Der Zeitwert: Bedeutung in der Praxis

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Die wenigsten Anschaffungen halten ihren Wert für alle Ewigkeit – durch Verschleiß und Abnutzung widerfährt ihnen ein Wertverlust.

Wer ein neues Auto kauft, kennt das Prinzip: Nicht mal 1 Jahr ist vergangen, seitdem der Neuwagen vom Band gerollt ist – schon ist er deutlich weniger wert. Ein simples Beispiel für ein komplexes Thema: den Zeitwert.

Der Zeitwert drückt den Preis eines Objektes in Abhängigkeit vom zeitlichen Verlauf aus. Oft ist er gleichbedeutend mit den Begriffen „Marktwert” oder „Wiederbeschaffungspreis”.

In Bezug auf Kraftfahrzeuge ist der Begriff jedoch eher unüblich – da er nicht klar definiert, ob der Verkaufs- oder Wiederbeschaffungswert gemeint ist.

In anderen Zusammenhängen ist er allerdings breit vertreten, etwa bei betrieblichen Bilanzaufstellungen oder Finanzprodukten wie Optionsscheinen.

Zeitwert im Bilanzwesen

Die Wertveränderung hat im betrieblichen Umfeld durchaus Gewicht, etwa bei der jährlichen Bilanzierung eines Betriebes.

Hierbei hat der Zeitwert vorliegender Wirtschaftsgüter Einfluss auf die Ermittlung eines Betriebsvermögens und beeinflusst so letztlich auch die Steuerschuld, die sich für das Unternehmen ergibt.

Vermögen können etwa zur Produktion notwendiger Maschinen oder Immobilien verwendet werden. Diese verlieren mit der Zeit an Wert, auch im Interesse des Steuerpflichtigen sollte ein Zeitwert daher regelmäßig ermittelt werden.

Vom ursprünglichen Güterwert wird daher in der jährlichen Bilanzierung ein bestimmter Wert abgeschrieben.

Der Zeitwert von Gütern muss jedoch nicht zwangsläufig fallen: Durch Reparaturen oder Renovierungen kann er auch nach oben korrigiert werden – in dem Fall spricht man von einer Wertkorrektur.

Die „Formel“ lautet daher: Zeitwert = Anschaffungswert – Abschreibung + Wertkorrektur

Zeitwert im Versicherungswesen

Auch bei Versicherungen wie der Haftpflichtversicherung kommt es auf den Zeitwert an, denn: Geht etwas zu Bruch, wird stets der Zeit- und nicht der Neuwert oder Wiederbeschaffungswert erstattet. Hierbei ist immer der Sachwert zum Zeitpunkt der Beschädigung relevant.

Ausgangspunkt ist der Neuwert, von dem – analog zu einer Bilanzaufstellung für die Steuer – ein geschätzter Wert abgeschrieben wird. Der ermittelte Zeitwert zur Schadensregulierung liegt meist knapp unter dem Wiederbeschaffungswert.

Manche Versicherungsunternehmen erstatten jedoch auch den Neuwert, sofern das betreffende Objekt binnen 6 Monaten bereits Schaden genommen hat – eine Frage der Kulanz.

Zeitwert bei Optionsscheinen

Optionsscheine verbriefen das Recht, ein Finanzprodukt zu einem späteren Zeitpunkt zu kaufen (call) oder zu verkaufen (put).

Grundsätzlich gilt: Je näher der Stichtag rückt, desto höher der Wertverlust. Der Zeitwert nimmt also stetig ab, wobei der größte Wertverfall zumeist innerhalb der letzten 3 Monate vor Laufzeitende zu verbuchen ist.

Mehr zum Thema: Zeitwert – Option 3 Monate vor Fälligkeit verkaufen

Der Kurs eines Optionsscheines lässt sich berechnen, indem sein aktueller Kurs herangezogen und der innere Wert davon abgezogen wird.

Bei einem Verkauf zum „aktuellen“ Zeitpunkt wäre der Betrag, der sich aus der Rechnung ergibt, gleich dem Verlust, den der Anleger in Kauf nehmen muss. Bis zum Laufzeitende sinkt der Zeitwert stetig, bis er am Stichtag bei 0 liegt.