Wie liest man eine Bilanz richtig?

Inhaltsverzeichnis

Die Bilanz beziehungsweise der Jahresabschluss eines Unternehmens bietet eine Übersicht des gesamten Unternehmens vom Einkauf bis zum Absatz.Für viele Menschen allerdings ist das Lesen von Bilanzen immer noch ein Buch mit sieben Siegeln.Mit etwas Hintergrundwissen jedoch kann ein Unternehmer viel Nützliches über den eigenen Konzern erfahren und auf der Basis ihrer Kennzahlen konkrete unternehmerische Entscheidungen treffen.Aber auch für Investoren können die vorgelegten Jahresabschlüsse eine wichtige Hilfestellung bezüglich zum Verkauf stehender Unternehmen sein.

Erfahren Sie an dieser Stelle außerdem, wie Sie Geschäftsberichte richtig auswerten.

Unterziehen Sie die Bilanz einer qualitativen Vorprüfung

Aus einer schlechten Bilanz können Sie keine verlässlichen Informationen ableiten.Daher sollten Sie auch in der Lage sein, die Qualität und Verlässlichkeit von Bilanzen zu bewerten, bevor Sie mit der Berechnung von Bilanzkennzahlen beginnen.Hierzu werden im Rahmen einer Vorprüfung zunächst qualitative Faktoren zur Beurteilung herangezogen:

  • Wie zeitnah erfolgt die Bilanzerstellung?
  • Welche Informationen werden gegeben?
  • Wird nur das absolute Minimum berücksichtigt oder werden auch andere wichtige Fakten genannt?
  • Werden Erläuterungen zu den rechtlichen, wirtschaftlichen und steuerlichen Verhältnissen gegeben?

Die Eigenkapitalquote: Wichtigste Kennziffer zur Beurteilung des Kreditrisikos

Die so genannte Eigenkapitalquote gibt Aufschluss darüber, wie das Unternehmen mit Eigenkapital finanziert ist.

Formel  

Eigenkapitalquote berechnen

?
Die Eigenkapitalquote gibt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital an. Nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen sollte die Eigenkapitalquote nicht unter 30 % sinken.

$$\bo\text"Eigenkapitalquote" = (\text"Eigenkapital" / \text"Bilanzsumme"\)*100$$

Ergebnis berechnen

Nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen sollte die Eigenkapitalquote nicht unter 30 % sinken.

Der Verschuldungsgrad: Der optimale Verschuldungskoeffizient liegt bei 100 %

Auch der Verschuldungsgrad eines Unternehmens gibt Aufschluss über dessen Qualität.Hierzu wird das Fremdkapital durch das Eigenkapital des Unternehmens dividiert. Um eine leicht zu vergleichende Prozentzahl zu erhalten, sollte das Ergebnis auch hier wiederum mit 100 multipliziert werden.

Formel  

Statischen Verschuldungsgrad berechnen

?
Der statische Verschuldungsgrad bildet das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital ab. Dieser sagt somit etwas über die Finanzierungsstruktur des Unternehmens aus. In der Regel gilt: Je höher der statische Verschuldungsgrad desto höher das Kreditrisiko der Gläubiger.

$$\bo\text"statischer Verschuldungsgrad" = (\text"Fremdkapital" / \text"Eigenkapital"\)*100$$

Ergebnis berechnen

Ein Beispiel zur Verdeutlichung:Herr Meiser verfügt über 2500 € Eigenkapital. Zusätzlich stehen ihm 2300 € beispielsweise zur Finanzierung von Immobilien zur Verfügung. Sein Verschuldungskoeffizient beläuft sich demnach auf circa 108,7 %.Nach der goldenen Finanzierungsregel der Betriebswirtschaftslehre sollten sich Eigenkapital und Fremdkapital in etwa die Waage halten.Jedoch kann diese Kennzahl nicht für sich betrachtet werden, da bei der Verschuldung verschiedene Aspekte und Voraussetzungen zusätzlich abgewogen werden sollten:Die Frage nach dem Nutzen des Fremdkapitals spielt hierbei eine entscheidende Rolle.

Der Cash-Flow des laufenden Geschäfts: Wie liquide ist das Unternehmen wirklich?

Die Kapitalflussrechnung beziehungsweise der Cash-Flow zeigt dem Anleger, wie viel das Unternehmen cash verdient hat.Hierbei sollte man in erster Linie darauf achten, dass ein Überschuss der betrieblichen Einnahmen über die betrieblichen Ausgaben vorhanden ist.Ein langfristig negativer Cash-Flow hingegen ist ein sicheres Warnsignal und sollte dem Anleger von der Investition abraten.

Die Anlagendeckung: Berechnen Sie die ständige Liquidität des Unternehmens

Mit dieser Kennzahl wird die Finanzierung des Anlagevermögens analysiert.Im besten Fall sollte das Anlagevermögen durch Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital gedeckt sein. Die Anlagendeckung in Prozent ergibt sich aus der Division von Eigenkapital durch das Anlagevermögen multipliziert mit 100.Ein Beispiel zur Verdeutlichung:Ergibt sich aus der Berechnung eine Anlagendeckung von 30 % bedeutet dies im Klartext, dass jedem Euro des Anlagevermögens lediglich 0,30 € Eigenkapital zuzuordnen sind.Will man zudem den Einfluss von langfristigem Fremdkapital in seine Überlegungen miteinbeziehen, dann addiert man dieses zu Beginn der Rechnung ganz einfach mit dem Eigenkapital des Unternehmens.