Wandelanleihen kaufen: Von Aktienkurs & Zinsen profitieren

Ein Mann überprüft an seinem Laptop seine Anleihen Renditen.
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Wandelanleihen sind Unternehmensanleihen, die in Aktien des ausgebenden Unternehmens umgewandelt werden können, was Anlegern potenziell hohe Renditen ermöglicht.
  • Die Wandlung der Anleihe in Aktien erfolgt zu einem festgelegten Wandlungspreis und -verhältnis, und kann während oder spätestens am Ende der Laufzeit durchgeführt werden.
  • Wandelanleihen bieten eine feste Verzinsung und Schutz vor Kursverlusten, falls die Wandlung in Aktien für den Anleger nicht von Vorteil wäre.
  • Der Kurs einer Aktie spielt eine entscheidende Rolle bei der Wandlung von Wandelanleihen in Aktien. Um Gewinne zu erzielen, sollte der Aktienkurs den Wandlungspreis der Anleihe übersteigen.
  • Die Wandelanleihe ist für erfahrene Anleger geeignet, die von möglichen Aktien-Kursgewinnen profitieren möchten, während sie gleichzeitig Zinsen aus der Anleihe erhalten.

Was sind Wandelanleihen?

Wandelanleihen, auch Convertible Bonds genannt, sind Unternehmensanleihen, die den Inhabern das Recht einräumen, die Anleihen in Aktien des ausgebenden Unternehmens umzuwandeln. Eine Wandelanleihe funktioniert wie eine normale Anleihe, indem sie eine feste Verzinsung bietet und am Ende der Laufzeit zurückgezahlt wird, falls die Option der Wandlung nicht genutzt wird. Die Verzinsung der Wandelanleihe ist in der Regel allerdings niedriger als bei einer normalen Anleihe ohne Recht auf Wandlung.

Wandelanleihen bieten Anlegern die Möglichkeit, von einem steigenden Aktienkurs zu profitieren. Der Wandlungspreis und das Umwandlungsverhältnis von Anleihe zu Aktien sind bei der Wandelanleihe im Vorfeld festgelegt.

Beispiel für die Wandlung von Anleihe zu Aktie:

Beträgt der Nennwert einer Wandelanleihe beispielsweise 1.500 Euro und der Wandlungspreis 5 Euro pro Aktie, so beträgt das Wandlungsverhältnis 1:300. Entscheidet sich der Anleger für eine Wandlung während der Laufzeit, so wird die Anleihe in diesem Verhältnis umgetauscht. Der Inhaber der Wandelanleihe erhält somit nach der Wandlung 300 Aktien zum Preis von 5 Euro pro Aktie.

Die Entscheidung für oder gegen eine Wandlung sollte davon abhängen, ob der aktuelle Kurs der Aktie den Wandlungspreis übersteigt. Wenn der Wert der Aktien, die man durch die Wandlung erhält, höher ist als der Wert der Wandelanleihe plus Zinsen, kann der Anleger mit der Umwandlung der Wandelanleihe Gewinn machen. Wenn nicht, wird einfach keine Wandlung vorgenommen und die Anleihe bleibt eine Schuldverschreibung mit fester Verzinsung.

Was sind Pflichtwandelanleihen und CoCo-Bonds?

Pflichtwandelanleihen:

Diese spezielle Form der Wandelanleihe wird spätestens am Ende der Laufzeit automatisch in Aktien umgewandelt. Anleger tragen daher das Risiko, dass der Aktienkurs zum Zeitpunkt der Wandlung unter dem Wandlungspreis liegt.

CoCo-Bonds:

Contingent Convertible Bonds sind eine weitere Sonderform der Wandelanleihe undwerden bei Erreichen eines festgelegten Auslösers, wie dem Unterschreiten einer bestimmten Eigenkapitalquote, automatisch in Aktien umgewandelt. Ohne diesen Trigger bleibt die Anleihe bestehen.

Was sind die Vorteile von Wandelanleihen für Anleger?

Die Vorteile von Wandelanleihen bestehen im sogenannten konvexen Risikoprofil der Wandelanleihe – einer attraktiven Kombination aus Sicherheit und Renditechancen.

So liegt ein wesentlicher Vorteil der Wandelanleihe in der Möglichkeit, von einem steigenden Aktienkurs zu profitieren. Anleger können eine Wandelanleihe in Aktien des ausgebenden Unternehmens umwandeln und somit am steigenden Aktienkurs und dem Erfolg des Unternehmens teilhaben. Diese Option ermöglicht eine potenziell höhere Rendite, die über den Gewinn einer normalen Anleihe hinausgehen.

