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Zerobond – Definition, Formen & Berechnung

Inhaltsverzeichnis

Ein Überblick zu Zerobonds 

Wertpapiertyp: Schuldverschreibung / Anleihen

Laufzeit: Mittel- & langfristig, bis zu 30 Jahre

Kupon: Nullkupon, Kapital & Zinsen werden am Ende der Laufzeit zurückgezahlt

Vorteile für Anleger: Geringer Verwaltungsaufwand, sichere Rendite

Nachteile für Anleger: Lange Kapitalbindung, keine laufenden Zinseinnahmen, hohes Prognoserisiko

Vorteile für Emittenten: Geringe Verwaltungskosten, keine Belastung der Liquidität durch jährliche Zinszahlungen, intergenerativer Lastenausgleich möglich

Nachteile für Emittenten: Geringe Flexibilität


Definition: Was sind Zerobonds

Zerobonds, die auch als Nullkuponanleihen bezeichnet werden, sind Anleihen, die sich von anderen Schuldverschreibungen insbesondere durch zwei Merkmale unterscheiden.

Diese sind:

  • Lange Laufzeiten
  • Keine jährlichen Zinszahlungen

Bei Nullkupon-Anleihen wird üblicherweise am Ende der Laufzeit der Nennwert der Schuldverschreibung ausbezahlt, der über dem Kaufpreis liegt. Die Rendite ergibt sich also als Differenz zwischen Ausgabepreis und Nominalwert bzw. gesetzlich festgelegter Wert eines Zahlungsmittels.

Zerobonds sind noch eine recht junges Finanzprodukt, die während der Hochzinsphase in den frühen 1980er Jahren in den USA konzipiert wurde. In Deutschland kam die erste Nullkuponanleihe 1985 auf den Markt. Nullkuponanleihen können an der Börse gehandelt werden. Da keine regelmäßigen Zinszahlungen erfolgen, werden diese in den Börsenkurs eingepreist.

Welche Formen von Zerobonds gibt es?

Auf dem Markt werden zwei unterschiedliche Typen von Zerobonds angeboten, die beide die obigen Merkmale aufweisen, sich aber durch die Art der Ausgabe differenzieren.

Unterschieden werden:

  • Zerobonds, die zum Barwert ausgegeben werden. Barwert ist der heutige Wert von zukünftigen Zahlungen mit Einberechnung bestimmter Verzinsungen.
  • Zerobonds, die zum Nominalwert ausgegeben werden. Der Nominalwert ist dabei ein festgelegter Wert eines Wertpapiers. Bei Aktien ist er der Anteil des Unternehmens am Aktienkapital.

Ausgabekurs des Zerobonds zum Barwert

Die Ausgabe zum Barwert ist bei Nullkuponanleihen der Normalfall. Bei dieser Variante handelt es sich um Zerobonds im klassischen Sinn. Der Nennwert wird bereits vor der Ausgabe festgelegt. Davon ausgehend wird dann mittels Abzinsung der Barwert, der mit dem Ausgabepreis identisch ist, berechnet.

Ein Zerobond mit einem Nennwert von 1.000 €, einer Laufzeit von 5 Jahren und einem Zinsatz von 6 % wird dann zu einem Barwert von 747,27 € emittiert.

Ausgabekurs des Zerobonds zum Nominalwert

Neben der klassischen Nullkuponanleihe gibt es auch noch die sogenannten Zinssammler. Diese haben größere Ähnlichkeit mit normalen Anleihen, auch hier unterbleibt aber eine jährliche Zinsausschüttung bzw. Zinserträge.

Stattdessen werden diese Wertpapiere zum Nominalwert ausgegeben. Am Ende der Laufzeit wird der Nennwert dann zuzüglich sämtlichen angesammelten Zinserträge zurückbezahlt. Daher stammt auch die Bezeichnung Zinssammler.

Der Rückzahlungskurs wird in diesem Fall durch Aufzinsung nach der Zinseszins-Formel bestimmt.

Der Zerobond aus dem obigen Beispiel mit einem Nennwert von 1.000 €, einer Laufzeit von 5 Jahren und einer Verzinsung von 6 % würde dann zu einem Ausgabepreis von 1.000 € emittiert, am Ende der Laufzeit bekommt der Investor diese 1.000 € zuzüglich der Zinsertäge in Höhe von 1.338,23 € zurück.

Zerobond Typen

 

Wie wird der Barwert berechnet?

Die Formel für die Berechnung des Barwertes lautet:

Barwert = Nominalwert : (1 + Zinssatz)Laufzeit

In unserem obigen Beispiel berechnet sich der Barwert also wie folgt:

Barwert = 1.000 : (1 + 0,06)5 = 1.000 : 1,3382 = 747,24

Was sagt der Barwert aus?

