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Enron-Skandal: Wie Rating-Agenturen Anleger um Milliarden prellten

Inhaltsverzeichnis

Es war ein Wirtschaftskrimi ohne gleichen: Anleger wurden um 60 Mrd.$ geprellt. Der Enron-Skandal steht für den bislang spektakulärsten Fall von Bilanzfälschung. Mit Tricks und falschen Zahlen entstand ein texanisches Megaunternehmen, das Investoren in Scharen anlockte. Alle vertrauten auf Wirtschaftsprüfer und Rating-Agenturen.

Als der Scheinriese im Jahr 2001 zusammenkrachte, war der Schaden verheerend und zeigte erhebliche Strukturschwächen im Kontrollsystem. Der Fall ist zwar erledigt, doch die Versuchung, Zahlen zu manipulieren und Anleger zu täuschen ist damit nicht ausgestorben. Bleibt die Frage, was sich nach Enron verändert hat und was bei ähnlichen Fällen zu tun ist.

Enron-Skandal: Scheingewinne und getrickste Zahlen

Der Name Enron taucht immer dann auf, wenn es um getrickste Bilanzen und drohende Pleiten geht. Enron ist ein Paradebeispiel wie Phantomerträge generiert, Verluste verschoben und mit unrealistischen Aktienkursen immer mehr Gelder von gutgläubigen Investoren einfahren werden. Doch wo echte Erträge fehlen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das System kollabiert.

Als Enron Insolvenz anmeldete, war die Welt schockiert. Der Energiegigant war eines der größten US-Unternehmen und galt als Garant für Wachstum, Erfolg und Innovation. Doch das war nur eine Schweinwelt, ein raffiniertes System, das vom ständigen Zukauf immer neuer Unternehmen lebte.

Wie der Betrug funktionieren konnte

Eine zentrale Rolle spielten sogenannte schwebende Geschäfte, bei denen Verträge geschlossen werden, die aber noch nicht realisiert sind. Die Papiergewinne wurden bereits in die Bilanz geschrieben. Nicht aber die Schulden. Die wurden auf zahllose Tochtergesellschaften im Ausland übertragen und vor den Anlegern versteckt.

Der Schwindel flog durch Ermittlungen der Börsenaufsicht SEC auf. Wie sich zeigte, hatten die Verantwortlichen für ihre Abschlüsse satte Bonuszahlungen kassiert, insgesamt 500 Mio. $. Das Geld verschwand in irgendwelchen Steuerparadiesen. Nach dem Zusammenbruch von Enron erlebte die Börse ein Erdbeben. Investoren verloren rund 60 Mrd. $.

Enron-Skandal reißt Banken mit sich

Es folgten unter anderem Sammelklagen gegen namhafte Banken wie die Citigroup, J.P. Morgan oder Credit Suisse. Der Vorwurf: Sie haben Enron bei Steuertricks beraten. Die Banken bildeten daraufhin flugs Rückstellungen. Das wiederum schmälerte deren Gewinn und ließ die Aktienkurse purzeln.

Damit hatten auch deren Anleger das Nachsehen. Auch die Investmentbanker der Deutschen Bank hatte für Enron Steuerkonstrukte ausgetüftelt. Offiziell jedoch hatte die Deutsche Bank keine Rückstellungen gebildet. Hinter denk Kulissen aber hatte man sich vorsichtshalber auf ca. 500 Mio. $ Forderungen eingerichtet. Die Klage wurde letztlich abgewiesen. Andere hingegen mussten zahlen. J.P. Morgan etwa musste Enron-Anleger mit 2,2 Mrd.$ entschädigen.

Enron und seine Helfer

Das Besondere an dem Fall: Der jahrelange Betrug konnte nur gelingen, weil derartige Bilanztricks nach den damaligen US-Bilanzierungsregeln möglich waren. Mittlerweile wurden sie verschärft.

Beim kriminellen Ausnutzen der Schlupflöcher hatte Enron aber noch einen Mithelfer: die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen. Dort wurden noch am Tag des Insolvenzantrags eilig tonnenweise Enron-Akten vernichtet. Deswegen kassierte Arthur Andersen eine Geldbuße von 500.000 $ und verschwand angesichts drohender Schadensersatzklagen von der Bildfläche.

Nicht so die Rating-Agenturen Standard & Poor´s und Moody’s. Die hatten Enron stets „vorzügliche Bonität“ bescheinigt. Mit ihren Bewertungspraktiken nach einem umstrittenen Bezahlmodell fällen sie nach wie vor entscheidende und häufig zweifelhafte Bonitätsurteile.

Eines zumindest hat sich geändert. Seit 2010 können sie sich nicht mehr unter Berufung auf die Meinungsfreiheit Schadensersatzklagen entziehen. Ihre Urteile gelten nun per Gesetz als „Expertenäußerung“. Investoren können endlich klagen.

Enron-Skandal: Folgen und Lehren für Investoren

Und was ist mit dem verlorenen Geld der Anleger? Eine Möglichkeit zur Entschädigung bieten seit Enron die Fair Funds der Börsenaufsicht SEC. Dort werden alle Gelder gesammelt, die bei Betrugsverfahren stellvertretend für die Geschädigten eingezogen wurden. Die SEC sucht dann die Geschädigten und zahlt das Geld an sie aus. 2008 standen nach einem Gerichtsvergleich mit Enron 7,2 Mrd. $ zur Verteilung. Pro Aktie waren das 6,79 $. Bei dem Vorgang gibt es aber Ausschlussfristen. Anleger außerhalb der USA müssen selbst Initiative ergreifen.

Insgesamt hat der Enron-Skandal einiges in Rollen gebracht. Auch die Regeln für die Jahresabschlüsse wurden verschärft. Doch darauf allein sollten sich Anleger ebenso wenig verlassen wie auf die in Mode gekommenen Bekundungen zu Corporate-Governance und Datentransparenz.

Unternehmensgewinne unterliegen ohnehin einer gewissen Gestaltungsfreiheit. Nur der Blick auf die Kapitalflussrechnung zeigt, inwieweit Erträge geschaffen werden. Jede Aufstellung, jeder Bericht und jede Bilanz sollte kritisch hinterfragt werden. Dazu gehören nicht nur die reinen Zahlen, sondern auch jede auch noch so kleine Anmerkung im Kleingedruckten. Denn eines ist sicher: Enron war mit Sicherheit nicht der letzte Versuch, Anleger um ihr Geld zu prellen.