Kalkulationsschema – holt der Verkaufspreis die Ausgaben ein?

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Ohne ein Kalkulationsschema kann kein Unternehmen planen und Gewinne erzielen. In seinem Rahmen werden die verschiedenen Kosten berechnet, die für die gesamte Industriekalkulation wichtig sind. Damit lässt sich der Verkaufspreis eines Produkts ermitteln. Und der muss eben höher sind als die zu seiner Produktion notwendigen Kosten.

Kalkulationsschema: Ein Muster zur Kostenermittlung

Alles, was mit der betrieblichen Kalkulation zu tun hat, gehört zum Bereich des Rechnungswesens. Wer sich damit nicht auskennt, wird schnell durch erklärungsbedürftige Begriffe und deren Zuordnung verwirrt.

So etwa die Zuschlagskalkulation. Sie ist ein Vorgehen, mit dem die verschiedenen Kostenarten berechnet werden. Alle Einzelposten, aus denen sich der finanzielle Aufwand zur Herstellung eines Produkts zusammensetzt, finden sich im Kalkulationsschema.

Begriffe und ihre Bedeutung

Um zu sehen, ob ein Verkaufspreis Gewinne einfährt, werden im Kalkulationsschema über die Herstellkosten die Selbstkosten ermittelt. Hierzu eine Begriffserklärung: Die Herstellkosten umfassen sämtliche Kosten, die für ein Produkt anfallen bis es fertig gestellt ist und ins Lager kommt. Dazu gehören die Ausgaben für Material und Fertigung. Bei den Selbstkosten kommen die Ausgaben für Vertrieb und Verwaltung hinzu. Das sind alle Kosten, die bei der Herstellung und Vermarktung eines Produkts entstehen. Sie sind für die Preisgestaltung die Untergrenze.

Der Verkaufspreis muss dann also oberhalb der Selbstkosten liegen. Logisch, denn nur so kann das Unternehmen Gewinne machen. Das Kalkulationsschema wiederum besteht aus einer mehrstufigen Zuschlagskalkulation. Auf mehreren Stufen – Material, Fertigung, Verwaltung und Vertrieb – werden Gemeinkostenzuschläge auf die jeweiligen Einzelkosten aufgeschlagen. Gemeinkosten beinhalten alles, was dem Produkt nicht exakt zugeordnet werden kann, wie zum Beispiel die Energiekosten in einem Unternehmen.

Ein Beispiel

Am einfachsten lässt sich die Kostenrechnung mit dem Kalkulationsschema eines Kleinunternehmens nachvollziehen: Giovannis Pizza-Stand. Der produziert täglich 100 Pizzen. Laut Preisaushang kostet jede Pizza 5 Euro. Giovanni will ausrechnen, wie viel Gewinn er damit jeden Tag macht. Dazu muss er vom Verkaufspreis seine Ausgaben abziehen. Die Ausgabenliste sieht so aus: Zunächst die Zutaten für eine Pizza, die er für 1 Euro kaufen muss. Die werden in einem geleasten Kühlschrank gelagert, bei dem die tägliche Leasingrate 10 Euro beträgt.

Der angestellte Pizza-Bäcker hat einen Stundenlohn von 12 Euro und braucht für jede Pizza fünf Minuten. Der Ofen hat eine tägliche Abschreibungsrate von 20 Euro. Und der ganze Stand kostet jeden Tag 20 Euro Leasinggebühren. Hinzu kommen pro Tag 50 Euro für die Verwaltung, also Buchhaltung, Personal etc. Außerdem 25 Euro für den Vertrieb mit Werbung und Marketing. Nun will Giovanni mit diesen Zahlen-Zutaten über die Herstellkosten seine Selbstkosten ermitteln. Dabei muss er, wie bereits angedeutet, auf die einzelnen Posten die jeweiligen Gemeinkostenzuschläge aufschlagen.