Das Verhältnis zwischen Barwert und Nennwert bestimmt nicht nur die nominale Rendite. Bei Zerobonds die an der Börse gehandelt werden dient der Barwert auch als Indikator für den Börsenkurs.

Liegt der Barwert unter dem aktuellen Kurswert, dann ist der Zerobond unterbewertet und ein „Anlageschnäppchen“. Entsprechen die beiden Werte einander, wird das als faire Bewertung bezeichnet. Für Spekulanten ist die Anleihe dann in aller Regel uninteressant. Ist der Börsenkurs dagegen höher als der Barwert, ist die Anleihe überbewertet. Anleger können dann erwägen, das Wertpapier zu verkaufen und den Kursgewinn mitzunehmen.

Tipp:

Der Barwert (B) dient als Indikator für den Börsenkurs (K) eines Zerobonds.

Dabei gelten folgende Regeln:

B < K –> unterbewertet, Anlageschnäppchen

B = K –> fair bewertet

B > K –> überbewertet, Kursgewinn bei Verkauf

Wie wird der Effektivzins berechnet?

Die nominale Rendite ist bei einem Zerobond leicht zu ermitteln. Je nach Variante ergibt sie sich als Differenz zwischen dem Barwert und dem Nominalwert oder dem Nominalwert und den Rückzahlungswert.

Rationale Anleger orientieren sich aber am Effektivzins, der auch einen Vergleich mit anderen Anlagealternativen ermöglicht. Der Effektivzins wird nach folgender Formel ermittelt:

Bei der Berechnung wird also so vorgegangen, dass der Effektivzins als die x-te Wurzel (x = Laufzeit) aus dem Quotienten von Rückzahlungskurs und Kaufpreis berechnet und von diesem Wert die 1 abgezogen wird.

Formel  

Fausformel zur Berechnung des Effektivzins

?
Die Effektivverzinsung zeigt dem Anleihen-Besitzer welche individuelle Rendite er mit seiner Anleihe erzielen kann.

$$\bo\text"Effektivzins" = ((\text"Nominalzins" + \text"Agio bei der Rückzahlung"/\text"Laufzeit")/\text"Kaufkurs")*100)$$

Ergebnis berechnen

Besteuerung von Zerobonds

Wertpapierdividenden sowie Kursgewinne unterliegen seit dem Jahr 2009 der Kapitalertragsteuer. Für Anleger bedeutet das, dass auf die Rendite 25 % Abgeltungssteuer zuzüglich dem Solidaritätszuschlag von 5,5 % erhoben werden. Wer Mitglied einer der beiden großen christlichen Religionsgemeinschaften ist, zahlt außerdem noch Kirchensteuer.

Das ist bei allen Wertpapieren der Fall, bei Zerobonds gibt es aber eine Besonderheit. Da im Steuerecht das Zuflussprinzip gilt und bei Nullkupon-Anleihen jährliche Zinszahlungen unterbleiben, erfolgt auch die Besteuerung erst am Ende der Laufzeit. Etwas anderes gilt nur, wenn die Wertpapiere vorher verkauft werden und dabei ein Gewinn realisiert wird.

Besteuerung des Zerobonds am Ende der Laufzeit

Halten Sie Zerobonds bis zum Ende der Laufzeit, werden die Erträge in dem Jahr versteuert, in denen Sie Ihnen zufließen. Bei der Ermittlung der zu versteuernden Gewinne wird dabei auf die sogenannte Marktrendite abgestellt. Darunter wird die Differenz zwischen Kaufpreis und Rückzahlungskurs verstanden.

In unserem ersten Beispiel betrug der Kaufpreis (Barwert) 747,27 € und der Nominalwert, der am Ende der Laufzeit zurückgezahlt wird, 1.000 €. Die Differenz in Höhe von 252,73 € muss der Anleger versteuern.

Wurde das Wertpapiergeschäft über eine deutsche Bank abgewickelt, dann führt diese die Kapitalertragsteuer automatisch an das Finanzamt ab. Solange Ihre Kapitalerträge den Sparer-Pauschbetrag von 801 € respektive 1.602 € bei Ehepaaren nicht übersteigen, können Sie dies verhindern, indem Sie bei Ihrer Bank einen Freistellungsauftrag einreichen.

Haben Sie das Geschäft über eine ausländische Bank abgewickelt, müssen Sie die Erträge im Rahmen der Einkommensteuererklärung in der Anlage Kap deklarieren.