Gleichzeitig bieten Wandelanleihen auch einen gewissen Schutz durch ihre feste Verzinsung. Sollte sich der Kurs einer Aktie negativ entwickeln, können Anleger die Wandelanleihe behalten und weiterhin Anleihen-Zinsen erhalten, anstatt Verluste hinzunehmen.

Was sind die Nachteile von Wandelanleihen für Anleger?

Wandelanleihen bieten zwar interessante Chancen, bergen jedoch auch verschiedene Nachteile für Anleger.

Ein wesentlicher Nachteil von Wandelanleihen ist die im Vergleich zu einer normalen Anleihe geringere Verzinsung. Die Kuponzahlungen sind niedriger, da die Möglichkeit zur Umwandlung in Aktien eine zusätzliche Gewinnchance darstellt. Dies bedeutet, dass Anleger auf einen Teil der festen Erträge verzichten müssen, die sie bei einer herkömmlichen Anleihe erhalten würden.

Ein weiteres Risiko besteht bei Pflichtwandelanleihen, da hier am Ende der Laufzeit zwingend eine Wandlung in Aktien erfolgt. Sollte der Aktienkurs zum Zeitpunkt der Wandlung stark gefallen sein, können dem Anleger erhebliche Verluste entstehen.

Da Wandelanleihen Unternehmensanleihen sind, unterliegen Anleger auch dem Emittentenrisiko, sofern sie nicht auf Fonds-Basis in Wandelanleihen investieren. Geht das emittierende Unternehmen der Wandelanleihe pleite, so ist es unter Umständen nicht mehr in der Lage, das geliehene Geld an die Inhaber der Anleihe zurückzuzahlen.

Der Umgang mit Wandelanleihen erfordert außerdem ein höheres Maß an Fachwissen und Erfahrung, weshalb Wandelanleihen für Anfänger weniger geeignet sind, als weniger komplexe Anleihe-Arten.

Der Markt für Wandelanleihen ist relativ klein, da nur wenige Unternehmen diese Anleihen ausgeben. Dies schränkt die Auswahlmöglichkeiten erheblich ein.

Zusätzlich kann das Kaufen von Wandelanleihen, die in ausländischen Währungen notiert sind, ein Währungsrisiko mit sich bringen.

Für wen sind Wandelanleihen geeignet?

Wandelanleihen sind besonders für erfahrene Anleger geeignet, die über fundiertes Wissen und Erfahrung im Umgang mit komplexen Finanzprodukten verfügen. Eine Wandelanleihe bietet eine attraktive Kombination aus festverzinslichen Erträgen und der Möglichkeit, von einem steigenden Aktienkurs zu profitieren. Aufgrund ihrer Komplexität und der Schwierigkeit, den fairen Preis zu ermitteln, ist es für Anfänger weniger empfehlenswert, Wandelanleihen von Unternehmen zu kaufen.

Anleger, die bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen, können Wandelanleihen als Ergänzung zu ihrem bestehenden Portfolio in Betracht ziehen. Insbesondere bei Pflichtwandelanleihen und CoCo-Bonds ist jedoch Vorsicht geboten, da diese ein höheres Risiko als normale Wandelanleihen mit sich bringen.

Wandelanleihen kaufen oder lieber in ETFs investieren?

Bei klassischen Wandelanleihen sind die Risiken relativ überschaubar, weshalb sie im Vergleich zu normalen Unternehmensanleihen eine niedrigere Verzinsung bieten. Dennoch unterliegen auch klassische Wandelanleihen dem Emittentenrisiko, da die Gefahr besteht, dass das emittierende Unternehmen insolvent wird.

Um das Emittentenrisiko zu eliminieren, gibt es die Möglichkeit, in spezielle Wandelanleihen-ETFs zu investieren. So sind beispielsweise die folgenden ETFs für Wandelanleihen in Deutschland investierbar:

ETFsAnleihenRegionenFondsvolumenTEREuro-Hedge
SPDR Refinitiv Global Convertible Bond UCITS ETF(ISIN: IE00BNH72088)344Global656 Mio. Euro0,50 % p. a.nein
SPDR Refinitiv Global Convertible Bond EUR Hedged UCITS ETF(ISIN: IE00BDT6FP91)345Global517 Mio. Euro0,55 % p. a.ja
Invesco AT1 Capital Bond UCITS ETF EUR Hedged Dist(ISIN: IE00BFZPF439)87Industrieländer284 Mio. Euro0,39 % p. a.ja
WisdomTree AT1 CoCo Bond UCITS ETF EUR Hedged(ISIN: IE00BFNNN236)134Europäische Industrieländer133 Mio. Euro0,39 % p. a.ja

8 Dinge, die man bei Anleihen-ETFs beachten sollte

Bei der Auswahl von ETFs können sich Anleger an bestimmten Auswahlkriterien orientieren Im Falle von Anleihen-ETFs sollten insbesondere die folgenden Kriterien beachtet werden, die für die Auswahl eines geeigneten Fonds wichtig sind. Sie können üblicherweise den offiziellen Verkaufsprospekten der Fonds (Factsheets) entnommen werden.

