Berufsunfähigkeitsversicherung – warum, wie, für wen?

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Unfall, dauerhafte Erkrankung oder totaler Burnout – wenn die Lebensplanung durcheinander gerät, weil der Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann, ist jeder froh, der bei Berufsunfähigkeit auf die Leistung einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung (abgekürzt oft BU) zurückgreifen kann. Die finanziellen Folgen nach dem Verlust der eigenen Arbeitskraft werden gerne unterschätzt. Wer nicht gerade über nennenswerte Vermögen oder Geld aus Aktienpaketen verfügt, steht bei Berufsunfähigkeit mitunter vor der Frage wie die laufenden Kosten bewältigt werden sollen.

Der zuletzt ausgeübte Beruf zählt

Lieber zeitig in jungen Jahren überschaubare monatliche Raten in die Vorsorge und Rente investieren. Je nach Alter und Konstellation reichen mitunter 50 Euro für eine im Notfall laufende Rentenzahlung über 1.000 Euro. Umso besser, wenn das Geld noch zur gesetzlichen Erwerbsminderungsrente hinzukommt. Denn die alleine reicht mit zuletzt durchschnittlich etwas über 700 Euro nicht zum Leben. Die gesetzliche Rente erhält zudem nur, wer in keinem Beruf länger als drei Stunden arbeiten kann. Schafft er sechs Stunden, bekommt er lediglich den halben Betrag. Obendrein wird über die Hälfte aller Anträge abgelehnt.

Insofern ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) mit Berufsunfähigkeitsrente dringend zu empfehlen, und zwar für jeden im Lohn- bzw. Angestelltenverhältnis, für Selbständige aber auch Berufsanfänger. Der Vorteil: Der Versicherung ist es egal, ob man noch mit irgendeinem anderen Job etwas dazuverdienen könnte. Was zählt, ist der letzte Beruf und dass er wegen Krankheit, Verletzung oder überdurchschnittlichem Kräfteverfall voraussichtlich auf Dauer nicht mehr ausgeübt werden kann, so das Gesetz.

Es reicht, wenn ein Versicherungsnehmer mindestens zu 50% berufsunfähig wird. Allerdings müssen dafür umfangreiche Nachweise für den Versicherer erbracht werden – detaillierte Tätigkeitsbeschreibung und Arztberichte über die Berufsunfähigkeit inklusive. Diese Hürde wird nicht immer genommen. Nicht selten werden Anträge bei der Berufsunfähigkeitsversicherung von Seiten der Versicherer zunächst abgelehnt und in 25% aller Fälle wird nicht gezahlt. Etliche Streitfälle landen dann vor Gericht. Häufig argumentieren Versicherungen auch mit angeblichen Fehlern beim Beantworten von Fragen im Antragsbogen.

Das Risiko entscheidet über die Kosten

Zu den zentralen Eingangsfragen der Versicherer zählen neben dem ausgeübten Beruf solche zum Gesundheitszustand, aber auch Freizeitaktivitäten. Die Versicherung möchte das Risiko bewerten, was sich im Tarif niederschlägt oder auch grundsätzlich über einen Antrag entscheidet. So wird zwar Sport als gesundheitsfördernd angesehen, doch wenn Hobbies wie Eishockey, Gleitschirmfliegen, Klettern oder Reiten riskant erscheinen, kann es für einen Versicherten teuer werden.

Lässt sich ein Hobby notfalls aufgeben, geht es bei Fragen zum Gesundheitszustand zur Sache. Der lässt sich nicht ändern. Selbst länger zurückliegende Beschwerden oder ein simple anmutende Allergie können die Tarife der Berufsunfähigkeitsversicherung in die Höhe treiben. Ganz zu schweigen von Epilepsien oder Diabetes; in solchen Fällen ist ohnehin mit einer Ablehnung zu rechnen.

Abgelehnt wird leider auch bei Berufen, die auf eine Absicherung besonders angewiesen wären. Etwa Flugbegleiter, Piloten oder Tauchlehrer. Aufgrund der Risikobewertung haben die das Nachsehen. Nach der nüchternen Logik „je höher der Körpereinsatz, desto größer die Abnutzung und Unfallgefahr“ werden auch von Handwerkern, Pflegern oder Gärtnern erheblich höhere Prämien verlangt. Obwohl Sitzen auf Dauer weniger gesund ist, bringen etwa Tätigkeiten im Büro ein geringeres Risiko für Berufsunfähigkeit mit sich. Die Anbieter teilen die Berufe in bis zu 15 Gruppen ein.

Wegen der oft unterschiedlichen Handhabung empfiehlt es sich, vor der Auswahl eines Versicherers die Konditionen zu vergleichen. Erst recht gilt dies mit Blick auf Kosten und Leistungen der Berufsunfähigkeitsrente. Was auf Anhieb günstig erscheint, hat in der Regel an anderer Stelle einen Haken. Das Kleingedruckte und die verwirrende Vielfalt tun ihr Übriges. Entscheidend ist vor allem die Leistung. Hier tut Recherche Not, ob und wer häufiger Schwierigkeiten bereitet oder weitgehend problemlos zahlt. Die Größe einer Versicherung allein ist dabei nicht entscheidend.

Berufsunfähigkeitsversicherung möglichst früh abschließen

Wohl aber sollte jeder daran denken, dass mit zunehmendem Alter das Risiko, sich irgendwelche Krankheiten zuzuziehen steigt. Selbst anfangs marginale Beschwerden setzen sich schnell fest. Die persönliche Krankenakte ist notfalls der Versicherung zugänglich, sodass ein Verschweigen keinen Sinn macht. Am Besten so früh wie möglich über eine Berufsunfähigkeitsversicherung nachdenken. Und zwar schon in jungen Jahren als Auszubildender, Schüler oder Student. In dem Alter sind die Beiträge am billigsten. Außerdem: Wenn die Berufsgruppe in eine günstige Einstufung fällt, bleibt diese auch in Zukunft bestehen, selbst wenn man später den Beruf wechseln sollte.

Im Schnitt können jüngere Menschen für eine Rente über 1.000 Euro mit monatlichen Beiträgen zwischen 100 und 200 Euro rechnen – abhängig vom Anbieter und der Berufsgruppe. Im günstigen Fall reichen 50 Euro. Generell werden übrigens drei Varianten angeboten: als selbständige Berufsunfähigkeitsversicherung, als Zusatzversicherung zur Risikolebensversicherung oder Kapitallebensversicherung. In der Regel reicht die Grundvariante ohne Kombination, sie ist zudem günstiger und übersichtlicher.

Grundsätzlich ist die klassische Berufsunfähigkeitsversicherung das Produkt mit den besten Leistungen. Abgesichert wird alles, was aus gesundheitlichen Gründen zur Arbeitsunfähigkeit bzw. Berufsunfähigkeit führt, auch psychische Krankheiten.