Da mittlerweile auch Steuerparadiese wie die Schweiz, Lichtenstein und die Cayman Islands am OECD-Informationsaustausch teilnehmen, ist es riskant, dem Finanzamt solche Einkünfte zu verschweigen. Sofern im Ausland bereits Quellensteuer auf Ihre Kapitaleinkünfte einbehalten wurde, wird diese aber in aller Regel auf die inländische Steuerschuld angerechnet.

Besteuerung des Zerobonds bei vorzeitigem Verkauf

Anleger, die Zerobonds vor Ende der Laufzeit verkaufen, müssen die Erträge in dem Jahr versteuern, in dem ihnen der Kaufpreis zufließt. Auch bei der vorzeitigen Veräußerung wird bei der Ermittlung des steuerbaren Gewinns auf die Marktrendite abgestellt.

Relevant ist also auch hier die Differenz zwischen dem gezahlten Kaufpreis und dem vereinnahmten Verkaufspreis. Die Möglichkeit, statt der Marktrendite die Emissionsrendite, also die versprochene Rendite, zur Gewinnermittlung heranzuziehen, gibt es seit Einführung der Abgeltungssteuer nicht mehr.

Worauf müssen Altanleger achten?

Zerobonds haben Laufzeiten von bis zu 30 Jahren. Vor 2009 wurden diese Wertpapiere oft gut verdienenden Fach- und Führungskräften sowie Freiberuflern empfohlen. Also einem Personenkreis mit hohem Individualsteuersatz.

Das Kalkül sah dabei vor, die Wertpapiere während der beruflichen Schaffensphase zu erwerben und die Laufzeit so zu terminieren, dass die Rückzahlung erst nach Eintritt in den Ruhestand erfolgt. Auf diese Art und Weise hätte eine Steuerverlagerung in eine Lebensphase mit niedrigerem Individualsteuersatz stattgefunden. Solche Überlegungen sind mittlerweile aber obsolet.

Denn für die Frage, welche Besteuerungsmethode zum Tragen kommt, ist nicht der Zeitpunkt der Zeichnung der Wertpapiere, sondern der Zufluss der zu versteuernden Gewinne maßgeblich.

Wer also 2008 Zerobonds erworben hat und derzeit noch hält, muss auf die Erträge die Abgeltungssteuer entrichten, die vom Individualsteuersatz unabhängig ist. Anleger, die sich aus Gründen der Steueroptimierung für Nullkuponanleihen entscheiden haben, können diese Wertpapiere also vorzeitig abstoßen.

Dabei sollte aber unser oben erläutertet Tipp zum Verkauf berücksichtigt werden, um Verluste zu vermeiden. Falls der Börsenkurs gerade unter dem Barwert liegt, ist es besser durchzuhalten und zunächst auf eine Veräußerung zu verzichten.

Für wen sich Zerobonds eignen

Was sind die Vorteile von Zerobonds?

Auch wenn sich Zerobonds nicht mehr dazu eignen, den Individualsteuersatz zu optimieren, haben Sie doch noch eine Reihe von Vorzügen.

Anleger profitieren insbesondere von diesen Vorteilen:

  • Niedriger Verwaltungsaufwand

Aufgrund der langen Laufzeiten sind Zerobonds sehr pflegeleicht. Innerhalb vieler Jahre ist nur eine einzige Investitionsauszahlung erforderlich. Da die Renditezahlung zum Schluss erfolgt, müssen während der Laufzeit auch keine Zinsen vereinnahmt, geprüft und versteuert werden.

Zerobonds eigen sich also besonders für Personen, die nicht viel Zeit in das Management ihres Vermögens investieren können oder wollen.

  • Einfach zu erstehen

Zerobonds stehen tagtäglich an den Börsen zu Verkauf und bieten Laufzeiten, die bis zu 30 Jahre lang sind, an. Man kann also leicht in Zerobonds investieren. Sie eigenen sich dabei vorallem für Anleger, die an langen Laufzeiten interessiert sind.

  • Risiko einer Wiederanlage entfällt

Wer in einer Hochzinsphase in Zerobonds investiert muss, anders als bei herkömmlichen Anleihen, sich nicht vor Wiederanlagen der jährlichen Renditezahlungen zu schlechteren Konditionen befürchten.

Stattdessen greift der Zinseszinseffet. Gerade bei einem fallenden Zinsniveau können die Investoren also entspannt bleiben. Gleichzeitig entfallen die Suchkosten für neue Anlageoptionen.

  • Hohe Planungssicherheit

Bei Zerobonds weiß der Anleger bereits zu Beginn, wie viel Geld er am Ende der Laufzeit ausbezahlt bekommt. Die einzige unsichere Komponente ist die Bonität des Emittenten. Sofern dieser Zahlungsfähig bleibt, ist dem Anleger die zugesagt Rendite aber sicher.

