Optionsscheine: Omega ist der „effektive Hebel“

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Wenn Börsianer die Zukunft beurteilen wollen, stehen „die Griechen“ hoch im Kurs. Statt eines Orakels bemühen sie jedoch Kennziffern, die mit griechischen Buchstaben bezeichnet sind. Das so genannte Omega zählt dabei zu den wichtigsten Kenngrößen.

Es beziffert den sogenannten „effektiven Hebel“, also das Maß, um das sich der Wert eines Optionsscheins ändert, wenn der Kurs des zugrundeliegenden Wertpapiers (z.B. einer Aktie) um 1 Prozent steigt oder fällt.

Hintergrund ist das Phänomen, dass Optionen ihren Wert aus einem Basispapier ableiten, d.h. sogenannte Derivate sind. Deren Kurs ist an den Kurs des bezogenen Papiers gekoppelt. Kursbewegungen haben aber bei Optionen deutlich stärkere Wirkungen als beim Basispapier.

Ein Beispiel: am 1. März kostet die Aktie der Industrie AG 100 Euro. Bis zum 1. Juni steigt der Kurs auf 130 Euro. Dann hätte man beim Kauf der Aktie zum Ausgangszeitpunkt nach 3 Monaten 30 Euro Gewinn bzw. 30% Rendite gemacht.

Jetzt gibt es aber noch eine Option, das Papier der Industrie AG am 1. Juni zu 80 Euro zu kaufen. Diese Option kostet am 1. März 100 Euro (aktueller Kurs) – 80 Euro (Bezugspreis) = 20 Euro. Zum 1. Juni würde der Wert auf 50 Euro (wiederum Differenz aktueller Preis – Bezugspreis) gestiegen sein. Das entspräche einem Nominalgewinn von 30 Euro, wäre aber wegen des deutlich geringeren Kapitaleinsatzes eine Rendite von 150%.

Rechnerisch ergibt sich im Beispiel ein Hebel von 5. Die Zahl ist jedoch trügerisch. Denn die tatsächliche Hebelwirkung hängt davon ab, wie stark und in welche Richtung (Gewinn- oder Verlustbereich) der verbriefte Preis in einem Optionsschein vom aktuellen Kurs des Basispapiers abweicht.

Omega als Risikomaß bei Optionsscheinen nutzen

Man spricht auch von der Sensitivität des Preises einer Option auf Kursveränderungen vom Basiswert. Diese fällt um so niedriger aus, je näher der aktuelle Kurs des Basispapiers und der Ausübungspreis laut Optionsschein beieinander liegen.

Nun gewichtet man den theoretischen (rechnerischen) Hebel mit dem Wert für die Preissensitivität eines Optionsscheins, dem sogenannten Delta. Daraus ergibt sich der Wert, welcher besagt, um wie viel Prozent sich der Optionspreis ändert, wenn sich der Aktienpreis um ein Prozent ändert.

Unterstellt man also, unsere oben betrachtete Anlage weise ein Delta von 0,5 auf, würde sich ein Omega von 2,5 für den Optionsschein ergeben. Chancen, aber auch das Risiko wären folglich deutlich geringer. Zu beachten ist, dass sowohl der rechnerische Hebel als auch das Omega für Optionsscheine („effektiver Hebel“) dynamische Kennzahlen sind. Das heißt, sie verändern sich mit dem Marktverlauf.

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