Nullkuponanleihen: Stabile Renditen für Langfrist-Anleger

Mehrere Businessmänner sitzen an einem Tisch und besprechen mehrere Dokumente mit Daten und Graphen des Unternehmens.
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Nullkuponanleihen bzw. Zerobonds handelt es sich um Anleihen mit relativ langer Laufzeit, bei denen die Erträge erst zum Laufzeitende fällig werden.
  • Es gibt zwei Arten von Nullkuponanleihen: Solche, die zum Barwert ausgegeben und solche, die zum Nennwert ausgegeben werden.
  • Um Investments vergleichen zu können, ist es sinnvoll, die Verzinsung von Nullkuponanleihen mit einer speziellen Formel zu berechnen.
  • Eine Nullkuponanleihe ist mit verschiedenen Vorteilen und Nachteilen verbunden, wobei sie sich vor allem für langfristig orientierte, konservative Anleger besonders eignet.

Was ist eine Nullkuponanleihe?

Bei der Nullkuponanleihe, auch als Zerobond bezeichnet, handelt es sich um eine spezielle Anleihe, bei der es zu keiner laufenden Auszahlung von Zinsen kommt. Anleger erhalten bei dieser Art von Anleihe somit keine jährlichen Zinsen. Stattdessen erfolgt die Ausgabe der Anleihe in der Regel unter ihrem Nennwert, wobei der volle Nennwert zum Laufzeitende an den Inhaber zurückgezahlt wird.

Der Name “Nullkuponanleihe” kommt daher, dass die Anleihe keinen Kupon und somit keine regelmäßigen Zinszahlungen hat. Der Verzinsung beträgt daher formal 0 %. Die Rendite für den Anleger ergibt sich also nicht durch die laufende Auszahlung von Zinsen, sondern durch die Differenz zwischen dem Kaufpreis, der unter dem Nennwert liegt, und dem Rückzahlungsbetrag am Ende der Laufzeit. Durch diese Differenz entstehen die eigentlichen Erträge von Nullkuponanleihen.

Typischerweise haben Nullkuponanleihen eine lange Laufzeit, die oft mindestens zehn Jahre beträgt, aber auch bis zu 30 Jahre erreichen kann. Diese Anleihen werden häufig von Banken ausgegeben und stellen eine besondere Form der Investition dar, bei der die Zinsen gewissermaßen im Voraus abgezogen werden, wodurch sie im Kaufpreis bereits enthalten sind.

Welche Arten von Nullkuponanleihen gibt es?

Es gibt zwei Haupttypen von Nullkuponanleihen, die sich durch die Art ihrer Ausgabe unterscheiden: Nullkuponanleihen, die zum Barwert ausgegeben werden und solche, die zum Nominalwert ausgegeben werden.

Ausgabe zum Barwert

Diese Form ist die klassische und häufiger vorkommende Variante. Bei der Ausgabe zum Barwert wird der Ausgabepreis durch Abzinsung des Nennwerts berechnet. Der Barwert ist dabei der reduzierte Preis, den der Anleger bei der Ausgabe zahlt. Zum Laufzeitende erhält der Anleger den vollen Nennwert der Anleihe zurück.

Der Gewinn des Anlegers ergibt sich somit aus der Differenz zwischen dem reduzierten Kaufpreis und dem höheren Rückzahlungsbetrag.

Ausgabe zum Nominalwert (Nennwert)

Bei dieser Variante, der Ausgabe zum Nominalwert (auch als “Zinssammler” bezeichnet), wird die Anleihe zum vollen Nennwert ausgegeben. Während der Laufzeit werden keine Zinsen ausbezahlt. Stattdessen werden die Zinsen aufgesammelt und zum Laufzeitende zusammen mit dem Nennwert vergütet. Der Rückzahlungsbetrag wird durch Aufzinsung des ursprünglichen Nennwerts berechnet.

Wie berechnet man den Zinssatz von Zerobonds?

Die Verzinsung von Zerobonds wird nicht wie bei traditionellen Anleihen direkt aus einem festen Zinssatz abgeleitet, da Zerobonds keine periodischen Zinszahlungen während der Laufzeit haben. Stattdessen ergibt sich der effektive Zinssatz implizit aus dem Kauf- und Rückzahlungskurs der Anleihe. Die Berechnung des impliziten Zinssatzes ist insofern sinnvoll, um die Konditionen von Nullkuponanleihen mit anderen Investments vergleichen zu können.

