von der weiteren Geschäfts- und Bonitätsentwicklung ab. Selbst wenn die Kreditqualität eines Emittenten über einen langen Zeitraum hinweg konstant bliebe, würde der Credit Spread im Laufe der Zeit gewisse Schwankungen aufweisen.

Allgemein führen Strategien der Anleger zur Risikovermeidung zu steigenden Credit Spreads und gleichzeitig zu fallenden Kursen der Unternehmensanleihen. Das ist selbst dann der Fall, wenn sonst alle Faktoren gleich bleiben. Die Gefahr, dass Investoren auf diese Weise einen Vermögensverlust erleiden, bezeichnet man als Spreadrisiko. Das Spreadrisiko wird vor allem in Kapitalmarktkrisen gefährlich, wie es beispielsweise während der LTCM-Krise 1998 oder während der Subprime-Krise seit 2007 zu beobachten war.

Was versteht man unter Credit Default Swaps?

Für Anleger, die riskanten Anlagen aus dem Weg gehen möchten, empfehlen sich sogenannte Credit Default Swaps. Diese Credit Default Swaps eignen sich als eine Möglichkeit zur Überwachung des Emittentenrisikos. Sie funktionieren wie eine Art Kreditausfallversicherung und werden nicht an der Börse gehandelt.

Die Laufzeit der Credit Default Swaps geht dann zu Ende, wenn ein sogenanntes Kreditereignis geschieht oder der vereinbarte Zeitpunkt eintritt. Da Anleger Bonitäten selbst nicht errechnen können, empfiehlt sich für sie ein Blick auf die Credit Default Swaps Prämien, welche der Emittent zahlt. Einzusehen sind diese auf der Seite des Deutschen Derivate Verbandes.

Credit Default Swap

Fazit zum Renditeaufschlag

Der Renditeaufschlag dient Investoren als eine Art Risikozuschlag und macht auf diese Weise verschiedene Anleihen attraktiver. Bestimmt wird der Renditeaufschlag anhand der Bonität der Unternehmen. Schwankungen des Renditeaufschlages werden durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst. Dazu gehören zum Beispiel variable Zinsstrukturen, Veränderungen der Konjunktur, des Aktienmarktes und der Liquidität.

Eine Form der Anleihen sind Staatsanleihen. Diese unterscheiden sich in ihrem Risikofaktor von anderen Anleihen, wie zum Beispiel Unternehmensanleihen. Entscheidet man sich als Anleger für eine Investition in Anleihen, sollte man die verschiedenen Besonderheiten des Renditeaufschlages im Kopf behalten, um die potenziell sinnvollste Anleihe zu finden.