Die Kombination von Renditesicherheit, geringem Verwaltungsaufwand und langer Laufzeit macht Zerobonds auch für die Altersvorsorge interessant. Eltern oder Großeltern können auf diese Weise zudem für ihre Sprösslinge vorsorgen.

Die Bonds lassen sich problemlos so terminieren, dass die Rückzahlung fällig wird, wenn das Kind seinen Führerschein macht und sich das erste Auto wünscht oder mit dem Studium beginnt und die erste eigene Wohnung bezieht.

  • Vorzeitige Kapitalisierung möglich

Bei börsengehandelten Zerobonds bleibt der finanzielle Spielraum trotz langer Laufzeiten erhalten, da die Papiere jederzeit verkauft werden können. Allerdings ist dann die zugesagte Rendite nicht mehr garantiert.

  • Zinseffekt bei der Steuer

Obwohl der Anleger Jahr für Jahr Geld mit der Anlage verdient, muss das Finanzamt auf die Steuerzahlung warten, bis ihm die Erträge zufließen. Der Ableger profitiert hier also auch von einer Steuerstundung und einem damit verbundenen Zinseffekt.

Was sind die Nachteile von Zerobonds?

Trotz der zahlreichen Vorteile eignen sich Zerobonds nicht für jeden Anleger.

Investoren sollten insbesondere folgende Nachteile bedenken:

  • Geringe Flexibilität

Zerobonds können zwar vorzeitig abgestoßen werden, das geht aber oft mit Verlusten einher. Wer in diese Wertpapiere investiert, sollte deshalb auch im Stande sein, auf das investierte Kapital bis zum Ende der Laufzeit zu verzichten.

Gerade für junge Leute, die noch oft flexibel auf Veränderungen in ihrem Leben reagieren müssen, sind Zerobonds deshalb nicht ideal. Auch für Anleger, die gerne auf aktuelle Entwicklungen reagieren, um eine maximale Rendite zu erzielen, ist ein Zerobond nicht ratsam.

  • Niedrige Liquidität

Da die Renditezahlung erst zum Schluss erfolgt, ist das gesamte investierte Kapital bis zum Ende der Laufzeit gebunden. Das schränkt den finanziellen Spielraum bei Zerobonds stärker ein, als das bei herkömmlichen Anlagen der Fall ist.

  • Unterschiedliche Rendite

Die Rendite fällt bei Zerobonds unterschiedlich aus und hängt ganz von der Laufzeit ab. Eine allgemeine Formel zu Berechnung gibt es daher nicht und die Höhe Rendite kommt auf den Einzelfall an. Ob sich eine Investition in einen Zerobond lohnt ist also individuell anders.

  • Starke Kursschwankungen

Zerobonds reagieren auf eine Veränderung des Zinsniveaus sehr viel stärker, als konventionelle Anleihen. Sofern das Papier bis zum Ende der Laufzeit gehalten werden kann, ist das irrelevant. Für Anleger, die vorzeitig abstoßen müssen, steigt so aber die Gefahr, Verluste zu realisieren

  • Hohes Prognoserisiko

Bei Schuldverschreibungen ist die Bonität des Emittenten von zentraler Bedeutung. Zuverlässige Prognosen über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren sind aber nahezu unmöglich. Darüber hinaus besteht das Ausfallrisiko während der gesamten Laufzeit in unverminderter Höhe, da die sonst üblichen jährlichen Zinszahlungen unterbleiben.

Pro und Contra von Zerobonds

Vor- & Nachteile von Zerobonds für Emittenten

Auch Emittenten profitieren von der geringen Bürokratie. Da die jährlichen Zinszahlungen entfallen, ist der Verwaltungsaufwand deutlich geringer, als bei konventionellen Schuldverschreibungen. Zudem lässt sich der Cash Flow so leichter steuern.

Da regelmäßige Zinszahlungen entfallen, eignen sich Zerobonds insbesondere für die Finanzierung von Investitionsvorhaben, die erst mittel- oder langfristig Gewinne abwerfen.

Die fixe Rendite, die über einen sehr langen Zeitraum garantiert werden muss, geht aber mit einem Verlust an Flexibilität einher. Bieten sich bessere Finanzierungsmöglichkeiten, können diese nicht genutzt werden.

Darüber hinaus steht diese Form der Finanzierung nur Unternehmen und Institutionen mit sehr hoher Reputation offen, da Anleger nur bereit sein werden, ein solches Wertpapier zu zeichnen, wenn sie davon überzeugt sind, dass der Emittent am Ende der Laufzeit noch existiert und seine Schulden bedienen kann.