Zur Berechnung des impliziten Zinssatzes wird folgende Formel angewendet:

Barwert = Nennwert / (1 + r)n

Wobei gilt:

r = impliziter Zinssatz pro Jahr

n = Laufzeit in Jahren

Um nun den impliziten Zinssatz zu berechnen, wird die Formel entsprechend umgestellt:

r = n√ Nennwert / Barwert – 1

Beispiel:

Eine Nullkuponanleihe wird mit einem Nennwert von 1.000 Euro und einer Laufzeit von zehn Jahren zu einem Barwert von 750 Euro ausgegeben. Die implizite Rendite r beläuft sich somit auf 2,89 %.

Was sind die Vorteile von Nullkuponanleihen für Anleger?

Nullkuponanleihen bieten Anlegern verschiedene Vorteile, die sie zu einer attraktiven Investitionsmöglichkeit machen:

Einfache Handhabung

Der Anleger erhält während der Laufzeit keine Auszahlung. Somit muss sich der Inhaber der Nullkuponanleihe nicht jedes Jahr um die Wiederanlage der Erträge kümmern oder sich über aktuelle Konditionen am Markt informieren. Dies reduziert den Verwaltungsaufwand erheblich und macht die Nullkuponanleihe zu einem sehr einfach zu handhabenden Investment mit minimalem Betreuungsaufwand.

Kein Zinsänderungsrisiko

Bei Nullkuponanleihen besteht kein Risiko, Erträge zu schlechteren Konditionen wieder anlegen zu müssen, falls das allgemeine Zinsniveau fällt. Der Zinssatz bleibt konstant, und die Zinsen werden automatisch zum selben Satz reinvestiert. Dies führt zu einem Zinseszinseffekt, der besonders vorteilhaft ist, wenn die allgemeinen Zinssätze während der Anlagedauer sinken.

Verlässliche Ertragsplanung

Die Rendite der Nullkuponanleihe ist bereits beim Kauf festgelegt, was den Anlegern eine sehr gute Ertragsplanung ermöglicht. Die Auszahlungssumme und der Zeitpunkt der Auszahlung kann genau vorhergesagt werden, was die langfristige Finanzplanung erleichtert. Dies ist insbesondere für Anleger nützlich, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft über eine bestimmte Geldsumme verfügen möchten, beispielsweise für den Eintritt in den Ruhestand.

Steuerstundungseffekt

Da während der Laufzeit keine Erträge ausbezahlt werden, müssen Anleger keine laufenden Steuern auf Zinserträge zahlen. Die Steuerpflicht tritt erst bei Laufzeitende bzw. bei der Auszahlung am Fälligkeitstag ein, was den Zinseszinseffekt verstärkt und die Gesamtrendite erhöht. Dies reduziert auch den laufenden Verwaltungsaufwand.

Flexibilität durch Verkaufsmöglichkeit

Nullkuponanleihen können vor dem Laufzeitende verkauft werden, falls Anleger vorzeitig auf das investierte Kapital zugreifen müssen. Dies bietet eine gewisse Flexibilität, obwohl der Verkauf vor Fälligkeit möglicherweise zu einer geringeren Rendite führt, da der Verkaufspreis von den aktuellen Marktbedingungen abhängt.

Was sind die Nachteile von Nullkuponanleihen für Anleger?

Nullkuponanleihen haben für Anleger auch mehrere Nachteile und Risiken, die berücksichtigt werden sollten:

Keine laufenden Erträge

Während der Laufzeit von Nullkuponanleihen gibt es keine regelmäßigen Zinszahlungen, was bedeutet, dass Anleger während dieser Zeit keine laufenden Erträge erhalten. Dies kann problematisch sein, insbesondere in Situationen, in denen regelmäßige Einnahmen benötigt werden, wie etwa bei der Finanzierung eines Studiums oder anderen kostspieligen Vorhaben. Die fehlende Liquidität kann den finanziellen Spielraum der Anleger einschränken und die Planung kostspieliger Projekte erschweren.