So wird gerechnet

Für eine Pizza benötigt er folgende Materialien: 250 Gramm Mehl zum Einkaufspreis von 0,20 Euro. 50 ml Tomaten zu 0,10 Euro. Und 50 Gramm Käse zu 0,70 Euro. Die Materialeinzelkosten für Mehl, Tomaten und Käse belaufen sich also auf 1 Euro. Das ist der Posten der Material-Einzelkosten. Dann braucht Giovanni seine kompletten Materialkosten. Hier kommen die Lagerkosten bzw. die 10 Euro tägliche Leasingrate für den Kühlschrank ins Spiel. Die werden als Materialgemeinkosten über einen Zuschlagssatz auf die Materialeinzelkosten aufgeschlagen.

Die einzelnen Komponenten

Für den Zuschlagssatz werden die Gemeinkosten durch die Einzelkosten geteilt. Also: Zuschlagssatz = Gemeinkosten / Einzelkosten = 10 Euro / (100 * 1 Euro) = 10 Prozent. Das macht bei 1 Euro Material-Einzelkosten (s.o.) Materialgemeinkosten in Höhe von 0,10 Euro. Zuzüglich zu den Material-Einzelkosten von 1 Euro ergeben sich hier Materialkosten von 1,10 Euro.

Um nun die Herstellkosten zu ermitteln, kommen noch die Ausgaben für die Fertigung hinzu. Bei den Einzelkosten ist hier der Stundenlohn von 12 Euro zu berücksichtigen. Da eine Pizza in fünf Minuten fertig ist, beträgt der anteilig 1 Euro.

Die Fertigungsgemeinkosten beziehen sich auf die Abschreibung für den Ofen (20 Euro) sowie die Leasingrate (20 Euro) für den Stand. Der entsprechende Zuschlagssatz, also das Verhältnis der Fertigungsgemeinkosten zu den -einzelkosten wird so berechnet: (20 Euro + 20 Euro) / (100 * 1,00 Euro) = 40 Prozent. Das sind also anteilig von den Einzelkosten, sprich 1 Euro Stundenlohn, 0,40 Euro, die dem hinzugerechnet werden. Das ergibt 1,40 Euro Fertigungskosten. Somit betragen die Herstellkosten (Material- und Fertigungskosten) 2,50 Euro.

Jetzt kommen noch die Gemeinkosten für Verwaltung (50 Euro) und Vertrieb (25 Euro) hinzu. Für den Zuschlagssatz zählt das Verhältnis der Verwaltungsgemeinkosten (50 Euro) zu den Herstellkosten (100 * 2,50 Euro). Also: 50 Euro / 250 Euro = 20 Prozent.

Das sind anteilig von 50 Euro Herstellkosten 0,50 Euro. Bei den Vertriebskosten in Höhe von 25 Euro ergibt sich entsprechend ein Gemeinkostenzuschlag von 0,25 Euro. Diese beiden Gemeinkosten ergeben zusammen 0,75 Euro. Werden sie nun zu den 2,50 Euro Herstellkosten hinzugerechnet, so zeigt sich das Ergebnis für die gesamten Selbstkosten: 3,25 Euro pro Pizza.

Fazit

Das macht bei 100 Pizzen pro Tag 325 Euro, die von den täglichen Einnahmen in Höhe von 500 Euro abzurechnen sind. Damit macht Kleinunternehmer Giovanni jeden Tag 175 Euro Gewinn.

Orientierung für Unternehmer und Anleger

Der Grundaufbau des Kalkulationsschemas lässt sich auf kleinere und größere Unternehmen anwenden. Damit kann ein Anleger auch bei einem Automobilhersteller oder Maschinenbauer dessen Spielraum bei der Kostenermittlung besser einschätzen. Denn im Konkurrenzkampf geht es um Kosten und Preise und letztlich um den Gewinn.

Übrigens: Auch wenn der Grundaufbau gleich ist – im Detail sind Kalkulationsschemata nicht durchgehend einheitlich. Sie hängen von der Größe eines Unternehmens, den Besonderheiten der Branche oder der Fertigungsart sowie den Einzelheiten des jeweiligen Auftrags ab. Deshalb gibt es auch für den Handel ein eigenes Handels-Kalkulationsschema.