Shareholder Value vor Paradigmenwechsel
Der Begriff des Shareholder Value stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt in etwa Aktionärsvermögen.
Der Grundgedanke hinter dem Shareholder-Value-Konzept: Das Management verpflichtet sich gegenüber den Aktionären dazu, den Unternehmenswert zu steigern.
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Beim Shareholder-Value-Ansatz steht insbesondere die Steigerung der Erträge und der Rendite im Vordergrund, wodurch der Unternehmenswert und damit die Aktie eines Unternehmens steigen sollen.
Errechnet wird der Shareholder Value anhand des freien Cash-Flows. Die theoretische Größe des Shareholder Value ergibt sich durch den freien Cash-Flow abzüglich des Fremdkapital-Marktwertes.
Der Kurswert, multipliziert mit der Anzahl der ausstehenden Aktien, ergibt letztendlich den Vermögenswert des Unternehmens und damit die Marktkapitalisierung einer Aktiengesellschaft.
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Shareholder Value birgt Risiken und Nachteile
In den vergangenen Jahren stand der Shareholder-Value-Ansatz selbst bei am Unternehmenswert orientierten Managern jedoch immer mehr in der Kritik.
So bezeichnete beispielsweise der ehemalige General Electric CEO Jack Welch das Konzept gegenüber der Financial Times als „die blödeste Idee der Welt“.
Auch Wirtschaftswissenschaftler warnen vor der blinden Umsetzung des Shareholder-Value-Gedankens.
Denn das Konzept und die sture Unterordnung der Unternehmenspolitik allein auf den Aktienkurs haben auch negative Auswirkungen.
Der Grund: Da viele Management-Gehälter durch Optionen an den Aktienkurs gekoppelt sind, fördert der Shareholder-Value-Ansatz Ungleichgewichte.
So fördert der Ansatz ein Handeln von Seiten des Managements, welches auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Beispielsweise können Mitarbeiter entlassen werden, um Kosten zu sparen und Renditeziele zu erreichen.
Auch Bilanzmanipulationen nahmen seit den 80er Jahren stark zu.
Mit Buchhaltungstricks wurden Bilanzen verändert, um entsprechende Geschäfts- und Finanzziele zu erreichen. Umsatz- und Gewinnprognosen wurden geschönt, um Aktionäre nicht zu vergraulen.
Interne Renditevorgaben erhöhten zudem den Druck auf die eigenen Mitarbeiter im Unternehmen, wodurch das Betriebsklima belastet wurde.
Vorteile des Shareholder-Value-Konzepts
Befürworter des Shareholder-Value-Gedanken halten dem entgegen, dass durch den Shareholder-Value-Effekt unrentable Arbeitsplätze im Unternehmen wegrationalisiert werden.
Dadurch steigt die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens, was letztendlich sowohl den Arbeitnehmern, die auf einen attraktiven und sicheren Arbeitsplatz hoffen können, als auch – durch höhere Steuereinnahmen – dem Staat zugutekommt.
Der Shareholder-Value-Gedanke zwingt das Management, unrentable Geschäftsbereiche zu verkaufen, die zwar Gewinne erzielen, jedoch unter dem Dach eines anderen Unternehmens gewinnbringender geführt werden können.
Dadurch entstehen Synergieeffekte auf beiden Seiten. Das verkaufende Unternehmen erhält für den Verkauf Geld in die Kasse, welches wieder gewinnbringend investiert werden kann. Das kaufende Unternehmen kann seine Marktstellung stärken.
Der Shareholder-Value-Ansatz gilt als obsoletes Modell
Trotz der positiven Effekte fordern immer mehr Manager die Abkehr vom Shareholder Value.
Denn Langzeitbetrachtungen und Analysen haben ergeben, dass der Ansatz zwar kurzfristig einen Mehrwert schafft, langfristig aber Aktionärswerte vernichtet.
Wirtschaftseliten fordern daher ein Ende des Konzeptes, welches durch eine stärkere Konzentration der Unternehmen auf Mitarbeiter, Produkte und Kunden ersetzt werden soll.