Eingeschränkte Flexibilität

Nullkuponanleihen bieten wenig Flexibilität, da das Kapital bis zum Laufzeitende gebunden ist. Sollte das allgemeine Zinsniveau während dieser Zeit steigen, können die Anleger nicht von den höheren Zinssätzen profitieren. Ein vorzeitiger Verkauf der Anleihe, um in eine besser verzinste Anlage zu investieren, ist meist mit Verlusten verbunden, da der Marktwert der Nullkuponanleihe durch die gestiegenen Zinssätze gesunken sein könnte.

Hohe Kursvolatilität

Nullkuponanleihen sind tendenziell volatiler als andere festverzinsliche Wertpapiere. Ihre Kurse reagieren empfindlicher auf Änderungen des Marktzinssatzes. Wenn die Zinssätze steigen, fällt der Kurs der Nullkuponanleihe, und umgekehrt. Dies bedeutet ein höheres Risiko schwankender Kurse, besonders für Anleger, die planen, die Anleihe vor Fälligkeit zu verkaufen.

Bonitätsrisiko des Emittenten

Die Bonität des ausgebenden Unternehmens ist bei Nullkuponanleihen besonders wichtig. Sollte der Emittent zahlungsunfähig werden, besteht das Risiko, dass der Anleger sein investiertes Kapital nicht zurückerhält. Das Ausfallrisiko ist bei Nullkuponanleihen aufgrund ihrer langen Laufzeiten und der fehlenden Zwischenzahlungen höher als bei Anleihen mit kürzeren Laufzeiten und regelmäßigen Zinszahlungen.

Einmalige Steuerbelastung

Am Ende der Laufzeit muss der gesamte Ertrag der Nullkuponanleihe auf einmal versteuert werden. Dies kann dazu führen, dass der Anleger in ein höheres Steuersegment fällt und möglicherweise seinen Sparer-Pauschbetrag überschreitet. Die fehlende laufende Besteuerung kann somit zu einer erheblichen Steuerlast am Fälligkeitstag führen.

Für wen sind Nullkuponanleihen geeignet?

Nullkuponanleihen sind für bestimmte Anlegerprofile besonders geeignet:

Langfristige Planer

Nullkuponanleihen eignen sich gut für Anleger, die langfristig planen und für einen definierten Zeitraum auf ihr investiertes Kapital verzichten können. Diese Anleger sind nicht auf regelmäßige Zinszahlungen angewiesen und schätzen die vorhersehbare Rendite, die beim Kauf der Anleihe bereits festgelegt ist. Beispiele hierfür sind Anleger, die eine bestimmte Summe für den Ruhestand oder für Bildungszwecke ihres Kindes benötigen.

Stabilitätsorientierte Anleger

Anleger, die Wert auf Planungssicherheit und eine festgelegte Verzinsung legen, finden in Nullkuponanleihen eine passende Anlageform. Diese Anleihen bieten klare Rückzahlungsbedingungen und eliminieren das Risiko von Schwankungen in den Zinszahlungen, was sie besonders für konservative Anleger sehr attraktiv macht.

Für wen sind Nullkuponanleihen nicht geeignet?

Weniger vorteilhaft sind Nullkuponanleihen hingegen für Anleger geeignet, die regelmäßige Erträge durch Zinszahlungen erzielen, die sich ein gewisses Maß an Flexibilität bewahren und die auf aktuelle Marktentwicklungen reagieren wollen.

Diese Anlegertypen können sich nach Alternativen im Segment der Anleihen umsehen und beispielsweise die folgenden Anleihen als passender erachten:

  • Festverzinsliche Anleihen: Diese bieten regelmäßige Erträge während der Laufzeit, was Anlegern eine kontinuierliche Einkommensquelle bietet.
  • Inflationsgeschützte Anleihen (TIPS): Anleihen, deren Zinsen an die Inflationsrate gebunden sind, bieten Schutz vor Inflation und können für Anleger interessant sein, die eine Absicherung gegen steigende Lebenshaltungskosten suchen.
  • Hochzinsanleihen (High-Yield-Bonds): Diese Anleihen bieten eine höhere Verzinsung, gehen jedoch mit einem höheren Risiko einher, da die Emittenten oft eine niedrigere Bonität aufweisen.
  • Staatsanleihen: Diese bieten oft eine sichere Anlageoption, da sie von Staaten ausgegeben werden und daher als relativ risikoarm gelten.