Shareholder Value-Maximierung: Wenn der Kapitalismus an seine Grenzen stößt
Grundsätzlich geht es bei der Shareholder Value-Maximierung darum, Entscheidungen im Unternehmen für die Aktionäre zu treffen. Man hat dabei das Ziel, den größtmöglichen Wert (Value) für die am Konzern beteiligten Investoren herauszuholen.
Aber wie es so oft ist: Wenn man sich nur auf eine Seite konzentriert, verliert der Gegenpart an Gewicht und Bedeutung. Oft entstehen durch die Shareholder Value-Maximierung neue Probleme.
Der Aktionär ist König
Zu anderen Zeiten stand der Kunde im Mittelpunkt eines Unternehmens. Man achtete besonders darauf, was Kunden wollen und richtete seine Strategie danach aus. Das ist zwar heute zum Großteil immer noch der Fall, allerdings ist inzwischen ein anderer Faktor in den Mittelpunkt gerückt: der Aktionär.
Doch es sind nicht unbedingt die Kunden, die spürbar darunter leiden – meist trifft es zuerst die Mitarbeiter. Somit ist es heutzutage bereits gang und gäbe, dass man Mitarbeiter entlässt und der Aktienkurs steigt daraufhin. Das Shareholder Value-Management und seine Prioritäten
Logisch, möchte man als Investor sagen, schließlich sind die laufenden Kosten gesenkt worden. Das ist natürlich unbestreitbar. Dennoch sollte man sich die Frage stellen, wie oft man die Spiel durchführen kann.
Hat die Firma am Ende keine Mitarbeiter mehr, aber dafür ist der Aktienkurs auf einem Rekordhoch? Irgendwo ist selbstverständlich der Punkt erreicht, wo die Aktionäre nicht mehr über Entlassungen jubeln. Dies ist einer der Punkte, den das Unternehmen finden muss, wenn sie ihren Fahrplan auf Shareholder Value-Maximierung ausgerichtet hat.
Realität vs. Erwartungen
Die Wurzel allen Übels mag in der Art liegen, wie die Börse heute strukturiert ist. Es geht indes um Analystenerwartungen und ob diese erreicht werden. Während man sich früher als Manager um die langfristige Entwicklung seines Konzerns kümmern konnte, wird heute teilweise kaum noch über den Tellerrand geschaut.
Da geht es immer nur um die nächsten Quartalszahlen und ob man diesbezüglichen Erwartungen gerecht werden kann. Wäre man selbst in einer solchen Situation, würden wohl viele ähnlich kurzfristig denken.
Denn es geht ja nicht nur um die Meinung der Analysten, sondern auch um den eigenen Bonus. Und diesen bekommt ein Manager in der Regel nur, wenn er die erwarteten Zahlen erreicht oder übertrifft. Wenn ein paar Mitarbeiter vor die Tür gesetzt werden, damit bei einer Abrechnung die Bilanz stimmt, bleibt die Realwirtschaft dabei auf der Strecke. Shareholder Value vor Paradigmenwechsel
Shareholder Value-Maximierung: Fazit
Macht ein Unternehmen Gewinne und gibt diese Zahlen bekannt, ist das ein gutes Zeichen – sollte es zumindest sein. Heutzutage ist ein Gewinn aber nicht gleich Gewinn.
Erfüllen die Unternehmenszahlen die Erwartungen, so reagiert der Aktienkurs meist wenig. Werden hingegen die Schätzungen der Analysten übertroffen, ist das ein Grund zum Feiern – und der Kurs steigt. Liegt der Gewinn dagegen unter den Erwartungen, sind die Anleger enttäuscht und das wirkt sich auch auf die Aktie aus.
Für die Shareholder Value-Maximierung reicht es also nicht aus, wenn man einen Gewinn macht. Man muss den Gewinn steigern – am besten von Quartal zu Quartal und von Jahr zu Jahr. Nach Meinung vieler Beobachter ist der Bogen der Shareholder Value-Maximierung damit schon seit langem überspannt.
Denn die Kunden sind dabei eher nebensächlich und die Mitarbeiter schon längst. Zumindest bei Unternehmen, die eine entsprechende aktionärsorientierte Unternehmensstrategie umsetzen.
Es gibt allerdings eine Gegenbewegung zu dieser Entwicklung: Einige Konzerne wenden sich verstärkt wieder dem Kunden zu.
Als Privatanleger sollte man die Unternehmen mit Shareholder Value-Maximierung eher mittelfristig handeln. Die kunden- und mitarbeiterorientierten Firmen hingegen sind eher für langfristige Investitionen geeignet.