Konjunkturverlauf – Anleger in den Wellen der Wirtschaft

Inhaltsverzeichnis

Der Konjunkturverlauf ist eine wellenartige Bewegung der Wirtschaftsaktivität. Gemessen wird sie am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Auf und Ab wiederholt sich in Zyklen von einigen Jahren. Und es beeinflusst regelmäßig die Börsen. Fragt sich nur, inwieweit sich der Zustand der Konjunktur zur Anlageentscheidung eignet.

Eine pauschale Antwort hierauf fällt schwer. Immerhin muss nicht jedes kleine Wirtschaftswunder alle Branchen erfassen. Umgekehrt gibt es auch in schwachen Zeiten ungewöhnlich stabile Unternehmen. Generell jedoch hängen die Börsen mit ihren Trends am Konjunkturverlauf. Mehr noch: In der Regel nehmen sie ihn mit bereits Monate vorweg. Die Börse reagiert früh auf entsprechende Signale und Indikatoren.

Doch nun zum Konjunkturverlauf. Er ist auch als Konjunkturzyklus bekannt und hat 4 Phasen, die stets in derselben Reihenfolge auftreten. Das ist kein Naturgesetz, sondern die logische Folge der Entwicklungen zu Ende einer jeweiligen Phase.

Konjunkturverlauf: Der Aufschwung (Expansion)

Die Wirtschaftsleistung steigt, die Zahl der Beschäftigten ebenso und weil damit mehr Geld zur Verfügung steht, steigt auch die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen.

Um nun die Nachfrage zu befriedigen, werden zur erhöhten Produktion noch mehr Arbeitskräfte eingestellt – Gewinne, Zinsen, Einkommen und Steuereinnahmen steigen. Es macht sich allgemeiner Optimismus breit.

Konjunkturverlauf: Die Hochkonjunktur (Boomphase)

Nun läuft der Wirtschaftsmotor heiß. Die Produktion läuft am Limit, während die Nachfrage weiter anzieht. Da quasi Vollbeschäftigung herrscht, fehlen überall Arbeitskräfte. Entsprechend gehen die Löhne erneut nach oben und parallel dazu die Preise.

Die werden auch in der überoptimistischen Stimmung angenommen. Es ist Geld unterm Volk. Die Unternehmensgewinne machen dem Anleger Freude. Doch schon bahnt sich ein Problem an.

Konjunkturverlauf: Der Abschwung (Rezession)

Weil das Preisniveau stets nach oben geht, zieht Inflation auf. Die Preise laufen den Löhnen davon. Die Verbraucher halten sich spürbar zurück und die Gewerkschaften erstreiten höhere Gehälter. Dies macht den Unternehmen genauso zu schaffen wie die kurz zuvor getätigten Investitionen in erweiterte Produktionsmittel.

Was tun, wenn die Anleger weiterhin Gewinne erwarten, die wiederum Anreiz zum Aktienkauf sind? Entweder überflüssiges Personal entlassen oder die Preise erhöhen. Doch beides hat negative Folgen. Bei mehr Arbeitslosen wird weniger konsumiert. Und teurere Waren werden zum Ladenhüter. Der Abschwung nimmt also Fahrt auf. Zinsen, Aktienkurse und Gewinne sinken.

Konjunkturverlauf: Die Depression (Tiefstand)

Und schon macht sich allgemeine Depression breit. Viele Firmen schreiben rote Zahlen, einige gehen in Konkurs. Die Arbeitslosenquote steigt weiter. Zinsen, Löhne, Gewinne und Steueraufkommen sind auf Tauchkurs. Die Verbraucher sparen notgedrungen. In der Folge geht die Produktion noch weiter zurück.

Allerdings auch die Inflation. Denn die überhöhten Preise sind wieder auf einem realistischen Niveau gelandet. Dies ist zugleich eine Phase der Bereinigung. Unternehmen, die es verstanden haben, zu überleben, können jetzt auf ihre vorab getätigten Investitionen zurückgreifen und gezielt rationalisieren.

Damit lassen sich auch bei geringeren Umsätzen Gewinne erzielen. Und schon ist die Basis für eine neue Konjunkturrunde da.

Konjunkturverlauf: Ausnahmen und Börsentrends

Die Konjunkturphasen bedingen sich also jeweils und sind vorhersehbar. Allerdings ist deren Dauer nicht immer gleich. Ebensowenig deren Ausprägung, z.B. wenn die Regierungen mit ihrer Geld- und Zinspolitik entgegensteuern.

Auch kann es im Konjunkturverlauf zu Schwankungen kommen. Klassisches Beispiel sind saisonale, witterungsbedingte Einflüsse auf die Baubranche. Ist der Winter hart, leiden auch die Unternehmen.

Und hier schließt sich der Kreis für den Anleger. In jeder Phase kann es Ausnahmen in bestimmten Branchen geben. Im Allgemeinen aber bilden die Börsen den gesamtwirtschaftlichen Zustand ab. Beim Abschwung gehen die Notierungen schon vorzeitig bergab. Anfangs meist besonders kräftig. Umgekehrt der Trend vor einem Aufschwung. Hier gilt es, rechtzeitig die Signale zu erkennen.