1. Art der Anleihe

  • Staatsanleihen: Sichere Anleihe, aber mit geringerer Rendite
  • Unternehmensanleihen: Riskantere Anleihe, aber mit potenziell höherer Rendite

2. Laufzeit

  • Kurzfristige Laufzeit(bis 3 Jahre): geringes Risiko, niedrige Zinsen
  • Mittelfristige Laufzeit (3 – 10 Jahre): moderates Risiko und Rendite
  • Langfristige Laufzeit (über 10 Jahre): Höheres Zinsänderungsrisiko, höhere Renditen

3. Bonität der Unternehmen

Risikobewertungsplattformen orientieren sich bei der Einstufung der Kreditwürdigkeit von Unternehmen an den Bewertungsskalen bekannter Ratingagenturen wie Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch, die üblicherweise in bis zu 25 Abstufungen von AAA (beste Bewertung) bis D (schlechteste Bewertung) verlaufen.

4. Kosten (TER – Total Expense Ratio)

Anleger sollten bei der Fonds-Auswahl auf niedrige Verwaltungsgebühren achten, da diese einen maßgeblichen Einfluss auf die Rendite des Fonds haben.

5. Ausschüttungspolitik

  • Ausschüttende Fonds: Regelmäßige Zinszahlungen an die Anleger.
  • Thesaurierende Fonds: Zinsen werden in den Fonds reinvestiert, was den Wert der Fonds-Anteile erhöht.

6. Volumen und Alter des Fonds

Je höher das Fondsvolumen und je älter der Fonds, desto geringer das Risiko, dass er aus Rentabilitätsgründen geschlossen wird. Als Faustregel sollte man auf ein Fondsvolumen > 100 MillionenEuro und ein Alter > 3 Jahre achten.

7. Indexnachbildung

  • Physisch replizierend (vollständig oder mittels Sampling): Direkter Kauf der Anleihen im Index.
  • Synthetisch replizierend: Nutzung von Derivaten zur Nachbildung des Index, was zu zusätzlichen Risiken führen kann.

8. Währungsrisiko

Überprüfen Sie, ob der ETF in der Heimatwährung bzw. in Euro währungsgesichert ist, wenn er in Fremdwährungen notiert ist. Ein Euro-Hedging ist bei Anleihen-ETFs wichtiger als bei Aktien-ETFs.

Welche Alternativen zu Wandelanleihen gibt es?

Wandelanleihen verbinden die Eigenschaften von Anleihen und Aktien. Je nachdem, welches Anlageziel eher im Fokus steht, können geeignete Investmentalternativen sowohl im Segment der Anleihen, als auch Aktien gefunden werden.

Steht eher die Sicherheit und der Wunsch nach einer festen Verzinsung im Vordergrund, könnte man sich auf klassische Anleihe-Varianten, wie Staatsanleihen, deutsche Bundesanleihen oder – etwas riskanter, dafür jedoch mit höheren Renditen – Unternehmensanleihen fokussieren.

Für langfristige und stabilitätsorientierte Anleger könnten auch Nullkuponanleihen bzw. sogenannte Zero Bonds eine Alternative zur Wandelanleihe darstellen.

Anleger, die eher nach einem dynamischeren Investment suchen, könnten sich für renditeträchtigere Anleihen-Varianten wie Schwellenländer-Anleihen oder andere Hochzins-Anleihen interessieren. Um von einem steigenden Aktienkurs zu profitieren, könnten Anleger als Alternative zu Anleihen den Investmentschwerpunkt auch auf die Assetklasse der Aktien verlagern.

Hybridanleihen können ähnlich der Wandelanleihe ebenfalls als Mischform zwischen Anleihe und Aktie verstanden werden. Sie weisen jedoch aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften ein höheres Risiko auf, als Wandelanleihen.

Ob Anleger nun nach Investmentalternativen im Bereich der Anleihen oder Aktien suchen – es besteht immer die Möglichkeit, breit gestreut auf der Basis von Fonds zu investieren, und zwar entweder mit Anleihen-ETFs oder Aktien-ETFs. Weiters gibt es die Möglichkeit, gemischte Fonds zu kaufen, die in beide Assetklassen, sowohl in Aktien als auch Anleihen, investieren.